Knittel, Gustav

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SS-Sturmbannführer Gustav Knittel, Ritterkreuzträger mit der Nahkampfspange in Gold

Gustav Knittel (Lebensrune.png 27. November 1914 in Neu-Ulm, Bayern; Todesrune.png 30. Juni 1976 in Ulm, Baden-Württemberg) war ein deutscher Offizier der SS, zuletzt SS-Sturmbannführer der Waffen-SS und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Knittel als junger SS-Rottenführer in der SS-Standarte „Deutschland“ der Verfügungstruppe, 1937

Von der Herkunft bis zum Westfeldzug 1940

SS-Hauptsturmführer Gustav Knittel (Mitte) in Nangis in der nähe von Versailles, Juli 1942
Halbkettenfahrzeuge der 3. (leichten Schützenpanzerwagen-)Kompanie unter Gustav Knittel in der Rue de Poterie in Nangis
Gustav Knittel in Frankreich.jpg
Knittel während der Schlacht bei Charkow (1943)
Gustav Knittel an der Kriegsfront
SS-Tarn-Feldbluse
Frontführer Gustav Knittel als Kommandeur der SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 1 „LSSAH“ während der Schlacht im Kursker Bogen; im Vordergrund SS-Rottenführer August Hollenbacher (Fußmelder).
Ritterkreuzverleihungszeremonie für Gustav Knittel (Mitte), SS-Hauptsturmführer Paul Guhl (rechts) und SS-Untersturmführer d. R. Hans Dauser durch Teddy Wisch
SS-Sturmbannführer Gustav Knittel, Ritterkreuzträger mit der Nahkampfspange in Gold II.jpg
Quelle
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Die Vorfahren

Bernhard Knittel wurde am 16. November 1880 in Ulm geboren als Sohn des Bierbrauermeisters Sebastian Knittel (Ringingen, 10. März 1849 – Ulm, 10. März 1932) und Theresia Pfinder (Allmendingen, 19. September 1859 – Ulm, 29. Mai 1894). Er lebte in Geislingen, als er Kreszenzia traf, die am 25. April 1885 in Altheim bei Biberach als Tochter von Fidelis Bauer (Dietenheim, 24. Juni 1849 – Altheim, 10. Oktober 1932) und Magdalena Kades (Altheim, 27. Februar 1859 – Altheim, 18. April 1927) geboren wurde. Bernhard und Kreszenzia heirateten am 8. Februar 1909. Am selben Tag zogen sie von Geislingen in die bayerische Stadt Neu-Ulm.

Diese wachsende Stadt – ihre Bevölkerung ist im Zeitraum von 1876 bis 1910 um 128 Prozent auf 11 116 Einwohner angewachsen – ist in diesen Tagen Bestandteil der Festung Ulm, Garnisonsstadt des 12. Bayerischen Infanterie-Regiment „Prinz Arnulf“ und eine Stadt mit einer einseitig auf das Militär ausgerichteten Wirtschaft. Bäckermeister Bernhard Knittel betreibt eine Bäckerei in der Schützenstraße 52. Tochter Hedwig wird am 27. März 1913 geboren, die Zwillingsbrüder Bernhard Junior und Gustav am Freitag den 27. November 1914 – fünf Monate nach den Schüssen in Sarajevo. Bernhard und Gustav sind keine eineiigen Zwillinge.

Der Erste Weltkrieg hat begonnen und die Zwölfer vom 12. Bayerischen Infanterie-Regiment und die Fußer vom 1. Fußartillerie-Regiment „vakant Bothmer“ aus Neu-Ulm werden an die Westfront geschickt. Alles glaubt an einen kurzen, siegreichen Krieg, niemand realisiert wie schrecklich die kommenden vier Jahre werden sollen, sowohl für die Soldaten, die in Nordfrankreich leiden und sterben, als auch für die Menschen, die in Deutschland zurückbleiben. Der Krieg ist für die Neu-Ulmer genauso hart, wie für den Rest des Deutschen Kaiserreiches. Zum ersten Mal wurde die Bevölkerung der europäischen Staaten mit den Auswirkungen eines totalen Krieges konfrontiert. Auf keiner Seiten der Kriegführenden Parteien wurde Rücksicht auf Zivilisten genommen. So hatten die Alliierten eine totale Blockade über Deutschland verhängt, die weit wirkungsvoller war, als der Deutsche Versuch, mit einem U-Bootkrieg die Versorgung Großbritanniens über den Atlantik abzuschneiden. Während die alliierten Versorgungsschiffe durch die Lücken der deutschen U-Bootsperren schlüpften, erreichten deutsche Schiffe kaum noch die heimatlichen Häfen und so spürte die deutsche Bevölkerung sehr schnell die Verknappung der Lebensmittel.

