Naumann, Michael
Michael Naumann ( 8. Dezember 1941 in Köthen, Anhalt) ist ein jüdischer Politiker der SPD in der BRD. Neben seiner Tätigkeit als Journalist, Publizist und Verleger war Naumann auch sogenannter Kulturstaatsminister.
Er war Spitzenkandidat der Hamburger SPD zur Bürgerschaftswahl 2008.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Naumann wurde als Sohn einer Jüdin und eines deutschen Rechtsanwalts im anhaltischen Köthen geboren. Sein Vater fiel 1942 in der Schlacht von Stalingrad.
Dennoch beschimpft er 1999 in einem Interview die Deutsche Wehrmacht als „Tötungsmaschine“ und „marschierendes Schlachthaus, das sich selbst intakt hielt, indem es jeden ungehorsamen Soldaten erschoß.“
Michael Naumann war damals Staatsminister für kulturelle Angelegenheiten und wollte mit derlei Aussagen das Bild der Engländer vom deutschen Wehrmachtsoldaten korrigieren, der – wie zum Beispiel Erwin Rommel – bei den Briten als heldenhafter und galanter Offizier dargestellt werde. In seiner Tätigkeit als Kulturminister, die er 1998 aufgenommen hatte, fiel er vor allem durch heftige „Bewältigung“ deutscher Zeitgeschichte auf, forderte und plante ein ungeheuer großes Mahnmal nach dem anderen. Mit keinem Wort jedoch „bewältigte“ er die Geschichte der Führungspersönlichkeiten von „Die Zeit“ oder „Der Spiegel“, die einst als Goebbels-Journalisten den Endsieg propagiert hatten.[1]
Mit elf Jahren mußte Naumann 1953 mit seiner Mutter nach Hamburg fliehen. Sie war wegen Kontakten zu ihrer in den VSA lebenden jüdischen Verwandtschaft ins Visier des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR geraten.
Ausbildung
Nach dem Abitur begann er ein Studium der Politikwissenschaft, der Geschichtswissenschaft und der Philosophie in Marburg, München und am Queen's College, Oxford University. Er promovierte mit der Dissertation über Karl Kraus' „Der Abbau der verkehrten Welt“. Seine Habilitationsschrift trägt den Titel „Strukturwandel des Heroismus“.
Berufliche und publizistische Tätigkeit
1969 ging Naumann als außenpolitischer Redakteur zunächst zum „Münchner Merkur“, ein Jahr später wechselte er zur Wochenzeitung „Die Zeit“. Er wurde einer der Gründungsredakteure des Zeit-Magazins. Nach 1972 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent an der Ruhr-Universität Bochum, ging dann 1976 als Florey Stipendiat ans Queen's College in Oxford, ehe er 1978 zur „Zeit“ zurückkehrte, um die neu gegründete Dossier-Redaktion der „Zeit“ zu leiten. Von 1981 bis 1983 arbeitete er in Washington als Auslandskorrespondent für die „Zeit“ und übernahm bald darauf die Leitung des Auslandsressorts beim „Spiegel“ bis zum Sommer 1985.
Am 22. Dezember 1984 protestierte das Lektorat des Rowohlt Verlags in einem offenen Brief gegen den von der Holtzbrinck-Gruppe berufenen Naumann als neuen Geschäftsführer der Verlagsleitung, da es davon ausgegangen war, die Verlagsleitung aus den eigenen Reihen besetzen zu dürfen.
Naumann blieb jedoch von 1985 an in dieser Position. Nach zehnjähriger erfolgreicher Tätigkeit beim Rowohlt Verlag – der Umsatz verdoppelte sich und mehrere Nobelpreise gingen an die Autorinnen und Autoren des Verlages (Toni Morrison, Claude Simon, José Saramago, Imre Kertesz und Elfriede Jelinek✡) – ging er im Auftrag der Holtzbrinck-Gruppe 1995 nach Neu York, um dort zunächst den Verlag Metropolitan Books zu gründen und dann Henry Holt and Company zu leiten. Zu seinen amerikanischen Autoren zählten Salman Rushdie, Paul Auster, Siri Hustvedt, Thomas Pynchon und viele andere.
