Tolsdorff, Theodor

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Theodor Tolsdorff, genannt „Der Löwe von Wilna“ oder „Der tolle Tolsdorff“, an der Kriegsfront; auf im Weltnetz verbreiteten Bildern wird er zuweilen mit Karl Frewer verwechselt.

Theodor Tolsdorff (Lebensrune.png 3. November 1909 auf Gut Lehnarten, Kreis Treuburg; Todesrune.png 25. Mai 1978 in Dortmund-Deusen)[1] war ein deutscher Freiwilliger der Reichswehr und Offizier der Wehrmacht, zuletzt Generalleutnant, der jüngste Kommandierende General der Wehrmacht und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.

Leben

Verleihung des Eichenlaub zum Ritterkreuz im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ am 15. September 1944; von links: Adolf Hitler, Oberst Paul Schultz (verdeckt), Oberst Dr. med. dent. Walter Lange, Major Theodor Tolsdorff, Oberst Günther Pape und Major Dr. Franz Bäke.

Theodor Tolsdorff wurde am 3. November 1909 als Sohn eines Rittergutsbesitzers auf Gut Lehnarten in Ostpreußen geboren.

„Am 3. November 1909 auf dem elterlichen Rittergut Lehnarten im Kreis Oletzko (Treuburg) geboren, wurde der junge Theo bereits im Alter von fünf Jahren mit den Schrecken des Krieges konfrontiert, als er mit seiner Mutter und den drei Geschwistern im Herbst 1914 vor den heranrückenden russischen Truppen fliehen musste. Der Vater stand als Artillerieoffizier an der Front und kehrte nach Kriegsende körperlich gebrochen in die Heimat zurück. Nach dessen frühem Tod Ende 1919 schien für seinen Sohn der Berufsweg vorgegeben. Er beendete das Gymnasium in Königsberg und absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung, um den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Zuvor wollte er jedoch seinen Militärdienst ableisten.“

Militärischer Werdegang

Theodor Tolsdorff trat am 1. Oktober 1934 freiwillig in das Infanterie-Regiment Gumbinnen ein und wurde dort zum Unteroffizier ausgebildet und am 1. Oktober 1935 zum Unteroffizier befördert. Bei der Enttarnung der Verbände nach der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht diente er dann ab dem 15. Oktober 1935 im Infanterie-Regiment 22. Am 1. Februar 1936 wurde er zum Feldwebel befördert. Bereits am 1. Juni 1936 wurde er wegen seiner besonderen Eignung zum Offizier befördert. Am 1. Oktober 1938 erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant. Am 1. März 1939 wurde er zum Kompaniechef ernannt.

Ansichtskarte von Photo-Hoffmann, München

Zweiter Weltkrieg

„Eichenlaub und Fichtenstamm“ von Tim Tolsdorff, Theodors Enkel

Bei Kriegsbeginn führte Tolsdorff die 14. (Panzerabwehr-) Kompanie vom Infanterie-Regiment 22. Bereits im Polenfeldzug erhielt er beide Stufen des Eisernen Kreuzes[2], außerdem wurde er durch einen Schulterdurchschuß zum ersten Mal verwundet. Tolsdorff führte nach seiner Genesung seine Kompanie im Frühjahr 1940 im Westfeldzug.

Auch beim Unternehmen „Barbarossa“ zum Sommerbeginn 1941 führte er seine Kompanie in den Ostfeldzug. Im September 1941 wurde erneut schwer verwundet. Für seine Leistungen beim Vormarsch wurde ihm noch im Lazarett am 4. Dezember 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Außerdem wurde er auch noch am 1. Januar 1942 zum Hauptmann befördert. Im April 1942 kehrte Hauptmann Tolsdorff wieder an die Front zurück und wurde nach wenigen Wochen vor Leningrad erneut verwundet. Im Sommer 1942 nahm er an den Kämpfen am Wolchow teil und wurde hier am Kopf schwer verwundet. Am 23. August 1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Nach der Rückkehr zur Front wurde Tolsdorff am 1. Januar 1943 zum Major befördert und übernahm als solcher als Kommandeur das I. Bataillon des Füsilier-Regiment 22. Für die Leistungen seines Bataillons bei den Abwehrschlachten am Ladogasee wurde Tolsdorff am 15. September 1943 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Im November 1943 übernahm Tolsdorff dann die Führung über das Füsilier-Regiment 22. Bei den Kämpfen um die Stadt Odessa kämpfte Tolsdorff erneut in den vordersten Gräben und erhielt einen Bauchschuß, der ihn erneut für einige Wochen ins Lazarett brachte. Am 1. April 1944 wurde er dann zum Oberstleutnant befördert und er wurde an die Fahnenjunkerschule nach Metz versetzt, um dort als Lehrer zu arbeiten. Doch Tolsdorff hielt das Leben an der Schule nicht lange aus, nach drei Tagen war er wieder auf dem Weg zur Front, um sein altes Regiment zu übernehmen. Im Sommer 1944 verteidigte Tolsdorff mit seinem Regiment die Stadt Wilna und hielt die eingeschlossene Stadt, bis sie von deutschen Truppen entsetzt wurde. Dabei erwarb er sich den Beinamen „Löwe von Wilna“. Am 14. Juli 1944 wurde er namentlich im Wehrmachtbericht genannt:

Die tapfere Besatzung der alten litauischen Hauptstadt Wilna unter Führung ihres Kommandanten Stahel, durchbrach nach fünftägigem Widerstand gegen überlegene feindliche Kräfte befehlsgemäß den sowjetischen Einschließungsring und kämpfte sich zu den westlich unter Oberst Tolsdorff bereitstehenden deutschen Truppen durch. Pflichterfüllung und Standhaftigkeit dieser beiden Kampftruppen verdienen höchste Anerkennung. Bei den Kämpfen um die Stadt hat sich auch eine Flakabteilung der Luftwaffe unter Hauptmann Müller hervorragend bewährt.[3]

Für diese Leistung wurden ihm am 18. Juli 1944 die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub verliehen. Außerdem wurde er zum 1. August 1944 zum Oberst befördert. Vom 7. August 1944 bis zum 2. September 1944 wurde Oberst Tolsdorff zum 13. Divisionsführerlehrgang nach Hirschberg kommandiert und erhielt im Anschluß das Kommando über 340. Volksgrenadier-Division. Die an der Westfront eingesetzte Division kämpfte im Raum Aachen und nahm anschließend an der Ardennenoffensive teil. Am 30. Januar 1945 wurde Tolsdorff zum Generalmajor befördert und es gelang ihm, seine Einheit über den Rhein nach Deutschland zurückzuführen. Für diesen Abwehrerfolg wurden ihm am 18. März 1945 die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen. Gleichzeitig wurde er als einer der jüngsten Offiziere zum Generalleutnant befördert und übernahm die Führung über das Generalkommando LXXXII. Armeekorps. Bei Kriegsende kam er in Kriegsgefangenschaft.

„Nach einer weiteren Kopfverwundung wurde er im Juni 1944 zur Schonung als Taktiklehrer an die Fahnenjunkerschule in Metz versetzt. Doch das war keine befriedigende Verwendung für den agilen und tapferen Frontoffizier, und schon nach drei Tagen bat er energisch um Rückversetzung an die Front. Anfang Juli 1944 war Tolsdorff wieder bei seinem Regiment in Litauen. Hier versuchte die Rote Armee, den Durchbruch ins Reichsgebiet zu erzwingen. In dieser Lage erhielt Tolsdorff den Befehl, die von der Einschließung bedrohte Stadt Wilna zu verteidigen. Aus Alarm- und Urlauberkompanien sowie versprengten Truppenteilen stellte er einen Kampfverband zusammen und bildete einen Kessel, den er bis zum Eintreffen von Entsatztruppen gegen den weit überlegenen Gegner hielt. So ermöglichte er den sicheren Abtransport von Tausenden Verwundeten. Für diese Tat erhielt der ‚Löwe von Wilna‘ das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz und wurde zum Oberst befördert. Adolf Hitler persönlich beorderte Tolsdorff zu einem Divisionskommandeur-Lehrgang und befahl ihm, anschließend in Thorn die 340. Volksgrenadierdivision aufzustellen. Mitte November 1944 wurde der Verband in den Raum Aachen-Jülich verlegt, wo er durch hartnäckigen Widerstand verhinderte, dass die amerikanischen Truppen die Rur (Roer) überschritten. Während der Ardennenoffensive zeichnete sich Tolsdorff beim Angriff auf Bastogne aus. Für sein vorbildliches Führungsverhalten und seine persönliche Tapferkeit, die allein schon dadurch zum Ausdruck kam, dass er im Einzelnahkampf 68 feindliche Panzer vernichtet hatte, bekam er als einer von nur 27 Soldaten der Wehrmacht die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen. Außerdem wurde er am 30. Januar 1945 zum Generalmajor und damit jüngsten General des Heeres befördert. Sein nächstes Kommando erhielt Tolsdorff als Kommandierender General des LXXXII. Korps in Bayern. Gleichzeitig wurde er zum Generalleutnant befördert. Im Raum Amberg stellte er sich den amerikanischen Truppen entgegen, muss­te sich aber schließlich in die Alpen zurückziehen. Durch seinen hinhaltenden Widerstand ermöglichte er Zehntausenden deutscher Soldaten den Rück­zug vom Balkan ins Reichsgebiet. Bei Kriegsende ergab er sich mit seiner Truppe und ging in Gefangenschaft.“