Bäcker wie Bernhard Knittel erfahren unmittelbar die Rationierung und verkaufen schon ab Oktober 1914 neben Schwarz- und Weißbrot eine dritte Sorte: das Kriegsbrot, ein Drei-Pfund-Laib, der 500 Gramm Kartoffelmehl enthält. Einen Monat später liegt es allein dort. Die jüngste Tochter Martha kommt am 27. Oktober 1916 zur Welt, kurz bevor die Hungerblockade an der Jahreswende auf 1917 ihren Höhepunkt erreicht, an dem das einstige Viehfutter als Grundnahrungsmittel herhalten muss. Das alles ertragen die Menschen in dem Glauben an die Parole, dass es gelte, durchzuhalten, bis der Feind aufgeben würde. Der Schock im Herbst 1918, dass der Krieg verloren ist, Revolution, Demobilisierung und Räterepublik gehen an dem Knirps Gustav, jedoch nicht an der Garnisonsstadt Neu-Ulm vorbei. Es gibt aber keinerlei Gewalttätigkeiten. Nach dem Ersten Welt-krieg wird die Neu-Ulmer Garnison aufgelöst. Dies bedeutet vor allem, dass die Wirtschaft Neu-Ulms sich neu orientieren muss.

Die Jugend

Gustav Knittel wächst in der Weimarer Republik auf und hat eine typische süd-deutsche katholische Kindheit. Die Familie wohnt über den Bäckerladen und es besteht eine enge Bindung zwischen den einzelnen Familienmitgliedern. Sie sind religiös und gehören der Kirchgemeinde der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist an, der katholischen Stadtpfarrkirche an der Augsburger Straße, die nach den Plänen des Architekten Dominikus Böhm in den 20er Jahren umgebaut wurde. Knittel und sein Bruder waren Mitglieder im katholischen Jugendverein der Sankt Johann Baptist Gemeinde. Seine Schwester Martha erinnert sich, dass die beiden Jungen dort zusammen Wanderungen gemacht haben und im Winter Krippen bastelten. Die Volksschule besucht Gustav Knittel in Neu-Ulm.

Nach 4 Klassen tritt er in die Realschule über, an der er die mittlere Reife erlangt. Die Realschule an der Augsburger Straße Nr. 13 hat nur 6 Klassen, danach besucht er bis zur Prima die Oberrealschule in Göppingen. Sein Bruder Bernhard will, wie sein Vater, das Bäckerhandwerk erlernen, Gustav aber hat eine militärische Karriere vor Augen. Als Kind hatte er Röteln und im Jahre 1931 wurde ihm operativ ein Überbein an der rechten Hand entfernt; doch im Ganzen ist er ein körperlich gesunder, sportlicher Junge. Fast jeden Nachmittag füllt er seine Schultasche mit Büchern und Gebäck und trifft sich mit Schulkameraden auf dem Sportplatz zur Leichtathletik. 1933 macht ein Schulfreund ihn darauf aufmerksam, dass er alle Voraussetzungen erfülle, um in der SS zu dienen und diese Organisation erscheint ihm eine willkommene Gelegenheit zu sein, sich für eine Kariere in der Reichswehr vorzubereiten, während er noch zur Schule geht. Er hat keine politischen Gründe, der SS beizutreten. Er ist als junger Mann nur wenig an Politik interessiert.

Allgemeine SS und Verfügungstruppe

Knittel tritt am 15. April 1933 der allgemeinen SS bei (SS-Nr. 111 507). Es ist eine reine Formalität als Mitglied der SS auch der Partei anzugehören und zwei Wochen später, am 1. Mai 1933, tritt er somit der NSDAP bei (Partei-Nr. 2 242 615). Seit dem 6. Juli 1933 ist er beim 4. Sturm in der von Sturmführer Fritz Teufel (Tuttlingen, 27. Juli 1927 / SS-Nr. 27 167) geführten 79. SS-Standarte in Ulm. Mit dieser Einheit nimmt er im Reichsparteitag vom September 1933 teil, der vom 30. August bis zum 2. September 1933 unter dem MottoParteitag des Sieges“ in Nürnberg abgehalten wird. SS-Mann wird er am 18. November 1933. Als Abschluss der Oberprima besteht Knittel am 3. März 1934 das Abitur, die so genannte Reifeprüfung, an der Oberrealschule Göppingen.

Nach seinem Abitur kann er keine Arbeitsstelle finden und so schlägt ihm ein Onkel vor, er solle Pilot werden. Doch, er hält dies für zu gefährlich. Zwischen dem 4. April und dem 12. Mai 1934 wird Knittel die Möglichkeit gegeben, einen 6-wöchigen Ausbildungssportkurs im 1. Lehrgang der SS-Sportschule Fürth zu besuchen, auf dem er das SA-Sportabzeichen und das Reichssportabzeichen erwerben konnte. Seine Beurteilung der Sportschule kann seiner Personalakte aus dem SS-Personalhauptamt entnommen werden:

  • Persönlichkeit: Lernbegieriger, disziplinierter SS-Mann; kann es zu etwas bringen
  • Charaktereigenschaft: Sehr gut
  • Interesse: Sehr rege
  • Innen-Dienst: Genügend
  • Formaldienst: Genügend
  • Geländedienst: Schwerfällig, gibt sich aber große Mühe
  • Schießlehre: Fast genügend
  • Schießleistung: Sämtliche Bedingungen erfüllt
  • Führereigenschaft: Falls nochmaliger Schliff als Unterführer geeignet

Der II. Sturmbann der 63. SS-Standarte, der in Knittels Beurteilung der Sportschule als sein Truppenteil angegeben ist, wurde auch von Obersturmführer Fritz Teufel geführt. Die 63. SS-Standarte Württemberg Süd ist in Reutlingen kaserniert und wird zu dieser Zeit von Standartenführer Ludwig Reinhardt (Darmstadt, 16. September 1896 / SS-Nr. 13 926) befehligt. Es existiert ein Foto des jungen Gustav Knittel in einer SS-Reiteruniform, was den Schluss zulässt, dass er zumindest eine Zeit lang Mitglied eines SS-Reiterabschnitts, einer SS-Reitschule oder einer ähnlichen Einheit gewesen ist. Faktum ist, dass ihm zu dieser Zeit das Deutsche Reiterabzeichen in Bronze verliehen worden ist.

Knittel hat sich in den Kopf gesetzt, Berufssoldat zu werden und bewirbt sich um eine Stelle als Bewährungshelfer beim von Oberstleutnant Böhringer geführten Pionierbataillon 45, das in Ulm stationiert ist, jedoch ohne Erfolg. 1)

Natürlich ist er schon Mitglied der Allgemeinen SS, doch seit das Heer seine Bewerbung abgelehnt hat, und, weil er seinen Wunsch, Soldat zu werden nicht aufgeben will, entscheidet er sich für eine Karriere in der SS. Am 3. Oktober 1934 wird er in Reutlingen als Freiwilliger bei der Politischen Bereitschaft Württemberg eingestellt.

1) Das Pionierbataillon 45 gehörte zum Infanterie-Regiment 56 der 5. (Ulmer) Division.

Seit Februar 1934 war die Politische Bereitschaft in der württembergischen Unteroffiziersschule, der Mühlberg-Kaserne, in Ellwangen (Jagst) untergebracht. Die Politische Bereitschaft Württemberg, bekannt als PBW, wurde im Mai 1933 im SS Oberabschnitt Südwest gegründet, mit auf Kompaniegröße angewachsenen Teilen in den württembergischen Städten Oberndorf, Reutlingen und Trossingen. Am 25. März 1934 bekommt Obersturmbannführer Curt von Gottberg das Kommando über die Politische Bereitschaft Württemberg. Am 1. Oktober 1934 wird die SS-Standarte 2 VT aus der Politischen Bereitschaft München, dem Hilfswerk Schleißheim und der Politischen Bereitschaft Württemberg gebildet. Aus der Politischen Bereitschaft Württemberg wird der III. Sturmbann der SS-Standarte 2 VT gebildet. Er wird von Curt von Gottberg befehligt und ist auf dem Truppenübungsplatz Prittlbach, nördlich von Dachau, stationiert. Der III. Sturmbann ist der Wehrgauleitung Ulm unterstellt. 2)

2) Die Wehrgauleitung Ulm, kommandiert von Generalmajor Eugen Hahn, wird im Oktober 1934 in Dresden formiert. Kurze Zeit nach Gründung dieser Einheit wurde ihr der Deckname „Kommandant von Ulm“ gegeben, um den Ausbau der deutschen Armee so lange wie möglich zu verbergen. Mit der feierlichen Veröffentlichung der Schaffung der Wehrmacht - deren Existenz über ein Jahr geheimgehalten worden ist - am 15. Oktober 1935 wird der Deckname „Kommandant von Ulm“ hinfällig und diese Einheit wird nun offiziell als 5. Infanterie-Division des Heeres geführt.