2001 veröffentlichte er die Essaysammlung „Die schönste Form der Freiheit“.
Nach seiner Zeit als Staatsminister (siehe unten) wechselte Naumann im Januar 2001 als Herausgeber zur Wochenzeitung „Die Zeit“ nach Hamburg. Bis August 2004 war er gemeinsam mit Josef Joffe zugleich deren Chefredakteur. Sein Nachfolger in dieser Position ist Giovanni di Lorenzo.
2004 wurde Naumann wegen Beleidigung des damaligen Berliner Generalstaatsanwaltes Hansjürgen Karge (SPD) zu einer Geldstrafe von 9.000 Euro verurteilt. Zuvor hatte Naumann in einer Sendung des Senders n-tv zum Skandal um Michel Friedman (CDU) den ermittelnden Staatsanwalt als „durchgeknallt“ bezeichnet. Anlaß war das Ermittlungsverfahren in der Kokain-Affäre (sowie Zwangsprostitution) um den damaligen Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Michel Friedman. Gegen das Urteil reichte Naumann beim Bundesverfassungsgericht Klage ein. Erst im Juni 2009 entschied das Bundesverfassungsgericht, daß einen Zeitgenossen im Meinungsstreit als „durchgeknallt“ zu bezeichnen, nicht strafbar sei.[2] Das Bundesverfassungsgericht hob diese Entscheidungen auf, weil Naumann dadurch in seinem „Grundrecht auf Meinungsfreiheit verletzt werde“. (AZ: 1 BvR 2272/04) [3]
Zwischen 2004 und 2007 moderierte Naumann die Diskussionssendung „Im Palais“ im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).[4]
Gemeinsam mit Tilman Spengler gibt er seit 2005 die vom Zeit-Verlag verlegte Zeitschrift „Kursbuch“ heraus. Ab Oktober 2007 übernahm er auch noch zusammen mit dem „Zeit“-Autoren Klaus Harpprecht die Herausgeberschaft der von Hans Magnus Enzensberger gegründeten Reihe „Die Andere Bibliothek“.
Auf der Frankfurter Buchmesse erhielt Naumann den „Preis der Kritik“ 2006.[5]
Naumann wechselte am 1. Februar 2010 von der Wochenzeitung „Die Zeit“, als Chefredakteur zum Politik-Magazin „Cicero“ (Ringier-Verlag). Er ersetzte dort den damaligen Chefredakteur und Magazin-Gründer Wolfram Weimer, der wiederum zum Münchner Nachrichtenmagazin „Focus“ wechselte. Dessen Chefredakteur Helmut Markwort wollte sich auf seine Aufgabe als Herausgeber konzentrieren.[6]
Staatsminister im Kanzleramt
Im Oktober 1998 berief ihn Bundeskanzler Gerhard Schröder als Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, bald darauf – nach Änderung des Gesetzes über die Rechtsstellung der Parlamentarischen Staatssekretäre, die notwendig wurde, da Michael Naumann nicht Mitglied des Deutschen Bundestages war – zum Staatsminister für Kultur und Medien beim Bundeskanzler. Dieses Ministerium wurde erst durch die rot-grüne Regierungsperiode durch Schröder erschaffen.
Seine Arbeit in der Politik wurde von Beobachtern als eine Entwicklung von idealistischen Ansätzen hin zu realpolitischen Entscheidungen gewertet. In seine Amtszeit fielen die abschließende Diskussion und Bundestagsentscheidung zur Errichtung des Denkmals für die Juden Europas („Holocaust-Mahnmal“) in Berlin.
