Schacht, Hjalmar

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Dr. phil. Hjalmar Schacht

Horace Greeley Hjalmar Schacht (Lebensrune.png 22. Januar 1877 in Tingleff / Herzogtum Schleswig; Todesrune.png 3. Juni 1970 in München) war ein deutscher Volkswirt und Politiker. Der Freimaurer Schacht war von 1934 bis 1937 Reichswirtschaftsminister und von 1923 bis 1930 sowie 1933 bis 1939 Reichsbankpräsident. Er gehörte zu den 24 im Nürnberger Tribunal angeklagten Personen und wurde am 1. Oktober 1946 in allen Anklagepunkten freigesprochen.

Leben

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Hjalmar Schacht mit Gemahlin Luise und den Kindern Helga und Harald am 22. Januar 1937 in der Dienstwohnung des Reichsbankpräsidenten in Berlin

Hjalmar Schacht wurde als Sohn des Kaufmanns William Leonhard Ludwig Maximillian Schacht in Tingleff in Nord-Schleswig am 22. Januar 1877 geboren. Seine Mutter war Baronin Constanze Justine Sophie von Eggersund; sie entstammte einer dänischen Familie.

Schacht machte 1895 an der Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg sein Abitur und immatrikulierte sich zuerst an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel für Medizin, wechselte aber schon im nächsten Semester zur Germanistik, bis er – nunmehr an der Ludwig-Maximilians-Universität München eingeschrieben – im dritten Semester in den Vorlesungen des damals bedeutendsten Nationalökonomen Lujo Brentano sein Interesse an der Volkswirtschaft entdeckte. Er studierte in der Folgezeit auch an den Universitäten in Leipzig, Berlin und Kiel sowie auch ein Auslandssemester an der Sor in Paris, kehrte aber zum Sommersemester 1898 an seine „Heimatuniversität“ Kiel zurück. Dort wurde er 1900 (nach anderen Quellen schon 1899) bei dem Staatswissenschaftler Professor Wilhelm Hasbach mit einer Arbeit zum Thema „Der theoretische Gehalt des englischen Merkantilismuspromoviert. Da es in Kiel wie in zahlreichen anderen Universitäten des Kaiserreiches noch keine gesonderte staatswissenschaftliche Fakultät gab, wurde Schacht der Doktor der Philosophie (Dr. phil.) verliehen, wobei er in den Entnazifizierungsakten der Nachkriegszeit als „Dr. rer. pol.“ geführt wird.

Ab 1900 war er Assistent an der „Zentralstelle zur Vorbereitung von Handelsverträgen“ und 1901 bis 1903 Geschäftsführer des Handelsvertrags-Vereins. Ab 1903 nahm er Aufgaben als Leiter des Archivs bzw. des volkswirtschaftlichen Büros der Dresdner Bank wahr, bei der er von 1908 bis 1915 als stellvertretender Direktor angestellt war. 1906 wurde er Mitglied der Freimaurerloge Urania zur Unsterblichkeit. 1914 veröffentlichte er in der Zeitschrift der Loge Zur Freundschaft der Großen Loge von Preußen. 1949 wurde er Mitglied der Loge Zur Brudertreue an der Elbe. In den ersten Jahren des Ersten Weltkrieges leitete er als Dezernent der Bankabteilung des Generalgouvernements Belgien in Brüssel die Errichtung der Notenbank.

Von 1915 bis 1922 war er Vorstandsmitglied der Nationalbank für Deutschland und nach deren Fusion mit der Darmstädter Bank bis 1923 Vorstandsmitglied der Darmstädter und Nationalbank KG. Vom 15. November 1923 bis zu seiner am 22. Dezember 1923 erfolgten Ernennung zum Reichsbankpräsidenten war er Reichswährungskommissar. Seine Ernennung zum Reichsbankpräsidenten, die auf Druck der Linken für ihn entschieden wurde, namentlich mit drei Stimmen für und mehr als dreißig gegen ihn, führte Schacht auf seine Leistungen als Währungskomissar zurück. Jedoch belief sich sein Anteil zur Wiederherstellung der Währungsstablität durch Einführung der Neu- und Rentenmark auf ein Minimum. Die Einführung der Neumark und die dazugehörigen Planungen allerdings, erfolgten am 10. September 1923 bereits durch Vorschlag Rudolf Hilferdings' an das Reichskabinett sowie am 16. Oktober 1923 die Hervorbringung der Rentenmark. Ein wesentlicher Beitrag an der Eindämmung der Inflation kann Schacht somit nicht zugesprochen werden.[1]

