Reitsch, Kurt

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Kurt Reitsch)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Fregattenkapitän a. D. Kurt Reitsch (links) mit seiner berühmten Schwester Hanna.

Kurt Reitsch (Lebensrune.png 16. September 1910 in Hirschberg im Riesengebirge, Schlesien; Todesrune.png 2. April 1991 in Hamburg) war ein deutscher Offizier der Reichsmarine, der Kriegsmarine und der Marine der Bundeswehr in der Nachkriegszeit, zuletzt Fregattenkapitän und Marineattaché.

Werdegang

Bundesverdienstkreuz, u. a. für Kurt Reitsch, Januar 1968
Grabstätte der Familie auf dem Salzburger Kommunalfriedhof
  • 1. April 1929 Offizieranwärter
    • Eintritt in die Reichsmarine
      • er durchlief die Ausbildung des Seeoffiziers und verschrieb sich der Zerstörerwaffe, wo er auch auf Torpedoboote ausgebildet wurde.
  • 10. Oktober 1929 Seekadett
  • 1. Januar 1931 Fähnrich zur See
  • 1. April 1933 Oberfähnrich zur See
  • 1. Oktober 1933 Leutnant zur See
  • 1. Juni 1935 Oberleutnant zur See
    • Dienst als Erster Offizier (I.O.) auf dem Torpedoboot „G 8“ bei der Ausbildungsabteilung der 1. Zerstörerdivision in Swinemünde
    • Versetung in die 1. Zerstörerdivision
  • 1. August 1938 Kapitänleutnant
    • August 1939 bis 13. April 1940 Erster Offizier (I.O.) auf der Z 13 „Erich Koellner“
      • Ihr erster Einsatz erfolgte am 11./12. Januar 1940 unter dem Flottillenchef, Fregattenkapitän Erich Bey, mit den Schwesterbooten „Bruno Heinemann“ und Wolfgang Zenker vor Cromer. Am 22./23. Februar 1940 kam die „Erich Koellner“ im Verband des F.d.Z., Kommodore Friedrich Bonte, mit fünf anderen Zerstörern beim Unternehmen „Wikinger“ gegen britische Fischdampfer der Royal Navy in der Nordsee zum Einsatz. Für das Unternehmen „Weserübung“ wurde die „Erich Koellner“ der Kriegsschiffgruppe 1 zugeteilt, die das Gebirgsjäger-Regiment 139 und den Stab der 3. Gebirgs-Division unter Generalmajor Dietl zur Besetzung des norwegischen Erzhafens Narvik in den Norden Norwegens transportieren sollte. Die Gruppe, unter dem Befehl von Kommodore Bonte, bestand aus zehn Zerstörern: neben der „Erich Koellner“ noch „Wilhelm Heidkamp“, „Hermann Künne“, „Hans Lüdemann“, „Diether von Roeder“, „Anton Schmitt“, „Bernd von Arnim“, „Erich Giese“, „Georg Thiele“ und „Wolfgang Zenker“. Alle zehn gingen in der Anfangsphase der Schlacht um Narvik verloren.
      • 31 Besatzungsangehörige der Z 13 „Erich Koellner“ waren nach dem feindlichen Beschuß in dem Feuer gefallen, weitere 34 wurden erheblich verwundet. Der Kommandant gab den Befehl, das Schiff zu räumen und zu versenken. Die Explosion der eigenen Wasserbomben zerstörten die „Erich Koellner“. 155 Mann einschließlich des Kommandanten wurden von den Norwegern gefangengenommen und blieben bis zu deren Kapitulation in Kriegsgefangenschaft. Einigen der vormals an Land verbrachten 90 Mann gelang die Flucht, gemeinsam mit deutschen Gebirgsjägern, über die verschneiten Berge ins 30 km entfernte schwedische Lappland, während sie von norwegischen Scharfschützen beschossen wurden.
    • Juli bis Dezember 1940 im Stab „Kommandierender Admiral Norwegen“ unter Admiral, später Generaladmiral Hermann Boehm
    • Januar 1941 bis März 1942 Erster Offizier (I.O.) auf der „Z 26“
      • die Indienststellung der „Z 26“ mit 332 Mann erfolgte am 9. Januar 1941. Das Kriegsschiff erreichte bis zum Herbst 1941 Kriegsbereitschaft. Ende September 1941 wurde der Zerstörer der Nordgruppe der „Baltenflotte“ unter Vizeadmiral Ciliax zugeteilt, die am 23. September mit dem Schlachtschiff „Tirpitz“, dem Schweren Kreuzer „Admiral Scheer“, den Leichten Kreuzern Nürnberg und Köln, den Schwesterbooten Z 25 und Z 27, den Torpedobooten T 2, T 5, T 7, T 8, T 11 sowie einigen Schnellbooten bis in die Ålandsee zur Bekämpfung möglicher sowjetischen Seestreitkräfte dort vorstieß. Nach den erfolgreichen Angriffen des Sturzkampfgeschwaders 2 auf die Schiffe der sowjetischen Baltischen Flotte liefen die beiden schweren Einheiten wieder zurück. Die Zerstörer blieben mit Ciliax’ neuem Flaggschiff „Nürnberg“ zur Absicherung am Ausgang des Finnbusens, bis auch sie am 1. Oktober nach Gotenhafen zurückbefohlen wurden. Im November 1941 verlegte Z 26 nach Nordnorwegen. Die HMS „Trinidad“ schoß Z 26 am 29. März 1942 manövrierunfähig. Z 24 und Z 25 konnten 88 Mann von der sinkenden Z 26 retten. Das deutsche U-Boot U 378 konnte acht Überlebende von Z 26 aus einem Rettungsboot übernehmen. 240 Mann von Z 26 waren auf See geblieben, Kurt Reitsch gehörte zu den Überlebenden.
    • Juni 1942 bis Juni 1943 Kommandant des Torpedobootes „T 20“
      • T 20 wurde am 5. Juni 1942 in Dienst gestellt und operierte in der Ostsee und an der Eismeerfront
  • 1. April 1943 Korvettenkapitän
    • Juli 1943 bis März 1944 1. Admiralstabsoffizier bzw. 1. Führungsstabsoffizier (1. Füsto) beim Befehlshaber der Ausbildungsverbände der Flotte (Vizeadmiral August Thiele)
      • November 1943 bis Februar 1944 zwischenzeitlich Ausbildung zum Admiralstabsoffizier an der Marineakademie
    • August 1944 bis 27. April 1945 1. Admiralstabsoffizier bzw. 1. Führungsstabsoffizier (1. Füsto) im Stab der Kampfgruppe „Thiele“
      • Die Stadt Memel in Ostpreußen wurde im Zuge der Bildung des Kurland-Kessels von der Roten Armee an der Landseite eingeschlossen und drohte eingenommen zu werden. Um das dort abgeschnittene deutsche XXVIII. Armeekorps (Gruppe „Gollnick“) zu unterstützen, griff die Kampfgruppe „Thiele“ ab dem 10. Oktober 1944 mit ihrer Schiffsartillerie Landziele an. Hierbei verschossen „Prinz Eugen“, „Lützow“, vier Zerstörer und vier Torpedoboote eine große Anzahl Granaten.
    • Mai 1945 bis November 1947 als Kriegsgefangener bzw. Internierter im Deutschen Minenräumdienst, u. a. an der Seite seines Crewkameraden Otto Schuhart, der dort als Dezernent

