Braun, Carl (1885)

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Carl Braun, hier als NSFK-Gruppenführer

Carl Braun (vielfach auch Karl; Lebensrune.png 17. März 1885 in Metz, Reichsland Elsaß-Lothringen; Todesrune.png 29. April 1945 in Prien am Chiemsee) war ein deutscher Offizier, Fliegerpionier, Weltkriegsveteran und Mitglied des DLV, dann des NS-Fliegerkorps, zuletzt NSFK-Obergruppenführer sowie ggf. Reserveoffizier der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

Leutnant Carl Braun von der Fliegerstation Metz-Frescaty, hier in Dragoneruniform mit der Schirmmütze seines Regiments (kornblumenblaues Grundtuch für den Deckel mit weißem Bund als Deckelvorstoß und weißer Paspelierung der Besatzstreifen).
LtBraunMetz.jpg
Oberleutnant Braun (Mitte) 1915 als Leiter der Fliegerschule in Gotha; zu seinen Schülern gehörten u. a. Arthur Emil Franz Bohne[1] (1882–1956), Karl Kuno Clamor Albert René Freiherr von dem Bussche-Streithorst (1888–1917) und Wilhelm Gilles (1891–1945).[2]
Carl Braun wird beim FEA 3 am 18. August 1915 zum Rittmeister befördert.[3]
Rittmeister a. D. Carl Braun organisierte im Juni 1933 die Alpen-Segelflugwoche in Prien, die von der noch geheimen Luftwaffe auch zu militärischen Zwecken ausgewertet wurde.
Eintrag im Führerlexikon, auch für Prof. Dr. phil. Karl Braun
NSFK-Gruppenführer Carl Braun

Der Pfälzer Carl wurde 1885 in Metz als Sohn des dort im Dienste stehenden Sanitätsrat Dr. med. Carl Braun (Lebensrune.png 1847; laut Deutscher Ordens-Almanach 1908 Inhaber des Roten Adlerordens, IV. Klasse und Preußischen Kronenordens, IV. Klasse), Veteran des Deutsch-Französischen Krieges, und dessen Frau Gertraudt Karoline, geb. Böcking (Lebensrune.png 4. Dezember 1850 in Kaiserslautern) geboren. Nach dem Abitur zu Ostern 1905 trat er, wie sein älterer Bruder schon 1900, dem Dragoner-Regiment „König Karl I. von Rumänien“ (1. Hannoversches) Nr. 9 (33. Kavallerie-Brigade) in Metz bei, wo er am 27. Januar 1907 mit Patent vom 19. Juli 1905 zum Leutnant befördert wurde. Früh begeistere er sich für die neue Fliegerei, August Euler, Hans Grade, Helmuth Wilberg, Fritz Heidenreich, Wilhelm Grade und andere gehörten zu seinen Vorbildern und Helden der Luftfahrt. Im Jahre 1911 entstand aus dem 1910 gegründeten Fliegerkommando Döberitz die Lehr- und Versuchsanstalt für das Militär-Flugwesen, und in diesem Jahr meldete sich Braun freiwillig zu den waghalsigen „Rittern der Lüfte“. Bei der Versuchsanstalt erhielt er den Führerschein Nr. 5. Er wurde schließlich am 12. April 1912 Kommandant der neuen Militär-Fliegerschule zu Metz, was er auch bis 30. September 1912 blieb.

„Das Flugwesen verlangt immer steigende Summen, die vom Parlamente umso freudiger werden bewilligt werden, als es sich um die wertvollste und zweckmäßigste Anlage handelt. ‚Blicken wir auf Deutschland, das in Döberitz eine Militär-Flugschule errichtet hat, in die 50 Offiziere kommandiert werden. Eine Station ist in Metz installiert worden, zwei weitere werden in Thionville und Saarburg projektiert, und ein Spezialkredit von 9 Millionen Mark ist im Budget vorgesehen. Die in Deutschland benutzten Apparattypen sind diejenigen von Euler, Rumpier, Grade, Etrich, Albatros, Dorner, Farman und Wright. Oesterreich geht daran, einen Bewerb in Szene zu setzen, analog unserem Militärbewerb von Reims. Die russische Armee hat eine schwungvolle Fliegerschule, die in 1910 eröffnet worden ist. Im Mai hatte sie schon 23 Offizierflieger, von denen 12 am Manöver teilgenommen haben, und ein Bewerb für russische Konstrukteure ist im September organsiert worden. Die italienische Armee zählt 15 Offiziersflieger, von denen einige nach Tripolis entsandt worden sind und dort außerordentlich gelungene Versuche angestellt haben. Man ist also überall eifrig an der Arbeit. Trotzdem wird es den ausländischen Mächten schwer fallen, unseren Vorsprung einzuholen. Aber wir müssen auf der Hut sein und unsere Tätigkeit mit verdoppeltem Elan fortsetzen.‘“[4]

Als Erster umflog Braun die Metzer Kathedrale. Für diese und andere Fliegertaten erhielt er von Kaiser Wilhelm II. den Preußischen Kronenorden. Nun wollte er auch den begehrten „Deutschen Flugschein“ des Deutschen Luftfahrer-Verbandes und bestand auf dem Truppenübungsplatz Döberitz am 25. Januar 1912 auf Eindecker (Rumpler-Taube) und Zweidecker (Farman, Albatros) die Prüfung. Er war nun „Alter Adler“ (Nr. 155) und für immer ein Bestandteil der Luftfahrtgeschichte. Die Flüge der Metzer sorgte bei der französischen Regierung in Paris für Aufregung:

„Im Hinblick auf die bedauerlichen Vorfälle im französischen Flugwesen müssen sich natürlich die albernen Ausfälle der französischen Presse gegen das deutsche Flugwesen gelegentlich des Fernfluges Berlin—Wien umso sonderlicher ausnehmen. Wer sich aus der hiesigen Presse über die Hergänge bei diesem interessanten Fernfluge ‚informieren‘ will, muß ein eigenartiges Bild gewinnen. Man schildert, wie seit Monaten die deutsche Presse in ‚teutonischer Anmassung‘ auf dieses sensationelle Ereignis hingewiesen habe, wie man Sonderausgaben veranstaltet habe, die in hochtrabenden Worten auf die Bedeutung dieser Demonstration aufmerksam machten, und wie diese schließlich mit einem so kläglichen Resultat endigte, wobei man nicht unterläßt, die Resultate der französischen gleichartigen Unternehmungen vergleichsweise gegenüberzustellen. ‚Vorläufig können wir ganz beruhigt sein, die Deutschen werden uns nicht erreichen.‘ Trotzdem aber hat das Erscheinen einer deutschen Flugmaschine an der französischen Grenze hier ein unglaubliches Zähneklappern hervorgerufen. Es handelte sich um den von dem deutschen Offiziersflieger Braun gesteuerten Eindecker welcher, von Metz kommend, über Pont-ä-Mousson dahinflog und sich die Mosel entlang nach Metz zurückbegab. Man zeterte über das teutonische Bravourstück das man als eine Herausforderung bezeichnete. Automobilisten verfolgten die Flugmaschine, die, wie man geheimnisvoll meldete, auf dem Exerzierplatze von Frescaty bei Metz landete. Interessant ist, daß man im Zusammenhange mit diesem sensationellen Ereignis ernstlich das Projekt bespricht, die ganze Ostgrenze entlang in Abständen von je 50 km Landungsterrains anzulegen und alle diese Landungsstellen sollen durch systematisch abgesteckte Flugstraßen mit Paris verbunden werden.“[5]

Auch die Flüge als Frontaufklärer sorgten bei der Oberleitung des deutschen Heeres sorgten für Begeisterung. Noch 1912 bat Braun um Zurückstellung von den Dragonern, um weiterhin die Militär-Fliegerschule zu Metz kommandieren zu können. In diesem Jahr wurde er auch offiziell zur Dienstleistung an die Inspektion des Militär- Luft- und Kraftfahrwesens kommandiert.

„Am 2. Juli, vormittags 4 Uhr, fand zwischen Metz und Diedenhofen eine große militärische Uebung statt. Die Flieger Lt. Braun auf Rumpler-Taube mit 100 PS Argus-Motor und Lt. Carganico auf Albatros Doppeldecker mit 70 PS Mercedes-Motor, wurden als Aufklärer verwendet. Die Resultate, welche die Flieger erzielten, waren glänzend. Sie überbrachten die Meldungen zwei Stunden früher als die Kavallerie. Von der Oberleitung wurde die Genauigkeit, mit welcher die Truppenstellungen gemeldet wurden, besonders hervorgehoben. Die Offiziere überflogen die feindliche Stellung in einer Höhe von 800–1000 m. Wie neuerdings verlautet, hat Lt. Braun um Zurückstellung in Front auf 2 Jahre gebeten. Lt. Braun ist einer der tüchtigsten Flieger-Offiziere der Metzer Station.“[6]

Am 4. Juli 1914 wurde er in seinem Stammregiment, nach anderen Quellen in der 2. Kompanie (Metz) des Flieger-Bataillons Nr. 4, zum Oberleutnant befördert. Im Ersten Weltkrieg diente er dann durchgehend bei der Fliegertruppe, wobei er schon am 18. August 1915 zum Rittmeister befördert wurde. Er war u. a. Leiter der Fliegerschule Darmstadt-Griesheim[7] bzw. Gotha, zugleich war er Angehöriger, ggf. Kommandeur der Flieger-Ersatz-Abteilung 3 (FEA 3). Während der Schlacht um Verdun wurde er bei einem Feindflug verwundet. Nach der Genesung diente er im Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung 2 (Kagohl 2). Er soll auch die Flieger-Abteilung 220 (Artillerie) kommandiert haben, aus der 1918 die Schutzstaffel 37 und dann die Schlachtstaffel 37 wurde.

Nach dem Kriege kehrte er zu seiner Frau und seinem Sohn Karl Heinz auf Haus Bucheneck in Prien zurück und wurde bald ordentliches Mitglied der „Gesellschaft für Luftfahrt“. 1931 feierte er sein 20jähriges Fliegerjubiläum. Ehefrau Else war nicht nur geliebte Gemahlin und Mutter, sondern in der Zwischenkriegszeit auch Fliegerkameradin, die ihn oft als „Bordmonteur“ im Zweisitzer-Doppeldecker bei seinen Abenteuern begleitete, so auch beim Zugspitzflug 1935 mit den Ehrengästen Rudolf Heß und dessen Stabsleiter Martin Bormann, aber auch Alfred Leitgen, einst Handelsredakteur und stellvertretender Chef vom Dienst bei der zum Scherl-Verlag gehörenden „Nachtausgabe“, von Herbst 1933 bis zum 12. Mai 1941 Pressereferent von Heß. Als Fliegerkapitän (Hauptmann), dann Fliegerkommandant (Major) der neuen DLV (1933–1937), Vorsitzender des Bayerischen Luftvereins und späterer Gruppenführer des NSFK war der Luftsport in Bayern ohne seine Unterstützung, ohne seine unermüdliche Förderung undenkbar.

Im März 1933 wurde Braun vom neuen DLV mit der Gründung der Landesgruppe Pommern (II) in Stettin beauftragt. Schon Ende 1933 wurde er als Nachfolger von Theodor Croneiß vom DLV-Fliegerchef und Führer des Deutschen Luftsport-Verbands Hermann Göring zum Führer der Luftsportlandesgruppe Bayern (X) in Fürth, die aus dem Bayerischen Luftverein hervorgegangen war, ernannt. Beim NSFK wurde die Landesgruppe, nun in München, in „Gruppe 14“ (Bayern-Süd) umbenannt, dessen Führer er als NSFK-Gruppenführer blieb. Im April 1941 wurde Braun zum NSFK-Obergruppenführer während NSFK-Brigadeführer Mathias Hiß zum Gruppenführer befördert wurde.

Reit im Winkl erhält einen Flugplatz

Etwa einen Monat vor dem Flugtag in Traunstein – am 8. August 1926, einem Sonntag – erlebte Reit im Winkl ein großes Ereignis: nachmittags um 15 Uhr landete das erste Flugzeug, ein zweisitziges Daimler-Sportflugzeug mit einem 19 PS-Motor,[8] nach einigen Schleifen über dem Tal sicher auf dem 100 000 qm großen Wiesengrundstück zwischen Reit im Winkl und Entfelden, das dem Oberwirt Kaspar Hamberger gehört und im Ort unter dem Namen »Gewanden« bekannt ist. […] Welche Zeit der Ankunft in Reit werden wir wohl nie erfahren, denn der Verfasser der Beitrages für die Chiemgaublätter (vom 5.8.1961) war der selbst flugbegeisterte damalige und auch spätere Vorsitzende des Verkehrsvereins Reit im Winkl, Georg Linner, der Schwiegersohn des Oberwirts Kaspar Hamberger, der auch zusammen mit diesem die Verhandlungen um die Zulassung des Privatflugplatzes mit dem Lufthansa-Flugleiter von Bad Reichenhall, dem ehemaligen Kriegsflieger Oberleutnant Eduard Kuhn, und den zuständigen Behörden führte. Lehrer Linner konnte mit Hans Gurritzer einen berühmten Flieger begrüßen, der kurz vor seinem Flug nach Reit im Winkl mit seiner wackligen Kiste als Erster den 3798 m hohen Großglockner überflogen hatte. Nach zweistündigem Aufenthalt – inzwischen hatten Einheimische wie auch die seinerzeit schon anwesenden Sommergäste ausgiebig das Flugzeug besichtigt – starteten die beiden Flieger wieder nach Reichenhall. Dieser Flug dürfte sich nicht weniger schwierig gestaltet haben als der Flug nach Reit im Winkl, denn da mussten sie wegen der tief hängenden Wolken ziemlich niedrig die Bergseenkette entlang fliegen. Bis dahin gingen freilich noch fünf Jahre ins Land. Das Gelände musste nämlich noch mehrmals erprobt werden. Einige Wochen nach der ersten Landung kam von Reichenhall eine sechssitzige Junkers-F-13-Lufthansamaschine mit dem Flugkapitän Zywina am Steuer und dem Flugleiter Kuhn sowie weiteren 4 Passagieren an Bord, die nach dreistündigem Aufenthalt wieder dorthin zurück flogen. Am 1. Oktober 1926 landete der in Prien ansässige, begeisterte Sportflieger, Rittmeister Carl Braun, mit seiner zweisitzigen Sportmaschine »Else« [Anm.: den Namen seiner Gemahlin) und wurde von der Schuljugend mit ihrem Schulleiter Linner begeistert begrüßt. Was die Stadt Traunstein nicht schaffte, die schon am 4. März 1926 der Süddeutschen Aero-Lloyd ein geeignetes Gelände angeboten hatte, um für die damals geplante Fluglinie München – Berchtesgaden regelmäßige Zwischenlandungen in Traunstein zu ermöglichen, das gelang dem Gebirgsort Reit im Winkl dank Rittmeister Braun, der nach wiederholten Probelandungen und glatten Starts vom bayerischen Luftamt Ende 1931 die amtliche Zulassung des »Privatsportflugplatzes Reit im Winkl« erwirkte.[9]

Do X am Chiemsee

Die Ankündigung eines Besuches des Riesenflugzeuges Do X am Chiemsee für Mai 1933 löste freudige Erwartung in Nah und Fern aus, jeder wollte dem Ereignis beiwohnen. Das Kürzel Do X steht für das damals größte Luftfahrzeug der Welt, ein von Flugzeugkonstrukteur Claude Dornier entwickeltes Flugschiff gewaltigen Ausmaßes. […] Die neuen Machthaber des Dritten Reiches wollten die Erfolge von Do X für ihre Propaganda nutzen und 1933 eine Tournee donauabwärts bis Istanbul durchführen. Dazu bedienten sie sich der Luft-Hansa, die zwar nicht Eigentümer von Do X wurde, aber für die Organisation des Fluges zuständig sein sollte. Aus diesem Grund erhielt das Flugzeug erstmals und nur für einige Wochen die Lufthansa-Bemalung mit dem berühmten Kranich am Heck. Ein Artikel der Zeitschrift »Luftreise« beschreibt, dass diese Reise vom Bodensee über Starnberger See, München, Passau, donauabwärts bis Wien und Budapest führt. Anschließend ist ein Flug in die Schweiz, den Rhein abwärts nach Essen und von dort wahrscheinlich in die skandinavischen Ländern und die Ostseestaaten vorgesehen. Weiter führt die Route über Ostpreußen und Danzig nach Berlin-Wannsee. Von dort aus an die Elbe und zum Rhein und rheinaufwärts über Worms, Karlsruhe zurück nach Friedrichshafen, wo die Landung im Herbst erfolgen dürfte. Planmäßig begann der zweite Europaflug wieder auf dem Bodensee und führte am 29.04.1933 zum Starnberger See, wo Adolf Hitler das Flugzeug besichtigte. Nächste Station war Prien. Rittmeister Braun aus Prien hatte sich für die Landung auf dem Chiemsee eingesetzt und am 03.05.1933 mit Direktor Angermund und Flugkapitän Merz nochmals die technischen Vorbereitungen dafür besprochen. Am Montag, den 08.05.1933 sollte für 16 Uhr die Wasserung auf dem Chiemsee erfolgen. Bei Regen und Kälte reisten die Zuschauer mit Sonderzügen an; benutzten den extra eingesetzten Sonderdampfzug vom Bahnhof Prien nach Stock oder das Sonderschiff der Chiemseeschifffahrt. Schon am Vormittag hatte sich eine Riesenmenschenmenge versammelt um das Flugschiff zu empfangen. An die 250 Autos und 20 Omnibusse sowie ungezählte »Schnauferl« füllten die Parkplätze. Bis weit aus Niederbayern kamen die Schaulustigen angereist. Doch der Start in Starnberg verzögert sich immer wieder bis nachmittags die enttäuschende Meldung kam: der Besuch von Do X wird wegen der schlechten Wetterlage auf den nächsten Tag verschoben. Bei warmen Frühjahrswetter setzte am Dienstag nochmals eine wahre Völkerwanderung nach Stock ein und Tausende von Menschen warteten am Ufer gemeinsam mit der ganzen örtlichen Prominenz. Alle Häuser waren mit Fahnen, Girlanden und bunten Frühlingsblumen geschmückt. Für die Priener Kinder gab es schulfrei. Die SA sorgte für Ordnung. Gegen 10 Uhr ließen sich die ersten Flugzeuge sehen. Einem Kabinenverkehrsflugzeug der Lufthansa folgten 3 Sportflieger aus Reichenhall, die einen Segelflieger aus München im Schlepp hatten. Wiederum konnte der geplante Zeitpunkt von 9.30 Uhr für die Landung in Prien nicht eingehalten werden. Erst um 10.24 Uhr startete Flugkapitän Horst Merz auf dem Starnberger See das Riesenflugzeug. Er war Verkehrsflieger der deutschen Lufthansa und hatte teils als Pilot und teils als Berichterstatter am gesamten Weltflug von Do X teilgenommen. Diesmal befanden sich 20 Fluggästen an Bord, hauptsächlich Pressevertreter, und außerdem Reichsstatthalter Ritter von Epp mit seinem Adjutant Major a. D. Hailer von der Lufthansa. Ehrengäste waren die Zwillingsschwestern Else und Lotte, Töchter des Herrn Rittmeister Braun, die den Flug von Starnberg hier her als Geburtstagsgeschenk erlebten. Das Kommando auf diesem Flug hatte wie üblich Kapitän Friedrich »Krischan« Christiansen, ein sehr erfahrener Flugzeugführer mit früh erlangter Flugzeugführererlaubnis aus dem Jahr 1914 (Nr. 707 des Deutschen Luftfahrerverbandes). Im Alter von 34 Jahren hatte er von der Schifffahrt zur Luftfahrt gewechselt, wollte aber die Weite der See nicht missen und war im Ersten Weltkrieg einer der bekanntesten deutschen Marineflieger und später Kommandant der Seeflugstation Zeebrügge. Mehrfach befördert stieg er bis zum Kapitänleutnant auf und wurde als einziger Reserveoffizier der kaiserlichen Marine mit dem Orden »Pour le Mérite« ausgezeichnet. Bevor er Kapitän von Do X wurde bereiste er wieder auf verschiedenen Fracht- und Passagierdampfern die Meere der Welt. Überall in der Umgebung Priens waren Lehrer mit ihren Schülern unterwegs um das Flugzeug zu sehen. Die Klassen der Luitpold Knabenschule in Bad Aibling wanderten gerade zu einer großen Wiese, als es nicht allzu hoch über ihre Köpfe in Richtung Rosenheim flog. Gleiches erlebte Sepp Klaus, der nahe Halfing beim Torfstechen war. Sofort lief er heim und radelte nach Prien um das Ereignis zu fotografieren(9). Eine weitere Schulklasse konnte von der Anhöhe zwischen Breitbrunn und Plötzing die Landung auf dem Chiemsee mit der riesigen Wasserfontaine beobachten. Endlich gegen 11 Uhr kam das lang erwartete Flugboot ins Blickfeld der Priener, zog über dem See eine Schleife und wasserte um 11.15 Uhr. Zeitzeugen schilderten: »Gegen 11 Uhr erschien unter tief dröhnendem Gebrumm über dem Höhenberg Do X, das deutsche Flugwunder, silbergrau elegant und sicher in all seiner Riesenhaftigkeit näher kommend, mit einer kleinen Schleife gegen Sassau und über die Inseln, setzte er rasch und sicher nahe der Steinwand auf Herrenchiemsee auf dem Wasser auf und rauschte mit abgedrosselten Motoren heran. Vom Motorboot Rudolf der Chiemsee-Schifffahrt Feßler eingeschleppt, reckte sich das stolze Schiff immer größer auf und ankerte in der Stocker Bucht. Man will es in der Nähe fast nicht begreifen, wie solch ein respektables Dampfschiff, der Größe nach gesehen, sich in der Luft halten kann.« ... »Landung; wenige Meter über dem Wasser schwebt das Schiff aus, um seine Schnelligkeit zu verringern. Ein kurzes Anziehen des Höhensteuers und weich berührt die Heckstufe das Wasser. Die Reibung verringert die Geschwindigkeit noch mehr, immer tiefer sinkt der Schiffsboden in sein nasses Element zurück, das Wasser zu hohen weißen Heckwelle aufpeitschend. Ein kurzer dumpfer Schlag, aus dem Flugzeug ist wieder ein Schiff geworden. Die Leitung des Riesen bietet dem geübten Führer nicht mehr Schwierigkeiten als bei jedem anderen Flugboot.[10]

Luftwaffe (1939–1941)

Braun soll zuletzt Oberst z. V. der Luftwaffe gewesen sein.[11] In den Luftwaffenlisten ist auch ein „Karl Braun“ vorhanden, der als Oberstleutnant zum Beginn des Zweiten Weltkrieges zum Kommandeur der FFS A/B 8 in Marienbad, um dann am 21. Oktober 1940 Kommandeur der Flugzeugführerschule (FFS) A/B 63, ebenfalls Marienbad, zu werden. Am 1. Januar 1941 wurde er dann Kommandeur der FFS A/B 121 (bis 9. März 1941). Ob jedoch Oberst Karl Braun mit NSFK-Gruppenführer gleichzusetzen ist, konnte nicht belegt werden, allerdings würde die die Beförderung zum NSFK-Obergruppenführer im April 1941 mit der Verabschiedung aus der Luftwaffe als Oberst z. V. im März 1941 übereinstimmen.

Tod

Carl Braun verstarb am 29. April 1945 in Prien am Chiemsee vier Tage vor dem Einfall US-amerikanischer Truppen am 3. Mai 1945 in den bayerischen Ort mit rund 3.000 Einwohnern. Auch das Hauptamt SS-Gericht (das oberste Gericht der SS) befand sich seit 1944 im Priener Hotel Kronprinz. Ob Braun beim Volkssturm gefallen ist, wie vereinzelt gemutmaßt wird, oder eher altersbedingt (Herzinfarkt) oder gar durch eigene Hand (Freitod) verstarb, ist unbekannt.

Familie

Am 2. August 1914 (Sonntag; am Dienstag, den 4. August 1914, dann standesamtlich), wohlwissend daß es bald an die Kriegsfront gehen würde, heiratete Oberleutnant Braun in Landenweiler (Lothringen) seine Verlobte Elisabeth „Else“ von Haniel (Lebensrune.png 7. August 1894 in Schurzelt, Laurensberg, Aachen), Tochter von Dr. phil. John Eugen Louis von Haniel, preußischer Landrat, Grubenbesitzer, Geheimer Regierungsrat, Schloß- und Gutsbesitzer sowie Bürgermeister von Landenweiler (Landonvillers) und Ehrenbürger von Moers, und dessen Frau, die Gutsbesitzertochter Helene Adele Mathilde, geb. Zurhelle (1857–1927). Zur Hochzeit erhielt das junge Ehepaar wohl vom reichen Vater bzw. Schwiegervater das idyllisch gelegene Anwesen „Haus Bucheneck“ in Prien-Otterkring, wo auch das erste Kind geboren wurde.

„Villa, sog. Haus Bucheneck, repräsentative mehrteilige Anlage mit breit gelagertem zweigeschossigem Hauptbau unter einseitig tief herabgezogenem Satteldach, Erkern, verbrettertem Giebel, teils mit Zierfachwerk, firstgedrehter erdgeschossiger Garagenanbau mit Walmdach, nach Westen angeschlossenes Dienstbotenhaus, zweigeschossiger Satteldachbau mit Zierfachwerk, um 1910, im Innern um 1930 verändert; zugehörige Gartenanlage mit historischer Bepflanzung, gleichzeitig.“
Haus Bucheneck in Prien

Haus Bucheneck gehört zu den eingetragenen Gartendenkmäler Oberbayerns. 1955 richtete Else Braun in ihrem Landhaus ein Heim für Schülerinnen ein (bis 1960), welche die „Private Ludwig-Thoma-Oberrealschule“ besuchten.

Kinder

Aus der Ehe der beiden sind drei Kinder entsprossen, ein Sohn und die Zwillingsmädel:

  • Karl Heinz (Lebensrune.png 19. Juni 1915), hierbei könnte es sich um den gleichnamigen im Mai 1943 schwer verwundeten Hauptmann und Flakoffizier der Luftwaffe handeln
    • ∞ 1942 Ursula Franz (Lebensrune.png 14. Dezember 1920; Todesrune.png 20. August 1943), die im Kindsbett verstarb
    • ∞ 1947 Ilse Mayer (Lebensrune.png 17. Mai 1920); zwei weitere Kinder
  • Charlotte „Lotte“ Caroline (Lebensrune.png 8. Mai 1920) ∞ 1945 Bernhard Kulartz
  • Elisabeth „Else“ Helene (Lebensrune.png 8. Mai 1920) ∞ 1948 Dipl.-Ing. Fritz Schwaiger; zwei Kinder

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

Verweise

Filmbeiträge

Fußnoten

  1. Arthur Bohne, frontflieger.de
  2. Wilhelm Gilles, frontflieger.de
  3. Flugsport, Heft 17, 1915
  4. Flugsport, Nr. 26, 1911
  5. Flugsport, Nr. 13, 1912
  6. Flugsport, Heft 15, 1912
  7. Im Jahre 1913 errichtete die Preußische Armee auf dem Gelände des Übungsplatzes eine ihrer Fliegerstationen der neuen Luftwaffe. Als erste Einheit wurde am 1. August 1914 die Flieger-Ersatzabteilung 3 (FEA 3) aufgestellt die im Februar 1915 nach Gotha verlegt wurde. In dieser ersten Zeit waren sehr viele bekannte Flieger und Pioniere der Luftfahrt in Griesheim anzutreffen unter anderen: Kurt Student (im Zweiten Weltkrieg General der Fallschirmjäger), ebenfalls zu Ausbildungszwecken war Hermann Göring vom 16. bis 28. Oktober 1914 bei der Abteilung. Nicht zu vergessen, Hauptmann Oswald Boelcke, Führer der JASTA 2, der den Übungsplatz schon aus seiner Zeit beim Telegrafen-Bataillon 3 aus der Vorkriegszeit kannte und hier bis zu seiner Versetzung zur Front als Fluglehrer tätig war. Ernst Udet, mit 62 Luftsiegen einer der bekanntesten Jagdflieger des Weltkriegs und späterer Generalluftzeugmeister, legte ebenfalls in Griesheim seine Militär-Flugzeugführer Prüfung ab. Quelle: Flieger auf dem Griesheimer Sand
  8. Eine Daimler L20 mit einem Daimler F7502 mit 16 kW (20 PS)
  9. Udet turnte vor 80 Jahren am Himmel über Traunstein, traunsteiner-tagblatt.de, 9. September 2006
  10. Ein fliegender Gigant besucht den Chiemsee, traunsteiner-tagblatt.de, 17. Mai 2003
  11. Carl BRAUN, gedbas.genealogy.net
  12. Flugsport, Heft 11, 1931