Die SS-Standarte 2 VT wird bald in SS-Standarte 1 VT umbenannt als Hitler befiehlt, die Leibstandarte SS „Adolf Hitler“ von der Nummerierung auszunehmen. Im Sommer 1935 wird von Gottberg als Kommandeur des III./SS-Standarte 1 VT durch Major Boye von der Staatspolizei abgelöst. Der Sturmbann wird zur Schießausbildung für vier Wochen auf den Truppenübungsplatz Hammelburg (Rhön) verlegt. Danach übernimmt Obersturmbannführer Felix Steiner (Stallupönen/Ostpr., 23. Mai 1896 / SS-Nr. 253 351) das Kommando.

Auf dem Reichsparteitag in Nürnberg (10. bis 16. September 1935) werden der SS-Standarte 1 VT die Regiments- und Bataillonsstandarten übergeben und sie erhält die Bezeichnung SS-Standarte Deutschland. Das III./SS-Standarte 1 VT wird zum III./SS Deutschland umbenannt. Zum ersten Mal tritt das Regiment bewaffnet in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Am 7. November 1935 nimmt die SS-Standarte „Deutschland“ an einer Feier zur Einweihung der neuen Regimentskaserne in München-Freimann an der Ingolstädter Landstraße teil. Zwei Tage später, am 9. November 1935 werden alle Einheiten der SS-Standarte Deutschland vor der Feldherrenhalle eingeschworen. Hier werden zum ersten Mal die Ärmelstreifen ausgegeben. Am 7. Juni 1936 wird Knittel in den Listen im 9. Sturm geführt. Am 1. Juli 1936 wird aus dem I-II./SS Deutschland das IV./SS Deutschland gebildet. Felix Steiner wird am selben Tag zum Standartenführer befördert und mit der Führung der SS-Standarte Deutschland beauftragt.

Das IV./SS Deutschland stellt die Kader für das neue III./SS Deutschland und auch Knittel ist dabei. Am 1. August 1936 wird er zum Sturmmann ernannt und am 15. August 1936 als Rechnungsführer wieder zum 9. Sturm der SS-Standarte Deutschland versetzt. Diese von Hauptsturmführer Willy Fortenbacher geführte Sturm ist in München-Freimann stationiert. Kommandeur des III./SS-Standarte Deutschland ist Sturmbannführer Wim Brandt. Knittel wird am 1. September 1936 zum Rottenführer befördert. Er reicht am 2. Februar 1937 dem Rasse- und Siedlungs-Hauptamt SS (RuSHA) seinen R.u.S.-Fragebogen und den Erbgesundheitsbogen ein. Im April 1937 wird er Kompanietruppführer im 9. Sturm, seit dem 1. August 1937 als Unterscharführer.

Ab 1. Oktober 1937 besucht Gustav Knittel als SS-Führeranwärter den 5. Friedens-Junker-Lehrgang der SS-Junkerschule Bad Tölz. Er wird mit etwa 24 andere Teilnehmer der von Obersturmführer Krause geleitete Aufsicht A zugeteilt. Unter seinen Kameraden des Lehrgangs sind Gerhard Bremer und Willi Hardieck. Lehrgangskamerad Rolf Diercks beschreibt Knittel als sehr beliebt bei den anderen Lehrgangsteilnehmern aufgrund seines guten Sinnes für Humor, er sei aber auch bescheiden und zurückhaltend gewesen.

Zeitpläne für den Tagesablauf scheinen nicht mehr zu existieren, doch im Prinzip entsprach er dem Dienst wie in jeder militärischen Kaserne. Glücklicherweise erinnert sich Rolf Diercks doch noch an einige Details. Er berichtet:

„Unser Taktik-Lehrer war Obersturmbannführer Schwedler, für allgemeinen Truppendienst und Inf. Gefechtsdienst war Sturmbannführer Götze zuständig. Pionierwesen lehrte SA-Oberführer Höflmayr, Besitzer der Faltboot-Pionier-Werke Bad Tölz, als Gastdozent zu unserer Zeit. 3) Für die weltanschauliche Schulung gab es zwei Lehrer, nur der ältere und maßgebende von Beiden ist mir in Erinnerung geblieben, nämlich Hauptsturmführer Fick, der später Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS und Inspekteur für weltanschauliche Schulung in der Waffen-SS wurde. Auch für den Sport gab es zwei Lehrer. Mir ist wiederum nur der ältere, nämlich Hauptsturmführer Kobischke, in Erinnerung geblieben.“
3) SA-Oberführer Hans Höflmayr (München, 7. August 1893). Vertragslehrer für Pionierwesen an der SS-Junkerschule Tölz und SA-Führer z.V. der SA-Gruppe Hochland.

