Johannisburg

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Johannisburg

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Ostpreußen
Landkreis: Johannisburg
Provinz: Ostpreußen
Einwohner (1939): 6.451
Bevölkerungsdichte: 645 Ew. p. km²
Fläche: 10 km²
Koordinaten: 53° 37′ N, 21° 48′ O
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Johannisburg befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.

Johannisburg ist eine deutsche Kleinstadt im Kreis Johannisburg in Ostpreußen.

Lage

Johannisburg liegt 110 Kilometer östlich von Allenstein im ehemals pruszischen Stammesgebiet Galinden. Hier entspringt die Galinde aus dem Warschausee, der zur Masurischen Seenplatte gehört. Über den sechs Kilometer langen Johannisburger Kanal ist der größte masurische See zu erreichen, der Spirdingsee. Südlich erstrecken sich die Wälder der Johannisburger Heide.

Geschichte

Das Abstimmungsdenkmal in Johannisburg

Ältere Geschichte

Ausgangspunkt der Entwicklung von Johannisburg war eine Befestigungsanlage des Deutschen Ordens, die dessen Hochmeister Heinrich Dusemer 1345 zum Schutz des Flußübergangs und zur Verteidigung gegen die benachbarten Litauer anlegen ließ. Diese griffen in den Jahren 1361 und 1366 die Feste an und eroberten sie bei ihrem zweiten Ansturm. Die hölzernen Anlagen wurden in Brand gesteckt und die Besatzung vertrieben. Nachdem sich die Litauer aus der Gegend wieder zurückgezogen hatten, wurde die eingeäscherte Feste durch eine steinerne Burg ersetzt, die 1378 fertiggestellt war.

Im Bereich der Burg hatten sich inzwischen Jäger, Beutner und Fischer angesiedelt. Um den Ort weiter zu fördern, verlieh ihm 1367 der Ordenskomtur von Balga, Ulrich Fricke, die Handfeste des Deutschen Ordens. Die weitere Besiedlung des Umlandes erfolgte später in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, 1450 wurden dort 35 Dörfer erwähnt. Damit war für den Orden die Zeit gekommen, Johannisburg das Stadtrecht zu verleihen. Es sollte mit der vom Hochmeister Ludwig von Erlichshausen am 15. Mai 1451 ausgestellten Urkunde manifestiert und durch die Übergabe von 200 Hufen Land finanziell abgesichert werden. Da aber der Orden zu dieser Zeit Krieg gegen Polen führte, fand sich niemand, der die Durchsetzung des Stadtrechts veranlassen konnte. Während des Städtekrieges 1455 und des Reiterkrieges 1520 wurde Johannisburg eingeäschert.

Nachdem 1525 der Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum umgewandelt worden war, sorgte Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach für die wirtschaftliche Förderung des Ortes. Die Burg wurde ausgebaut, weiter befestigt und zum Sitz des Amtshauptmannes bestimmt. Wie sehr der Herzog mit Johannisburg verbunden war, wurde mit seinem dortigen Aufenthalt während des Pestjahres 1549 deutlich.

Die Verbreitung der evangelischen Häresie, ebenfalls durch den Herzog gefördert, wurde in Johannisburg durch den aus Polen verbannten Reformator Martin Glossa vorangetrieben. Der einträgliche Grenzhandel mit Polen, dessen Grenze nur wenige Kilometer südlich verlief, ließ die wirtschaftliche Kraft weiter erstarken, was die Einwohner veranlaßte, sich erneut um das Stadtrecht zu bemühen. Die 1594 an Markgraf Georg Friedrich herangetragene Bitte blieb jedoch unbeachtet, erst der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm stellte am 6. September 1645 die Stadtrechtsurkunde aus.

Seit 1645 führt Johannisburg ein eigenes Wappen. In einem geteilten, oben von Silber und Schwarz gespaltenen Feld ist das Haupt St. Johannes des Täufers auf goldener Schüssel abgebildet. Nach der Bauernregel gilt „Johannis“ als Wendepunkt des Wetters im Mittsommer.

Die Wehrhaftigkeit der Stadt wurde bei den Angriffen der Tataren in den Jahren 1656 und 1657 bewiesen. Mit Hilfe der kurfürstlichen Truppen unter der Führung von Oberstleutnant Friedrich von Arnheim wurden alle Eroberungsversuche zurückgeschlagen. Von 1714 bis 1816 war Johannisburg Garnisonstadt der preußischen Armee. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) besetzte der russische Oberst Selebrikow mit seinen Truppen die Stadt, die abermals in den Jahren 1807 und 1812 sowohl unter französischer als auch russischer Besatzung mit hohen Kontributionsforderungen und Plünderungen zu leiden hatte. Vom 23. bis 26. Januar 1813 hielt sich der russische Kaiser Alexander I. in Johannisburg auf.

Jüngere Geschichte

Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1815 wurde Johannisburg zur Kreisstadt des gleichnamigen Kreises ernannt. Das wirtschaftliche Leben erholte sich von den Schäden der vorangegangenen Kriege, insbesondere die Holzindustrie expandierte. Daneben waren der Getreidehandel und die Leinenwebereien die wichtigsten Erwerbsquellen. Vorteilhaft wirkte sich der Neubau der Verkehrswege aus, neben der Chaussee nach Ortelsburg und zum polnischen Grajewo hatte der 1885 erfolgte Anschluß an die Bahnlinie AllensteinLyck erhebliche Bedeutung. So stieg auch die Zahl der Einwohner bis 1900 auf 3.481, während 1782 nur 1.141 Menschen in der Stadt gelebt hatten.

Der bescheidene Wohlstand wurde mit dem Ersten Weltkrieg wieder zunichte gemacht. Von September 1914 bis Februar 1915 hielt die russische Armee Johannisburg besetzt, zerstörte die Stadt zu großen Teilen und verschleppte 1.586 Männer, Frauen und Kinder nach Sibirien. Noch während des Krieges begann im Rahmen der von der Reichsregierung initiierten Ostpreußenhilfe der Wiederaufbau, bei dem Leipzig als Patenstadt Hilfe leistete. Bei der durch das Versailler Diktat im Abstimmungsgebiet Allenstein angeordneten Volksabstimmung über die Zugehörigkeit zu Deutschland oder Polen entschieden sich die Bürger im Landkreis Johannisburg am 11. Juli 1920 mit 34.036 gegen 14 Stimmen eindeutig für den Verbleib bei Ostpreußen und somit für Deutschland. Der Zuzug von Einwohnern aus dem an Polen verlorenen Westpreußen ließ die Bevölkerungszahl noch einmal auf 5.186 im Jahre 1925 anwachsen. Das vorläufige Ende Johannisburgs als deutsche Stadt begann mit dem sowjetischen Bombardement am 19. Januar 1945, dem fast zwei Drittel der Gebäude zum Opfer fielen.

Bekannte, in Johannisburg geborene Personen