Lyncker, Moriz von

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Nach Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg besuchte er die Preußische Kriegsakademie und wurde 1888 in den Generalstab versetzt. Er war dann Erzieher der kaiserlichen Prinzen und wurde 1908 General-Adjutant von Kaiser Wilhelm II. und Chef des Militärkabinetts. 1909 erfolgte seine Beförderung zum General der Infanterie. Im Ersten Weltkrieg gehört er zu den Unterstützern von Erich von Falkenhayn und war danach Präsident des Reichsmilitärgerichts.

Carl Friedrich Moriz Freiherr von Lyncker (auch Friedrich Carl Moritz;[1] Lebensrune.png 30. Januar 1853 in Berlin-Spandau; Todesrune.png 20. Januar 1932 in Demnitz bei Fürstenwalde) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres und der Vorläufigen Reichswehr, zuletzt Generaloberst und Präsident des Reichs-Militärgerichtes.

Werdegang

Von links nach rechts: General der Infanterie Moriz von Lyncker, Lübecker Bürgermeister Johann Hermann Eschenburg, Generaladjutant Hans von Plessen and Kaiser Wilhelm II. in der Uniform eines Großadmirals der Kaiserlichen Marine vor dem Lübecker Hauptbahnhof am 9. August 1913 beim Abschreiten der Ehrenkompanie des Infanterie-Regiments „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162.
Moriz Freiherr von Lyncker III.png
Moriz Freiherr von Lyncker II.png

Kurzchronologie

Neue Deutsche Biographie

L. begann seine militärische Karriere 1870 im Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Rgt. Nr. 2 in Berlin, mit dem er am deutsch-franz. Krieg 1870/71 teilnahm. Nach seiner Beförderung zum Leutnant besuchte er die Kriegsakademie und diente seit 1881 im 1. Garde-Rgt. zu Fuß. 1887 wurde er Adjutant beim Kronprinzen, dem späteren Kaiser Friedrich III., und 1888 wurde er in den Generalstab versetzt. Nach einem Truppenkommando als Bataillonskommandeur des Garde-Füsilier-Rgt. im Jahre 1894 war er 1895-1900 Erster Militärgouverneur (Erzieher) der kaiserl. Prinzen (Oberstleutnant 1896, Oberst 1898). Nach mehreren sich an diese Zeit anschließenden Kommandeurverwendungen, unter anderem als Kommandeur des Königin-Elisabeth-Garde-Grenadier-Rgt. (1902), wurde er 1908 General-Adjutant Wilhelms II. und Chef des Militärkabinetts.
Seine Beförderung zum General der Infanterie erfolgte 1909. Als Chef des Militärkabinetts, das eine selbständige Institution neben dem Kriegsministerium und dem Generalstab war, trug er die Verantwortung für alle Personalangelegenheiten des Heeres, d. h. für Stellenbesetzungen, Beförderungen und Ordensverleihungen. Seine gute Zusammenarbeit mit dem Chef des Marinekabinetts, Georg v. Müller, und dem Chef des Zivilkabinetts, Rudolf v. Valentini, sicherte ihm wie auch diesen beiden einen gewissen Einfluß auf Wilhelm II. Der Vorwurf, eine „Kamarilla um den Kaiser“ gebildet zu haben, kann nicht von der Hand gewiesen werden.
Eine bedeutende Rolle spielte L. zusammen mit seinem Stellvertreter Ulrich v. Marschall-Greiff bei der Berufung Falkenhayns als Nachfolger Moltkes in die Stellung des Chefs des Generalstabes des Feldheeres. L. unterstützte Falkenhayn energisch gegen Anfeindungen aus dem Generalstab und gegen Intrigen von seiten einer Gruppierung von Militärs und Politikern, die bereits zum Jahreswechsel 1914/15 beabsichtigte, Falkenhayn durch Hindenburg und Ludendorff zu ersetzen. Nachdem Falkenhayn an Ansehen verloren hatte, sah sich L. am 28.8.1916 gezwungen, dessen Entlassung zuzustimmen und die „Sieger von Tannenberg“, Hindenburg und Ludendorff, trotz schwerer Bedenken als Nachfolger vorzuschlagen. Sein nüchternes Urteil über die Strategie der 3. Obersten Heeresleitung (OHL) und den Ernst der Kriegslage brachte ihm bei Ludendorff den Ruf des „Pessimisten und Flaumachers“ ein und führte zu wiederholten Konflikten mit der OHL. L. war ein ernster und ruhiger Mann.
Dem Kaiser war er treu ergeben, wobei er ihm gegenüber vielfach eigene Ansichten formulierte und kraftvoll vertrat. Wilhelm II. empfand für ihn eine hohe Achtung, die auch von L.s ganzer Umgebung geteilt wurde. In seinem Kompetenzbereich konnte er sich weitgehend die Entscheidungsfreiheit bewahren. Weil L., so wie die anderen Kabinettschefs auch, letztlich nur eine beratende Funktion hatte, sank mit der zunehmenden Entmündigung des Kaisers durch die OHL auch der Einfluß des Chefs des Militärkabinetts. Sein Eintreten für einen rechtzeitigen Verständigungsfrieden und gegen das Festhalten der OHL an einem Siegfrieden führte im Juli 1918 dazu, daß Ludendorff L.s Verabschiedung durchsetzte, die in der Öffentlichkeit als Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen bezeichnet wurde. L. übernahm nun die Position des Präsidenten des Reichsmilitärgerichts, von der aus er 1919 seinen Abschied vom Staatsdienst nahm.[2]