Verwundungen

Insgesamt war Tolsdorff während des Krieges vierzehn Mal verwundet worden. Dafür trug er das Verwundetenabzeichen in Gold. Der Bericht eines Gerichtsarztes aus dem Jahr 1953 las sich so:

„Er hat einen Beinschuß rechts, Erfrierungen am rechten Fuß, Verletzungen, die zur Amputation von mehreren Zehen führten, einen Knieschuß links mit Zertrümmerung der Kniescheibe, Granatstecksplitter

im Bereich der rechten Stirnhöhle, einen Bauchschuß und einen Rektalschuß.“

Nachkriegszeit

Tolsdorff wurde im Mai 1947 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und schlug sich Tolsdorff als Kraftfahrer durch. Bei einem Autounfall erlitt er einen doppelten Schädelbasisbruch, so daß er diesen Beruf nicht mehr ausüben konnte und fortan in einer Baustoffhandlung arbeitete. Nach dem Kriege wurde Tolsdorff wegen einer standrechtlichen Erschießung eines Fahnenflüchtigen (der beurlaubte Hauptmann Franz Xaver Holzhey) in seinem Haus in Wuppertal verhaftet und vor ein Gericht gestellt (der erste Prozeß war im Sommer 1954 sorgte). Er wurde in letzter Instanz freigesprochen, da das vollstreckte Urteil dem Kriegsrecht entsprach. Ein Arbeitsunfall mit einem schweren Trümmerbruch eines Beines zwang ihn zu einer erneuten Berufspause. Doch mit der ihm eigenen Willenskraft rappelte er sich wieder hoch. Im Jahre 1960 gab ihm eine Straßenbaufirma eine Chance und stellte ihn als leitenden kaufmännischen Angestellten ein. 1974 ging er in den Ruhestand. Seiner Heimat Ostpreußen ist Tolsdorff im Herzen immer treu geblieben. Er betätigte sich in der Landsmannschaft Ostpreußen, gehörte deren Bundesvorstand an.

„Ende 1952 holte Tolsdorff unverhofft die Kriegszeit ein. Er wurde verhaftet und musste sich wegen der standrechtlichen Erschießung eines fahnenflüchtigen Offiziers verantworten, der Anfang Mai 1945 unter Missbrauch der Rotkreuz-Flagge Kontakt zum Feind aufgenommen hatte. Tolsdorf hatte den Mann verhaften lassen und als zuständiger Gerichtsherr das Todesurteil abgezeichnet. Nachdem er in erster Instanz zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde, hob der Bundesgerichtshof das Urteil auf, da Tolsdorff das Militärstrafrecht korrekt angewandt habe. Der anschließende Prozess vor dem Landgericht endete mit einem Freispruch und einer Ehrenerklärung für den ehemaligen General – ein ‚Freispruch erster Klasse‘.“[4]

Tod

Generalleutnant a. D. verstarb am 25. Mai 1978 in Dortmund-Deusen im Alter von 68 Jahren.[1] Er ruht auf dem Wuppertaler Friedhof Heckinghauser Straße im Familiengrab, an seiner Seite seine Gemahlin Eleonore, geb. op der Beck (1921–1996).

Familie

1940 heiratete Oberleutnant Tolsdorff seine Verlobte Eleonore op der Beck. Aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen.

Auszeichnungen (Auszug)

Bildergalerie

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Generalleutnant Tolsdorff, TheodorDas-Ritterkreuz.de
  2. 2,0 2,1 2,2 Franz Thomas: Die Eichenlaubträger 1939–1945, Band 2: L–Z, Biblio-Verlag, Osnabrück 1998, S. 385, ISBN 3-7648-2300-3
  3. 3,0 3,1 Die Wehrmachtberichte 1939–1945, Band 3, 1. Januar 1944 bis 9. Mai 1945, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1985, ISBN 3-423-05944-3
  4. Der „Löwe von Wilna“ führte von vorne, Preußische Allgemeine Zeitung, 1. November 2009
  5. 5,0 5,1 Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, S. 747