Moser, Hans
Hans Moser, eigentlich Johann Julier, fälschlicherweise wird sehr oft auch Jean Julier oder sogar Jean Juliet als amtlicher Name genannt ( 6. August 1880 in Wien; 19. Juni 1964 ebenda), war ein deutscher Volksschauspieler aus Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Hans Moser wurde am 6. August 1880 in Wien als drittes Kind eines Bildhauers französischer Abstammung geboren. Er nahm seinen Künstlernamen aus Verehrung für seinen Lehrer, den Burgschauspieler Josef Moser (1864–1936), an. Zunächst besuchte er nach einer kaufmännischen Lehre die Schauspielschule in Wien, tingelt dann mit Wanderbühnen, trat in mährischen und ungarischen Provinztheatern, in Varietés, im Zirkus und im Wurstl-Prater auf. Aufgrund seiner Körpergröße – Moser war nur 1,57 groß – hatte er es schwer, als Theaterschauspieler Fuß zu fassen, den Intendanten schien er beispielsweise für Liebhaberrollen, die seinem Alter entsprochen hätten, ungeeignet. Erste Erfolge konnte Moser als Komiker 1913 an der Wiener Kellerbühne „Max und Moritz“ verzeichnen.
Während des Ersten Weltkrieges wurde seine beginnende Karriere unterbrochen, da er zwischen 1915 und 1918 als Ersatz-Reserve-Infanterist der k. u. k. Armee an den in Italien, Polen und Rußland Kriegsdienst leiseste.
Weimarer Republik
Nach Kriegsende spielte er zunächst wieder Kabarett, ab 1920 machte er sich an Wiener Bühnen einen Namen als Charakterkomiker.
Seit Anfang der 1920er Jahre war Moser mit kleinen Nebenrollen für den Stummfilm tätig, sein Leinwanddebüt gab er 1922 als Notar in Hans Steinhoffs Stummfilm „Kleider machen Leute“ nach Gottfried Keller, der Durchbruch zum populären Filmdarsteller gelang ihm zu dieser Zeit jedoch noch nicht.
1925 holte ihn Max Reinhard an das Theater in der Josefstadt, ließ ihn im gleichen Jahr bei den Salzburger Festspielen die Rolle des Fürwitz in Hofmannsthals lyrischem Drama „Das kleine Welttheater oder die Glücklichen“ spielen, eine Rolle, die Moser auch in den folgenden zwei Jahren interpretierte. Moser wurde zum vielbeschäftigten Schauspieler und Komiker an den Wiener Bühnen, wo er nuschelnd, polternd, raunzend (österreichische Eigenart des Lästerns und Jammerns) und mit kreisenden Bewegungen kauzige Typen, meistens Diener oder andere Kleinbürger wie Greißler, Schneider und Hausknechte, aber auch Zirkusfiguren, verkörperte. 1927/28 trat der Komiker während einer Gastspielreise in New York als „Zettel“ in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ auf, danach eroberte er bei einer Tournee auch das kritische Berlin. In Berlin und Wien glänzte Moser unter anderem in Stücken von Nestroy, Schnitzler und Horváth.
Erst mit dem Tonfilm konnte der nuschelnde Moser sein gesamtes komödiantisches Können im Film voll entfalten. Nach einer kleinen Aufgaben in „Liebling der Götter“ (1930) erhielt er von Georg Jacobi in der Romanze „Geld auf der Straße“ (1930) erstmals eine größere Rolle. In „Der verjüngte Adolar“ (1931) vertraute Jacobi ihm endlich eine ersehnte Hauptrolle an.
Drittes Reich
Mit seiner Rolle eines Pfandleihers in Willi Forsts Schubert-Film „Leise flehen meine Lieder“ (1933) oder seinem Auftritt als Gärtner in Forsts Melodram „Maskerade“ (1934) festigte er seinen Ruf als Filmdarsteller, avancierte rasch zum Publikumsliebling und drehte in den folgenden Jahren in rascher Folge zahlreiche Filme, die ganz auf ihn zugeschnitten waren. In zahlreichen Rollen verkörperte er kleine Beamte, Diener, Pförtner, Gärtner und sonstige kleinbürgerliche Existenzen. Er liebte es dabei besonders, Personen darzustellen, die im Laufe des Filmes eine starke Wandlung vollziehen.
Seit Mitte der 30er Jahre stand er nur noch gelegentlich auf der Bühne, ab 1939 spielte er ausschließlich beim Film.