Bundeswehr

Nach der Wiederbewaffnung trat Reitsch als Korvettenkapitän der Marine der Bundeswehr bei. Er diente zuerst im Aufstellungsstab der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw), dann im Kommando der Flottenbasis, später an der Marineschule Mürwik und schließlich, als Fregattenkapitän, als Marineattaché in Ankara. Ende 1967 trat er in den Ruhestand.

Familie

Kurt Reitsch war das erste von drei Kindern und einziger Sohn des Augenarztes Dr. med. Wilhelm „Willy“ Paul Reitsch[1] (Lebensrune.png 21. August 1878 in Wanggrawitz/Wongrowitz bei Posen), seine Mutter Emy, geb. Helff-Hibler von Alpenheim aus Feldkrich, entstammte dem alten Tiroler Adel. Sein Vater, ein sanfter, künstlerisch begabter Mensch und leidenschaftlicher Cellospieler, der in Magdeburg aufwuchs, wo sein Vater Baurat war, leitete in Hirschberg eine Augenklinik, die als Privatklinik dem dortigen Diakonissenhaus angegliedert war. Er war ebenfalls Sanitätsoffizier (Dienstantritt: 1. April 1900), seit dem 27. Januar 1916 Marine-Stabsarzt der Reserve, zuletzt Marine-Oberstabsarzt der Reserve. Noch 1928 publizierte er in der Reihe „Beiheft zum Jahrbuch des Kunsthistorischen Seminars der Universität Marburg“ die Arbeit „Das Dürerauge“. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt, Emy und Wilhelm Reitsch wurden zuletzt im April 1945 in Salzburg lebend gesehen, ein gemeinsamer Freitod ist nicht ausgeschlossen.