Ende Juli 1998 löste Naumann eine deutschlandweite und parteiübergreifende Kritikwelle aus, nachdem er sich gegen den Bau des Denkmals für die Juden Europas in Berlin ausgesprochen[7] und das geplante Holocaust-Mahnmal mit „Speer-Architektur“ verglichen hatte[8]. Besonders warf ihm neben Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble ein „zutiefst unfreiheitliches Kulturverständnis“ vor[9]. Laut dem damaligen Staatsminister im Kanzleramt, Anton Pfeifer, stand Naumanns Haltung im Gegensatz zu der bisherigen, „gerade in dieser Frage von großer Sensibilität getragenen Haltung der SPD-Fraktion im Bundestag“[9]. Auch die Berliner SPD ging auf Distanz zu Naumann[8]. Der überarbeitete Entwurf des jüdischen Architekten Peter Eisenman, der mit großer Mehrheit vom Deutschen Bundestag anerkannt wurde, entsprach schließlich den Vorstellungen Naumanns, der sich auch für die Einrichtung des unterirdischen Museums („Ort der Information“) eingesetzt hatte.
Spitzenkandidatur für Hamburg 2008
Korrupter Politkampf in Hamburg. In einer Krisensitzung Mitte Januar 2007 hatten die Sozialdemokraten den mächtigen Kreisfürsten und Parteichef Mathias Petersen auflaufen lassen, Wahlabstimmungen wurden manipuliert (Wahlfälschung in der BRD), 1.000 Wahlzettel fehlten – „man wollte die Konkurrenz aus dem Weg schaffen! Solche Geschichten hört man sonst aus Ländern, die EU-Wahlbeobachtern die Einreise verweigern. Ein Hauch von Weißrußland weht über der Alster.“ Petersen wäre der klare Sieger der Urwahl gewesen. Das wurde nach einer internen Auszählung der vorliegenden Stimmen bekannt. Doch weil die verschwundenen Briefwahlstimmen nicht wieder auftauchten, mußte die Mitgliederbefragung annulliert werden. So gelang es den Kreisfürsten doch noch, den ungeliebten Altonaer Hausarzt als Spitzenkandidaten zu verhindern.[10] Am 4. März 2007 verzichtete Mathias Petersen auf eine erneute Kandidatur für den Parteivorsitz und als Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl 2008.[11]
Nachdem der ehemalige Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau eine erneute Kandidatur bei der Bürgerschaftswahl 2008 ausgeschlossen hatte, wählte ein außerordentlicher Landesparteitag am 24. März 2007 Naumann mit 339 von 343 möglichen Stimmen (drei Gegenstimmen, eine Enthaltung) zum Spitzenkandidaten und Herausforderer des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust (CDU). Naumann wurde außerdem am 22. Juni desselben Jahres mit 303 von 306 Stimmen (zwei Gegenstimmen, eine Enthaltung) auf Platz eins der Liste für die Bürgerschaftswahl gewählt. Seine Mitherausgeberschaft der Wochenzeitung „Die Zeit“ ruhte seit dem 8. März 2007. Beurlaubt wurde er außerdem als Moderator von seiner rbb-Sendung „Im Palais“.
Naumann verlor die Bürgerschaftswahl letztlich deutlich – die Sozialdemokraten erreichten mehr als acht Prozentpunkte weniger als die CDU, konnten aber gegenüber dem letzten Wahlergebnis von 2004 rund vier Prozent hinzugewinnen. Spitzenkandidat Naumann sah die Schuld für das Nichtzustandekommen einer rot-grünen Koalition unter anderem beim SPD-Bundesvorsitzenden Kurt Beck, der nur wenige Tage vor der Wahl die umstrittene Öffnung der SPD gegenüber einer Tolerierung durch die Linken verkündet hatte. Naumann schrieb später enttäuscht und wütend einen Brief an Beck, in dem er diesen persönlich für einen Stimmenverlust von „zwei bis drei Prozent“ verantwortlich machte. Seine Bemerkungen haben „uns womöglich auch den Wahlsieg gekostet“.[12]
Am 22. Mai 2008 informierte Naumann die Hamburger SPD-Mitglieder in einem Brief darüber, daß er sein Bürgerschaftsmandat zum 15. Juni 2008 aufgeben werde. Der zeitliche Aufwand für seine Herausgebertätigkeit in dem Hamburger Verlag der „Zeit“ sei so groß, daß sich dieser nur schwer mit dem Aufwand vereinbaren lasse, den ein Bürgerschaftsmandat mit sich bringe. Hamburg hat ein sogenanntes Feierabendparlament: hier haben die Abgeordneten meist einen anderen Hauptberuf.[13]
Filmbeitrag
- Michael Naumanns Gestammel im Fernsehduell zur Hamburger Wahl (Naumann schafft Kinder ab.)
