Knoke, Heinz

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Heinz Knoke

Heinz Knoke (Lebensrune.png 24. März 1921 in Hameln; Todesrune.png 18. Mai 1993 in Georgsmarienhütte bzw. Bad Iburg) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Hauptmann der Luftwaffe, Jagdflieger und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges sowie nach dem Krieg Politiker (SRP und FDP), Mitglied des Niedersächsischen Landtages und Buchautor. Das Flieger-As errang bei über 400 Feindflügen 33 bestätigte und 19 unbestätigte[1] (insgesamt 52) Luftsiege, darunter 19 schwere Bomber der USAAF im Rahmen der Reichsluftverteidigung.

Leben

Heinz Knoke mit dem Sonderabzeichen der „Kroatischen Luftwaffen-Legion“
Heinz Knoke und seine „Lilo“

Heinz Knoke wurde am 24. März 1921 in Hameln (Weser) als Sohn eines Polizisten geboren. Dort durchlief er auch das Gymnasium mit Abitur, war H.J.-Führer und trat dann als Fahnenjunker in die Luftwaffe ein. Nach seiner Grundausbildung kam er am 15. November 1939 zum Flieger-Ausbildungs-Regiment 11 nach Schönwalde. Als Flugzeugführer kam er dann ab August 1940 an die Jagdfliegerschule 1 (Werneuchen).

Anfang 1941 kam Knoke zum Jagdgeschwader 52 (JG 52). Er wurde der II. Gruppe unter Hauptmann Erich Woitke zugeteilt, zu seinen Kameraden gehörten u. a. die späteren großen Flieger-Asse Gerhard Barkhorn, Günther Rall und Walter Krupinski. Nach erste Feindflüge beim Unternehmen „Barbarossa“ wurde Knoke im Juli 1941 zum Jagdgeschwader 1 versetzt.

Im Februar 1942 war Knoke in der 3./JG 1 am Unternehmen „Donnerkeil“ zur Unterstützung des Unternehmens „Cerberus“ der Kriegsmarine beteiligt (Durchbruch der Schlachtschiffe „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ und des Schweren Kreuzers „Prinz Eugen“ von Brest am 12. Februar 1942 durch den Ärmelkanal in die Nordsee Richtung Norwegen). Er wurde mit der Jagdgruppe „Losigkeit“ (Fritz Losigkeit) zum Schutz der deutschen Kriegsschiffe vor Norwegen abgestellt, im März 1942 kehrte die Gruppe zurück zum Jagdgeschwader. Seine erste Beteiligung an einem Abschuß war am 5. März 1942 gegen eine Supermarine Spitfire der Royal Air Force, am 31. Oktober 1942, inzwischen Kapitän der 2. Staffel, errang Oberleutnant Knoke seinen ersten alleinigen Luftsieg, indem er eine Bristol Blenheim der RAF abschoß.

Am 22. März 1943 war Knoke als Jagdbomber eingesetzt, da wurde seine Staffel aufgefordert, ein Geschwader B-17 der USAAF, die gerade Wilhelmshaven angegriffen hatten, auf dem Rückflug abzufangen. Noch mit der 250-kg-Bombe unter dem Rumpf flog er über den Feind hinweg, warf die Bombe und traf die anvisierte „Fliegende Festung“, die 30 km östlich von Helgoland brennend in die Nordsee stürzte. Knoke gehört somit zu den wenigen Jagdfliegern der Luftfahrtgeschichte, die mit einer Bombe einen Luftsieg errangen. Hermann Göring sendete dem jungen Flieger Glückswünsche.

Im April 1943 wurde die I. Gruppe/JG 1 nun die II. Gruppe/Jagdgeschwader 11 (JG 11), aus Knokes 2. Staffel wurde die 5./JG 11. Am 28. Juli 1943 war die II. Gruppe/JG 11 und somit auch Knokes 5. Staffel im Einsatz, als sie eine feindliche Bomberflotte angriff, die zuvor Kassel angegriffen hatte. Die 5. Staffel war nun für ihre Bombenangriffe bekannt. Unteroffizier Wilhelm „Jonny“ Fest traf mit einer Bombe eine B-17 F, die wiederum zwei weitere B-17 mit sich riß und westlich von Sylt in die Nordsee stürzten: drei auf einem Streich. Knoke berichtete von mindestens 20 Fallschirme in der Luft, die meisten konnten von der Kriegsmarine lebend geborgen werden. Die Alliierten bestätigten die Verluste. Unteroffizier Fest wurde später Feldwebel mit 15 Luftsiege, er fiel im Mai 1944.