Daneben wurde er am 7. April 1924 Aufsichtsratsvorsitzender der auf seinen Vorschlag zur Unterstützung der Konvertibilität der Reichsmark gegründeten Deutschen Golddiskontbank. Im selben Jahre nahm er an den Beratungen der Sachverständigen für Reparationsfragen sowie an der Londoner Konferenz teil und wirkte mit an der Dawes-Anleihe. Im Jahre 1929 war er Leiter der Delegation zur Reparations-Sachverständigenkonferenz in Paris.

Im November 1918 gehörte Schacht zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei, aus der er im Mai 1926 austrat. Danach wandte er sich vor allem wegen der seiner Meinung nach zu großzügigen Ausgabenpolitik der Weimarer Koalitionsparteien SPD, DDP und Zentrum immer mehr rechtskonservativen Kräften zu. Seine Kritik an der von SPD, DDP und KPD unterstützten entschädigungslosen Enteignung der deutschen Fürstenhäuser (die 1926 in einer Volksabstimmung knapp scheiterte) war der unmittelbare Anlaß seines Parteiaustritts.

Am 7. März 1930 trat er, nachdem der Reichstag den von den rechten Organisationen DNVP, NSDAP und Stahlhelm sowie der KPD, aber auch von Schacht bekämpften Young-Plan (den er allerdings an der Spitze der Delegation zur Unterzeichnung des Young-Planes unterschrieb) zur Neuregelung der vom Deutschen Reich zu leistenden Reparationen angenommen hatte, vom Amt des Reichsbankpräsidenten zurück. Vor seinem Rücktritt als Reichsbankpräsident, dem er sich mit einer Abfindung von drei Jahresgehältern je 360.000 Mark ausgleichen ließ, führte er beinahe eine Zahlungsunfähigkeit des Reiches herbei, indem er einen vom Finanzminister Hilferding an das amerikanische Bankhaus Dillon Read & Co. angefragten Kredit von 300 Millionen Mark, ohne vorige Absprache mit Hilferding ablehnte, nachdem das Bankhaus Schacht als Reichsbankpräsident vorher nach einer Genehmigung fragte. Die Folge war die Auflösung des Kabinett Müller II. und die finanzpolitische Entmachtung der SPD, die sogenannte „Lex-Schacht". Dr.Paul Bang äußerte sich folgendermaßen darüber:

„Was bringt der Entwurf, den Sie uns vorlegen? […] Er bedeutet in Wahrheit die Entmündigungsurkunde der heutigen Finanzgebarung. Ja, er bedeutet mehr: er bedeutet schließlich die politische Abdankung der Reichsregierung, er bedeutet die Unterstellung der Reichsregierung unter die Geschäftsaufsicht des Reichsbankpräsidenten."[2]

Das Treiben Schachts reicht jedoch deutlich weiter in die poltischen Geschehniße der zwanziger Jahre. Gustav Stresemann trug in sein Tagebuch bezüglich einer Kabinettssitzung (22. Juni 1927) anläßlich des Halbjahresberichtes über die Reperationslage, welcher vom Reperationsagenten Parker Gilbert verfasst wurde, folgendes ein:

„Schacht identifizierte sich bei seiner Kritik der Reichsfinanzpolitik derart mit Parker Gilbert, daß er zum Schluß sagte, er bäte, aus seiner Stellungnahme nicht zu entnehmen, daß er etwa den Bericht von Parker Gilbert beeinflußt habe. Nach der Kabinettssitzung wandte sich ein Mitglied an mich und sagte zu mir: ‚Haben Sie nun erkannt, wo der Gegenspieler sitzt, der die Interessen der deutschen Gläubiger gegen die deutschen Volksinteressen vertritt?' Ich sagte ihm, daß die Rede von Schacht an die Grenze des Möglichen gegangen sei […] Von anderer Seite wurde erklärt, man solle Schacht einmal an die Kandarre nehmen und ihm klarmachen, daß er die Reichsinteressen zu fördern und nicht zu konterkarrieren habe."[3]


Schacht unternahm nach seinem Rücktritt Vortragsreisen nach Nordamerika.Am 24. November 1930 erklärte er vor 600 amerikanischen Industrieführern in Baltimore, daß eine Einstellung der Zahlung Deutschlands unter dem Youngplan in weniger als drei Jahren zu erwarten sei und daß die Reparationsfrage nicht durch Wiedereinmarsch von Truppen ins Rheinland gelöst werden könne.

