Ostasiatisches Expeditionskorps

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Das Ostasiatische Expeditionskorps wurde am 3. Juli 1900 in Deutschland in einer Stärke von ca. 19.000 Mann aus Freiwilligen mit 861 Geschützen – auch als Antwort auf den feigen Mord an Clemens August Freiherr von Ketteler – aufgestellt. Mit den alliierten Truppen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens, Japans und des Russischen Reiches erhöhte sich die Anzahl der Soldaten auf 64.000 Mann.

Deutsche Soldaten des Ostasiatischen Expeditionskorps im Mai 1901

Aufstellung

Tropenhelm des Ostasiatischen Expeditionskorps; zunächst konnte das im Jahre 1900 ausgesandte Ostasiatische Expeditionskorps nur eine improvisierte Uniformierung erhalten, die mit Strohhüten einen exotischen Eindruck erweckte. Doch bereits seit 1901 erhielten die Truppen eine speziell geschaffene feldgraue Winter- und Sommerbekleidung mit völlig neu entwickelten Helmen, Tropenhelmen, Waffenröcken und Ausrüstungsteilen. Diese Bekleidungsstücke wurden nicht nur von den Ostasiatischen Besatzungstruppen bis 1909 getragen, sondern dienten zugleich als Versuche für eine in der Heimat angestrebte neue Felduniform. Tatsächlich flossen wichtige Elemente in die spätere Felduniform des Deutschen Heeres ein.

Der deutsche Kaiser beförderte Generalmajor Emil von Lessel (1847–1927), den Kommandeur der 28. Division in Karlsruhe, zum Generalleutnant und ernannte ihn zum Kommandeur des Ostasiatischen (chinesischen) Expeditionskorps. Seit dem 9. Juli 1900 war von Lessels Chef des Generalstabes Oberstleutnant Erich von Gündell.

Am 27. Juli 1900 hielt Kaiser Wilhelm II. anläßlich der Entsendung des Expeditionskorps eine Rede in Bremerhaven. Diese wurde von der englischsprachigen Presse als „Hunnenrede“ verunglimpft.

Zur Führung dieser Streitmacht wurde ihm ein Stab beigegeben, der als Armee-Oberkommando in Ostasien bezeichnet wurde. Am 12. August 1900 wurde Generalfeldmarschall Alfred von Waldersee zum Oberbefehlshaber des Armee-Oberkommandos in Ostasien bestimmt. Dieser übernahm am 27. September 1900 das Kommando. Standorte des Expeditionskorps waren Peking, Tientsin, Langfang, Yangtsun, Tangku und Schanghaikwan.

Am 17. Mai 1901 wurde durch kaiserlichen Befehl sowohl das deutsche Ostasiatische Expeditionskorps als auch das Armee-Oberkommando aufgelöst. Ihr Nachfolger wurde die Ostasiatische Besatzungs-Brigade.[1]

Armee-Oberkommando in Ostasien

Das „Armee-Oberkommando in Ostasien“ war eine Kommandobehörde des deutschen Heeres während des Boxeraufstandes (1900–1901). Es existierte nur wenige Monate, um die Einsätze der VS-amerikanischen, deutschen, englischen, französischen, italienischen, japanischen und russischen Truppen zu koordinieren und zu führen.

Geschichte

General-Feldmarschall Alfred Graf von Waldersee

Zu Beginn des Boxeraufstandes gelang es einer alliierten Streitmacht unter Sir Edward Hobart Seymour im Juni 1900 zunächst nicht, Peking zu erreichen, wo das Gesandtschaftsviertel von den Aufständischen belagert wurde. Daraufhin beschlossen die Vereinigten Staaten, das Deutsche Reich, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und das Russische Reich die Entsendung einer gemeinsamen Streitmacht nach China.

In Deutschland wurde zu diesem Zweck am 3. Juli 1900 das Ostasiatische Expeditionskorps aufgestellt.[2]

Am 12. August 1900 wurde Generalfeldmarschall Alfred von Waldersee zum Oberbefehlshaber bestimmt. Zur Führung dieser Streitmacht wurde ihm ein Stab beigegeben, der als „Armeeoberkommando in Ostasien“ bezeichnet wurde. Peking war allerdings bereits am 14. August 1900 eingenommen worden, so daß die eigentliche Bestimmung der Armee hinfällig wurde.