Naumann war Spitzenkandidat der Bürgermeisterwahl in Hamburg 2008 – dann ein schwerer Stotteranfall im Fernsehduell. „Bis zwei Minuten vor Ende der Sendung stand es unentschieden. Dann setzte Naumann zu seinem Schlusswort an, für das beide Kontrahenten je 60 Sekunden Zeit hatten – und er verhaspelte sich total [...] Selbst von Beust war irritiert, als Naumann plötzlich völlig den Faden verlor, verzweifelt nach Worten rang und sekundenlang völlig hilflos wirkte – ausgerechnet beim Thema Schulpolitik.“[14] Laut Hamburger Abendblatt soll Naumann nach Ende der Sendung zu Beust gesagt haben: „Damit haben Sie die Wahl gewonnen.“
Chefredakteur beim „Cicero“
Seit 1. Februar 2010 ist Naumann Chefredakteur des Monatsmagazins „Cicero“. Nahezu die gesamte alte Mannschaft hat sich (bis April 2010) aus der „Cicero“-Redaktion verabschiedet. Schuld geben die Weggehenden dem neuen Chefredakteur Michael Naumann: „Er arbeite journalistisch nicht sauber und setze die Agenda der SPD um“. „Naumann habe von seiner Truppe verlangt, Texte so auszurichten, daß sie in sein Weltbild passen. Das gelte für Politik- genauso wie für Gesellschafts- und Religionsthemen. Bewusst soll, so geht die Vermutung, die wertkonservative Bastion, das neue Magazin der Öko-Konservativen, geschleift werden.“[15]
Familie
Michael Naumann heiratete 1970 mit Christa Wessel eine Tochter von Gerhard Wessel, der von 1968 bis 1978 Präsident des Bundesnachrichtendienstes war, und hatte als Schwiegersohn fortan stets beste Informationen.
Naumann ist seit 2005 in zweiter Ehe mit der jüdischen Ärztin Marie Warburg, der Tochter Eric M. Warburgs, verheiratet, mit der er schon zu seiner Studentenzeit befreundet war. Sie engagiert sich für das Jüdische Museum in Hamburg. Aus erster Ehe hat er zwei erwachsene Kinder; sein Sohn Felix ist seit 2006 Professor am Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik in Potsdam.
Die Warburgs
Die Warburgs sind in ihrer Tätigkeit als Geldverleiher- und Bankiersfamilie bis ins 14. Jahrhundert nach Bologna nachweisbar. Eric M. Warburg war der Sohn des Hamburger Großbankiers Max Moritz Warburg. 1938 ging Eric M. Warburg in die VSA, diente im Zweiten Weltkrieg als Verbindungsoffizier zwischen VS-amerikanischem und britischem Geheimdienst. Nach Kriegsende verhörte er die als Kriegsverbrecher angeschuldigten Deutschen (unter anderem Hermann Göring). In Neu York, wo Tochter Marie geboren wurde und studierte, hatte er ein Bankhaus gegründet, kehrte jedoch 1956 nach Hamburg zurück. Eric M. Warburg trat als Gönner der jüdischen Gemeinde und des Staates Israel hervor. Er gehörte dem Council on Foreign Relations, jenem geheimniskrämerischen Zirkel international einflußreicher Personen aus Politik und Wirtschaft, an. Den 8. Mai 1945 wertete er als „Tag der späten Befreiung Europas“, die junge Generation in Deutschland sei zwar für das Geschehen wahrscheinlich nicht verantwortlich, sollte aber wegen des Geschehenen erröten.[1]
Sonstiges
Kontakte zur CIA
Laut Christiane Schulzki-Haddouti hatte Michael Naumann 1979 nach Angaben der „Zeit“ die ursprünglich von der CIA-Tarnorganisation Congress for Cultural Freedom (CCF) zur Kontrolle der Kultur finanzierte Zeitschrift „Der Monat“ mit Hilfe seines jüdischen Mentors Melvin Joseph Lasky wiederbelebt.