Seine jüngere Schwester war die Königin der Lüfte und Ritterin des Eisernen Kreuzes Hanna Reitsch, seine jüngste Schwester war Heidi, verheiratet Machholz (Lebensrune.png 5. November 1916).

Ehe

Reitsch heiratete seine Verlobte Wilhelma Ingeborg Elisabeth von Niedner (1916–2012), Tochter des Leibarztes von Kaiser Wilhelm II. Generaloberarzt Dr. Otto von Niedner und spätere Marine-Oberführerin. Der Oberleutnant der Marineartillerie und spätere Chefredakteur der Tegernseer Zeitung sowie stellvertretender THW-Landesleiter Hans Fritz Rose (1908–1994) würdigte „Helma“ Reitsch „Lebenserinnerungen“, da sie noch kurz vor Kriegsende die Hochzeit zwischen ihm und seiner Verlobten, die Landjahrhelferin und späteren Marine-Oberführerin Irmgard Polenz (1912–1999) organisierte:

Das Schwerste aber dürfte für sie die Aufnahme und Weitergabe der beim Regiment eingegangenen Meldung von der Katastrophe der „Gustloff“ gewesen sein, als diese am 30. Januar 1945 durch ein russisches U-Boot versenkt worden war. Dabei war ein großer Teil der Marine-Helferinnen unseres Regiments ums Leben gekommen. Später hatte Irmgard noch die traurige Pflicht, die aus dem eiskalten Wasser der Ostsee aufgefischten Leichen, die nach Gotenhafen zurück gebracht worden waren, zu identifizieren. In dieser Zeit hatten Irmgard und ich uns näher kennen und schätzen gelernt, so daß wir uns verlobten und angesichts des uns bevorstehenden ungewissen Schicksals beschlossen, noch in Gotenhafen die Ehe zu schließen. Es gab also eine Kriegstrauung, die durch den noch in der Stadt weilenden Standesbeamten – Gotenhafen war bereits geräumt und lag unter ständigem Beschuß der russischen Geschütze und Bombardierung sowjetischer Flugzeuge – im Gefechtsstand vollzogen wurde. Dies war am 15. März 1945 und ist belegt durch eine Urkunde, die Kapitän z. See (MA) Fenn und Oberleutnant (MA) Lau als Trauzeugen unterzeichnet haben, und auf der auch alle Gäste der kleinen Feier im Gefechtsstand sich eingetragen haben, die Offiziere und Fähnriche des Stabes und die Marine-Oberführerin beim Küstenbefehlshaber Admiral Sorge, Wilhelma Reitsch, als Irmgards dienstliche Vorgesetzte. „Helma“ Reitsch hatte sogar noch eine kleine Hochzeitsfeier arrangiert. Wenige Tage später – am 19. März 1945 – mußte Irmgard mit einer ihrer Abteilungsführerinnen auf einem Torpedoboot Gotenhafen verlassen – zur Betreuung von 100 Verwundeten an Bord – und kam nach stürmischer Fahrt, zeitweise unter Flugzeugbeschuß und bei U-Boots-Alarm, nach Kopenhagen. Von dort nach Kiel abkommandiert, erreichte Irmgard, zusammen mit Frau Reitsch, auf einem Minensuchboot Kiel. Aus dieser Zeit rührt unsere enge Freundschaft mit Helma und ihrem Mann Kurt Reitsch, den ich auch schon in Gotenhafen als Korvettenkapitän kennengelernt hatte. Durch sie haben wir die Bekanntschaft mit Hanna Reitsch, der berühmten Fliegerin, Kurts Schwester machen können. Helma wurde später Patin unseres Sohnes Detlef [Anm.: Detlef Amadeus Rose; Lebensrune.png 1947].[2]

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Dr. med. Willy Paul Reitsch
  2. Hans Fritz Rose
  3. Vgl.: „Bundesanzeiger“ vom 18. Januar 1968