Psychologische Kriegführung

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Psychologische Kriegsführung)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Der Ausdruck Psychologische Kriegführung oder Psychologische Kriegsführung bezeichnet in der Militärwissenschaft und der Kriegführung alle Methoden und Maßnahmen zur Beeinflussung des Verhaltens und der Einstellungen von gegnerischen Streitkräften sowie fremder Zivilbevölkerungen. Sie unterfällt der Schwarzen Propaganda und findet besonders häufige Anwendung vor, während und nach militärischen Unternehmen.

Psychologische Kriegführung der USA während des Zweiten Weltkrieges; VORDERSEITE

Geschichte

Erster Weltkrieg

Europa erlebte die Konsequenz im Ersten Weltkrieg

Großbritannien und die USA führten, so gaben sie vor, einen „gerechten Krieg“ gegen die „preußischen Militaristen“, gegen den „blutsaufenden Kaiser“, gegen „die Hunnen“. Ihre Sichtweise war daher, daß nur dann der Frieden – womöglich für einen längeren Zeitraum – hergestellt werden könne, wenn das „kriegswütige deutsche Volk“ erst einmal geschlagen und ausgeschaltet sei.

Die in Großbritannien im Ersten Weltkrieg entwickelte moderne psychologische Kriegführung hatte das Ziel, die Gegner, also das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und die Türkei, zu diskreditieren, indem man sie ins Unrecht setzte und indem man dem deutschen Volk mit allen Mitteln der Propaganda einredete, man führe den Krieg lediglich gegen den Kaiser und die Führungsschicht; wenn sich das Volk des Kaisers entledige, sei der Friede wiederhergestellt. Die eigene Bevölkerung in Großbritannien, Frankreich und den VSA aber sollte moralisch aufgerüstet werden, indem man ihr einhämmerte, sie verteidige die Humanität gegen die Barbaren und der Krieg sei daher notwendig für den Weltfrieden.

Ende August 1914, also nicht einmal vier Wochen nach Kriegsbeginn, nahm eine offizielle alliierte Kommission in Antwerpen ihre Arbeit auf; sie hatte keine andere Aufgabe, als in regelmäßigen Abständen Berichte über deutsche Greuel an der belgischen Zivilbevölkerung zu erfinden und an die in- und ausländische Presse zu senden. Mira Beham schildert in ihrem jüngst erschienenen Buch „Kriegstrommeln“:

„Diese scheinbar faktischen Berichte beschrieben, wie sich deutsche Soldaten in Massakern und Folterungen, Vergewaltigungen und anderen spezifischen Brutalitäten ergingen. Danach wurden belgische Männer an Geschütze gefesselt und anschließend hingerichtet. Kinder in brennende Häuser gesteckt, alte Menschen verstümmelt und Frauen mißbraucht.“

Die britischen Psychokrieger waren unermüdlich im Erfinden neuer Lügen: Besonders beliebt waren Geschichten, nach denen die „deutsche Soldateska“ Säuglingen die Arme abhackte. Es wurde sogar in einer Zeitung behauptet, die deutschen Soldaten hätten die abgehackten Kinderhände verzehrt. Öffentliche Massenvergewaltigungen belgischer Mädchen durch deutsche Offiziere auf dem Markt von Lüttich, das Abschneiden von Brüsten belgischer Bäuerinnen – Geschichten dieser Art sollten die Kriegsmoral der Alliierten in besonderem Maße stärken und die Deutschen vor aller Welt zu Untermenschen machen. Tatsächlich war diese Propagandaoffensive überaus erfolgreich. Wenn heute noch Deutschland und die Deutschen bei manchen Völkern in dem Rufe besonderer Barbarei stehen, dann ist das auch mit auf die psychologische Kriegsführung der Alliierten zurückzuführen.

Im Mai 1915 wurde unter dem Vorsitz des ehemaligen englischen Botschafters in den USA, Lord Bryce, ein Report von englischen Juristen und Historikern verfaßt, in dem von der Systematik der deutschen Brutalität berichtet wurde. Hier kehrten all die Märchen von den abgehackten Kinderhänden und von den vergewaltigten Belgierinnen wieder. Ziel war es, „die Engländer dazu zu bringen, die Deutschen so zu hassen wie nie zuvor“. Der Schriftsteller Rudyard Kipling (Anm.: bekannt durch „Das Dschungelbuch“ [sic!]) faßte das Ergebnis der Hetze zusammen in der Feststellung, die Welt „sei heute zweigeteilt: in menschliche Wesen und in Deutsche“. 1917 wurde „aus britischen amtlichen Quellen“ die Meldung in der Welt verbreitet, daß „die Deutschen aus den Körpern ihrer Toten Glyzerin destillieren“, das für die Munitionsherstellung benötigt werde. Untermauert wurde die Geschichte mit manipulierten Fotos und dem gefälschten Tagebuch eines deutschen Soldaten.

Eine weitere Greuelmeldung wurde im März 1916 von der Londoner Zeitung „Daily Telegraph“ in die Welt gesetzt, die behauptete, die Österreicher hätten 700.000 Serben vergast.

Die deutsche Regierung protestierte zwar gegen diese Lügen, die britische Seite blieb jedoch bei ihren Behauptungen und hatte damit weltweit Erfolg. Mira Beham schreibt: „Erst im Dezember 1925 wurde in einer Erklärung des britischen Unterhauses bekanntgegeben, daß es sich um eine propagandistische Erfindung gehandelt hatte.“ Nach dem Kriege ging der belgische Prälat Kardinal Mercier den von den Engländern verbreiteten Greuelgeschichten nach und mußte feststellen, daß keine einzige der Wahrheit entsprach. 1922 kam eine belgische Untersuchungskommission zu dem Schluß, daß es sich bei dem Report englischer Juristen und Historiker, fabriziert unter dem britischen Botschafter Lord Bryce, von A bis Z um Lügen gehandelt habe. Die britische psychologische Kriegführung hatte aber ihr Werk getan.

