Greiser, Arthur
Arthur Karl Greiser ( 22. Januar 1897 in Schroda, Provinz Posen; hingerichtet 14. Juli 1946 ebenda) war ein deutscher Offizier des Kaiserlichen Heeres und der Freikorps sowie Politiker und Landesjägermeister von Danzig, zuletzt der Gauleiter (des Gaues Wartheland), Reichsstatthalter sowie SS-Obergruppenführer im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Schule
Als Sohn eines Beamten kam Greiser in Posen zur Welt, besuchte das Gymnasium und schloß dieses mit Abitur ab.
Erster Weltkrieg
Am 4. August 1914, bei Beginn des Ersten Weltkrieges, meldete sich Greiser als Kriegsfreiwilliger. Er war zunächst bei der Kaiserlichen Marine, dann von August bis Oktober 1917 als Führer einer Flugstaffel beim Jagdgeschwader „von Richthofen“. Im Oktober 1917 zu einer Seeflugstation im belgischen Ostende kommandiert, wurde der Marineflieger im Oktober 1918 während eines Feindfluges abgeschossen und dabei schwer verwundet. Im Dezember 1918 entlassen, zog sich seine Genesung bis in den Frühling 1919 hin, eine Kriegsbeschädigung von 50 Prozent blieb bei dem Flugzeugführer zurück.
Freikorps
Nun sicherte Greiser vom 1. Februar bis 15. Mai 1919 im Freikorps die deutschen Ostgrenzen (Grenzschutzost) gegen polnische Invasoren seiner Heimat. Er war Angehöriger der „freien Jagdstaffel“, die im Mai 1921 schließlich aufgelöst wurde. Im Frühsommer 1919 heiratete er in Danzig und sollte als gefeierter Weltkriegsflieger zweiter Verkaufsleiter beim Danziger-Büro des von Carl Benz gegründeten Unternehmens „Benz & Cie.“ werden. Dann aber wurde Danzig Freie Stadt und nicht mehr ein Teil des Deutschen Reiches. Die Firmen zogen sich ins Reich zurück. Seit 1922 war er Mitglied der DSP und in vielen Berufsfelder tätig (1923 gründete er eine eigene Firma). Die Greiser-Familie in Posen wurde schon 1921 vertreiben, seine Brüder Gustav und Otto wurden von polnischen Aufständischen in ein Konzentrationslager, einem früheren Kriegsgefangenenlager verschleppt, wo sie grausame sechs Monate verbrachten. Otto zog danach nach Hohensalza, wurde aber auch von dort vertreiben und ging nach Brandenburg. Gustav und seine Frau Ida zog nach Danzig zu Arthur. Die Stadt wurde vom Hochkommissar des Völkerbundes beherrscht, was aber immer noch besser war als eine Herrschaft der Polen.
1924 konnte er sich mit seiner Frau einen Urlaub in Italien leisten. Kurz darauf eröffnete er eine Filiale seiner Verkaufs-Agentur (Öle und Fette) in Hamburg. Greiser war aktives Mitglied im Zoppoter Tennis Club, diente auch im Vorstand (1934 wurde er deshalb zum Ehrenmitglied ernannt). Der Kaufmann Greiser, bis 1926 Mitglied beim Stahlhelmbund, war auch Mitglied einer Freimaurerei. 1929 verlor er in Folge der Depression seine Firma und wurde für kurze Zeit Mitarbeiter der „Öl- und Fettfabrik AG“ von Adolf Mazur. Seit dem 1. November 1929 Mitglied der NSDAP (NSDAP-Nr. 166.635), schloß er sich kurz darauf (1. Dezember) der SA an. 1930 zog er als Abgeordneter in den Danziger Volkstag ein. Am 30. Juni 1931 trat er zur SS über (SS-Nr. 10.795).
Zwischenkriegszeit
Ab Juni 1933 amtierte er als Vizepräsident und Innensenator der Freien Stadt Danzig. Im November 1934 wurde Greiser in Nachfolge von Hermann Rauschning Präsident des Danziger Senates.
Zweiter Weltkrieg
Nach Kriegsbeginn war er Gauleiter und Reichsstatthalter des Gaues Wartheland und somit verantwortlich für die angestrebte Regermanisierung seiner Heimat. Ungeachtet der Tatsache, daß diese Gebiete im Zuge des Versailler Diktats dem Deutschen Reich völkerrechtswidrig entrissen worden waren, wurde Greisers Arbeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgelegt.
Als solcher gehörte es zu seinen Pflichten, den Senat bei Empfängen zu vertreten, auch war er Landesjägermeister und wurde in dieser Position von polnischen Diplomaten zu Jagden eingeladen. Bei einer solchen verlor er durch einen „Unfall“ ein Auge. Es wurde vermieden, von einem Attentat zu sprechen. Einen ähnlichen Vorfall gab es mit Dr. Arthur Gütt, Mitglied im Reichsausschuß zum Schutze des deutschen Blutes, der 1939 ebenfalls Opfer eines solchen „Jagdunfalles“ in Westpreußen war. Greiser trug zeitlebens eine Augenprothese.