Zeit des Nationalsozialismus

Im Hotel „Bachmann“ in Niederdorf erklärte sich SS-Obersturmführer Edgar Stiller (unterstützt von SS-Untersturmführer Bader) am 30. April 1945 bei einer Versammlung der über 130 Sonderhäftlinge (darunter Dr. Schuschnigg mit Familie) bereit, das Kommando für den Transport niederzulegen und an die bereits alarmierte Wehrmacht abzugeben. Sein Einlenken und das Telephonat von Karl Wolff wird in der Militärgeschichte zu wenig gewürdigt.
Schacht in der BRD-Nachkriegszeit
Hjalmar Schachts Grab
München, Ostfriedhof
Inschrift des Grabsteins

Am 5. Januar 1931 lernte er bei einem gemeinsamen Essen Hermann Göring, Joseph Goebbels und Adolf Hitler kennen. Im Oktober 1931 hielt Schacht eine Rede auf dem Treffen der NSDAP, der DNVP und des Stahlhelms in Bad Harzburg „Harzburger Front“, in der er die Geldpolitik der Reichsbank angriff. 1932 begann Schacht die NSDAP zu unterstützen, ohne jedoch in die Partei einzutreten. Er war einer der Unterzeichner der Eingabe von zwanzig Landwirten, Bankiers und Industriellen an Paul von Hindenburg mit der Aufforderung, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Diese Eingabe war zunächst kein Erfolg, denn statt Hitler ernannte der Reichspräsident Kurt von Schleicher zum Reichskanzler. Nach dessen Scheitern und nach Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler wurde Schacht am 17. März 1933 erneut zum Präsidenten der Reichsbank. Durch Einführung der Mefo-Wechsel konnten die Staatsausgaben vorübergehend finanziert werden.

Schacht besuchte mehrfach auf Einladung der NSDAP den Reichsparteitag in Nürnberg und spendete nennenswerte Geldbeträge an die SA. 1937 wurde ihm und den übrigen Reichsministern das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP verliehen. Er selbst trat jedoch nie der NSDAP bei, da Hitler dies auch nicht zur Bedingung für die Übertragung eines Ministeramtes machte.

Schacht befürwortete ähnlich wie John Maynard Keynes eine kontrollierte Geldschöpfung durch die Notenbank, um deflationäre Tendenzen zu bekämpfen und Arbeitsprogramme zu finanzieren. Er war Vertreter der Reichsbank im Gremium der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die 1930 auch auf seine Initiative gegründet wurde. Ebenfalls im Gremium saß sein persönlicher Freund, Sir Montagu Norman, der Gouverneur der Bank von England (Mitglied der Anglo-German-Fellowship) und damit der einflußreichste Bankier in dieser Zeit. Von August 1934 bis November 1937 war Schacht Reichswirtschaftsminister, von Mai 1935 bis November 1937 zugleich Generalbevollmächtigter für die Kriegswirtschaft. Am 22. Januar 1937 hielt Prof. Dr. Jonathan Zenneck einen Vortrag auf der Festsitzung der Reichswirtschaftskammer[4] anläßlich des 60. Geburtstages des Reichsbankpräsidenten Schacht.