Beham zitiert den amerikanischen Autor James Morgan Reed mit seinem Buch „Atrocity Propaganda“:

„Die Greuelpropaganda wurde eingesetzt, um den Kampfgeist von Soldaten und Zivilbevölkerung zu härten, die Aufnahme von Kriegsanleihen zu fördern und Verletzungen des internationalen Rechts zu rechtfertigen. Die Greuelgeschichte als solche erwies sich auch als hilfreich, um die Ablehnung vorzeitiger Friedensangebote zu begründen, strenge Friedensbedingungen aufzuzwingen und neutrale Mächte zu beeinflussen.“

Aus einem vom britischen Auswärtigen Amt 1914 gegründeten „Kriegspropaganda-Büro“ entwickelte sich das „Informationsministerium“ unter Lord Beaverbrook mit den Aufgaben, zivile psychologische Kriegführung innerhalb wie außerhalb Großbritanniens zu konzipieren und durchzusetzen. Die Propaganda der britischen Presse wurde, obgleich sie sich in Privatbesitz befand, gleichgeschaltet, so daß im ganzen Empire eine einheitliche Kampagne gegen Deutschland und seine Verbündeten betrieben wurde.

Um die Bevölkerung der USA kriegsbereit zu machen – sie stand in den ersten Jahren des Weltkrieges stimmungsmäßig keineswegs einhellig auf Seiten der Engländer und Franzosen – richteten die Briten ein spezielles Propagandabüro unter Sir Gilbert Parker ein, finanziert vom britischen Geheimdienst, das umfangreiche Aktivitäten in den USA entwickelte, um das Land an die Seite Großbritanniens zu ziehen. Dabei spielten die Greuelmeldungen eine herausragende Rolle. Als dann endlich im April 1917 die USA in den Krieg gegen Deutschland eingetreten waren, schuf die amerikanische Regierung ein „Committee on Public Information“, das mit umfangreichen Geldmitteln ausgestattet war und das Ziel hatte, „den gerechten Zorn der Amerikaner gegen die deutschen Hunnen“ anzuheizen. Die amerikanische Dienststelle wurde unterstützt von dem Eigentümer der Londoner Zeitungen „Times“ und „Daily Mail“, Lord Northcliffe, der ein britisches „Bureau of Information“ in New York einrichtete, wo in Spitzenzeiten 500 offizielle Mitarbeiter und 10.000 Assistenten damit beschäftigt waren, Propagandageschichten, die sich in Europa bewährt hatten, nach Amerika zu tragen. Angeblich sollen 75.000 Redner in 5.000 amerikanischen Städten vor über 300 Millionen Menschen solche anti-deutschen Propagandareden gehalten haben. Der Erfolg:

„Eine anti-deutsche Hysterie erfaßte das Land jenseits des Atlantiks. In den Köpfen der Amerikaner nahm der Kampf gegen die Deutschen immer mehr den Kampf der Zivilisation gegen die Barbarei, der Demokratie gegen die Unfreiheit an. Das erzeugte Handlungsbedarf und lieferte die Rechtfertigung gleich dazu.“

Die deutsche Seite stand dem verkommenen und unehrenhaften Charakter der psychologischen Kriegführung ohne Verständnis, ja, hilflos gegenüber.

Die deutsche militärische Führung verachtete die Propaganda als unsoldatisch und begriff viel zu spät, daß der Krieg um und gegen das Bewußtsein außerordentliche Bedeutung im Kampf um den Sieg hat. Die deutsche Leitung vertrat immer noch den Standpunkt, daß Kriege allein zwischen den bewaffneten Streitkräften geführt werden und daß es unmoralisch sei, etwa die gegnerische Staatsführung zu diskriminieren oder die Bevölkerung aufzuhetzen. In Deutschland begnügte man sich zunächst damit, eine Zensur zu verhängen, die die Presse daran hindern sollte, militärische Geheimnisse auszuplaudern. Eine positive psychologische Kriegführung gab es nicht. Zwar veröffentlichte 1915 das Auswärtige Amt eine Denkschrift unter dem Titel „Greueltaten russischer Truppen gegen deutsche Zivilpersonen und deutsche Kriegsgefangene“, die im Gegensatz zu den Geschichten der Westmächte auf Tatsachen beruhte, doch reichte sie in keiner Weise an die Wirkung der alliierten Propaganda heran.

Der mehrfach zitierte amerikanische Professor Linebarger bescheinigt der deutschen Propaganda den totalen Mißerfolg und sieht den Grund dafür nicht nur in der Schwerfälligkeit und Unerfahrenheit der deutschen Führung, sondern vor allem darin, daß die Deutschen auch vor Kriegsbeginn keine politische Propaganda angewendet hatten. Das Ergebnis der britischen psychologischen Kriegführung hingegen bezeichnet Linebarger als „ausgezeichnet“. Als nicht zuletzt durch die psychologische Kampagne Großbritanniens und der USA die deutsche Heimatfront im November 1918 zusammenbrach und Deutschland um Waffenstillstand bitten mußte, da war die öffentliche Meinung bei den Siegermächten gegen Deutschland so aufgeputscht, daß auch aus dieser Gemütslage heraus der Rache-Frieden, den das niedergeworfene Deutsche Reich in Versailles unterschreiben mußte, zu erklären ist.

Die Kriegsschuldklausel aber und die Auslieferung und Bestrafung des Kaisers und weiterer 8.000 „Kriegsverbrecher“ wurden zur nationalen Demütigung. Sie wiesen den Deutschen die alleinige Verantwortung für den Krieg und für im Krieg begangene Greueltaten zu. Die entsprechenden Bestimmungen des Versailler Vertrages müssen als Ergebnis der von den Alliierten betriebenen Propaganda gewertet werden. Die den Deutschen zur Last gelegten Monstrositäten schrien geradezu nach Sühne und Vergeltung. Da aber die alliierten Regierungen für die Demoralisierung der Deutschen selbst verantwortlich zeichneten, saßen 1919 in Paris Staatsoberhäupter zusammen, die Gefangene ihrer eigenen Ränkespiele geworden waren", so Mira Beham in ihrem jüngst erschienenen Buch „Kriegstrommeln“.

