Sandrock, Adele

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Adele Sandrock in jungen Jahren
Adele Sandrock in „Der Störenfried“ von 1933/34
Familiengrab von Adele und Wilhelmine Sandrock und deren Eltern
Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf in Wien (Aufnahme 1940)
Gedenktafel

Adele Sandrock (Lebensrune.png 19. August 1863 in Rotterdam; Todesrune.png 30. August 1937 in Berlin) war eine deutsch-niederländische Schauspielerin.

Leben

Kaiserreich

Adele Sandrock wurde am 19. September 1864 als Adele Feldern-Förster als Tochter eines ehemaligen Offiziers, der später als Kaufmann tätig war, in Rotterdam (Niederlande) geboren; mit ihren sieben Geschwistern wuchs sie in Rotterdam und Berlin auf. Von ihrer Mutter, der niederländischen Schauspielerin Nans ten Hagen, erhielt sie – ebenso wie ihre Schwester Wilhelmine (1862–1948) – Schauspielunterricht.

1878 debütierte die Sandrock am Berliner Privattheater „Urania“ in Charlotte Birch-Pfeiffers Lustspiel „Mutter und Sohn“, 1880 war sie kurze Zeit am Hoftheater Meiningen engagiert, nach Tourneen kam sie 1885/86 an das Deutsche Volkstheater nach Wien, ab 1887 spielte sie am Deutschen Theater in Budapest, wurde in jenen Jahren meist als sentimentale Liebhaberin oder Vamp, aber auch in heiteren Rollen besetzt.

Mit der Figur der Isabella in „Der Fall Clemenceau“ von Dumas-D'Arthois gelang der Sandrock 1889 am Theater an der Wien der künstlerische Durchbruch. Ab 1889 stand sie für weitere sechs Jahre am Deutschen Volkstheater in Wien auf der Bühne, wo sie den Dramatiker Arthur Schnitzler (1862–1931) kennenlernte, mit dem sie ab Herbst 1893 eine enge Beziehung verband. Während der 15 Monate langen stürmischen Romanze, die bis zum Frühjahr 1895 andauerte, schrieb sie ihm insgesamt 257 Briefe und Telegramme. Danach wechselte sie 1896 für zwei Jahre an das Hofburgtheater, an dem zwischen 1884 und 1898 auch ihre Schwester wirkte.

Die differenzierte Darstellung tragischer Rollen im klassischen Fach sowie ihr Einfühlungsvermögen in moderne Bühnenfiguren wie in Stücken von Ibsen und Schnitzler, dem sie – ähnlich wie ihrem zeitweiligen Verlobten, dem Schriftsteller Alexander Roda Roda (1872–1945) – auch als Vorbild für einige Bühnengestalten diente, ließen Adele Sandrock zum Star der Wiener Theaterszene avancieren.

Das Temperament der Schauspielerin kam jedoch nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Privatleben (in Skandalen und Vertragsbrüchen) zur Geltung. So verließ Adele Sandrock 1898 mit einem Eklat das Burgtheater und begab sich auf Tournee, die sie durch große Teile Europas führte. Zwischen 1902 und 1905 wirkte sie wieder in Wien am Deutschen Volkstheater und anderen Bühnen, vermochte jedoch ihre Erfolge nicht zu wiederholen. 1905 übersiedelte sie nach Berlin, wo sie bis 1910 an Reinhardts Deutschem Theater engagiert war; daneben setzte sie auch weiterhin ihre Gastspielreisen fort.

Mit ihrem Abgang vom Hofburgtheater war ihre Karriere ins Stocken geraten, woran auch Auftritte als „Hamlet“ (1899) und ein Versuch im Gesangsfach als Gounods „Margarethe“ (1904) nichts ändern konnten. Ihre Bühneninterpretationen galten inzwischen als antiquiert und zu dramatisch, einen Zugang zu einer moderneren Darstellungsweise gelang ihr nicht vollständig.

Beim Film war Adele Sandrock seit Beginn der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts tätig, hatte in dem Stummfilm „Marianne, ein Weib aus dem Volk“ (1911) neben Henny Porten ihr Leinwanddebüt und war mit zahlreichen weiteren Filmen in diesem neuen Medium recht erfolgreich.

Weimarer Republik

Erst 1920 wurde Adele Sandrock durch ihre Verkörperung der Lady Bracknell in Oscar Wildes „Bunbury“ für das Fach der komischen Alten entdeckt und begann damit – immerhin über 50 Jahre alt – ihre zweite Karriere.

Drittes Reich

Später feierte sie in einer großen Anzahl von Tonfilmen vor allem des leichten Genres durch ihre unnachahmliche Komik Triumphe, die ihr zu bleibendem Ruhm verhalfen. Wo immer eine starrköpfige Schwieger- oder Großmutter zu besetzen war, trat Adele Sandrock auf den Plan. Ihr altmodisch-exaltierter Bühnenstil, der sie ebenso unerträglich machte wie die herrschsüchtigen „Drachen“, die sie verkörperte, trug zuweilen Zeichen einer Selbstparodie. In mehr als 100 Rollen prägte die Schauspielerin, von Kritiker als „die letzte Heroine des deutschen Theaters“ bezeichnet, das Bild der egozentrischen, ihre Umgebung tyrannisierenden Alten, mimte meist Adlige jedweder Couleur oder sonstige Damen der gehobenen Gesellschaft. Mit ihrem Ernst und ihrem überzogenem Pathos wurde sie in ihren späten Jahren überwiegend von Komödienregisseuren eingesetzt.

Adele Sandrock, von vielen als das „Urgestein“ des Films der 20er und 30er Jahre bezeichnet, war zeitlebens unverheiratet und wohnte in Berlin mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester zusammen. Sie starb am 30. August 1937 im Alter von 73 Jahren in Berlin nach 16monatigem Krankenlager an den altersbedingten Nachwirkungen eines Unfalls; ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem evangelischen Friedhof in Wien-Matzleinsdorf – ihrem letztem Wunsch entsprechend soll sie im Kostüm der „Kameliendame“ beigesetzt worden sein.

Anläßlich des 74. Geburtstags wurde am 19. August 1939 das von dem Bildhauer Prof. Zinsler geschaffene Grabdenkmal, unter Beibehaltung einer Idee von Wilhelmine Sandrock, auf dem Matzlensdorfer Friedhof enthüllt.[1] Das Grab soll die Merkzeichen eines deutschen Menschen und Künstlers als antiken Bau zeigen, dessen Säulen die tragische und die heitere Muse ihr Spiel ausüben.[2]

BRD

1989 wurde in Berlin am Haus Leibnizstraße 60, wo die charismatische Mimin zwischen 1837 und 1905 gelebt hatte, eine Gedenktafel enthüllt. Nachdem diese entwendet und schließlich von der Kriminalpolizei sichergestellt worden war, wurde die Tafel wieder am Haus an der Leibnizstraße angebracht; eine zweite Tafel hängt um die Ecke an der Mommsenstraße in Berlin. In Berlin erinnert auch die „Adele-Sandrock-Straße“ im Ortsteil Hellersdorf an die legendäre Künstlerin.

„Es knallt“ (1933, Kurzfilm mit Adele Sandrock, Karl Valentin und Liesl Karlstadt)

Liste der Bühnenrollen

Filmographie

Schriften

Fußnoten

  1. Mein Film – Illustrierte Film- und Kinorundschau, Nr. 25, 23. Juni 1939
  2. Mein Film – Illustrierte Film- und Kinorundschau, Nr. 26, 30. Juni 1939