Er führte im Dezember 1938 in London Verhandlungen über die Aussiedlung der Juden aus Deutschland, die als Schacht-Rublee-Plan bekannt wurden. Von 1937 bis 1943 war er Reichsminister ohne Geschäftsbereich. Im Januar 1939 spitzten sich die Dinge zu, weil Schacht die Verlängerung von Öffa- und Mefo-Wechseln im Gesamtwert von drei Milliarden Reichsmark aus Furcht vor Inflation ablehnte. Schacht stellte Hitler am 7. Januar ein Memorandum[5] zu, unterzeichnet von ihm selbst und den acht anderen Aufsichtsratsmitgliedern der Reichsbank, dessen vier zentrale Punkte wie folgt lauteten:

  • Das Reich darf nicht mehr Geld ausgeben, als ihm durch Steuereinahmen zufließen.
  • Das Finanzministerium muß die volle finanzielle Kontrolle zurückerhalten. (Bisher hatte das Ministerium alles bezahlen müssen, was das Heer wünschte.)
  • Preis- und Lohnkontrollen müssen effektiv gestaltet werden. Die existierenden administrativen Mißstände sind zu beheben.
  • Die Kontrolle über Geld und Investitionsmärke obliegt allein der Reichsbank.[6] (Diese Forderung lief praktisch auf eine Aufhebung von Görings Vierjahresplan hinaus.)[7]

Schacht schloß sein Memorandum mit den zweideutigen Worten:

„Wir werden gerne unser bestes tun, um bei der Verwirklichung aller zukünftigen Ziele mitzuwirken, doch jetzt ist die Zeit gekommen, um eine Pause einzuschalten.“[8]

Auf diese Weise wollte Schacht einen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft auslösen,[9] deren Bruttosozialprodukt von 1933 bis Anfang 1939 um 100 % gestiegen war. War Deutschland bei Hitlers Machtantritt ein auf dem Boden liegendes Land mit 7,5 Millionen Arbeitslosen gewesen,[10] so war es unter Hitlers Führung zu einem modernen sozialstaatlichen Paradies geworden. Der Reichskanzler reagierte mit begreiflichem Ärger auf das Memorandum und stufte die Empfehlung der Reichsbank als „Meuterei“ ein.[11] Zwei Wochen später mußte Schacht sein Amt abgeben.

Roger Elletson schildert dieses monumentale Ereignis wie folgt:

„Am 19. Januar 1939 wurde Schacht ohne viel Federlesens gefeuert, und die Reichsbank wurde angewiesen, dem Reich sämtliche von Hitler verlangte Kredite zu gewähren. Dieses entschlossene Vorgehen setze der Kontrolle der Reichsbank über die innerdeutsche Geldpolitik ein Ende und beraubte das internationale Judentum zugleich seiner Machtbasis in Deutschland. Wenn man den Zins ausklammerte, der auf die [nach der Metallurgischen Forschungsgesellschaft benannten] MEFO-Wechsel zu zahlen war, konnte man nun sagen, Deutschlands Finanzpolitik orientierte sich jetzt nicht mehr am Konzept Schachts, sondern an derjenigen Feders. Die Reichsbank wurde de facto zu einem Arm der Regierung, wobei die einzige wirkliche Veränderung darin bestand, daß die Wechsel jetzt unter der Obhut des Staates statt jener eines jüdischen Lakaien im Verwaltungsrat der Reichsbank diskontiert wurden.“[12]

Somit wurde die Reichsbank erst im Januar 1939 eine Staatsbank im eigentlichen Sinne des Wortes. Schachts Entlassung bereitete auch dem ständigen Verrat vertraulicher Informationen über die Entwicklung der deutschen Wirtschaft ein Ende,[13] denn der Gefeuerte war nun nicht mehr in der Lage, seinen Freund und Logenbruder Montagu Norman, der von 1920 bis 1944 den Posten des Gouverneurs der Bank of England bekleidete, permanent mit Insiderberichten zu beliefern.

Am 15. Juni 1939 wurde ein neues Gesetz über die Reichsbank verabschiedet,[14] laut dem die Bank „bedingungslos der Souveranität des Staates unterstellt“ war.[15] Artikel 3 des Gesetzes sah vor, daß die – in Deutsche Reichsbank umbenannte – Bank „gemäß den Instruktionen und unter Überwachung des Führers und Reichskanzlers geleitet und verwaltet“ werden sollte. Fortan war Hitler sein eigener Bankier.[16]

Auf Hitlers Wunsch und auch aus eigenem Interesse blieb er jedoch Reichsminister ohne Geschäftsbereich, bis Hitler ihn 1943 auch aus diesem Amt entließ.