„In China haben unsere Truppen neuerdings weitere Erfolge verzeichnen können, sie waren hervorragend beteiligt an der Einnahme der Peitangforts und haben Liang-hsiang-hsien erobert. Diese Waffentaten sind besonders als Gegengewicht gegen die Störung der diplomatischen Eintracht der Mächte zu begrüßen, die nur zu sehr geeignet ist, die Widerstandskraft der Chinesen zu stärken. Wenn man einen Augenblick hoffen konnte, sie würden nach dem Verlust von Peking um Frieden bitten, so haben sich die Dinge jüngst wieder geändert, China will unterhandeln, Friedensbedingungen erörtern, keineswegs sich ihnen schlankweg fügen.“ — Die Woche, 1900

Sie unternahm nunmehr Expeditionen zur Bekämpfung der Boxer im Landesinneren und Strafunternehmungen. Die Truppen wurden über ein halbes Jahr in China eingesetzt, bevor am 17. Mai 1901 durch kaiserlichen Befehl sowohl das deutsche Ostasiatische Expeditionskorps als auch das Armee-Oberkommando aufgelöst wurden. Ihr Nachfolger wurde die Ostasiatische Besatzungs-Brigade.[3]

Organisation

Flagge des Oberkommandierenden der Streitkräfte in China, 1900–1901, Deutsches Kaiserreich

Obwohl die Truppen multinational waren, blieb das Armeeoberkommando eine deutsche Kommandobehörde. Zur Unterstützung Waldersees fungierte Generalmajor Julius von Groß gen. von Schwarzhoff als Generalstabschef und Generalmajor Georg von Gayl als Generalquartiermeister. Zum engeren Stab des Armeeoberkommandos gehörten des weiteren acht Generalstabsoffiziere und elf Adjutanten.

Zur Koordinierung der militärischen Planungen und Operationen gehörten dem Armeeoberkommando sechs Vertreter der jeweiligen militärischen Kontingente an. Ansonsten folgte der Aufbau des Kommandos demjenigen eines typischen Armeeoberkommandos des Deutschen Kaiserreiches.

Gliederung des Ostasiatisches Expeditionskorps am 1. Juni 1901

Ostasiatisches Infanterie-Regiment Standarte; Soldat mit Schutztruppenhut
Ostasiatisches Reiter-Regiment Standarte
  • Kommando des Ostasiatischen Expeditionskorps
    • 1. Ostasiatische Infanterie-Brigade
      • 1. Ostasiatisches Infanterie-Regiment (jedes Regiment bestand aus zwei Bataillonen mit jeweils 812 Mann)
      • 2. Ostasiatisches Infanterie-Regiment
    • 2. Ostasiatische Infanterie-Brigade
      • 3. Ostasiatisches Infanterie-Regiment
      • 4. Ostasiatisches Infanterie-Regiment
    • 3. Ostasiatische Infanterie-Brigade
      • 5. Ostasiatisches Infanterie-Regiment
      • 6. Ostasiatisches Infanterie-Regiment
    • Ostasiatisches Jäger-Regiment
    • Ostasiatisches Reiter-Regiment (600 Soldaten der Reiterei)
    • Ostasiatisches Feldartillerie-Regiment
      • Leichte Munitionskolonne
      • Leichte Feldhaubitz-Munitions-Kolonne
    • Ostasiatisches Bataillon schwerer Feldhaubitzen
    • Ostasiatische Pionier-Bataillon
    • Ostasiatisches Eisenbahn-Bataillon
      • 1. Eisenbahn-Bau-Kompanie
      • 2. Eisenbahn-Bau-Kompanie
      • 3. Eisenbahn-Bau-Kompanie
    • Ostasiatische Korps-Telegraphen-Abteilung
    • Ostasiatische Sanitäts-Kompanie
    • Ostasiatische Munitions-Kolonnen-Abteilung
      • Infanterie-Munitions-Kolonne Nr. 1
      • Infanterie-Munitions-Kolonne Nr. 2
      • Artillerie-Munitions-Kolonne Nr. 1
      • Feldhaubitz-Munitions-Kolonne
      • Schwere Feldhaubitz-Munitions-Kolonne Nr. 1
      • Schwere Feldhaubitz-Munitions-Kolonne Nr. 2
    • Train des Ostasiatischen Expeditionskorps
      • Proviant Kolonne Nr. 1-3
      • Feldbäckerei-Kolonne
      • Feldlazarett Nr. 1-6
    • Etappen-Formationen des Ostasiatischen Expeditionskorps Etappenkommando
      • Pferdedepot
      • Etappen-Munitionskolonne
      • Bekleidungsdepot
      • Train Aufsichtspersonal
      • Kriegslazarettpersonal
      • Lazarettschiff des Ostasiatischen Expeditionskorps
      • Etappenmagazinpersonal
      • Lazarettreservedepot