Familie

Bodo Freiherr von Lyncker, der Sohn des Generalobersten, trat in die Reiterei des preußischen Heeres ein, diente als Leutnant im 1. Brandenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 2 und trat im Ersten Weltkrieg zur Fliegertruppe über. Er war ein Freund von der Fliegerlegende von Richthofen, diente zuerst bei der Feldflieger-Abteilung 54 (FFA 54), wurde für kurze Zeit Jagdflieger bei der Jasta 2 (seit dem 22. Oktober 1916), später bei der Jasta 25 (aufgestellt am 28. November 1916), wo er zwei Luftsiege errang, und wollte mit seinem Freund, dem Flieger-As Otto Brauneck ( 26. Juli 1917), zur von Richthofens Jasta 11 an der Westfront wechseln, war aber vorher, am 18. Februar 1917, in Mazedonien im Luftkampf gefallen. Seine Maschine war nordöstlich der Bahnstrecke Tetovo mit dem Franzosen François Alfred Marie Lemut (1892–1917) vom Geschwader 502 zusammengestoßen. Beide feuerten, flogen aufeinander zu, keiner gab nach, beide fielen. Bodo Freiherr von Lynckers Grabstein befindet sich auf dem Evangelischen Friedhof Bornstedt.

Abstammung

Sein Vorfahr Prof. Dr. Nikolaus Christoph Lyncker[3] (1643–1726), seit 1687 Wirklicher Geheimer Rat in Weimar und seit 1707 Reichshofrat, wurde am 7. Oktober 1688 in den Reichsadelstand erhoben (Edler von), erhielt am 1. Oktober 1698 eine Standeserhöhung (Edler Herr von) und wurde am 7. August 1700 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Mit dessen Enkeln teilte sich die Familie in zwei Linien, von denen eine in Schlesien, die andere in Ostpreußen einige Zeit ansässig war. Moriz war der Sohn des Majors z. D. Arthur Friedrich Alexander Karl von Lyncker (1814–1895) und dessen Ehefrau Emma Caroline, geborene Sieck (1829–1916), eine Tochter des Färbereibesitzers Christian Sieck. Zu seinen vielen Vettern gehörte Generalleutnant Maximilian Freiherr von Lyncker (1845-1923), Hausmarschall von Kaiser Wilhelm II.