Der amerikanische Historiker Read schrieb:

„Greuelpropaganda trug mehr als irgendein anderer einzelner Faktor zu harten Friedensbedingungen bei.“

In welche Stimmung die britische psychologische Kriegführung die Amerikaner versetzt hatte, geht trefflich aus dem Wortlaut des Gebetes hervor, das der amerikanische Kongreß am 10. Januar 1918 gemeinsam sprach (und das ans Tageslicht gebracht zu haben das Verdienst Dr. Franz Uhle-Wettlers ist):

„Allmächtiger Gott, Unser Himmlischer Vater! [...] Du weißt, o Herr, daß wir in einem Kampf auf Tod und Leben stehen gegen eine der schändlichsten, gemeinsten, gierigsten, blutdurstigsten, sinnlichsten, habsüchtigsten und sündhaftesten Nationen, die jemals Geschichtsbücher geschändet haben. Du weißt, daß Deutschland aus den Augen der Menschen genügend Tränen gepreßt hat, um einen neuen Ozean zu füllen, daß es aus den Herzen von Männern, Frauen und Kindern genug Schreie und Stöhnen gepreßt hat, um daraus ein neues Gebirge aufzutürmen [...] Wir bitten Dich, entblöße Deinen mächtigen Arm und schlage das graue Pack dieser hungrigen wölfischen Hunnen zurück, von deren Fängen Blut und Schleim tropfen. Wir bitten Dich, laß die Sterne auf ihren Bahnen und die Winde und Wogen gegen sie kämpfen. [...] Und Dich preisen wir immerdar – durch Jesus Christus. Amen.“

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg zeigte es sich, daß die Deutschen inzwischen ihre Lektion gelernt hatten

Adolf Hitler hatte ausführlich in seinem Buch „Mein Kampf“ auf das Versagen der kaiserlichen Regierung bei der psychologischen Kriegsführung hingewiesen und angemahnt, daß Deutschland die Rückständigkeit auf diesem Gebiet aufholen müsse.

So schuf er 1933 sogleich ein Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda, das den in vielen anderen Ländern existierenden Informationsministerien nachempfunden war. Der zuständige Minister Dr. Joseph Goebbels bemühte sich nachzuholen, was bislang im Reich versäumt worden war, nämlich die Organisierung einer politischen Propaganda. Sie sollte in Wort, Bild, Film und Ton die innere Haltung des Menschen beeindrucken und beeinflussen; sie zielte auf Psychologie und Stimmung des Volkes, was man für besonders notwendig hielt, weil das deutsche Volk nach dem Ausgang des vergangenen Krieges unsicher war und sich nachhaltig gedemütigt fühlte.

Im Jahr 1938/39 einigten sich das Propagandaministerium und das Oberkommando der Wehrmacht, wie im Falle eines Konfliktes die Aufgaben der psychologischen Kriegführung bzw. der Propaganda aufgeteilt werden sollten. Beide Institutionen schlossen ein „Abkommen über die Durchführung der Propaganda im Krieg“ ab, in dem der Propagandakrieg „als wesentliches, dem Waffenkrieg gleichrangiges Kriegsmittel anerkannt“ wurde. Man hatte von Briten und Amerikanern aus der Zeit des Ersten Weltkrieges gelernt.

Im Spätsommer 1938 fand ein erster Orientierungslehrgang für Offiziere statt, die im Falle eines Krieges im Propagandasektor der Wehrmacht tätig werden sollten. Diese Offiziere wurden, wie Generalmajor Hasso von Wedel, erster Kommandeur deutscher Propagandatruppen, schilderte, über die Wirkung von Propaganda durch Wort, Bild, Film und Ton auf die Menschen diesseits und jenseits der politischen Grenzen unterrichtet.

„Propaganda kann die innere Haltung des Menschen beeinflussen, dadurch militärische Erfolge vorbereiten und etwaige Mißerfolge in ihrer Auswirkung schwächen. Im Dienst der Wehrmacht wird die Propaganda eingesetzt zur Erhaltung der Opferfreudigkeit und der geschlossenen Wehrwilligkeit des eigenen Volkes, zur Aufklärung über die das Leben des eigenen Volkes beeinflussenden militärischen Maßnahmen, zur Überwindung von Unruhe und Erregung im Volke, die durch feindliche Einwirkungen auf das Heimatgebiet hervorgerufen werden, sowie zur Tarnung, Verschleierung und Irreführung eigener militärischer Absichten.“

Während das Reichspropagandaministerium für die Gesamtpropaganda verantwortlich war, sollte für die geistige Betreuung der eigenen Truppe die Wehrmacht zuständig sein, ebenso wie für aktive Propaganda im Kampfgebiet und in die feindliche Bevölkerung und in die feindliche Streitmacht hinein.

Zusammen mit den übrigen deutschen Truppen marschierten am 1. September 1939 in Polen auch sieben Propaganda-Kompanien sowie zwei Kriegsberichter-Kompanien der Luftwaffe und eine der Kriegsmarine (die PK-Kompanien der Kriegsmarine und der Luftwaffe nannten sich Kriegsberichter-Kompanien) ein.

Prof. Linebarger bescheinigt sowohl den Propaganda-Kompanien als auch der politischen psychologischen Kriegführung, daß sie der alliierten psychologischen Kriegführung mindestens ebenbürtig waren.

Die Alliierten hatten – ebenso wie die deutsche Seite – bereits vor Ausbruch der Feindseligkeiten Vorbereitungen für den Psychokrieg getroffen. Schon in den frühen 1930er Jahren organisierten die USA die Einbindung der Zeitungs- und Rundfunkkorrespondenten in die Kriegsmaschinerie. Unter dem Namen „Office of War Information“ wurde ein zentrales Propaganda-Institut eingerichtet, das für eine US-freundliche Stimmung im In- und Ausland sorgen sollte. Mit dem Eintritt der USA in den Krieg setzte eine totale Zensur ein. Nur noch offizielle Communiqués durften veröffentlicht werden. Ebenfalls unverzüglich begannen Bestrebungen, wie im Ersten Weltkrieg so auch diesmal den Feind zu entmenschlichen.

Die Japaner wurden zu „Affen in Uniform“ stilisiert, denen man bestenfalls menschenähnliche Züge zubilligte, während man auf den Deutschen die im Ersten Weltkrieg bewährten Klischees „Hunne“ und „Barbar“ anwandte.

Großbritannien war, wie die Fachliteratur ausweist, aufgrund seiner Erfahrungen im Ersten Weltkrieg den Amerikanern im Psychokrieg um einige Schritte voraus. Die Organisation klappte vorzüglich. Auf Greuelpropaganda in der übertriebenen Art des Ersten Weltkrieges verzichteten die Briten jedoch, weil man zum einen erkannt hatte, daß sie auf den Anstifter zurückschlägt und die Möglichkeiten vergrößert, daß die eigene Seite die propagierten Grausamkeiten verübt aus Rache für die, die behauptet worden sind, und zum anderen, weil Greuelpropaganda den Feind von der Kapitulation abhält. Außerdem hatte sich im Ausland herumgesprochen, daß die Greuelpropaganda des Ersten Weltkrieges aus Lügen bestand.

Obwohl die britische Presse im Privatbesitz war, konnte man durch geschickte Organisation erreichen, daß die psychologische Kriegführung einheitlich im ganzen Land durchgesetzt wurde. So blieben Rundfunk und Presse ausnahmslos bei der Behauptung, daß Briten und VS-Amerikaner einen Luftkrieg durchweg gegen militärische Ziele in Deutschland und den mit ihm verbündeten Ländern führten. Berichte aus Deutschland und aus den neutralen Staaten, daß vor allem die Wohnviertel gezielt angegriffen würden, wurden als Nazi-Propaganda abqualifiziert. Auch war man sich einig in der Behauptung, daß die in Katyn zu Tausenden gefundenen ermordeten polnischen Offiziere von den Deutschen umgebracht worden seien, obwohl schon während des Krieges der britischen Regierung bekannt war, daß ihre sowjetischen Verbündeten die Mörder waren.

Die Einrichtung der britischen Schwarzen Propaganda

Hauptartikel: Schwarze Propaganda

Der „Erfinder“ war als Sohn australischer Eltern in Berlin geboren und dort zeitweise auch aufgewachsen, bevor er später in England Journalist wurde. Er sprach perfekt deutsch mit Berliner Akzent und haßte die Deutschen in der traditionellen Art eines Briten, der in jedem Deutschen einen Konkurrenten witterte und überzeugt davon war, daß es niemanden auf den britischen Inseln gibt, der von einer deutschen Niederlage keine Vorteile hätte. Auf seine Anregung wurde 1941 in England eine Rundfunk-Kampagne gestartet, mit dem Ziel, die Moral der Deutschen zu schwächen. Dieser Journalist namens Sefton Delmer richtete mit Unterstützung aller wichtigen britischen Dienststellen, seien sie politischer, seien sie militärischer Art, mehrere Radiosender ein, die auf Mittel- und Kurzwelle unter den Namen „Gustav Siegfried Eins“, „Atlantiksender“, „Soldatensender Calais“ oder Sender „Christus der König“ deutschsprachige Sendungen ausstrahlten und vorgaben, das Sprachrohr oppositioneller Deutscher zu sein. Gestaltet wurden die Sendungen von deutschen Deserteuren und Emigranten. Mit ihnen baute Delmer ein Programm auf, das nach seiner Darstellung nach dem Prinzip arbeitete: „Wir dürfen nie zufällig oder aus Nachlässigkeit lügen, sondern immer nur bewußt und überlegt.“

Tatsächlich war diese Art der psychologischen Kriegführung so wirksam und dauerhaft, daß noch heute viele ihrer Behauptungen und erfundenen Geschichten als historische „Wahrheiten“ vor allem in Deutschland verbreitet und geglaubt werden.

Er erfand Fälle, in denen „bewiesen“ wurde, daß Funktionsträger der NSDAP korrupt seien. Er verbreitete erdachte Meldungen darüber, daß in der Wehrmacht Bluttransfusionen vorgenommen wurden mit durch Geschlechtskrankheiten verseuchtem Blut von Polen und Russen. Er bemühte sich, U-Boot-Besatzungen gegen ihre Offiziere aufzuwiegeln.

Er erdichtete einen angeblichen Brief des in Deutschland überaus populären Jagdfliegers Werner Mölders, der tödlich verunglückt war. In dem in England produzierten Brief sollte der Eindruck erweckt werden, Mölders sei ein Gegner des Nationalsozialismus gewesen und habe gefürchtet, von der Gestapo ermordet zu werden. Den Brief ließ Delmer in -zigtausendfacher Ausführung von britischen Flugzeugen über Deutschland abwerfen.

Unter britischer Regie wurden Briefe geschrieben von angeblichen Krankenschwestern über die letzten Stunden von in britischer Gefangenschaft gestorbenen deutschen Kriegsgefangenen, in denen den Angehörigen mitgeteilt wurde, man habe Wertsachen des Toten an den zuständigen Kreisleiter der NSDAP zur Weiterleitung geschickt. Wenn die Angehörigen bei diesem nachfragten, ahnte der natürlich nichts. Nach einiger Zeit prangerte Delmer in seinen Propagandasendern die angebliche Unterschlagung an.

Um das gute Verhältnis zwischen den Deutschen und den in Deutschland tätigen Fremdarbeitern zu stören, ließ die britische Propaganda über Deutschland in den Sprachen der Fremdarbeiter verfaßte Anweisungen zusammen mit Brand-Päckchen, mit deren Hilfe Sabotage getrieben werden sollte, abwerfen.

Einer der wichtigen Mitarbeiter Sefton Delmers war der an der Juli-Erhebung beteiligte Otto John, dem es gelang, über Spanien nach England zu fliehen, wo er sich der britischen Schwarzen Propaganda zur Verfügung stellte. Nach dem Krieg wurde John Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz und tauchte eines Tages auf rätselhafte Weise in der sowjetischen Besatzungszone auf, um dort Propaganda gegen die BRD zu machen.

Sefton Delmer selbst hat all die Einzelheiten in seinen in den 60er Jahren erschienenen Memoiren „Die Deutschen und ich“ ungeschminkt geschildert. Das Motto seiner Tätigkeit sei gewesen:

„Wir wenden jeden Trick an, der sich denken läßt, auch den schmutzigsten. Jeder Griff ist erlaubt. Je übler, um so besser. Lügen, Betrug – alles!“

Nicht wenige seiner damaligen Mitarbeiter waren nach der deutschen Niederlage in führenden Positionen in der Medienlandschaft tätig, um eine demokratische deutsche Presse aufzubauen.

Die psychologische Kriegführung der Sowjetunion hatte eine besondere Aufgabe. Es zeigte sich nach dem Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges sehr schnell, daß die Rote Armee zu einem großen Teil nicht bereit war, für den Bolschewismus zu kämpfen. Die Zahl der Überläufer schwoll in die Zigtausende, und Hunderttausende ergaben sich den deutschen Truppen, die in weiten Gebieten der Sowjetunion als Befreier empfangen wurden. Da schaltete die Sowjetregierung sehr schnell auf eine Greuelpropaganda um, die selbst die britischen Schreckensmeldungen des Ersten Weltkrieges in den Schatten stellte.

Am 6. November 1941, am 24. Jahrestag der Oktoberrevolution, behauptete Stalin öffentlich, man habe bei einem gefallenen deutschen Offizier einen „Appell des deutschen Oberkommandos an die deutschen Soldaten“ gefunden, in dem zu lesen war: „Töte jeden Sowjetrussen, mach nicht halt, auch wenn du einen Greis oder eine Frau, ein kleines Mädchen oder einen Jungen vor dir hast.“ Weiter Stalin: „Die Hitler-Horden morden und vergewaltigen die friedlichen Bewohner unseres Landes, ohne Frauen, Kinder und Greise zu schonen“, und er nannte die Deutschen „Menschen, die jedes Menschenantlitz verloren haben und auf das Niveau wilder Tiere herabgesunken sind“.

Drei Wochen später gab der sowjetische Außenminister Molotow über Radio Moskau sowie in einem millionenfach verbreiteten Flugblatt eine Steigerung, indem er behauptete, „daß gefangen genommene größtenteils verwundete Rotarmisten vom deutschen Oberkommando und den deutschen Truppenteilen zum Opfer bestialischer Folterungen und Quälereien und Morde gemacht werden […] Gefangene Rotarmisten werden mit glühenden Eisen gefoltert, ihnen werden die Augen ausgestochen, Beine, Arme und Ohren und Nasen abgehackt, die Bäuche aufgeschlitzt, sie werden an Panzerwagen gebunden und in Stücke gerissen.“

In einem weiteren sowjetischen Flugblatt des Zweiten Weltkrieges wurde behauptet, die deutschen Soldaten

„töten kleine Kinder vor den Augen der Mütter, sie schlitzen die Bäuche der schwangeren Frauen auf, schneiden die Brüste von nährenden Müttern ab, vergewaltigen Frauen, Mütter und Schwestern und treiben sie in Freudenhäuser ...“

Mit solchen Argumenten wurden die Sowjetbürger aufgerufen, die Deutschen

„zu vernichten, ihnen weder Tag noch Nacht Ruhe zu geben, sie überall zu vernichten, wo man sie erwischt, sie mit allem zu töten, was man zur Hand hat: Beil, Sense, Brecheisen, Heugabeln, Messern ... Erwürgt, zerhackt, verbrennt, vergiftet den faschistischen Auswurf!“

Und ein gefangengenommener Rotarmist sagte aus, am 1. Oktober 1941 habe das Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU, Kazalapow, die Sowjetsoldaten aufgefordert, deutsche Soldaten und Verwundete „vor der Erschießung durch Verstümmelung noch zu quälen“ (Anm.: Literatur dazu: „Verbrechen an der Wehrmacht“ – Teil 1 & 2 und „Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle“).

Bekannte sowjetische Literaten, Künstler, Historiker und Journalisten machten bei diesem Greuelfeldzug mit, unter ihnen jener Schreibtischmörder, der heute noch von westdeutschen Linken gefeierte Ilja Ehrenburg, der bereits am 4. Januar 1945 meldete, daß die Deutschen sechs Millionen Juden ermordet hatten, und das fast drei Wochen bevor die Rote Armee das KL Auschwitz eingenommen hatte.

Die sowjetische Greuelpropaganda war so wirkungsvoll, daß manche Deutsche auch jetzt noch daran glauben. So ist es zu erklären, daß „eine Ausstellung“ mit der gleichen Tendenz, finanziert von einem westdeutschen Multimillionär und gestaltet von einem bekannten Kommunisten, durch Deutschland wandert und demnächst auch in den USA gezeigt werden soll.

Auch von deutscher Seite wurde im Rahmen der psychologischen Kriegführung versucht, Gegnern das Menschliche abzusprechen, so etwa in der Broschüre „Der Untermensch“. Wie die Briten im Ersten Weltkrieg den Deutschen zum „Barbaren“ und „Hunnen“ herabwürdigten, so meinte man jetzt, dem Siege näherzukommen, indem man den sowjetischen Gegner als „Untermenschen“ beschimpfte, obwohl man dann erläuternd hinzufügte, keineswegs damit den Russen oder Ukrainer, sondern jenen Menschentyp zu meinen, den der Bolschewismus hervorgebracht habe. Diese Art psychologischer Kampfführung schlug auf die Deutschen zurück. Und der Angriff ging auch ins Leere, denn die Frontsoldaten erlebten im Osten einen Gegner, den sie als Kämpfer achteten, und sie erfuhren darüber hinaus, daß fast eine Million Bürger der Sowjetunion den Kampf gegen den Bolschewismus auf der Seite der deutschen Wehrmacht aktiv unterstützte.

Der Ausgang des Zweiten Weltkrieges brachte es mit sich, daß die im Rahmen der psychologischen Kriegführung verbreiteten Behauptungen der Sieger als historische Wahrheiten in das Bewußtsein der Öffentlichkeit eingingen, während die Niederlage der Achsenmächte als Beleg dafür genommen wurde, daß deren Positionen offenkundig nicht beachtenswert seien.

Unabhängiger Staat Kroatien

Das größte Problem der Achsenmächte waren nicht nur ihre Kriegsgegner, die Alliierten, denn sie selbst bereiteten sich Probleme, die ihre Niederlage beschleunigten. Dies impliziert die Probleme der territorialen Übereinstimmung bei der Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien durch die Römischen Verträge am 18. Mai 1941, die nicht abgeschlossen wurden und mit regelmäßigen diplomatischen Wegen weitergeführt werden sollten. Die Folge war, daß das Gebiet, das mit den Römischen Verträgen zu Italien fiel, die Wirkung einer psychologischen Kriegführung hatte, die kontraproduktiv für die Achsenmächte war, weil sie eine Grundlage für die jugo-slawische Partisanenpropaganda darstellte und damit zur ihrer Stärkung führte. Die jugo-slawische Partisanenpropaganda basierte auf der Parole „Slobodna Dalmacija“ (Freies Dalmatien), deren Namen bis heute die kroatische Zeitung aus Dalmatien trägt. Das erste Blatt druckten die jugo-slawischen Partisanen in einer verlassenen Hütte im Abschnitt des Dinarischen Küstengebirges Mosor am 17. Mai 1943 mit dem Untertitel „Tagebuch der Einheitlichen Nationalen Befreiungsfront von Dalmatien“. Bald waren diese Küstenstriche in den balkanischen Partisanenkrieg zwischen Ustascha, Faschisten, Wehrmacht und Tito-Anhängern verstrickt.

Das erste Blatt der „Slobodna Dalmacija“ (zu deutsch: Freies Dalmatien) in Split 1943 für die Psychologische Kriegführung der jugo-slawischen Partisanen

Diese Situation war vergleichbar mit dem Problem Süd-Tirols, welches Hitler in seinem Buch „Mein Kampf“ im 13. Kapitel „Deutsche Bündnispolitik nach dem Kriege“ antizipierte und erklärte. Außenminister Alfred Rosenberg schrieb in seinem Werk „Adolf Hitler – Letzte Aufzeichnungen“:

„Hitler war durchaus der nüchternen Erkenntnis, daß ein verlorener Weltkrieg seine harten Konsequenzen haben müsse. Die Forderung nach den ‚alten Grenzen von 1914‘ lehnte er entschieden ab, weil in einer veränderten Welt auch die nationalen Wünsche neue Wege gehen müßten. [...] Im Grundsatz sei aber dann von der nüchternen Frage auszugehen, wer aus eigenem Interesse eine Vernichtung der europäischen Mitte nicht wünschen könne. Seine Antwort: Italien und England. Wenn das aber richtig sei, folgerte er, dann müßten wir auf Dinge verzichten, die in diesen Ländern dem Willen zu einer Verständigung oder zu einem festen Zusammengehen mit Deutschland entgegenstünden. [...] Hitler hatte auch den Mut, diese Einsichten, diesmal nach der bürgerlich-nationalen Richtung hin, offen auszusprechen. Er schrieb sogar seine erste Broschüre über das Südtiroler Problem als Verteidigung gegenüber dem Vorwurf des Verrats. Verraten hatten Südtirol – und nicht nur dieses Land – jene, welche die Novemberrevolte inszeniert und die Diktate von Versailles und St. Germain unterzeichnet hätten. Bei aller Liebe zu den Tirolern seien ihre Interessen denen der siebzig Millionen anderen Deutschen unterzuordnen: im übrigen seien seine Gegner ja gar nicht von der Liebe zu den Südtirolern, sondern nur vom Haß gegen das faschistische Italien durchdrungen.“

Der italienische Außenminister Galeazzo Ciano sagte zu Fragen über Dalmatien in Anwesenheit der Generäle zum kroatischen Staatsführer Ante Pavelić, daß Italien schon das zweite Mal in den Krieg gehe, um die Grenze zu erhalten, die sie jetzt verlangt, daß sie sechshunderttausend Tote im Ersten Weltkrieg geopfert haben und daß sie diese Gelegenheit nicht versäumen wollen.

Mussolini sagte zu Fragen über Dalmatien in einem Telefongespräch mit Ciano im „Banski Dvori“ von Ljubljana: „Io non essere posso rinunciato.“ („Ich kann nicht derjenige sein, der verzichtet.“)

Hätte Mussolini Pavelić mehr nachgegeben, hätte man die potentielle Aggression im Volk verhindern können und somit auch die Stärkung der jugo-slawischen Partisanen, die wegen der jugo-slawischen Partisanenpropaganda zunahm. Damit hätten die jugoslawischen Partisanen keinen größeren Widerstand leisten können und wären somit geschlagen worden.

Paul Linebarger: „Schlachten ohne Tote“ (1947)

RÜCKSEITE; Dieses Flugblatt wurde ab Frühling 1943 von B-17-Bombern der USAAF Millionenfach über deutsche Großstädte abgeworfen.

1947 veröffentlichte Paul M. A. Linebarger, Professor an der Johns Hopkins University in Washington ein Werk über die psychologische Kriegführung, das als grundlegend gilt. Es erschien einige Jahre darauf in Deutschland unter dem Titel „Schlachten ohne Tote“. Linebarger versuchte darin, eine wissenschaftliche Basis für die im Ersten Weltkrieg von Großbritannien geschaffene Art der Kriegführung zu schaffen, die im Zweiten Weltkrieg von allen kämpfenden Staaten angewendet wurde und deren Wirkungen bis heute zu spüren sind. In der Einleitung des Werkes macht Linebarger folgende Defintion dazu:

„Die psychologische Kriegsführung wird vor dem Krieg, während des Krieges und nach dem Kriege betrieben [...] nicht eingeengt durch Gesetze, Gepflogenheiten und Gewohnheiten des Krieges [...] Die psychologische Kriegsführung ist ein fortlaufender Vorgang [...] und obwohl unberechenbar, kann der Erfolg überwältigend sein [...]. Die psychologische Kriegsführung beginnt schon lange vor der eigentlichen Kriegserklärung. Sie geht auch weiter, nachdem die offenen Feindseligkeiten eingestellt worden sind.“

Es geht darum, den Willen des Gegners vor, während und nach einem Kampf zu beeinflussen, seinen Kampfeswillen, seinen Siegeswillen, sein Durchhaltevermögen zu schwächen, das gegnerische Volk von seiner Führung zu trennen und seinen Glauben an die eigene gerechte Sache zu zerstören. Das eigene Volk hingegen soll in seinem Widerstandswillen gestärkt werden; man will es überzeugen, daß es für eine gerechte Sache in den Kampf zieht und daß die Opfer, die es bringt, einem edlen Zweck dienen. Die gegnerische Nation soll anderen, nicht am Waffengang beteiligten Staaten gegenüber verteufelt werden, um so die noch neutralen daran zu hindern, an deren Seite in den Krieg einzutreten, sie sogar vielleicht zu bewegen, die eigene Partei zu ergreifen.

Mit der „Erfindung“ der psychologischen Kriegführung durch Großbritannien im Ersten Weltkrieg bekamen Kriege eine neue Dimension. Im 18. und 19. Jahrhundert führten Staaten mit Hilfe ihrer Streitkräfte Kriege, um die Politik mit anderen Mitteln fortzusetzen. Die Bevölkerung blieb von unmittelbaren Folgen weitgehend verschont; sie wurde nicht als feindlich angesehen.

Die Französische Revolution legte angeblich, nach Linebarger, den Grundstein zu einer anderen Betrachtungsweise. Aus Söldnerheeren wurden Volksheere von Wehrpflichtigen. Aus Untertanen wurden Bürger. Es kämpften nunmehr Nationen gegen Nationen.

Gleichzeitig verstärkten sich die Bemühungen, dem Krieg Regeln zu geben. Offensichtlich erkannte man, daß die Technik immer wirkungsvollere Möglichkeiten des Zerstörens und Tötens bot; die verantwortlichen Männer der Politik kamen zu dem Schluß, daß dieser Kriegstechnik Zügel angelegt werden sollten. Außerdem mußten Kriege gezähmt werden, weil beim Aufeinanderprallen von Nationen die Gefahr drohte, daß sie ausuferten zu Ausmaßen des Dreißigjährigen Krieges, weil jede Seite meinte, das „Gute“ gegen das „Böse“ verteidigen zu müssen. Da beim Kampf für das „Gute“ jedes Mittel recht sei, um das „Böse“ zu vernichten, konnte ein Konflikt jedes Maß sprengen – mit schrecklichen Folgen für beide Seiten.

Wie sich die Moralisierung des Krieges auswirkte, das konnten Beobachter zum ersten Mal registrieren beim Kampf der amerikanischen Nordstaaten gegen die Südstaaten. Zum ersten Mal wurde hier ein „totaler Krieg“ (im heute gebräuchlichen Sinne des Begriffes) geführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Korea

Schon bald hatten die Psychokrieger der Sieger die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auf anderen Kriegsschauplätzen auszuwerten. Der Koreakrieg (1950–1953), in dessen Verlauf zwei Millionen Zivilisten das Leben verloren und das Land weitgehend verwüstet wurde, fand unter fast totaler Nachrichtenkontrolle der USA statt. Nach einem Jahr berichteten die US-Medien nahezu überhaupt nicht mehr über den Kriegsschauplatz. Die Welt weiß vom Koreakrieg nur das, was die VS-Zensur erlaubte.

Vietnam

Mitte der 60er Jahre schickten die USA in das als demokratischer Hort der Freiheit geltende Süd-Vietnam Militärberater, um dessen Regierung gegen den kommunistischen Nordteil des Landes zu unterstützen. Daraus wurde, ohne daß die Weltöffentlichkeit zunächst davon erfuhr, einer der blutigsten Kriege der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, ein Krieg, der nie offiziell erklärt worden ist. Stillschweigend waren die US-Streitkräfte in Vietnam verstärkt worden, bis dort über eine halbe Million amerikanische Soldaten im Kampf standen. Die psychologische Kriegführung der USA erlitt allerdings eine Niederlage: Zunächst stellte sie der amerikanischen Öffentlichkeit den Kriegsverlauf so dar, daß sie den Eindruck gewann, der Kampf werde bald von den USA gewonnen sein. Es war ein Schock, als im Januar 1968 der Vietcong große Teile Südvietnams unter seine Kontrolle brachte. Die Kritik der US-Medien richtete sich gegen die Art der amerikanischen Kriegführung, von der die Journalisten meinten, sie werde nicht zum Sieg der USA führen. Als der Krieg für die Amerikaner verloren zu gehen drohte, verschwanden die meisten amerikanischen Berichterstatter aus Vietnam, so daß es von der endgültigen Niederlage Washingtons kaum Nachrichten in der amerikanischen Öffentlichkeit gab.

Grenada und Panama

Als die USA 1983 den Mini-Staat Grenada angriffen, verhängte das amerikanische Militär eine totale Nachrichtensperre, so daß die Öffentlichkeit von der Aggression kaum etwas erfuhr. Auch das ist eine Spielart der psychologischen Kriegführung.

Ganz ähnlich funktionierte die psychologische Kriegführung sechs Jahre später, als die USA Panama angriffen. Bei diesem Angriff sollen etwa 4.000 Zivilisten getötet worden sein. Berichtet wurde in der Öffentlichkeit darüber nichts. Die Zensur war total.

Irak

Im Sommer 1990 erfuhr man, daß der unterentwickelte Staat Irak (17 Millionen Einwohner) das mächtigste Land der Erde, die USA (über 260 Millionen Einwohner) ernsthaft bedrohe, so daß den Vereinigten Staaten nichts anderes übrig bleibe, als eine gewaltige Kriegsmacht gegen den Irak zu mobilisieren.

Als der Irak (übrigens nach vorheriger Absprache mit den USA, was ebenfalls kaum bekannt wurde) den Nachbarstaat Kuwait okkupiert hatte, erklärte Amerika das zum Kriegsgrund. Der Irak wurde zum „faschistischen Deutschland“ und sein Staatschef zum „zweiten Hitler“. So lief der Psychokrieg nach dem Muster ab, das die USA im Zweiten Weltkrieg mit Erfolg abgewickelt hatten. Auch die Greuelpropaganda gehörte dazu. So fütterte die US-Propaganda die Zeitungen mit der Meldung, Saddam Hussein erschieße seine Opfer mit Vorliebe von hinten und er besitze einen Bottich mit Säure, um die Leichen zu vernichten.

Inzwischen allgemein bekanntgeworden ist die Geschichte von Brutkästen mit Frühgeburten in einem Kuwaiter Krankenhaus. Vor dem amerikanischen Fernsehen berichtete mit tränenerstickter Stimme eine angebliche kuwaitische Krankenschwester, irakische Soldaten hätten die Babys zu Hunderten aus den Brutkästen gerissen, um sie auf dem Fußboden sterben zu lassen. Auch deutsche Medien übernahmen kritiklos diese Behauptungen. Nach dem Krieg wurde bekannt, daß die Greuelnachricht von der amerikanischen Werbeagentur Hill & Knowelton gegen zehn Millionen Dollar aus den Taschen kuwaitischer Ölmillionäre fabriziert und verbreitet worden war. Die als Zeugin auftretende „Krankenschwester“ war die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA.

Israel alarmierte die Welt mit der Behauptung, das Land sei durch den Irak tödlich bedroht. Täglich sah man im Fernsehen Israelis mit Gasmasken. Auch die BRD stiftete große Summen zum Kauf von Gasmasken. Der Irak-Krieg kostete Israel einen Toten, und jener alte Herr starb bei einer Übung mit Gasmasken an Herzinfarkt.

Die chemischen und biologischen Waffen, mit denen der Irak die Welt angeblich bedrohte, wurden trotz jahrelanger Suchaktionen nie gefunden. Saddam Hussein soll auch Atombomben besessen haben, aber auch sie wurden nicht entdeckt.

Als es zum Endkampf kam, sollen angeblich 540.000 irakische Soldaten, hochmotiviert und fanatisch darauf versessen, sich mit den Amerikanern zu schlagen, in den Stellungen gewesen sein. 1.500 irakische Panzer hätte die amerikanische Aufklärung entdeckt, hörte man. Die Iraker wehrten sich aber kaum. 148 US-Soldaten fanden im Golfkrieg den Tod, von denen ein Viertel, nämlich 35, versehentlich von eigenen Kameraden erschossen wurden. Die USA aber hatten ihre Vorherrschaft als einzige Weltmacht demonstriert. Sie hatten ihren Zugriff auf die Ölvorkommen in der Nahost-Region gesichert. Und die BRD-Regierung hatte den Krieg der USA finanziert.

Kaum eine deutsche Zeitung hinterfragte kritisch die amerikanischen Berichte. Und noch heute steht das Land unter der totalen Kontrolle der Vereinten Nationen, die unter dem Druck der USA den Irak daran hindert, sein Öl zu verkaufen, um aus den Einnahmen die Bevölkerung zu versorgen. So erfahren Nationen, wie es ihnen ergehen kann, wenn sie sich den Interessen der USA entgegenstellen.

Deutschland

Deutschland hatte im Ersten Weltkrieg nicht begriffen, wie entscheidend die psychologische Kriegführung in Konfliktsituationen ist. Es hat dafür bitter bezahlen müssen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Deutschen nicht weniger arglos, ja naiv, wenn sie Nachrichten über das Weltgeschehen verfolgen.

Auch heute gibt es Interessengegensätze, auch heute versuchen Antagonisten, durch Beeinflussung nicht nur der Deutschen, sondern der Weltöffentlichkeit eventuelle Gegner zu lähmen, Widerspruch oder gar Widerstand auszuschalten, die eigenen Kräfte zu motivieren und damit zu stärken.

Paul Linebager, jener amerikanische Wissenschaftler, der sich mit den Grundlagen der psychologischen Kriegführung befaßte, hat deutlich gemacht, daß die psychologische Kriegführung nicht nur vor dem Kriege und während des Krieges betrieben wird, sondern auch nach dem Kriege. Der Sieger will seine Position halten. Und er will, daß der Besiegte auch Besiegter bleibt. Seine Wirtschaft darf er wieder in Gang bringen. Er darf auch bewaffnete Streitkräfte unterhalten. Sein Bewußtsein aber soll das eines Besiegten bleiben.

Die Ereignisse der Vergangenheit wie der Gegenwart soll er so sehen und werten, wie es der Sieger wünscht. Dagegen helfen waches Bewußtsein, Kritikfähigkeit und die Kenntnis der Grundlagen der psychologischen Kriegführung.

Zitate

  • „Dämonisierung ist eine Technik zur Manipulation des Denkens. Sie ist darauf ausgerichtet, die Darstellung von Fakten oder den Ausdruck bestimmter Ideen zu verbieten, indem sie denjenigen, der sie anbringt, disqualifiziert, ihn des »Rassismus«, der »Homophobie«, des »Populismus«, des »Extremismus«, der »Entgleisung« oder der »Provokation« bezichtigt. Die Dämonisierung ist die wichtigste Waffe des intellektuellen Terrorismus, der kulturellen Herrschaft der »Progressisten« und der Erniedrigung Europas und der Europäer durch Schuld und Buße.“ — Jean-Yves Le Gallou (2022)[1]

Filmbeiträge

Psychologische Kriegsführung gegen unseren Verstand (uncutnews.ch, 16. Januar 2015):

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Jean-Yves Le Gallou: Die Dämonisierung durchbrechen – Ein Handbuch, Jungeuropa Verlag, 2022, S. 26
  2. Der Verfasser Dietrich Schuler sieht in der Christianisierung den Anfang der Umerziehung und psychologischen Kriegführung gegen die Deutschen.