Sein Filmstern ging im Dritten Reich auf. 1934 kamen acht Moser-Filme in die deutschen Kinos, 1935 waren es bereits elf, in den beiden nächsten Jahren je vierzehn usw. Er ging bei einflußreichen Persönlichkeiten des Nationalsozialismus ein und aus. Man verübelte ihm nicht einmal die Tatsache, daß er – wie auch Theo Lingen – eine Jüdin geheiratet hatte. Seine Frau lebte in einem exklusiven Budapester Hotel in Saus und Braus, während sie ihren Mann mit ein paar Schilling Taschengeld abspeiste, über die er auch noch genau Rechenschaft ablegen mußte. Der gutmütige Hans Moser fügte sich in sein Schicksal. Er blieb immer der gleiche bescheidene Mann des Volkes. Die Deutschen bewahrten ihm auch nach dem Krieg unvermindert die Treue.
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm er wieder zunehmend Bühnenrollen, so am Landestheater Salzburg, ab 1947 spielte er auch wieder am Wiener Burgtheater, wo er besonders für seine überzeugende Verkörperung des liebevollen Vaters Hans Weiring in Arthur Schnitzlers „Liebelei“ von Kritik und Publikum gleichermaßen positive Resonanz erfuhr. Als himmlischer Polizeikonzipient in Molnárs „Liliom“ stand er in einer Inszenierung von Kurt Meisel am 12. November 1963 im Burgtheater letztmalig auf der Bühne.
Mosers Beliebtheit blieb im Nachkriegsfilm ungebrochen, viele der rund sechzig Filme dieser Ära mit Rollen cholerischer Nörgler oder biestiger Faktotums waren ihm auf den Leib geschrieben worden.
Moser gehörte in den 50er Jahren zu den vielbeschäftigten Leinwanddarstellern, auch wenn einige Filme eher unbedeutend sind. Mit seinen Altersrollen wandelten sich Mosers Figuren zunehmend ins tragikomische. Zu Mosers letzten Arbeiten für das Kino zählt Axel Cortis „Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter“ (1963).
Auch als Sänger war Hans Moser erfolgreich, das Lied „Hallo Dienstmann“ aus dem gleichnamigen Film wurde zum Hit. Viele bekannte alte Wiener Lieder mit dem Interpreten Hans Moser sind heute auf CD erhältlich, beispielsweise die „Die Reblaus“ aus der gleichnamigen Doppel-CD.
Tod
Hans Moser starb am 19. Juni 1964 – wenige Wochen vor seinem 84. Geburtstag – im Wiener Hanusch-Krankenhaus; er erhielt ein Ehrengrab der Stadt auf dem Zentralfriedhof. Zu seinem hundertsten Geburtstag im Jahre 1980 veranstaltete die Stadt Wien ein Symposium.
Auszeichnungen
- 1950: Ehrenring der Stadt Wien
- 1961: Kainz-Medaille
- 1961: „Goldene Ehrenadel“ des Österreichischen Filmbundes
- 1962: Filmband in Gold
Filmbeiträge
V.S.-Produktion – Schauspielerleben „Hans Moser“ (Staffel 6 / Folge 8, 2019):
Filmographie
- 1922: Kleider machen Leute
- 1923: Hoffmanns Erzählungen
- 1924: Die Stadt ohne Juden, nach dem gleichnamigen Roman von Hugo Bettauer
- 1924: Ssanin
- 1925: Das Spielzeug von Paris
- 1926: Der Feldherrnhügel
- 1926: Schützenliesel
- 1927: Die Familie ohne Moral
- 1927: Madame macht einen Seitensprung
- 1928: Spitzenhöschen und Schusterpech
- 1930: Geld auf der Straße
- 1930: Liebling der Götter
- 1931: Der verjüngte Adolar
- 1931: Ehe mit beschränkter Haftung
- 1931: Man braucht kein Geld
- 1931: Eine Nacht im Grandhotel
- 1932: Ein angenehmer Patient
- 1933: Leise flehen meine Lieder
- 1933: Der große Trick
- 1933: Kurzschluß
- 1933: Madame wünscht keine Kinder
- 1933: Fuchs auf der Hetzjagd
- 1934: Maskerade
- 1934: Die Töchter ihrer Exzellenz (Die kleine Trafik)
- 1934: Frasquita
- 1934: Polenblut
- 1934: Karneval der Liebe
- 1934: Der junge Baron Neuhaus
- 1934: Hohe Schule / Das Geheimnis des Carlo Cavelli
- 1935: Der Himmel auf Erden
- 1935: Vorstadtvarieté (Die Amsel von Lichtental)
- 1935: Frühjahrsparade