Bekannte Angehörige (Auswahl)

China-Denkmünze

China-Denkmünze für Kämpfer mit der seltenen inoffiziellen ‚Ostasiat. Exped. Kps.‘ Gefechtsspange; China-Denkmünzen sind auch in Italien (1901), Frankreich (1902), England, den USA, Japan und dem Kaiserreich Rußland gestiftet worden. Deutsche konnten ausländische Denkmünzen, Ausländer wiederum deutsche Denkmünzen verliehen bekommen.
China-Denkmünze in Stahl für Nichtkämpfer

China-Denkmünze für Kämpfer 1901

Die China-Denkmünze wurde am 10. Mai 1901 durch König und Kaiser Wilhelm II. gestiftet. Die Medaille wurde als Anerkennung für Tapferkeit und Ausdauer während der Kämpfe in Ostasien verliehen. Maßgebend war der Zeitraum von 30. Mai 1900 bis zum 29. Juni 1901. Die ehrwürdige Auszeichnung wurde in Bronze an Kämpfer und in Stahl an Nichtkämpfer verliehen. Verliehen wurde diese Denkmünze an alle Offiziere und Soldaten, Sanitätsoffiziere, Marineingenieure, Beamte und Zeug- und Feuerwerksoffiziere, die an den kriegerischen Handlungen in China beteiligt waren oder zu Beginn der Kämpfe bereits dort stationiert waren.

Ebenso berechtigt waren Personen der freiwilligen Krankenpflege, die sich auf den Gefechtsfeldern oder Feldlazaretten und Lazarettschiffen aufhielten, der deutschen Schutzwachen in Peking und Tientsin und nicht Chinesen, die sich während dieser Zeit in den deutschen Gesandschaften aufhielten. Der Entwurf stammt vom Kaiser selbst, ausgeführt von Prof. W. Schott, Berlin. Geprägt wurden die Medaillen in Stuttgart von Wilhelm Mayer und Franz Wilhelm. Die Verleihungszahl wird mit über 40.000 Stück angegeben.

Zur Denkmünze wurden Gefechtsspangen gestiftet für Kämpfer in der entsprechenden Schlacht. Dabei wurde unterschieden zwischen Marine, Heer und Gefechtsspangen für beide. Bekannt sind folgende Spangen:

  • TAKU
  • SEYMOUR-EXPEDITION
  • SEYMOUR-EXP.
  • TIENTSIN
  • PEKING
  • PEITANG-FORTS
  • LIANG-HSIANG-HSIEN
  • KAUMI
  • TSEKINGWAN
  • KALGAN
  • HUOLU
  • KITCHOU
  • HOPHU
  • FOUPHING
  • NAN-HUNG-MEN

Inoffizielle Spangen wurden auch geprägt.

China-Denkmünze für Nichtkämpfer 1901

Verliehen wurde diese Denkmünze für Nichtkämpfer an alle Personen, die in der Vorbereitung und Entsendung der Truppen tätig waren oder sich während der Kämpfe in Asien in außergewöhnlicher, besonders anerkennenswerter Weise im Interesse der dort kämpfenden Truppen verdient gemacht hatten. Außerdem waren die Besatzungen der Schiffe, die Waffen und Güter zu den Truppen oder zurück transportierten, empfangsberechtigt. Beamte der Schiffahrtslinien, die die Transporte überwachten, Vorarbeiter und Handwerker sowie Kapitäne und niedere Dienstgrade der Hamburg-Amerika-Linie 207, Beamte der Reichs-Postverwaltung waren auch empfangsberechtigt. Zur Verleihung wurde eine Besitzurkunde ausgestellt. Eine Rückgabepflicht bestand nicht.