Kontakte zum Bundesnachrichtendienst (BND)
Christiane Schulzki-Haddouti schrieb bei Telepolis 1998:
- „In einem von einer Hamburger Anwaltskanzlei verfaßten Schreiben an den Verlag Kiepenheuer & Witsch heißt es ‚die Behauptung, unser Mandant habe in den Termini eines anderen Geheimdienstes – als ›informeller Mitarbeiter‹ – für den BND gearbeitet‘ sei ‚infam‘. Erich Schmidt-Eenboom hatte geschrieben: ‚Auf der BND-Aufstellung vom März 1970 stand der damals 29jährige noch als Redakteur der Zeitschrift ›M‹ in München [...] unter dem Decknamen ›Norddorf‹. Geführt wurde der angebliche ›Zufallskontakt‹ vom Dienststellenleiter 923 ELZE selbst.‘ “
Kosovo
Otto Köhler schrieb 2003 in der Wochenzeitung „Der Freitag“[16] von einer Verbindung zum Kosovokrieg:
- „Sie glaubten immer an das, was sie taten. Michael Naumann, bald Mitherausgeber (der Zeit), aber damals noch Kulturstaatsminister des ersten bundesdeutschen Kriegskanzlers Schröder, eilte zum fünfzigjährigen Gedenktag (‚Freiheit in die Offensive‘) für den 1951 von der CIA arrangierten und finanzierten „Kongress für die Kulturelle Freiheit“ nach Berlin-Dahlem. Dort würdigte er vor den Veteranen eben diesen CIA-Kongress vor 50 Jahren ‚als einen der Faktoren, die den NATO-Einsatz im Kosovo ermöglicht‘ hatten. Naumann war 1979 der letzte Herausgeber des „Monat“ (auch vom BND geführt unter dem Decknamen „Norddorf“), musste aber Schluss machen, weil die Finanzspritzen so nicht mehr funktionierten.“
Wahlkampf mit Zensur
Wie beim Besitzstandswahrer berichtet wird, setzte Michael Naumann im Wahlkampf 2007 auf die Segnungen der Hamburger Zensur, um Horst Bethge von der Linken Äußerungen zu verbieten:
- „Daß es sich bei diesen Aussagen um eine Wiedergabe von Außerungen Schmidt-Eenbooms aus seinem Buch Undercover (Danke, Herr ZAF!) handelt, ist wohl ein Gerücht. Ganz sicher hat diese Geschichte, die da den Herrn Michael Naumann stört, auch nichts mit dem Mitarbeiter des BND mit dem Decknamen ‚Norddorf‘ zu tun, der angeblich für die Wochenzeitung ‚Die Zeit‘ arbeitet. Und ganz sicher wird die Wahrheit vor Gericht Bestand haben – ganz sicher.“[17][18]
Holocaust-Industrie
Als Kulturstaatsminister der Bundesregierung engte Michael Naumann seinerzeit „seinen Aufgabenbereich immer mehr auf die deutsche Vergangenheitsbewältigung ein. Während die Mittel für die kulturellen Erfordernisse des deutschen Volkes radikal zusammengekürzt werden, wie beispielsweise die Bundeszuschüsse für die Goethe-Institute oder die Bayreuther Festspiele fließen in den Unterhalt und ständigen Ausbau von KZ-Gedenkstätten Unsummen. Bei seinem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau gab Neumann bekannt, der Bund werde in den nächsten vier Jahren mindestens 65 Millionen Mark zur Verfügung stellen, mit denen Gedenkstätten ‚von nationaler Bedeutung‘ neu gestaltet werden können. Nationale Bedeutung schreibt der Minister ausschließlich solchen Gedenkstätten zu, die deutsche Schande monumentalisieren. Die Millionen sollen u. a. in den Gedenkstätten Neuengamme, Sachsenhausen, Bergen-Belsen und Flossenbürg verbaut werden. [...] ‚Ständige Aus- und Umbauten sowie der Unterhalt der KZ-Gedenkstätte Dachau haben seit dem Krieg bereits weit über 100 Millionen Mark verschlungen. Als ob es keine wichtigeren Aufgaben gäbe, wird zur Zeit wieder einmal eine umfassende Neugestaltung der gewaltigen Anlage durchgeführt, wobei mit Gesamtkosten in Höhe von 15 Millionen Mark gerechnet wird.