Am 17. August 1943 wurde Knoke im Luftkampf erneut verwundet, bei Bonn konnte er mit seiner beschädigten Bf 109 G-6 eine Bauchlandung vollbringen. Am 27. September 1943 gelang Knoke ein Abschuß mit einer Werfer-Granate 21, die B-17 wurde zerstört, danach schoß er vom Jagdschutz eine P-47 ab, wurde dann selbst von mehreren P-47 des Feindes angegriffen und mußte mit dem Fallschirm aus seiner beschädigten Maschine springen. Am 4. Oktober 1943 mußte er erneut mit dem Fallschirm abspringen, er hatte bei einem Frontalangriff gegen eine B-24 mehrere Treffer erhalten. Seine Staffelkameraden beschützen ihn, er landete in der bitterkalten Nordsee. Eine Focke-Wulf Fw 58 „Weihe“ konnte ihm ein Selbstaufblasbares Schlauchboot werfen, mit letzter Kraft gelang es ihm, sich hinein zu ziehen, Stunden später konnte ihn ein Rettungsboot bergen.

Am 10. Oktober 1943, nach dem Abschuß einer B-17, mußte er seine schwer beschädigte Bf 109 in den Niederlanden (Fliegerhorst Twente) landen, am 4. Januar 1944 wurde er erneut abgeschossen. Zu Beginn des Jahres 1944 lag die II. Gruppe in Wunstorf. Von den 35 Messerschmitt Bf 109 G waren 30 einsatzbereit. Auch weiterhin wurde die Gruppe zur Jagdabwehr über der Deutschen Bucht eingesetzt. Am 10. Februar 1944 wurde er mit der Führung der II. Gruppe/JG 11 beauftragt, da Günther Specht verwundet war. Am 4. März 1944 griff die II./JG 11 über Hamburg 60 P-51 „Mustang“ der USAAF an und konnte in Minuten 12 abschießen.

Von 15. bis 20. April 1944 wurde Knoke nach Lechfeld kommandiert, wo er die Messerschmitt Me 262 fliegen dürfte. Am 28. April 1944 (mit Wirkung vom 1. Mai 1944) wurde er wegen „Tapferkeit vor dem Feinde“ zum Hauptmann befördert und zum Gruppenkommandeur II./JG 11 ernannt. Mit 23 Jahren war er zu diesem Zeitpunkt der jüngste Gruppenkommandeur der Luftwaffe.

Schon am 29. April 1944 wurde Knoke im Luftkampf mit P-47 (nach einer anderen Quelle waren es P-51) schwer verwundet. Kaum noch bei Bewußtsein konnte er seine Maschine noch drehen und den Angreifer, Fliegerhauptmann James Cannon (354th Fighter Group), abschießen. Beide mußten mit dem Fallschirm aussteigen. Knoke, dessen Bf 109 G-6 „Schwarze 1 +“ bei Braunschweig zerschellte, kam sofort ins Lazarett, James Cannon geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Noch nicht genesen, aber hinsichtlich der Invasion in der Normandie, mußte Knoke die III. Gruppe/JG 1, sein altes Geschwader, übernehmen und wieder fliegen. Schon im August konnte er die ersten Luftsiege erringen, darunter gegen mehrere Jagdeinsitzer. Am 25. August 1944 wurde er einmal wieder abgeschossen, landete mit dem Fallschirm knapp hinter feindlichen Linien, wurde von französischen Banden verfolgt (Maquis), schoß sich den Weg frei und erreichte die eigene Hauptkampflinie.

Bis Ende August 1944 war beinahe die gesamte III. Gruppe/JG 1 vernichtet, Knoke befahl Anfang September ein Ausweichen auf den Fliegerhorst Fels am Wagram, wo die Gruppe verstärkt und neu ausgerüstet wurde.