Die zuvor erfolgte Polonisierung alter deutscher Siedlungsgebiete war im Sinne der „Befreier“ eine legitime Handlung. Kurz vor der Eroberung Posens durch die Rote Armee soll Greiser geflohen sein, wobei es auch die These gibt, daß Martin Bormann als Erzfeind Greisers ihm unter Vorspiegelung eines falschen Befehls zur Absetzung aus dem Kessel geraten habe, um ihn später als Feigling darzustellen.
Nachkriegszeit
Nach der Kapitulation wurde Greiser von den VS-amerikanischen „Befreiern“ in den Bayrischen Alpen (→ Alpenfestung) aufgegriffen und an die Polen ausgeliefert, wo er, gemeinsam mit Albert Forster und Erich Koch, zum Tode verurteilt wurde.
Tod
Vor seinem Amtssitz in Posen wurde Arthur Greiser enthauptet,[1] nachdem er angeblich vorher in einem Käfig durch die Stadt geführt worden war.[2]
Clausewitz-Preis
Am „Tag der Freiheit“ 1941 gab Gauleiter und Reichsstatthalter Arthur Greiser erstmalig die Verleihung des Clausewitz-Preises der „Reichsstiftung für Deutsche Ostforschung“ in Posen bekannt. Ausgezeichnet mit diesem Preise wurden die beiden Ritterkreuzträger SS-Scharführer Fritz Christen und Unteroffizier Heinrich Schulz (dessen Preisverleihungszeremonie war am 27. November 1941) sowie der Schriftsteller Erhard Wittek (Fritz Steuben).
Die drei Preisträger waren 1942 als Gäste des Gauleiters bei den Veranstaltungen zum dritten „Tag der Freiheit“ nach Posen gekommen und konnten am 23. Oktober 1942 in einer Feierstunde an der Reichsuniversität Posen, an der auch der Kommandierende General des Wehrkreises XXI, General der Artillerie Petzel, und der stellv. Gauleiter Schmalz teilnahmen, aus der Hand des Gauleiters die Urkunden über die ihnen verliehenen Preise entgegennehmen.
Der Gauleiter gab in seiner Ansprache seiner Freude darüber Ausdruck, zu Beginn der Feierlichkeiten des Tages der Freiheit als erste die drei Männer begrüßen zu können, denen er im Vorjahre im Namen der „Reichsstiftung für Deutsche Ostforschung", deren Schirmherrschaft sich der Reichsmarschall vorbehielt und die auf seine Veranlassung gesetzlich errichtet wurde, den Clausewitz-Preis verliehen hatte.
Unter den von der Reichsstiftung verkündeten Preisen wurde der Clausewitz-Preis als erster vergeben als Erinnerung an den General, der nicht nur militärisch, sondern auch wissenschaftlich im besten Sinne des Wortes Geschichte gestaltete. Der Preis wurde für hervorragende Verdienste um Deutschlands Osten nicht nur auf dem Gebiet der Forschung, sondern auch auf dem Gebiet des persönlichen Einsatzes und Erfolges verliehen.
Zu den drei Preisträgern gewandt, sagte der Gauleiter:
- „Sie haben durch Ihren persönlichen Einsatz für die Gestaltung des deutschen Ostens dem deutschen Volk ein Vorbild gegeben, der eine mit der Feder in der Hand, ein Mann dieses Landes, der im Weltkrieg 1914/18 und auch in diesem Krieg als Soldat an der Front gestanden hat, die beiden Ritterkreuzträger als Helden und Vorbilder der Jugend."
Den Dank der Preisträger brachte Erhard Wittek zum Ausdruck. Er erklärte, daß der Dank nur durch weitere Tat abgestattet werden könne. Seit der Zeit der „Edda" stehe der Dichter bei den Helden. Die Helden und ihre Taten zu verkünden, sei Aufgabe der Dichter. Auch „unsere Zeit werde einst ihre dichterische Gestaltung finden“. Wenn hier mitten im Kriege eine sinnvolle Doppelehrung für Helden und Dichter erfolge, so sei das ein Beweis der klaren Erkenntnis dessen, was ein Volk stark mache. Erhard Wittek schloß mit dem Wunsche, daß die großzügige Handlung des Gauleiters die Früchte tragen möge, die man sich davon verspreche.
Der Clausewitz-Preis war mit 10.000 Reichsmark ausgestattet. Er diente dazu, alle drei Preisträger im Warthegau seßhaft zu machen. Fritz Christen, der das Schmiedehandwerk erlernt hatte, wurde eine Schmiedewerkstatt im Gau übertragen. Heinrich Schulz, der Bauernsohn aus dem Landkreis Litzmannstadt, erhielt einen Bauernhof und der Dichter Erhard Wittek konnte das Besitztum im Posener Land zurückerwerben, das früher seiner Familie gehört hatte.
