Woyrsch, Remus von

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Dr. phil. h. c. General der Infanterie von Woyrsch

Martin Wilhelm Remus von Woyrsch (Lebensrune.png 4. Februar 1847 auf Gut Pilsnitz, Landkreis Breslau, Niederschlesien; Todesrune.png 6. August 1920 ebenda) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt Generalfeldmarschall und Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ im Ersten Weltkrieg sowie Mitglied des Preußischen Herrenhauses (1908–1918) und Ehrenkommendator des Johanniterordens.

Werdegang

Generaloberst Remus von Woyrsch II.jpg
Remus von Woyrsch, 1915.jpg
Martin Wilhelm Remus von Woyrsch.png

Im Jahre 1911 verfaßte Remus von Woyrsch einen autobiographischen Abriß, der nicht zur Veröffentlichung, sondern für das Familienarchiv bestimmt war. In ihm heißt es:

„Ich wurde am 4. Februar 1847 als zweites von sechs Geschwistern geboren. Mein Vater war damals Königlicher Regierungsassessor und wohnte auf seinem Gute in Pilsnitz in nächster Nähe von Breslau. Er ist als Wirklicher Geheimer Rat am 31. Dezember 1899 in Pilsnitz gestorben und hatte schon 1850 als Regierungsrat seinen Abschied aus dem Staatsdienst genommen, um sich ganz der Bewirtschaftung seiner Güter zu widmen.“
Remus von Woyrsch und sein Chef des Generalstabes beim Landwehr-Korps Oberst August Wilhelm Heye

Die Mutter war eine geborene Websky aus Wüstegiersdorf im Kreise Waldenburg, Tochter eines Großindustriellen. Sie war nach dem Urteil des Sohnes „eine charakter- und temperamentvolle Frau, mit scharfem Verstande, hielt mich sehr streng, wozu ich ihr durch meinen Hang zu unnützen Streichen und zu Hänseleien meiner Geschwister wohl die Veranlassung gegeben haben mag. Immerhin hatte ich meine Kinderschuhe schon lange abgelegt, ehe ich mir ihrer zärtlichen und aufopfernden Liebe zu mir bewußt wurde.” Der Vater war zu sehr von seiner Arbeit in Anspruch genommen, um sich viel mit seinen Kindern beschäftigen zu können. „Als ich aber größer geworden war,“ so schreibt der Sohn, „nahm er mich auf seinen Gängen durch die Felder und bald auch auf seinen Ritten in die Umgebung mit und legte den Grund zu meiner späteren Passion für flottes Reiten und schöne Pferde.“

Im Anschluß an die Erziehung durch einen Hauslehrer bis zum zwölften Lebensjahr bezog Remus von Woyrsch das Breslauer Friedrichs-Gymnasium, das auch schon der Vater besucht hatte. Zu seiner Gymnasialzeit bemerkt er kurz und bündig:

„Ich lernte schlecht, paßte während des Unterrichts auch wenig auf und machte, nachdem ich die Klassen Quinta bis Prima absolviert, mein Abiturium mit Mühe und Not nach eben vollendetem 19. Lebensjahr.“

Am 1. April 1866 wurde Remus von Woyrsch Soldat. Er trat als Fahnenjunker in das 1. Garde-Regiment zu Fuß des Garde-Korps ein. Mit ihm zog er als Fahnenjunker-Unteroffizier in den am 14. Juni 1866 ausbrechenden Deutschen Bruderkrieg. In der Schlacht von Königgrätz geriet er am 3. Juli 1866 als Fähnrich (gemeinsam mit Leutnant Anton Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen, den er, weil schwer verwundet, auf der Wahlstatt rettet und versorgte) in Kriegsgefangenschaft, aus der er im September 1866 entlassen wurde. Mit dem Militär-Ehrenzeichen geschmückt, war er unter den in Berlin und Potsdam zur Siegesparade aufmarschierenden Truppen. Im Oktober 1866 wurde er zum Leutnant befördert und an die Unteroffiziersschule Weißenfels kommandiert.

Er kämpfte auch im Deutsch-Französischen Krieg, wurde bei St. Privat verwundet und war nach seiner Genesung in einem Lazarett an der Belagerung von Paris beteiligt. Als Bataillons-Adjutant und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, kehrte er 1871 in die Heimat zurück. Wie schon 1866, so gehörte er auch jetzt zu denjenigen Truppenteilen, die an der Siegesparade in Berlin teilnahmen. Zu seiner Militärzeit nach 1871 bemerkt von Woyrsch in seinem Rückblick:

„In den Offizierkorps der Garde ging es sehr flott zu; ich war einer der Flottesten. Wein, Weib und Kartenspiel wurden zu gefährlichen Klippen … Aber trotz allen Lebensgenusses blieb ich stets ein diensteifriger und pflichttreuer Soldat, so daß ich im Frühjahr 1873 in die bevorzugte Stellung des Regimentsadjutanten einrückte.“