- 1935: Familie Schimek
- 1935: Knox und die lustigen Vagabunden (Zirkus Saran)
- 1935: Winternachtstraum
- 1935: … nur ein Komödiant
- 1935: Die ganze Welt dreht sich um Liebe
- 1935: Die Fahrt in die Jugend
- 1935: Eva
- 1935: Endstation
- 1935: Ein junger Mann aus Oxford (Buchhalter Schnabel)
- 1936: Burgtheater (Sag beim Abschied leise Servus)
- 1936: Das Gäßchen zum Paradies
- 1936: Ungeküsst soll man nicht schlafen gehn
- 1936: Schabernack
- 1936: Konfetti (Das lustige Abenteuer)
- 1936: Hannerl und ihre Liebhaber
- 1936: Alles für Veronika (Der Schlaumeier)
- 1937: Die verschwundene Frau
- 1937: Der Mann, von dem man spricht
- 1937: Die glücklichste Ehe der Welt
- 1937: Die unentschuldigte Stunde
- 1937: Mein Sohn, der Herr Minister
- 1937: Die Fledermaus
- 1938: Mutterlied
- 1938: Dreizehn Stühle
- 1938: Immer, wenn ich glücklich bin
- 1938: Die unruhigen Mädchen
- 1938: Kleines Bezirksgericht
- 1938: Es leuchten die Sterne
- 1939: Das Ekel
- 1939: Opernball (von Géza von Bolváry)
- 1939: Ins blaue Leben
- 1939: Liebe streng verboten
- 1939: Menschen vom Varieté
- 1939: Anton, der Letzte
- 1940: Wiener G’schichten
- 1940: Sieben Jahre Pech
- 1940: Der Herr im Haus
- 1940: Meine Tochter lebt in Wien
- 1940: Der ungetreue Eckehart
- 1940: Rosen in Tirol
- 1941: Wir bitten zum Tanz
- 1941: Liebe ist zollfrei
- 1942: Wiener Blut
- 1942: Einmal der liebe Herrgott sein
- 1942: Dove andiamo, signora?
- 1942: Sieben Jahre Glück
- 1943: Sette anni di felicità
- 1943: Maske in Blau
- 1943: Karneval der Liebe
- 1943: Abenteuer im Grandhotel
- 1943: Schwarz auf weiß
- 1943: Das Ferienkind
- 1943: Reisebekanntschaft
- 1944: Schrammeln
- 1944: Der Millionär
- 1946: Renee XIV
- 1947: Der Hofrat Geiger
- 1947: Die Welt dreht sich verkehrt
- 1948: Der Herr Kanzleirat
- 1948: Das singende Haus
- 1949: Wiener Mädeln
- 1949: Um eine Nasenlänge
- 1949: 1 - 2 - 3 - aus!
- 1950: State Secret
- 1950: Der Theodor im Fußballtor
- 1950: Jetzt schlägt's 13
- 1950: Küssen ist keine Sünd
- 1950: Es liegt was in der Luft
- 1951: Zwei in einem Auto
- 1952: Hallo Dienstmann
- 1952: 1. April 2000
- 1952: Schäm dich, Brigitte! (Wir werden das Kind schon schaukeln)
- 1952: Du bist die Rose vom Wörthersee
- 1953: Der Onkel aus Amerika
- 1953: Einmal keine Sorgen haben (Einen Jux will er sich machen)
- 1954: Hollandmädel
- 1954: Kaisermanöver
- 1954: Verliebte Leute
- 1955: Ja, so ist das mit der Liebe (Ehesanatorium)
- 1955: Die Deutschmeister
- 1955: Ja, ja die Liebe in Tirol
- 1955: Die Drei von der Tankstelle
- 1956: Der Kongreß tanzt
- 1956: Symphonie in Gold
- 1956: Ein Herz und eine Seele
- 1956: Lumpazivagabundus
- 1956: Opernball (von Ernst Marischka)
- 1956: Meine Tante, deine Tante
- 1956: Kaiserball
- 1956: Solange noch die Rosen blüh'n
- 1956: Roter Mohn
- 1957: Familie Schimek
- 1957: Ober zahlen
- 1957: Vier Mädels aus der Wachau
- 1957: Die unentschuldigte Stunde
- 1957: Die Zwillinge vom Zillertal
- 1957: Die Lindenwirtin vom Donaustrand
- 1957: Heute blau und morgen blau (Eine verrückte Familie)
- 1958: Hallo Taxi
- 1958: Solang' die Sterne glüh'n (Zirkuskinder)
- 1958: Oh, diese Ferien
- 1958: Gräfin Mariza
- 1958: Der Sündenbock von Spatzenhausen
- 1958: Liebelei
- 1959: Herrn Josefs letzte Liebe
- 1959: Die schöne Lügnerin
- 1961: Geschichten aus dem Wiener Wald
- 1961: Mariandl
- 1961: Und du, mein Schatz, bleibst hier
- 1961: Der Bauer als Millionär
- 1962: Drei Liebesbriefe aus Tirol
- 1962: Mariandls Heimkehr
- 1962: Der verkaufte Großvater
- 1962: Leutnant Gustl
- 1962: Die Fledermaus
- 1963: Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter