Deutscher Luftsportverband e. V.

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Der Deutsche Luftsportverband bzw. Deutsche Luftsport-Verband (DLV e. V.), z. T. auch Reichsluftsportverband genannt, war ein von März 1933 bis April/Mai 1937[1] von der NSDAP gegründeter Verein zur Schaffung einer einheitlichen Basis für die militärische Fliegerausbildung.

Neueinteilung der DLV-Landesgruppen vom März 1933

Erläuterung

Das „SA/SS-Traditionsabzeichen des DLV“ (hier Ausführung in Gold) durfte zur Uniform der SA- und (inoffiziell) SS-Angehörigen der jeweiligen Fliegerstürme getragen werden, die 1933 dem DLV eingegliedert worden waren. Am 21. Mai 1939 „wies“ Reichsführer-SS Himmler schriftlich „darauf hin“, daß sowohl das Traditionsabzeichen als auch das SA/SS gemeinsame Fliegerabzeichen nur am Braunhemd und (wohl aus ästhetischen Gründen) nicht am schwarzen Tuchstoff der SS getragen werden dürfe.
DLV-Fliegerchef und Führer des Deutschen Luftsport-Verbands Hermann Göring als neuer Reichsminister für Luftfahrt.

Der Verband, aufgeteilt in Luftsport-Landesgruppen, galt als Nachfolger des 1902 gegründeten Deutschen Luftfahrt-Verbandes. Der Vorsitzende des Vereines war Hermann Göring, stellvertretender Vorsitzender war Ernst Röhm. Beim DLV entwickelte Göring u. a. den später erfolgreichen Plan, eine neue Luftwaffe als eigenständige Teileinheit unabhängig vom Heer gegen den Willen der alten kaiserlichen und Reichswehrgeneräle aufzubauen.

„Der Führer hat angeordnet, alle Kräfte der deutschen Luftfahrt einheitlich zusammenzufassen. Ich bin daher mit den Stabschefs der SA und dem Reichsführer der SS übereingekommen, diese Kräfte im Rahmen des Deutschen Luftsportverbandes zusammenzufassen. Sie werden dort den Grundstock neuer Fliegerstürme bilden.“ — Hermann Göring

Fliegerschaft

Die Soldaten des Reichsheeres, die von 1933 bis zur Enttarnung der Luftwaffe 1935 in den Befehlsbereich des Reichsluftfahrtministeriums übertraten, wurden formal aus dem aktiven Dienst verabschiedet und in die Fliegerschaft aufgenommen, die dem DLV korporativ angeschlossen war. In diese Unterorganisation konnten die Führungsstellen des DLV nicht hineinbefehligen.

Diese Soldaten und Flugzeugführer führten neben ihrem früheren Dienstgrad mit Zusatz „a. D.“ einen Führerrang des DLV und besondere Kennzeichen an der Uniform (seit 10. April 1934 mit zwei Schulterlitzen/-klappen statt einer, allerdings hielten sich viele nicht daran, auch nicht Bruno Loerzer, der noch bei seiner Ernennung zum Reichsluftsportführer nur ein Schulterstück trug).[2]

Ausbildung

Die Ausbildung fand in verschiedenen Gebieten statt, allerdings hat sich, wie schon vor dem Ersten Weltkrieg, der Flugplatz Döberitz als Zentrale der Vorbereitung für die militärische Luftfahrt herausgestellt, wobei Seligenstadt die Erprobungsstelle des Vereins war. Manche DLV-Flieger, die talentiertesten, wurden nach Süd-Italien kommandiert. In den Uniformen der Regia Aeronautica Italiana, der Königlich italienischen Luftwaffe, lernten die Flugzeugführer das Schießen im Luftkampf, das allgemeine Handwerk und die Kriegskunst der Jagdflieger, vorwiegend von deutschen Ausbildern der ehemaligen kaiserlichen Fliegertruppe.

Reklameflieger

Die meisten DLV-Piloten mußten jedoch als „Reklameflieger“ auf alten Schulmaschinen üben. Die Staffeln erhielten Tarnnamen, z. B „Reklamestaffel Mitteldeutschland im Deutschen Luftsportverband e. V.“ in Döberitz. Aus dieser wurde die Keimzelle der neuen Luftwaffe (→ Fliegergeschwader Döberitz). Andere Verbände hießen wohlklingend z. B. „Reparaturwerkstatt und Ersatzteillager der Reichsbahn (Frachtflugstrecken)“ in Brandenburg oder „Nautische Vermessungsabteilung“ auf der Halbinsel Bug an der Ostsee. 1935 wurde die Uniform der DLV-Fliegerschaft mit geringfügigen Veränderungen (militärische Schulterstücke/-klappen usw.) zur Uniform der Luftwaffe.[3][4]

Präsident

DLV-Fliegerkapitän Bruno Loerzer in der Uniform des DLV mit DLV-Flugzeugführer-Abzeichen oberhalb der linken Tasche und unterhalb der Bandschnalle.
Ernst Udet in der Uniform des DLV. Udet war in der Aufbauphase erst Inspekteur der Jagd- und Stuka-Verbände, später Chef der Luftrüstung (Generalluftzeugmeister).

Am 25. März 1933 wurde Bruno Loerzer erster Präsident des Deutschen Luftsportverbandes (bis 25. Oktober 1935) und seit dem 26. Juli 1935 Reichsluftsportführer, ehe er sich Ende 1935 als Oberst wieder voll der Luftwaffe widmete und 1937 zum Kommodore eines Jagdgeschwaders ernannt wurde. 1938 wurde er Inspekteur der Jagdflieger. Ab dem 1. November 1935 war der spätere General der Flieger Alfred Mahncke Präsident des DLV und Reichsluftsportführer sowie zugleich Inspekteur der Luftwaffenreserve.

SA/SS

Nach der nationalsozialistischen Erhebung wurden die Fliegerstaffeln der SA und SS in den Deutschen Luftsportverband (DLV) überführt. Damit endeten die Mitgliedschaften in SA und SS, offenbar zum Bedauern der Betroffenen, darunter Eduard Ritter von Schleich. In einem Befehl vom 15. Mai 1933 betonte Ernst Röhm, daß ihm dieser Entschluß schwergefallen sei:

„Dadurch jedoch, daß die Fliegerstürme des D.L.V. sich nur aus SA- und SS-Männern ergänzen und daß sie auch weiterhin von Fall zu Fall der SA zu Verfügung gestellt werden sollen, ist die Verbindung zu den SA- und SS-Einheiten gesichert, so daß die Fliegerstürme auch nach ihrem Ausscheiden sich noch als Mitglieder der großen braunen Armee betrachten können.“

Auflösung

1937 wurde der DLV aufgelöst und die Nachfolgeorganisation Nationalsozialistisches Fliegerkorps (NSFK) gegründet. Das NSFK war eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes und unterstand damit dem Reichsluftfahrtminister Hermann Göring.

Führerränge des DLV

Luftsportrang[3] vergleichbarer militärischer Dienstgrad[3]
DLV-Fliegerchef Generalleutnant
DLV-Fliegervizechef Generalmajor
DLV-Fliegerkommodore Oberst, Kapitän zur See
DLV-Fliegervizekommodore Oberstleutnant, Fregattenkapitän
DLV-Fliegerkommandant Major, Korvettenkapitän
DLV-Fliegerkapitän Rittmeister/Hauptmann, Kapitänleutnant
DLV-Schwarmführer Oberleutnant, Oberleutnant zur See
DLV-Kettenführer Leutnant, Leutnant zur See
DLV-Obermeister (Oberflugmeister, Oberfunkmeister, Oberortermeister, Oberwerkmeister) Oberfeldwebel und vergleichbare Marinedienstgrade
DLV-Meister Feldwebel
DLV-Untermeister Unterfeldwebel
DLV-Flugzeugführer (Bordfunker, Oberwart) Unteroffizier
DLV-Hilfsflugzeugführer (Hilfsbordfunker, Unterwart) Gefreiter
DLV-Oberflieger Oberflieger
DLV-Flieger Flieger

Bekannte DLV-Angehörige (Auswahl)

Vorläufer: Ring der Flieger e. V.

Der Luftfahrtpionier und Seeflieger sowie spätere Generalmajor Wolfgang von Gronau in der Uniform des DLV (DLV-Fliegerkapitän)
Drei DLV-Mitglieder

Der Ring der Flieger e. V. bzw. Ring Deutscher Flieger (RDF) (auch „Fliegerring" genannt) war die Vereinigung verschiedener fliegerischer „kameradschaftlicher Vereinigungen" nach dem Ersten Weltkrieg. 1923 gehörten dem Verein an:

  • Nordbayrischer Luftfahrtverband
  • Deutscher Luftflottenverein
  • Verband deutscher Modell- und Segelflugvereine
  • Mitteldeutscher Flugverband
  • Aeroclub von Deutschland
  • Kyffhäuserbund der Deutschen Landes-Krieger-Verbände
  • Verband Deutscher Luftfahrzeug-Industrieller
  • Vereinigter Deutscher Flugverband
  • Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt
  • Deutscher Luftfahrer-Verband
  • Bayrische Luftfahrtzentrale
  • Bayerischer Aeroclub
  • Automobil- und Flugtechnische Gesellschaft
  • Deutscher Flugsport-Verband
  • Bayerischer Fliegerklub
  • Deutscher Verkehrsbund Abt. Luftfahr-Personal
  • Wissenschaftliche Gesellschaft für Luftfahrt
  • Klage der Flieger e. V.
  • Versuchsanstalt für Luftfahrt
  • 36 Unterschriften von Generälen, Präsidenten, Vorsitzenden, Ministern

Vorsitz

Der erste Vorsitzende des Fliegerringes war bis zu seinem Tode der ehemalige General der Kavallerie und Kommandierende General der Luftstreitkräfte (Kogenluft) im Ersten Weltkrieg, Ernst von Hoeppner. Nachfolger wurde 1922 der frühere Inspekteur der Fliegertruppe, Generalleutnant a. D. Walter von Eberhardt. Geschäftsführer war Reichswehr-Oberleutnant Ottfried Fuchs.

Publikation

Der Verein brachte sechsmal jährlich ein Mitteilungsblatt (1921–1926: Flieger-Ring-Nachrichtenblatt; 1927–1933: Luftwacht: Zeitschrift für das Weltflugwesen; Nachrichtenblatt des Rings der Flieger) heraus. Der Todestag des Jagdfliegers Oswald Boelcke (40 Luftsiege, gefallen 1916) am 28. Oktober, war ab 1920 Anlaß der Oswald-Boelcke-Gedenkfeier.

Veranstaltungen

Nach der Wiedererlaubnis der sportlichen Motorfliegerei im Mai 1922 beteiligte sich der „Ring der Flieger e. V." an der Organisation fliegerischer Veranstaltungen. Der Ring war in den Jahren 1928 bis 1932 über den Vorschlag an den Reichspräsidenten zur Verleihung der höchsten Auszeichnung für einen deutschen Motorflieger, dem Hindenburg-Pokal beteiligt.

Fliegerdenkmal

Der „Ring der Flieger e. V." mit Architekt Johannes Moßner errichtete auch das Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe in der Rhön und weihte es mit einer erhabenen Feierstunde am 30. August 1923 ein.[5]

Eingliederung

Am 29. Oktober 1933 übergab Fritz Siebel, der letzte Vorsitzende des Rings als Zeichen der Eingliederung, die einzige Standarte der Fliegertruppe aus dem ersten Weltkrieg an den Präsidenten des organisierten, uniformen und uniformierten Deutschen Luftsportverband e. V., den Pour le Mérite-Flieger Bruno Loerzer. Das „Ringhaus" auf der Wasserkuppe, im ehemaligen Kasernenbereich, zeugt heute noch von der früheren Existenz des Vereins. Es wurde ebenfalls geplant vom Münchner Architekten Johannes Moßner, einem ehemaligen Jagdflieger.

Bildergalerie (Abzeichen und Dienstgrade)

Siehe auch

Literatur

  • Kai Biermann / Erhard Cielewicz: Flugplatz Döberitz. Geburtsort der militärischen Luftfahrt in Deutschland, Ch. Links Verlag (2005), ISBN 978-3861533719

Fußnoten

  1. Es ist anzunehmen, obwohl das NSFK am 7. bzw. 15. April 1937 gegründet wurde, eine monatelange Übergangsphase herrschte, denn noch Ende April 1937 stellte die „RLF-Aufnahmestelle“ in Gotha, Stellvertretend für den DLV, Mitgliedsausweise aus, allerdings nun im Namen des Reichsluftsportführers (die Umbenennung von Präsident zum RLF hat wohl schon 1935 stattgefunden), nicht eines Vereinspräsidenten oder -vorsitzenden.
  2. Adolf Schlicht / John R. Angolia: Die deutsche Wehrmacht, Uniformierung und Ausrüstung 1933–1945, Band 3: Luftwaffe. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1999, S. 23
  3. 3,0 3,1 3,2 Karl-Heinz Völker: Die deutsche Luftwaffe 1933-1939. In: Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt (Schriftenreihe des MGFA), 8. Band, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1967, S. 20-21
  4. Karl-Heinz Völker: Dokumente und Dokumentarfotos zur Geschichte der deutschen Luftwaffe. In: Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt (Schriftenreihe des MGFA), 9. Band, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1968, S. 363 ff. (Dokument 146, Dokument 147)
  5. http://www.rhoenline.de/423.html