1944 wurde er als Mitverschwörer des Attentats vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler von der Gestapo verhaftet und bis zum Kriegsende in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Flossenbürg interniert. Zum Schluß wurden viele Sonderhäftlinge, somit auch er, im Konzentrationslager Dachau zusammengezogen.

Die „Befreiung“

Bei der Verlegung über Tirol Richtung Alpenfestung wurde Sonderhäftling Dr. Schacht am 30. April 1945 von Einheiten der Wehrmacht befreit. Dies geschah, nachdem Oberst i. G. Bogislaw von Bonin, der mit anderen in einem Hotel unterbracht war, General der Panzertruppe Hans Röttiger (Oberkommando der Heeresgruppe C) am 29. April 1945 telefonisch erreichen konnte, der wiederum befahl Hauptmann Wichard von Alvensleben von Moos bei Sexten nach Niederdorf zu fahren, um sich unauffällig ein Bild der Lage zu verschaffen. Gemeinsam mit seinem Vetter Hauptmann Gebhard von Alvensleben entschied er sich, am nächsten Tag zu handeln.

Nach einer angespannten Konfrontation mit den SS-Bewachern befahl ihnen SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Wolff telefonisch, sich zurückzuziehen, die Häftlinge der Wehrmacht zu überlassen und nach Bozen zu fahren. Die Wehrmacht mußte nun die Häftlinge beschützen: Die mörderischen italienischen Partisanen, die nach der deutschen Kapitulation versuchten, das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, hatten die Absicht, die prominenten Gefangenen in ihr Hauptquartier im vierzig Kilometer südlich gelegenen Cortina d’Ampezzo abzutransportieren.

Am 4. Mai 1945, zwei Tage nach der deutschen Teilkapitulation, trafen rund 170 VS-amerikanische Soldaten eines Infanterieregiments der 85. Division der 5. VS-Armee unter dem Kommando von Captain John Atwell am Pragser Wildsee ein. Die deutschen Wehrmachtsangehörigen im Hotel „Pragser Wildsee“ wurden entwaffnet und zusammen mit den beiden Hauptleuten von Alvensleben in ein Kriegsgefangenenlager abtransportiert.

Im Schlepptau der VS-Armee erschienen am 5. Mai 1945 zahlreiche Journalisten und Pressefotografen. Schon bald gingen die Schlagzeilen über die sensationellen Ereignisse in Südtirol um die Welt. An diesem Tag entstand das bis heute immer wieder kolportierte Märchen von der Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge durch amerikanische Truppen, obwohl die Gefangenen in Wirklichkeit bereits am 30. April ihre Freiheit wiedererlangt hatten, als ihre SS-Bewacher unter dem Druck der Wehrmacht unter Hauptmann von Alvensleben aufgaben. Ganz im Gegenteil: Die Ankunft der VS-Amerikaner mündete für einige der Ex-Häftlinge in eine erneute Gefangenschaft, diesmal bei den Alliierten.

„Für alle war es eine Befreiung, und ich glaube, daß es niemand bewußt war, daß dies für viele die Schwelle zu einer neuen und mühselig langen Gefangenschaft sein sollte.“Sigismund Payne Best, britischer Geheimagent und einer der 98 Sonder- und 37 Sippenhäftlinge (nach Namensliste) des RSHA aus sechzehn Nationen

Nachkriegszeit

Als einer der Hauptangeklagten der Nürnberger Prozesse (IMT) wurde er, verteidigt von Dr. Rudolf Dix, im Jahr 1946 vom alliierten Militärtribunal freigesprochen. Der jüdische Psychologe Gustave M. Gilbert, der alle Angeklagten der Reichsregierung und des Militärs auf ihre Intelligenz hin untersucht hatte, attestierte Schacht mit einem IQ von 143 den höchsten Intelligenzquotienten unter den Angeklagten.[17] Weil Schacht als ehemaliger Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister zu den Führungspersönlichkeiten des „Dritten Reiches“ gehörte, wurde er wenige Tage nach seinem Freispruch auf Weisung der Landesregierung von Württemberg-Baden verhaftet. 1947 verurteilte ihn die Entnazifizierungs-Spruchkammer in Stuttgart als „Hauptschuldigen“ zu acht Jahren Arbeitslager nahe Ludwigsburg. 1948 legte er Berufung ein und wurde im September 1948 als Entlasteter freigesprochen und freigelassen.

1953 veröffentlichte er seine Autobiographie „76 Jahre meines Lebens“, in der er unter anderem auf sein Verhältnis zu Hitler eingeht. Schacht gegenüber soll Hitler immer sehr höflich und zugänglich gewesen sein, während sich sein Verhältnis zu Göring stetig verschlechterte.

1953 gründete er in Düsseldorf die Deutsche Außenhandelsbank Schacht und Co., die er bis 1963 vertrat. In den 1960er Jahren wurde er Mitglied der Gesellschaft für freie Publizistik.

1967 hielt Schacht ein wirtschaftspolitisches Referat auf dem Parteitag der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD). Die AUD war ursprünglich eine nationalistische Sammlungsbewegung.

Zitate

  • „Ich darf hier vielleicht ein paar Worte einschalten über meine ganze geistige und charakterliche Erziehung. Mein Vater ist sein ganzes Leben hindurch ein überzeugter Demokrat gewesen, er ist Freimaurer gewesen, er war ein Kosmopolitan. Ich hatte und habe zahlreiche Verwandte in Dänemark von mütterlicher Seite und in Amerika von väterlicher Seite. Ich stehe mit ihnen bis heute in freundschaftlichem Verkehr. In dieser Einstellung bin auch ich aufgewachsen und habe mich von den Grundsätzen der Freimaureridee leiten lassen und mich von dieser Einstellung nie entfernt. Ich bin auch weiterhin in außerordentlich gutem Kontakt mit dem Ausland geblieben.“[18]
  • „Daß das Arbeiten als solches wertvoll sein soll, ganz unabhängig von der Lohnhöhe, das ist für die Novemberleute unfaßbar.“

Zitate über Schacht

  • „Schachts größtes Verdienst war es, daß er unseren Export angekurbelt hat. Wenn es sich darum handelte, zu schwindeln, war Schacht unbezahlbar! Erst wenn es darauf ankam, eine innere Haltung zu zeigen, das konnte er nicht. Ein Freimaurer hat da den anderen betrogen. Schacht ist in Opposition getreten, wie ich die Freimaurerei in Deutschland aufgelöst habe.“Adolf Hitler[19]

Mitgliedschaften (Auswahl)

  • Vorstandsmitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft
  • Mitglied des Vereins Berliner Presse

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften

  • 1931: Das Ende der Reparationen, Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg
  • 1932: Grundsätze deutscher Wirtschaftspolitik
  • 1948: Abrechnung mit Hitler, ASIN B0000BN6P2
  • 1949: Mehr Geld, mehr Kapital, mehr Arbeit, ASIN B0000BN6P3
  • 1953: 76 Jahre meines Lebens, ASIN B0000BN6P4
  • 1956: Kreditpolitik und Exportfinanzierung von morgen, ASIN B0000BN6P6
  • 1957: Kapitalmarkt-Politik, ASIN B0000BN6P5
  • 1966: Magie des Geldes, ASIN B0000BUGX3
  • 1968: 1933, ASIN B0000BUGX4

Siehe auch

Literatur

  • Sören Dengg: Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund und Schachts neuer Plan – Zum Verhältnis von Außen- und Außenwirtschaftspolitk in der Übergangsphase von der Weimarer Republik zum Dritten Reich 1919–1934 , Frankfurt am Main 1986
  • Heinz Pentzlin: Hjalmar Schacht – Leben und Wirken einer umstrittenen Persönlichkeit, Berlin 1980, ISBN 3-550-07913-3
  • Richard Stöss: Vom Nationalismus zum Umweltschutz – Die Deutsche Gemeinschaft/Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher im Parteiensystem der Bundesrepublik, Opladen 1980
  • André Wilmots: Hjalmar Schacht, Grand argentier d’Hitler, 2001, ISBN 2-87106-278-1
  • Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934
  • Männer im Dritten Reich, Orientalische Cigaretten-Compagnie „Rosma“ GmbH, 1934

Verweise

Fußnoten

  1. Vgl. Friedrich Lenz: Zauber um Dr. Schacht, Selbstverlag, Heidelberg 1954, S. 8
  2. Artikel mit Stellungnahmen zur wirtschaftlichen Lage von 1929
  3. Vgl. Friedrich Lenz: Zauber um Dr. Schacht, Selbstverlag, Heidelberg 1954, S. 109 f.
  4. Deutsche Bergwerks-Zeitung (Düsseldorf), Ausgabe vom 27. Januar 1937
  5. Schachts ganzer Brief vom 7. Januar 1939
  6. Stephen Mitford Goodson: Die Geschichte der Zentralbanken und der Versklavung der Menschheit, Verlag der Schelm, 2017, S. 204
  7. E. N. Peterson: Hjalmar Schacht: For and against Hitler. A Political-Economic Study of Germany, 1923–1945, S. 179
  8. John Weitz: Hitler’s Banker: Hjalmar Horace Greeley Schacht, Little, Brown and Company, London, 1999, S. 17
  9. Ebenda, S. 343. Schacht starb am 4. Juni 1970 im Alter von 93 Jahren. Einige Tage später, bei seiner Besetzung, kam ans Licht, wem seine wahre Loyalität gegolten hatte. Einer der Kränze auf seinem Sarg trug die Aufschrift: „Einem Gefährten in harten Zeiten – Stiftung 20. Juli.“ Am 20. Juli 1944 hatte der gescheiterte Mordanschlag auf Hitler stattgefunden.
  10. Von den rund 7,5 Millionen Arbeitslosen waren 5.575.492 als vollarbeitslos gemeldet. Weitere 4 Millionen besaßen lediglich eine Teilzeitbeschäftigung. – Statistical Year-Book of the League of Nations, 1940, S. 70; siehe auch B. R. Mitchell: International Historical Studies. Europe 1750–1993, 4. Auflage
  11. D. Marsh: The Bundesbank: The Bank That Rules Europe, William Heinemann Ltd., London 1992, S. 119
  12. Roger E. Elletson: Monetary Parapometrics: A Case Study of the Third Reich, Christian International Publications, Wilson, Wyoming 1982, S. 57
  13. David Irving: The War Path: Hitler’s Germany 1933–1939, Macmillan, London 1978, S. 172 (Fußnote): „Montagu Norman, Gouverneuer der Bank of England, teilte dem US-Botschafter Joseph Kennedy mit, Schacht halte ihn seit 16 Jahren konstant über die prekäre finanzielle Lage Deutschlands auf dem laufenden. (Kennedy leitete diese Informationen am 27. Februar 1939 nach Washington weiter.) 1946 setze sich Norman mit Hilfe seines Logenbruders Harry Phillimore, der beim Nürnberger Prozeß dem britischen Anklägerteam angehörte, für Schacht (der ebenfalls Freimaurer war) ein. Die amerikanische Ankläger reagierten mit schroffer Ablehnung auf Phillimores Intervention, aber der britische Richter Birkett stimmte für einen Freispruch, der dann auch erfolgte.“ – siehe auch David Irving: Nurnberg: The Last Battle, Focal Point Publishers, London 1996, S. 271 f. – Montagu Norman war auch der Pate von Schachts jüngstem Enkel Norman. Am 5. Januar 1939 berichtete The Glasglow Herald über einen Besuch Montagu Normans in Berlin. Zwei Tage später stellte Schacht dann Hitler sein impertinentes Memorandum zu.
  14. Gesetz über die Deutsche Reichsbank
  15. D. Marsh, a.a. O., S. 128
  16. Stephen Mitford Goodson: Die Geschichte der Zentralbanken und der Versklavung der Menschheit, Verlag der Schelm, 2017, S. 205 f.
  17. Gilbert. G. M.: Nürnberger Tagebuch, 1962, Fischer Taschenbuch Verlag, Seite 36, ISBN 3-436-02477-5
  18. Vgl. Friedrich Lenz: Zauber um Dr. Schacht, Selbstverlag, Heidelberg 1954, S. 5
  19. In: Monologe im Führerhauptquartier – die Aufzeichnungen Heinrich Heims, herausgegeben von Werner Jochmann, Wilhelm Heyne Verlag, München 1980, ISBN 3-453-01600-9 (Aufzeichnung vom 28. August 1942, Seite 364)