„Die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 1 lag zu Jahresbeginn 1944 in Volkel und war mit der Messerschmitt Bf 190 G ausgestattet. Bis Anfang Juni 1944 wurde die Gruppe weiterhin zur Reichsverteidigung im norddeutschen und holländischen Raum eingesetzt. Nach Beginn der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 wurde das Geschwader mit dem Kennwort ‚Drohende Gefahr West‘ alarmiert, um nach Frankreich zu verlegen. Hier waren bereits mehrere Fliegerhorste für die aus dem Reich einfallenden Jagdfliegerverbände hergerichtet worden. Dabei sollte das Jagdgeschwader 1 jedoch nicht geschlossen eingesetzt werden. Die III. Gruppe sollte unter dem Kommando des Geschwaderstabes als Jagdgruppe eingesetzt werden. Hierzu verlegten die 17 einsatzbereiten Maschinen der Gruppe nach Beauvais-Tillé. Von hier aus flog die Gruppe Jagdeinsätze über dem alliierten Brückenkopf. Bei den schweren Kämpfen wurde die Gruppe bis zum 20. Juni komplett vernichtet: Die Restteile verlegten zur Auffrischung nach Wunstorf. Am 5. Juli 1944 war die Auffrischung beendet und die Gruppe verlegte wieder nach Frankreich. Über Wiesbaden-Erbenheim verlegte die Gruppe nach La Fère. Auf Grund der Annäherung der amerikanischen Panzerspitzen mußte der Fliegerhorst La Fère am 3. August aufgegeben werden. Die II. Gruppe mußte nach Bretigny südlich von Paris verlegen. Am 15. August 1944 wurde das Jagdgeschwader 1 umgegliedert. Dabei wurden die einzelnen Gruppen auf vier Staffeln aufgestockt, die III. Gruppe blieb bei drei Staffeln [...] Am 28. August 1944 endete der Einsatz der Gruppe in Frankreich. Sie war vollkommen vernichtet worden und verfügte nur noch über wenige Flugzeuge. [...] Vom 6. Juni bis zum 31. August 1944 hatte die Gruppe in Frankreich 35 Flugzeugführer durch Tot, 15 durch Verwundung und 7 durch Gefangenschaft verloren. Außerdem verlor die Gruppe 84 Flugzeuge. Gleichzeitig hatte die Gruppe 75 Luftsiege errungen. Ihren ersten Einsatz im Rahmen der Reichsluftverteidigung nach der Auffrischung flog die Gruppe am 2. Dezember 1944 zur Abwehr eines alliierten Bombenangriffs auf Berlin. Auch bei diesem ersten Einsatz zeigte sich die mangelnden Ausbildung der jungen Flugzeugführern, denen durch die routinierten alliierten Begleitjäger schwere Verluste beigebracht wurden. Die Gruppe verlor an diesem Tag 10 Flugzeugführer durch Tot und drei durch Verwundung sowie 12 Flugzeuge. Nach weiteren schweren und verlustreichen Einsätzen sowie einer kurzen Auffrischung Anfang Dezember 1944 nahm die Gruppe ab dem 17. Dezember 1944 an der Ardennenoffensive teil. Hierzu verlegte die Gruppe am 17. Dezember 1944 nach Rheine. Bis zum 31. Dezember 1944 hatte die Gruppe 11 gefallene und 5 verwundete Flugzeugführer zu beklagen sowie 22 Maschinen verloren.“[2]

Knoke war am 9. Oktober 1944 dienstlich mit dem Kfz bei Prag unterwegs, als sein Fahrzeug von einer Landmine der Partisanen zerfetzt wurde. Knoke wurde schwer an den Beinen verwundet, der Krieg als Flieger war für ihn vorbei. Hauptmann Erich Woitke übernahm die III. Gruppe. Im März 1945, immer noch nur fähig zu laufen mit Krücken, wurde Knoke Kommandant des Fliegerhorsts Jever und mußte auch die Verteidigungsmaßnahmen in Wilhelmshaven überwachen. Hier geriet er in Kriegsgefangenschaft, aus der er im September 1945, immer noch kaum in der Lage zu gehen, entlassen wurde. Nach vereinzelten Quellen wurde er im Herbst 1945 erneut für kurze Zeit interniert.