‘[19] Naumanns Engagement zu Auschwitz: ‚Die deutschen Bundesländer stellen dem Museum der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zehn Millionen Mark zur Restaurierung der Zäune des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers zur Verfügung.‘ Der Tip für Denkmalbesitzer: Prüfen Sie, ob ein Nichtdeutscher oder deutscher Krimineller mal in ihrer Bude schlecht behandelt wurde. Bei diesen Perspektiven mag sich das lohnen. (Womit diese Behandlung ausdrücklich und selbstverständlich weder bestritten noch gutheißen wird!)“ [20]
Gegen Rechts
Naumann agiert gegen die NPD, die AfD und PEGIDA („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“).[21]
Funktionen und Mitgliedschaften
- Amerikanisch-Jüdisches Komitee
- Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin e.V., Vorstandsvorsitzender
- Barenboim-Said Akademie gGmbH in Berlin, Geschäftsführer (→ Daniel Barenboim)
Zitate
- „Deutschlands Freiheit wird nicht am Hindukusch verteidigt, sondern in den Theatern, Konzertsälen und Museen.“ — Naumann, der die Kürzungen in vielen Kulturetats infolge der Finanzkrise kritisiert. Wenn etwa die Stadt Wuppertal überlege, ein Haus zu schließen, an dem Pina Bausch Tanztheater-Weltgeschichte geschrieben habe, sei dies eine Schande. Er betonte, Kulturausgaben seien keine Subventionen. Doch Politiker sähen sich hierzulande immer noch als Mäzene, die sich herabneigten und der Kultur aus dem Steuersäckel etwas spendeten, argumentierte Michael Naumann im Februar 2010.[22]
Werke (Auszug)
- Teheran. Eine Revolution wird hingerichtet. Dokumente und Reportagen aus Die Zeit, München 1982
- Ein Konzern hält die Luft an. Ein politisches Sachbuch, Reinbek 1983
- Amerika liegt in Kalifornien. Wo Reagans Macht herkommt, Reinbek 1983
- Der Strukturwandel des Heroismus. Vom sakralen zum revolutionären Heldentum, 1984
- Made in the USA (U.S.A.). Neue Stories aus Amerika, Reinbek 1994
- Die Geschichte ist offen. DDR 1990: Hoffnung auf eine neue Republik, Reinbek 1996
- Große Erzähler des 20. Jahrhunderts, Reinbek 1998
- Friedrich Hölderlin-Preis. Reden zur Preisverleihung, Bad Homburg 2000
- Die schönste Form der Freiheit. Reden und Essays zur Kultur der Nation, Berlin 2001
- (Als Herausgeber:) „Es muß doch in diesem Lande wieder möglich sein...“ Der neue Antisemitismus Streit, Ullstein, München 2002, ISBN 3-548-36425-X
- Die Kriegsmaschine. Rüstung und Politik in den USA, Reinbek 2005
Verweise
- Offizielle Netzpräsenz von Michael Naumann für den Bürgerschaftswahlkampf 2008
- Angriff auf Mahnmal-Gelände. Mahnmal könnte bis zu 50 Millionen Mark kosten, konrad-fischer-info.de, 3. Januar 2000
- Neue Millionen für KZ-Gedenkstätten. Was Minister Naumann unter Kultur versteht, konrad-fischer-info.de, 5. Januar 2000
- Naumann soll es richten. Die Krise der SPD in Hamburg und den Ländern, Deutschlandfunk, 23. März 2007
- Zur Person – Michael Naumann – der künftige Hamburger Oberbürgermeister?
- Naumann: Obamas Internetwahlkampf wird unsere politische Kultur beeinflussen, Deutschlandfunk, 5. November 2008