Nach einer einjährigen Dienstzeit im Großen Generalstab erfolgte die Beförderung des Premierleutnants von Woyrsch zum Hauptmann. Begegnungen und Bekanntschaften mit Graf Waldersee, Graf Schlieffen, Graf Haeseler, den herausragenden Militärs, oder den Wissenschaftlern Theodor Mommsen, Hermann Helmholtz und Ferdinand von Richthofen, schließlich auch mit Kaiser Wilhelm II. folgten. 1886 wurde von Woyrsch Major, 1892 Oberstleutnant und Chef des Stabes beim 7. Armeekorps in Münster, 1894 Chef des Stabes beim Gardekorps und 1897 Oberst und Kommandeur des Garde-Füsilier-Regiments. Die Beförderung zum Generalmajor erfolgte im Jahre 1897. Als solcher befehligte er die 4. Garde-Infanterie-Brigade. In seine schlesische Heimat kehrte er zurück, als er 1901 zum Kommandeur der in Neisse stationierten 12. Division berufen wurde. Im selben Jahr erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant.

Sein höchstes militärisches Kommando erreichte Remus von Woyrsch im Jahre 1903, als er als Nachfolger des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen Kommandierender General des VI. Armeekorps in Breslau wurde. Nachdem er 1905 zum General der Infanterie befördert worden war, erfolgte 1908 „auf Präsentation des Verbandes des alten und des befestigten Grundbesitzes im Landschaftsbezirk der Fürstentümer Breslau und Brieg“ seine Berufung auf Lebenszeit in das Herrenhaus, dessen Mitglied bereits der Vater 25 Jahre lang gewesen war. Woyrsch hat das VI. Armeekorps über einen Zeitraum von acht Jahren hinweg bis 1911 befehligt und nahm dann seinen Abschied.[1] Seine letzte Friedensstellung war a la suite des 1. Garde-Regimentes zu Fuß (a. D.) im Garde-Korps.

Erster Weltkrieg

Generaloberst von Woyrsch
Gedenkmünze

1914 wurde er reaktiviert und Kommandierender General der aus schlesischen Landwehrverbände gebildeten Landwehrkorps, das zur Armee-Abteilung „Woyrsch“ aufgestockt wurde. In der dreitägigen Schlacht von Tarnawka gegen die Kaiserlich Russische Armee deckte er mit seiner Armee-Abteilung den Rückzug der Österreicher. Die „Petersburger Zeitung“ schrieb daraufhin:

Nur die Tätigkeit der kleinen preußischen Landwehrtruppe verhinderte in dieser Schlacht die völlige Vernichtung der österreichischen Armee.

Später erfolgte die Eingliederung des Landwehrkorps in die 9. Armee Hindenburgs. Im Juli 1915, im selben Jahr zum Generaloberst befördert, gelang die Durchbruchsschlacht von Sienno. Dafür und für die Zurückschlagung der Brussilow-Offensive 1916 wurde von Woyrsch am 31. Dezember 1917 zum Generalfeldmarschall befördert.

Kommandos (Erster Weltkrieg)

  • 2.8.1914 bis 22.9.1916: Kommandierender General des Landwehr-Korps
  • 14.10.1914 bis 31.12.1917: Oberbefehlshaber der Armee-Abteilung „Woyrsch“ (gleichzeitig)
  • 29.8.1916 bis 31.12.1916: Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Woyrsch“ (gleichzeitig; entstanden aus der Heeresgruppe „Leopold von Bayern“)
  • 1.1.1918 bis 11.11.1918: zur Disposition (z. D.) gestellt

Familie

Woyrsch entstammte einem alten südböhmischen, ab etwa 1500 in Troppau (Mährisch-Schlesien) ansässigen Adelsgeschlecht. Er war der Sohn des preußischen Wirklichen Geheimrats und Mitglied des Preußischen Herrenhauses Karl Wilhelm Remus von Woyrsch (1814–1899), Rechtsritter des Johanniterordens, und dessen Ehefrau Cäcilie, geborene von Websky (1825–1903). Der preußische Kammerherr und Rittergutsbesitzer Günther von Woyrsch war sein Bruder. Sein Neffe war der spätere SS-Obergruppenführer und General der Polizei Udo von Woyrsch (1895–1983).

Ehe

Sekonde-Lieutenant von Woyrsch heiratete am 26. September 1873 in Potsdam seine Verlobte Thekla von Massow (Lebensrune.png 26. Oktober 1854 in Königsberg, Preußen; Todesrune.png 2. Dezember 1943 in Liegnitz, Niederschlesien), die Tochter des königlich preußischen Oberforstmeisters Hermann von Massow und der Thekla von Websky.

Beförderungen

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

Vater Woyrsch

Fußnoten

  1. Woyrsch, Remus von, Lebenslauf
  2. 2,0 2,1 Preußisches Kriegsministerium (Hrsg.): Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1914, S. 144.
  3. Der Königlich Sächsische Militär-St. Heinrichs-Orden 1736-1918. Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee. Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung, Dresden 1937, S. 116-117.