Nachkriegszeit

Februar 1956: Weltkriegs-Jagdflieger Heinz Knoke (Mitte) versorgte mit einer gecharterten Maschine die Insel Wangerooge von Upjever aus. Er soll an einem Tag 27-mal geflogen sein. Flugplatzleiter Hermann von Varel, Inselbürgermeister Dr. Peter Siems und Gemeindedirektor Willy Boberg (von links) freuen sich sichtlich.
Heinz Knoke und Gemahlin Elisabeth Lilo, geb. Makowski.jpg

Um seine Familie zu versorgen, arbeitete Knoke als Kraftfahrer, Autoschlosser und Lagerist, und er betätigte sich als freier Schriftsteller. Dann wurde er Führungskraft beim „Friesischen Brauhaus zu Jever“ (wohnhaft in Jever-Rahrdum), das nach dem Krieg wieder erfolgreich Bier in alle Herren Länder exportierte.

Seit dem Herbst des Jahres 1949 wurde er politisch aktiv und Mitglied der Sozialistischen Reichspartei. Vom 6. Mai 1951 bis 23. Oktober 1952 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtages (2. Wahlperiode), vom 10. Oktober 1952 bis 22. Oktober 1952 übernahm er die Tätigkeit als Schriftführer des Niedersächsischen Landtages. Im Zeitraum 15. Juli 1952 bis 23. Oktober 1952 trat er als Mitglied der Fraktion der Abgg. Dr. Schrieber und Gen. auf. Nach dem Verbot der SRP durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 23. Oktober 1952 erlosch sein Mandat wie das aller anderen SRP-Fraktionsmitglieder (BVerfGE 2, 1).[3]

Anschließend trat er der FDP bei, war seit April 1954 im Gemeinderat der Gemeinde Schortens aktiv, wurde im Oktober 1956 in das Parlament der Gemeinde Schortens gewählt, wo er, nach Wiederwahl im März 1961, September 1964 und September 1968, bis 1972 agierte. Mitte der 1980er Jahre begann er ein Studium für Literatur und Philosophie an der Universität Osnabrück.

Wangerooge

Als die Menschen auf der vom Eis eingeschlossene Nordsee-Insel Wangerooge Hilfe brauchten (die Schiffahrt war seit dem 1. Februar 1956 eingestellt), mietete Heinz Knoke ein Flugzeug an und versorgte die Insel seit dem 2. Februar 1956 mit Lebensmitteln und Medikamenten im Rahmen des von Willy Boberg ausgerufenen „Eisnotdienstes“. „Der Spiegel“ berichtete am 15. Februar 1956 darüber, allerdings nicht ohne Knoke für sein Engagement als Spitzenfunktionär der SRP „Remers Trommler“ (Vorsitzender der SRP war Otto Ernst Remer) zu nennen.

Familie

Am 28. August 1941 heiratete Knoke seine große Liebe Berlinerin Elisabeth „Lilo“ Makowski (Todesrune.png 2000). Die Kriegstrauung fand in Schieratz statt. Ihr zu Ehren nannte er seine Maschinen stets „Lilo“. Aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen: Ingrid und Jutta (Lebensrune.png 1944). Später kamen vier Enkelkinder hinzu.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke

Die grosse Jagd – Bordbuch eines deutschen Jagdfliegers

Knokes „Die grosse Jagd“ erschien 1952 bei C. Bösendahl Rinteln. Zwar wurde das Buch gut aufgenommen (beim Katalog der Deutschen Nationalbibliothek in der Sachgruppe „08a Schöne Literatur“ eingeordnet), wurde aber kein Kassenschlager. Dann kam ein englischsprachiger Verlag, „Evans Brothers“, und der Rest ist Geschichte, denn der einstige Feind in England, Australien und VSA hatte ein großes Bedürfnis, über deutsches Soldatentum, über die Ritter der Lüfte zu lesen. Schon der bekannte VS-amerikanische Militärpublizist der New York Times Drew Middleton hatte zurecht geschrieben:

„Der Sieg ging an die Alliierten, der soldatische Ruhm an die Deutschen.“

Unzählige Auflagen in Englisch als „I Flew for the Führer“ (Ich flog für den Führer), aber auch in anderen Sprachen folgten, zuletzt wurde das Erfolgsbuch 2012 auf Englisch (Frontline Books) und Ungarisch („A Führerért repültem“) neu aufgelegt (Stand: 2017).

Bildergalerie

Verweise

Fußnoten

  1. Heinz Knoke's victories
  2. Jagdgeschwader 1 „Oesau“, Lexikon der Wehrmacht
  3. Urteil des BVerfG (BVerfGE 2, 1 – SRP-Verbot) auf der Netzseite des Instituts für öffentliches Recht an der Universität Bern.