1942
Die Clausewitzpreisträger 1942 waren Eichenlaubträger Gerhard Hein und der deutsche Historiker Professor Manfred Laubert.
Familie
Erste Ehe
Am 25. Juni 1919 heiratete Greiser seine Verlobte Ruth Tripler ( 1899), eine Pastorentochter, die er im August 1917 während eines Fronturlaubes bei Verwandten in Zoppot kennengelernt hatte. Aus der Ehe sind ein Sohn und zwei Töchter entsprossen. Die Scheidung erfolgte vor dem Landesgericht Danzig am 15. Oktober 1934. Die Kinder waren:
- Ingrid ( 23. März 1920)
- Erhardt ( 8. Januar 1925)
- Sohn ( 1929), er verstarb nach nur wenigen Stunden
- Rotraut ( 11. Oktober 1930)
Zweite Ehe
Am 9. April 1935 heiratete SS-Brigadeführer Greiser die Konzertpianistin Maria Theodora „Tulli“ Koerfer ( 30. März 1908 in Köln). Sie war die Tochter von Johann Kaspar Körfer aus Mönchen-Gladbach und dessen Gemahlin Emilie. Tulli war NSDAP-Mitglied. Aus der Ehe ist ein am 20. Dezember 1939 geborener Sohn entsprossen.
SS-Beförderungen
- SS-Untersturmführer: 29. September 1931
- SS-Hauptsturmführer: 4. September 1932
- SS-Standartenführer: 20. Juni 1933
- SS-Oberführer: 12. März 1934
- SS-Brigadeführer: 1. Januar 1935
- SS-Gruppenführer: 24. Oktober 1939
- SS-Obergruppenführer: 30. Januar 1942
Auszeichnungen (Auszug)
Kaiserreich
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Abzeichen für Beobachter auf Marineflugzeugen
- Abzeichen für Marine Flugzeugführer auf Seeflugzeugen
- Marineverwundetenabzeichen (1918)
- Erinnerungsabzeichen für Marine-Flugzeugführer und -Beobachter
- SA/SS gemeinsames Fliegerabzeichen, 1932 als Mitglied des SS-Fliegersturms
Drittes Reich
- SS-Totenkopfring am 24. Dezember 1933
- Ehrenzeichen Danzig-Westpreußen (Traditions- und Gau-Abzeichen), 1933
- Ehrenzeichen Wartheland (Traditions- und Gau-Abzeichen)
- Flieger-Ehrendolch, 1934
- Ehrenwinkel der Alten Kämpfer, Februar 1934
- NSKK-Ehrenwinkel
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer am 8. Dezember 1934
- DRL Sportabzeichen in Gold
- SS-Julleuchter am 16. Dezember 1935
- Stern des Ehrenzeichens des Deutschen Roten Kreuzes am 20. April 1936
- Deutsches Olympia-Ehrenzeichen, I. Klasse
- Ehrendegen „Reichsführer-SS“ am 1. Dezember 1936
- SS-Zivilabzeichen
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Januar 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
Zweiter Weltkrieg
- Danziger Kreuz, I. Klasse am 24. Oktober 1939
- Kriegsverdienstkreuz (1939) II. und I. Klasse mit Schwertern
- II. Klasse mit Schwertern
- I. Klasse ohne Schwerter am 4. September 1940
- I. Klasse mit Schwertern am 30. Januar 1941
- Großoffizier des Ritterordens der heiligen Mauritius und Lazarus am 9. August 1940
- Goldenes HJ-Ehrenzeichen mit Eichenlaub
- Gauehrenzeichen des Reichsgaues Wartheland für Verdienste im Volkstumskampf, 1943
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze und Silber
- SS-Dienstauszeichnung
Schriften (Auswahl)
- mit Albert Forster, Hjalmar Schacht: Drei für jeden Danziger hochbedeutsame Reden, Danzig: Müller 1935
- Danzig als politisches Problem, 1935 (Sonderdruck aus Hochschule und Ausland, Mai 1935)
- mit Albert Forster: Danzigs Lebenskampf (= Schriften der Adolf-Hitler-Schule, Band 3), Hamburg: Hanseat. Verl.-Anst. 1935
- Die politische Stellung Danzigs zum Völkerbund, zu Polen und zum Reich, 1935 (Sonderdruck aus Nationalsozialistisches Handbuch für Recht und Gesetzgebung, München 1935)
- Der Aufbau im Osten (= Kieler Vorträge, Band 68), Jena: Fischer 1942
Fußnoten
- Geboren 1897
- Gestorben 1946
- Deutscher Politiker
- Deutscher Freimaurer
- Deutscher SS-Obergruppenführer
- NSDAP-Mitglied
- SS-Mitglied
- SA-Mitglied
- Landtagsabgeordneter (Danzig)
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- Stahlhelm-Mitglied
- Freikorps-Mitglied
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- DS-Mitglied
- Gauleiter
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP
- Träger des SS-Ehrendegens