Es wurden Denkmünzen in Stahl, Silber, Weißmetall und Bronze versilbert gefertigt. Es sind auch Halbgrößen 28 mm bekannt. Es wird eine Verleihungszahl von über 5.000 Stück angenommen. Verleihungsexemplare sind immer aus Stahl. Die anderen Fertigungen sind private Stücke (Silber) oder Fertigungen nach dem Ersten Weltkrieg. Zur Denkmünze wurden im September 1901 auch Spangen festgelegt. Die maßgebliche Zeit war vom 30. Mai 1900 bis zum 29. Juni 1901. Die Liste der Orte für die Spangen wurde letztmalig im Dezember 1902 erweitert. Bekannt sind 14 Spangen, die teilweise nur der Marine oder dem Heer vorbehalten waren. Orte für die Spangen waren: Taku, Seymour-Expedition, Tientsin, Peking, Liang-hsiang-hsien, Kaumi, Nan-hung-men, Peitang-Forts, Kalgan, Huolu, Fouphing, Tsekingwan, Kitchou und Hophu.

Ostasiatische Besatzungs-Brigade

Soldaten des deutschen 1. Ostasiatischen Infanterie-Regiments mit den beim Sturm auf die Peitangforts eroberten Truppenfahnen. „Die Chinesen sind – so feige sie sich bei der Verteidigung der Taku- und neuerdings der Peitangforts gezeigt haben – gegenüber dem, der in ihre Hände fällt, grausame Bestien. [...] Einem solchen nichtswürdigen, barbarischen Feinde gegenüber kann man nicht handeln, wie gegenüber einem zivilisierten Gegner.“ — Justus Scheibert in seinem Kriegstagebuch

Am 17. Mai 1901 entstand die Ostasiatische Besatzungsbrigade durch Auflösung und Umwandlung des Ostasiatischen Expeditionskorps. Am 1. Mai und am 11. Dezember 1902 wurde die Brigade weiter verkleinert und umgegliedert. Am 6. März 1906 wurde die Brigade aufgelöst und durch das Ostasiatische Detachement, den Vorgänger des Ostasiatischen Marine-Detachements, in Bataillonsstärke ersetzt.

Carl Tanera: Deutschlands Kämpfe in Ostasien – Dem Deutschen Volke erzählt, Verlag von Neufeld & Henius, Berlin 1902

Gliederung am 1. Juni 1902

  • Kommando der Ostasiatischen Besatzungs-Brigade
    • 1. Ostasiatisches Infanterie-Regiment
    • 2. Ostasiatisches Infanterie-Regiment
    • 3. Ostasiatisches Infanterie-Regiment
    • Ostasiatische Eskadron Jäger zu Pferde, Tientsin
    • Ostasiatisches Feldartillerie-Abteilung
    • Ostasiatische Pionier-Kompanie, Tientsin
    • Ostasiatische Train-Kompanie, mit Pferdedepot, Tientsin
    • Ostasiatsche Sanitäts-Halbkompanie, Tientsin
    • Ostasiatsche Etappenkommandantur, Tangku
    • Ostasiatisches Feldlazarett Nr. 1 , Tientsin
    • Ostasiatisches Feldlazarett Nr. 2, Tientsin

Bekannte Angehörige (Auswahl)

Ostasiatisches Marine-Detachement

Das Ostasiatische Marine-Detachement (OMD) in Kompaniestärke entstand 1909 aus dem vormaligen Ostasiatischen Detachement (dieses war in Peking und Tientsin stationiert), welches aus Resten des Ostasiatischen Expeditionskorps bestand. Es unterstand dem III. Seebataillon (5 Kompanien, Marinefeld-Batterie und Marinepionier-Kompanie) in Tsingtau.[4] Dritter im Bunde war Matrosenartillerie-Abteilung Kiautschou mit vier Kompanien, in der u. a. der spätere Kapitän zur See Walter Lohmann diente.

1912 schied das OMD dann wieder aus dem Verbund des III. Seebataillons aus und wurde durch erneute Aufstockung auf 3,5 kompaniestarke Einheiten selbständig. Das Detachement (Abteilung) unterstand nach wie vor dem Gouvernement von Kiautschou (das seinerseits dem Reichsmarineamt unterstand) und somit fachlich auch der Inspektion der Marine-Infanterie in Kiel.

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Zabel : Die deutsche China-Expedition von 1897, 1902

Fußnoten

  1. Ostasiatisches Expeditionskorps (Kaiserreich)
  2. Edgar Graf von Matuschka: Organisationsgeschichte des Heeres 1890 bis 1918, in: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1890–1918, München 1983, S. 209
  3. Edgar Graf von Matuschka: Organisationsgeschichte des Heeres 1890 bis 1918, in: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1890–1918, München 1983, S. 210
  4. Aufstellung des Ostasiatischen Marine-Detachements