Jeden Samstagvormittag gibt es von Standartenführer Schwedler geführte Exkursionen in Form von Taktik-Lehrfahrten ins Umland von Bad Tölz. Die Exkursionen führen in der Regel nach Norden bis an die Münchener Schotter-Ebene und enden meistens mit einer bayerischen Brotzeit in Holzkirchen, Kloster Reutberg oder Kloster Andechs. Das von Hauptsturmführer Kobischke geführte Sportler-Team der Lehrgang nimmt 1938 hin und wieder entweder an Wettkampfveranstaltungen oder an Volksfesten teil, in Bayern „Dult“ genannt. Gustav Knittel ist beim Ballspielen beteiligt.

Nach den Zwischenprüfungen folgt am 20. April 1938 die Beförderung zum SS-Standartenjunker (m.W.v. 1. April 1938). An den Junkerschulen werden die Bewerber stark dazu angehalten, aus ihrer Kirche auszutreten. Seine Familie ist religiös, doch es scheint so, als hätte Knittel keine Probleme mit einer solchen Entscheidung und so tritt er im Juni 1938 aus der katholischen Kirche aus. Am 28. Juli 1938 macht Gustav Knittel erfolgreich die Abschlussprüfung und drei Tage später schließt er als siebtbester seines Jahrganges den Lehrgang ab. In der Abschlußzeitung der I. Schulabteilung zur Feier am Ende des Lehrgangs 1937/38 findet sich die Strophe:

Ein alter Mann mit wenig Haaren,
ein guter Kerl mit ruhigem Gebaren
ist Knittel, dieser Leisetreter,
der selten säuft, wie ein Schnapsvertreter.
Die Ruhe konnt ihm keiner nehmen,
'ne Frau tät er doch nie verfemen.

Stellungnahme des Führers der I. Schulabteilung der SS Junkerschule Tölz, Hauptsturmführer Lang:

„Knittel ist charakterlich einwandfrei. In seinem Wesen sehr ruhig und zurückhaltend geht er selten aus sich heraus. Geistig beweglich zeigt er auf allen Gebieten ziemlich gute Leistungen. Im praktischen Dienst sind seine Kenntnisse infolge der langen Dienstzeit ziemlich gut. Auftreten vor der Front ist gut, jedoch etwas wenig frisch. Als Frontführer geeignet. Führung in und außer Dienst war einwandfrei. Im Verkehr mit Vorgesetzten zurückhaltend und korrekt. Zum SS-Führer geeignet.“

Anschließend an den Lehrgang an der Junkerschule wird Standartenjunker Knittel vom 1. August 1938 bis dem 14. September 1938 zum Zugführer-Lehrgang Dachau kommandiert. Das Wachregiment des Konzentrationslagers stellt das Personal für die Übungen ab. Die Beförderung zum Standartenoberjunker folgt am 25. August 1938 (m.W.v. 12. August 1938). Knittel schreibt:

„Als Oberjunker kam ich am 15. September 1938 wieder zu SS-Deutschland zurück.“

An diesem Tag wird Standartenoberjunker Knittel vom Zugführer-Lehrgang Dachau zum 6. Sturm des Deutschland Regiments versetzt. Nach dem Münchener Abkommen vom 29. September 1938 nahm das SS-Regiment Deutschland im Rahmen des Heeres unter Generalleutnant Georg-Hans Reinhardt (Bautzen, 1. März 1887 – Tegernsee, 22. November 1963) am mobilen Einmarsch in das Sudetenland teil. Dabei wurden erstmals neben den Rangabzeichen der VT die Dienstgradabzeichen des Heeres getragen - eine zweckmäßige Maßnahme. Wie im Einmarsch nach Österreich erfolgte auch hier der Einmarsch zu Fuß, als bespannte Einheit. Der Grenzübertritt erfolgte bei Eisenstein. Das Regiment sicherte die neue Demarkationslinie im Raum Neuern. Ende Oktober / Anfang November kehrte das Regiment in seine Standorte zurück. Knittel wird die Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 für die Teilnahme am Sudetenlandanschluss verliehen. Es scheint, dass er kurz nach dem Sudetenlandanschluss von der 6. Sturm des Deutschland Regiments zum 2. Sturm der SS-Standarte Nürnberg versetzt worden ist, weil seine Personalakten eine mit 25. Oktober 1938 datierte Beurteilung enthalten, geschrieben vom Hauptsturmführer Adolf Ax, Kompaniechef der 2./Nürnberg. Er schrieb:

„Der Standartenoberjunker Knittel ist von ruhigen, bescheidenen Wesen. Er scheint einen einwandfreien, gefestigten Charakter zu besitzen. Sein Auftreten ist noch etwas unsicher, doch besitzt er eine gute soldatische Auffassung. Sein Benehmen ist gut. Für den Dienst in der Truppe scheint er geeignet zu sein. Eine eingehende Beurteilung ist zur Zeit nicht möglich, da durch die Eigenart des augenblicklichen Dienstes seine Kenntnisse und Fertigkeiten in den einzelnen Dienstzweigen nicht überprüft werde können.“

Knittel und die anderen Absolventen des Tölzer Lehrganges von 1937/38 werden am 9. November 1938 in einer feierlichen Zeremonie in München zum SS-Untersturmführer ernannt. Die Zeremonie ist verbunden mit der Feier zur Erinnerung an den 9. November 1923 und ist der Abschluss der Ausbildung zum SS-Führer. Höhepunkt der Zeremonie ist die Vorstellung bei Adolf Hitler im so genannten Führerbau am Königlichen Platz. Rolf Diercks berichtet:

„Jeder hatte Hitler Namen und Geburtsort zu melden, dann gab er uns kurz die Hand. Am Schluß sprach er einige Worte zu uns, von denen ich sinngemäß behalten habe: ‚Wenn ich später einmal in eine schwierige Lage komme, dann muß ich mich auf Euch verlassen können. Ihr müsst härter sein als der Stahl Eurer Stahlhelme.‘“

Am 15. November 1938 wird Untersturmführer Knittel zur 3. (Krad.-)Kompanie/Nürnberg versetzt. Der Übergang von der SS-Standarte Nürnberg zum SS-Kradschützen-Bataillon Nürnberg hat am 1 November 1938 begonnen. Das Bataillon wird von Obersturmbannführer Ernst Deutsch (Jena, 5. Juli 1906 / SS-Nr. 6 116) befehligt und ist Teil des SS-Regiments z.b.V. Ellwangen, zusammen mit dem II. SS-Kradschützen-Bataillon, das aus dem IV./SS Deutschland geformt wurde. Regimentskommandeur ist Standartenführer Walter Krüger (Straßburg, 27. Februar 1890 / SS-Nr. 266 184).

Gliederung des SS-Kradschützen-Bataillon Nürnberg:

  • Stab
  • Nachrichtenzug
  • Musikzug
  • 1. (Kradschützen-)Kompanie
  • 2. (Kradschützen-)Kompanie
  • 3. (Kradschützen-)Kompanie
  • Schwere Kompanie
  • leichte Aufklärungskompanie

Gliederung und Stellenbesetzung der 3. (Krad.-)Kompanie/Nürnberg:

  • Kompanieführer: Hauptsturmführer Otto Paetsch
  • I. Zug: Untersturmführer Kniep
  • II. Zug: Untersturmführer Schober
  • III. Zug: Untersturmführer Zimmermann
  • IV. Zug: Untersturmführer Gustav Knittel

Am 18. Januar 1939 wird Knittel von der 3. (Krad.-)Kompanie zurück zur 2. (Krad.-)Kompanie des SS-Kradschützen-Bataillon Nürnberg versetzt. Laut seinen SS-Personalakten wird Knittel am 1. Februar 1939 Zugführer in der 2. (Krad.-)Kompanie.

Gustav Knittel wird am 14. Juni 1939 als Zugführer zur Panzer-Abwehr-Abteilung SS-VT versetzt (m. W. v. 10. Juni 1939), weil zu diesem Zeitpunkt das SS-Kradschützen-Bataillon Nürnberg auf dem Truppenübungsplatz Prittlbach in die Panzer-Abwehr-Abteilung SS-VT umgegliedert wird. Der erste Kommandeur ist Sturmbannführer Wim Brandt (Dr. Ing.). Ihm folgt Hauptsturmführer Ax nach, als Brandt mit der Führung der Aufklärungsabteilung SS-VT beauftragt wird. Am 26. August 1939 wird die Panzer-Abwehr-Abteilung SS-VT aufgelöst und die Mannschaften werden in andere Einheiten versetzt. Aus der 3. Kompanie der Panzer-Abwehr-Abteilung SS-VT entsteht die SS-Krad-Ersatz-Kompanie Ellwangen. Am selben Tag wird Untersturmführer Knittel zum Adjutanten im SS-Kradschützen-Ersatz-Bataillon Ellwangen ernannt. Die SS-Kradschützen-Ersatz-Kompanie wird aufgelöst um das neue SS-Kradschützen-Ersatz-Bataillon Ellwangen zu bilden. Die Beförderung zum Obersturmführer folgt mit Wirkung von 9. November 1939. Beurteilung des Obersturmführers Gustav Knittel durch Otto Paetsch, Hauptsturmführer und Bataillonsführer:

„Der Obersturmführer Knittel ist von großer, kräftiger Gestalt. Seine Haltung ist soldatisch. Bei seinem jungen Alter ist sein Wesen ruhig, ausgeglichen und gereift. Sein Benehmen ist gut. Seine geldlichen Verhältnisse sind geregelt. Er ist von festem und energischem Charakter. Als solcher füllt er gerade seine verantwortungsvolle Stellung als Adjutant aus. Er ist ein guter Kamerad. Er besitzt eine gute Allgemeinbildung. Sein Urteil ist klar. Seine verantwortungsvolle Arbeit als Adjutant versieht er korrekt und selbständig. Pflichteifrig überwacht er umsichtig die vielseitig eingeteilten Arbeiten des Stabes. Er leitet auch den Außendienst der Stabsangehörigen. Auch hier tritt er vor der Front energisch und sicher auf. Er zeigt auch gute Ansätze als Frontführer. Als solcher ist er mir aus seiner kurzen Tätigkeit in meiner früheren Kompanie bekannt. Seine noch fehlende Truppenerfahrung soll durch eine für die nächsten Wochen vorgesehene Versetzung in den Außendienst nachgeholt werden.“

Leibstandarte

Mittwoch den 7. Mai 1940

Die Inspektion (E) der SS-Verfügungstruppe schreibt an das SS-Kradschützen-Ersatz-Bataillon Ellwangen: 4)

„Im Einverständnis mit dem Chef des SS-Personalhauptamtes wird der Obersturmführer Knittel mit Wirkung vom 15. Mai 1940 zur Leibstandarte als Zugführer in die 15. (Krad.-)Kompanie versetzt. Die Meldung bei der neuen Dienststelle hat am 15. Mai zu erfolgen. Die Inmarschsetzung ist der Inspektion (E) der SS-V.T. zu melden.“
4) Die Adresse auf dem Brief lautet SS-Kradschützen-Ersatz-Bataillon „LSSAH“, dies ist jedoch ein Fehler. Es gab keine solche Einheit und Knittel war definitiv Adjutant des SS-Kradschützen-Ersatz-Bataillons „Ellwangen“ zu dieser Zeit.

Freitag den 10. Mai 1940

Knittel erhält den Inmarschsetzungsbefehl. Er schreibt:

„Am 10. Mai wurde ich zur Feldtruppe (Leibstandarte Adolf Hitler) versetzt. In der Kradschützenkompanie nahm ich als Zugführer am Westfeldzug teil.“
Quelle: Timo R. Worst: The Life And Career Of Gustav Knittelworldwarmedia.com
Kulturabend

Dienststellen

Männer der schnellen Gruppe „Knittel“ als Unterstützung für die Kampfgruppe von Joachim Peiper
Unterstellung der schnellen Gruppe „Knittel“ (Stellungnahme von Dietrich Ziemssen am 10. Juli 1949)
  • Adjutant des SS-Kradschützen-Ersatz-Bataillons „Ellwangen“: 26. August 1939 bis Mai 1940
  • Zugführer in der 15.(Kradschützen-)Kompanie/LAH: 15. Mai bis 19. August 1940 (Westfeldzug 1940)
  • Chef der 4. (schweren) Kompanie/Aufklärungs-Abteilung „LAH“: 19. August 1940 bis Marz 1942 (Rußlandfeldzug)
  • Chef der 3.(leichte SPW-)Kompanie/Aufklärungs-Abteilung „LAH“: März 1942 bis 22. April 1943
  • Kommandeur der SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 1 „LSSAH“ (SS-Pz.AA 1 „LSSAH“): 22. April 1943 bis August 1944
  • Kommandeur des SS-Feld-Ersatz-Bataillon „LSSAH“ (SS-Fld.Ers.Btln. „LSSAH“): bis 12. Dezember 1944
  • Kommandeur der SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 1/1. SS-Panzer-Division „LSSAH“ (SS-Pz.AA 1 „LSSAH“): 12. Dezember 1944 bis 31. Dezember 1944 (schwer verwundet)

Verwundungen

  • 19. Juni 1940: in St. Pourçain (linke Hüfte)
  • 10. Juli 1941: Rollbahn Nord (rechter Arm und Schulter)
  • 15. Februar 1943: vor Bereka (Hüfte)
  • 11. Juli 1943: bei Teterewino beim Unternehmen „Zitadelle“ (linker Arm)
  • 31. Dezember 1944: bei Wanne (Schädel-Hirn-Trauma)

Endkampf und Kriegsgefangenschaft

Knittels Gefechtsstand zwischen Vielsalm und Wanne (Trois-Ponts) an der Deutschen Westfront während der Ardennenoffensive wurde am 31. Dezember 1944 von der USAAF bombardiert, wobei er ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt.