Geschwister

Seine ältere Schwester war Friederike Henriette Julie Gertrud (1849–1888). Er hatte auch zwei Brüder:

  • Friedrich Nikolaus Christoph (1854–1907), Oberst und Ehrenritter des Johanniter-Ordens (in den preußischen Ranglisten zum Teil als „Freiherr von Lyncker 2te“ geführt)
  • Heinrich Lothar Kurt (1867–1934), Generalmajor und Rechtsritter des Johanniter-Ordens

Ehe

Rittmeister Freiherr von Lyncker heiratete am 8. Oktober 1889 in Potsdam seine Verlobte Anne-Marie Freiin von der Horst (1857–1945), Tochter des preußischen Generalleutnants Bodo Maximilian August Heinrich Friedrich Wilhelm Freiherr von der Horst (1838–1926). Aus der Ehe sind sechs Kinder entsprossen:[4]

  • Irmgard Gertrud Emma Franziska Elisabeth (Lebensrune.png29. Oktober 1890 in Flensburg)
  • Nikolaus Christoph Arthur Bodo Karl Alfred (Lebensrune.png 24. August 1892 in Magdeburg), als Leutnant im 1. Garde-Regiment zu Fuß am 10. September 1914 in Cassel an seiner am 29. August 1914 erhaltenen Verwundung verstorben
  • Bodo Arthur Lothar Ernst Max (Lebensrune.png 22. Oktober 1894 in Berlin), gefallen als Oberleutnant der Fliegertruppe am 18. Februar 1917 bei Gjewgjelü, Mazedonien
  • Wilhelm Nikolaus Adolf Viktor Moritz (Lebensrune.png 25. Februar 1900 in Charlottenburg)
  • Anne-Marie Gela Lessy Hanna Else (Lebensrune.png 4. September 1901 in Charlottenburg), Oberin der Maidenschule in Obernkirchen
  • Gela Lory Ellen Anna Charlotte (Lebensrune.png 3. November 1904) ∞ Joachim Karl Valentin von Massow (1900–1986); vier Kinder, darunter Bodo Anton Moritz Valentin von Massow (1928–2014), der 1951 in die USA auswanderte, wo er „Bob“ genannt wurde, beinahe 58 Jahre mit Maria, geb. Fast verheiratet war, drei Kinder und zahlreiche Enkelkinder hatte.[5]

Auszeichnungen (Auszug)

Eine der Zabern-Konferenzen in Donaueschingen anläßlich des „Zabern-Vorfalls“ Ende 1913; von links: Chef des Militärkabinetts und vortragender Generaladjutant Seiner Majestät des Kaiser und Königs Moriz Freiherr von Lyncker, Kommandierender General in Straßburg Berthold von Deimling, Kaiser Wilhelm II. und Statthalter im Reichsland Elsaß-Lothringen Karl Graf von Wedel.
Eisernes Kreuz für Generalleutnant Walter Pelkmann, unterschrieben von Moriz Freiherr von Lyncker
Moriz Freiherr von Lyncker, in: „Märkische Grablege im Höfischen Glanze – Der Bornstedter Friedhof zu Potsdam“ von Karlheinz Deisenroth (1997)
Rangliste 1914

Literatur

  • Holger Afflerbach (Bearb.): Kriegsbriefe Lynckers, in: „Kaiser Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg. Quellen aus der militärischen Umgebung des Kaisers 1914-1918“, München 2005, S. 125–590
  • Dr. Peter Sauerwald: Generaloberst Freiherr Moritz von Lyncker, Vortragender Generaladjutant, Chef des Militärkabinetts und Präsident des Reichs- Militär-Gerichts, in: Orden und Ehrenzeichen, Nr 63, Oktober 2009, S. 264 ff.
  • Paul Schönberger / Stefan Schimmel: Kaisertage – Die unveröffentlichten Aufzeichnungen (1914 bis 1918) der Kammerdiener und Adjutanten Wilhelms II., Südverlag, 2018

Fußnoten