Angerburg
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Ostpreußen |
Landkreis: | Angerburg |
Provinz: | Ostpreußen |
Einwohner (1939): | 9.846 |
Koordinaten: | 54° 13′ N, 21° 45′ O |
Angerburg befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Angerburg ist eine deutsche Kleinstadt in Ostpreußen.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Angerburg liegt in Ostpreußen am Fluß Angerapp und dem Mauersee bzw. Schwenzaitsee. Zur nächstgelegenen größeren Stadt Lötzen im Süden sind es 22 km.
Geschichte
Ältere Geschichte
Schon in einer Chronik aus dem Jahre 1335 wird eine „Angirburg“ erwähnt, bestehend aus einem Blockhaus, einer Palisade und einem Wachturm. In einem weiteren Dokument von 1341 wird berichtet, daß bei der Angerburg zwölf Prussen wegen treuer Dienste mit Land an den Flüssen Worape und Angrabe (Angerapp) vom Ritterorden belohnt wurden. 1365 zerstörte der litauische Großfürst Kinstutte die Angerburg, doch an gleicher Stelle errichtete der Ritterorden dreißig Jahre später eine neue Burg, diesmal aus Stein. Sie sollte der weiteren Erschließung des Landes dienen.
Ende des 15. Jahrhunderts war die Gegend um die Angerburg bereits besiedelt. Es wurde Landwirtschaft betrieben und für den Bau einer Wassermühle der Mauersee bzw. Schwenzaitsee aufgestaut. Um 1510 hatte sich bei der Burg eine Ortschaft entwickelt, deren Name abwechselnd als Neudorf oder Gerothwol erwähnt wird. Nach der Gründung des Herzogtums Preußen wurde die Angerburg Sitz des Amtshauptmanns. 1571 verlieh Herzog Albrecht dem Ort auf Antrag seiner Bewohner das Stadtrecht und bestimmte, daß die Stadt künftig den Namen Angerburg führen solle. Bei einem Großbrand im Jahre 1608 wurden weite Teile der Stadt vernichtet, unter ihnen die 1528 errichtete Holzkirche und das gerade zwanzig Jahre alte Rathaus.
Jüngere Geschichte
In den folgenden Jahrzehnten hatte die Stadt unter dem schwedisch-polnischen Krieg, den Tatareneinfällen und mehreren Pestepidemien, zuletzt 1710, zu leiden. Aufschwung erfuhr die Stadt erst wieder, als 1718 Angerburg zur Garnisonsstadt ernannt wurde. Zur Förderung der Wirtschaft wurde an der Angerapp ein Hafen gebaut, 1740 erhielt die Stadt ein Wasserleitungssystem und die Garnison baute zehn Kasernen. Zu dieser Zeit hatte Angerburg etwa 1.800 Einwohner. Danach litten die Bewohner wieder unter den kriegerischen Auseinandersetzungen. Im Siebenjährigen Krieg besetzten russische Truppen die Stadt, in den Napoleonischen Kriegen schleppten zuerst die Russen Typhus ein, anschließend plünderten Franzosen und Polen die Stadt.
1818 wurde Angerburg Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises in Ostpreußen. 1820 trat wieder eine positive Entwicklung für die Stadt ein, ein Lehrerseminar und eine Taubstummenschule wurden eröffnet. Die Einwohnerzahl stieg auf 3.500. Die Kanalisierung der Angerapp und der Ausbau des Hafens 1856 ließen das Gewerbe der Stadt weiter expandieren. Allerdings mußte es die Stadt hinnehmen, daß 1858 die Garnison verlegt wurde. Auch das Landgericht und die Staatsanwaltschaft zogen von Angerburg weg, weil der Kreistag die Anbindung der Stadt an das neu entstehende Landstraßennetz und die Eisenbahn verhinderte. Erst als 1898 endlich ein Bahnanschluß geschaffen wurde, konnte sich Angerburg als Handelszentrum etablieren. Große Bedeutung erfuhr die Stadt durch die Errichtung der Behindertenanstalt Bethesda, durch die sie deutschland- und europaweit bekannt wurde.
Bekannte, in Angerburg geborene Personen
- Siegfried Heinrich Aronhold (1819–1884), Mathematiker
- Gustav Bolle (1842–1902), Dramatiker und Romancier
- Gustav Dodilett (1820–1894), konservativer Reichstagsabgeordneter
- Otto Gerlach (1862–1923), Wirtschafts- und Staatswissenschaftler
- Max Hein (1885–1949), Historiker und Archivar
- Georg Andreas Helwing (1666–1748), Botaniker, Lutherischer Pfarrer
- Andreas Hillgruber (1925–1989), Historiker
- Herbert Jankuhn (1905–1990), Archäologe
- Graf Hans Heinrich von Katte (1681–1741), Amtshauptmann 1718–1741 in Angerburg, Vater von Leutnant Hans Hermann von Katte
- Wolfgang Klafki ( 1927), Erziehungswissenschaftler
- Willy Rosenau (1915–1999), Rundfunkbariton, Opernsänger, Gründer des Rosenau-Trios, Entwickler der musikalischen Darbietungsart Hörfolge
- Arno Stoessel von der Heyde (1892–1967), Oberst und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
Bildergalerie
Ehrenfriedhof am Schwenzaitsee bei Angerburg: Gartenarchitekt Hans Martin, Berlin[1] Das schlichte Holzkreuz wurde auf der Jägerhöhe bei Angerburg in Ostpreußen errichtet. Es sollte die Erinnerung an Leid und Kriegsnor wachrufen, die das Land der Seen, Wälder und Dünen im Ersten Weltkrieg erdulden mußte.[2]
Fußnoten
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Angerburg |
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