Nach einem längeren Aufenthalt in einem Lazarett setzte er sich im Mai 1945 ab, um nicht in Kriegsgefangenschaft zu geraten. Er schlug sich nach Ulm und dann bis Stuttgart durch, wo er sich auf einem Bauernhof versteckte. Ende Januar 1946 wurde er von der VS-amerikanische CIC in Neu-Ulm verhaftet und in einem Gefangenenlager bei Schwäbisch Hall interniert. Von einem Militärtribunal der Besatzer wurde er für den Fall Malmedy in Dachau entlastet, aber für angebliche andere Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt, die Strafe wurde jedoch später auf 15 und schließlich 12 Jahre herabgesetzt.

Nachkriegszeit

Knittel wurde frühzeitig am 9. Dezember 1953 begnadigt und aus der Haftanstalt in Landsberg am Lech freigelassen. Er war danach als Autoverkäufer bei Opel angestellt. 1968 erlitt er einen Herzinfarkt, 1972 trat er gesundheitsbedingt die Berufsunfähigkeitsrente an.

„Gustav Knittel wurde am 9. Dezember 1953 im Rahmen einer Weihnachtsbegnadigungsaktion aus dem Gefängnis in Landsberg entlassen. Im Jahre 1956 fand er eine Anstellung im Ulmer Autohaus Firma Hanser & Leiber und wurde später Verkaufsleiter im Filiale in Neu-Ulm. Leidreiter erinnerte sich: ‚Gustav Knittel als Autoverkäufer war für mich immer merkwürdig – traurig? – irgendwie beklemmend. Einmal […] nahm mich ein Kriegskamerad im Auto mit nach Ulm. Es ging irgendwie um einen Autokauf, der dann wohl auch später stattfand. Ich war lediglich Randfigur und erlebte Knittel in irgend einem Büro in irgend einer Autofirma als Autoverkäufer. Der Kriegskamerad wollte Knittel offenbar etwas Gutes tun, es gab kaum etwas zu verhandeln. Der Autoverkäufer war sehr ernst – seine nur aus früheren Tagen bekannte Selbstsicherheit hatte spürbar Schaden gelitten.‘“ — Knittel-Forscher Timo R. Worst

Tod

SS-Sturmbannführer der Waffen-SS a. D. Gustav Knittel verstarb 1976 in einem Ulmer Krankenhaus.

Familie

Gustav war der Sohn von Bernhard Knittel (1880–1953) und dessen Gemahlin Kreszenzia, geb. Baur (1885–1972). Sein Zwillingsbruder Bernhard fiel am 16. Januar 1945 als Feldwebel in der Pionier-Kompanie 134 im Kreis Labiau in Ostpreußen. Er hatte auch zwei Schwestern, Hedwig (Lebensrune.png 27. März 1913) und Martha (Lebensrune.png 27. Oktober 1916). Die Familie war katholisch, Knittel seit Juni 1938 „gottgläubig“.

Ehe

Am 6. Mai 1944 heiratete er, nach einer längeren Liebschaft, seine französische Verlobte Raymonde Gauthier (Lebensrune.png 13. März 1923 in Maison-Rouge, Seine-et-Marne). Die Kriegstrauung fand nach SS-Manier statt. Aus der Ehe ist Sohn Bruno (Lebensrune.png 28. Mai 1945 in Neu-Ulm) entsprossen. Kurz nach seiner Verhaftung in Ulm besuchte ihn seine tiefgläubige, katholische Frau im Gefängnis, die von ihr gewünschte kirchliche Trauung wurde vom Anstaltspfarrer vollzogen. Nachdem er zu Lebenslänglich verurteilt wurde, besprach er sich mit seiner Frau, das Paar ließ sich am 28. August 1946 scheiden, da Knittel davon ausging, nie wieder lebend die Haftanstalt zu verlassen.

Bildergalerie

Auszeichnungen (Auszug)

SS-Beförderungen