Friedrich August III. (Sachsen)

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König Friedrich August mit dem Großmeisterkreuz des Königlich Sächsischen Militär-St. Heinrichs-Ordens als Halsdekoration

Friedrich August Johann Ludwig Karl Gustav Gregor Philipp Prinz von Sachsen, Herzog zu Sachsen (Lebensrune.png 25. Mai 1865 in Dresden; Todesrune.png 18. Februar 1932 auf Schloß Sibyllenort) aus der Linie der albertinischen Wettiner war ein deutscher Adliger, Offizier und als Friedrich August III. von 1904 bis zu seiner Abdankung am 13. November 1918 letzter König von Sachsen.

Leben

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Offizieller Totenzettel König Friedrich August III. von Sachsen, ausgegeben von der Königlichen Familie.jpg
Bei der Geburt von F. war keineswegs absehbar, dass er der letzte sächsische König sein und mit ihm die seit 1089 kontinuierliche Herrschaftsausübung des Hauses Wettin ihr Ende finden würde. – Traditionsgemäß schlug F. die Offizierslaufbahn ein und erhielt am 25.5.1877, seinem zwölften Geburtstag, den Rang eines Sekondeleutnants in dem in Dresden stationierten 1. Leibgrenadierregiment Nr. 100. Eine Reihe von Lehrern übernahm die schulische Ausbildung des Prinzen, darunter der bekannte Physiker August Toepler vom Königlich Sächsischen Polytechnikum. Die militärische Erziehung oblag Major Theobald Freiherr von Oer. Ostern 1883 bestand F. vor einer Kommission unter Vorsitz des Kultusministers Karl Friedrich Wilhelm von Gerber die Reifeprüfung mit Auszeichnung und trat am 1.4.1883 den aktiven militärischen Dienst in der 7. Kompanie des Leibgrenadier-Regiments Nr. 100 an. Am 19.9.1883 erfolgte die Beförderung zum Premierleutnant. Vorübergehend wurde der militärische Dienst des Prinzen durch Studienaufenthalte 1894/95 an der Universität Straßburg und 1895/96 an der Landesuniversität Leipzig unterbrochen. Dabei belegte er Lehrveranstaltungen in den Rechts- und Staatswissenschaften sowie in Geschichte. Als königlicher Prinz war F. ab 2.3.1887 Mitglied der I. Kammer des Sächsischen Landtags und nahm an Sitzungen des Gesamtministeriums teil. Einen gewissen Einblick in die Administration erhielt er zudem durch Mitarbeit in der Kreishauptmannschaft Dresden sowie der Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit am 25.5.1886 verfügte F. über einen eigenen Hofstaat sowie eine Residenz im Palais am Taschenberg. Am 9.9.1886 verließ F. das Leibgrenadierregiment und Dresden, um in der 3. Schwadron des Husarenregiments Nr. 18, welches in Großenhain stationiert war, Dienst zu tun. Nach seiner Beförderung zum Hauptmann am 16.9.1887 kehrte er zur 7. Kompanie des Leibgrenadier-Regiments nach Dresden zurück. Dort übernahm er am 8.4.1888 diese ihm aus den ersten Dienstjahren vertraute Einheit als Kompanieführer. Am 23.7.1888 folgte die Beförderung zum Major, und F. wurde, nach kurzem Dienst bei dem ebenfalls in Dresden stationierten Feldartillerieregiment Nr. 12, am 1.8.1889 Kommandeur des I. Bataillons des Leibgrenadierregiments. Die militärischen Kommandos wurden durch Reisen durch Sachsen und Deutschland unterbrochen. Bald besuchte er zudem Ägypten, England, Griechenland, Italien, Marokko, Österreich-Ungarn, Palästina, Rumänien, Serbien, Spanien, Syrien und die Türkei. Nach kurzzeitigem Einsatz als Schwadronchef im Gardereiterregiment erhielt der Prinz am 29.5.1890 das Kommando über das in Dresden stationierte I. Bataillon des Schützenregiments Nr. 108. – In diese Zeit fiel auch die Eheschließung F.s. Am 21.11.1891 heiratete er in Wien die Erzherzogin Luise von Österreich und Toskana, die er ein Jahr zuvor bei ihrem Besuch in Sachsen kennen gelernt hatte. Der lebenslustigen Prinzessin wurde es allerdings immer schwerer, sich in das konservative Leben des Dresdner Hofs einzupassen. – In den Folgejahren setzte F. vor allem seine militärische Laufbahn kontinuierlich fort. Am 18.12.1891 erhielt F. den Rang eines Oberstleutnants und wurde am 22.9.1892 zum Oberst und Kommandeur des Schützenregiments Nr. 108 befördert. Der Prinz stieg zum Generalmajor auf und übernahm am 20.9.1894 das Kommando über die 45. Infanteriebrigade sowie die damit verbundene Position des Inspekteurs der sächsischen Militärbildungsanstalten. Dazu zählten die Unteroffiziervorschule und Unteroffizierschule in Marienberg sowie die Militär-Knabenerziehungsanstalt in Kleinstruppen. Am 22.5.1898 wurde F. bereits im Alter von 33 Jahren zum Generalleutnant und Kommandeur der Infanteriedivision Nr. 23 befördert. – Als König Albert am 19.6.1902 kinderlos verstarb, kam dessen bereits siebzigjähriger Bruder Georg, der Vater von F., auf den sächsischen Thron. Von diesem übernahm der nunmehrige Kronprinz F. am 26.8.1902 als Kommandierender General das XII. Armeekorps und wurde am 24.9.1902 zum General der Infanterie ernannt. Allerdings dürfte sowohl dem Kronprinzen sowie Kronprinzessin Luise deutlich gewesen sein, dass allein schon aufgrund des Alters von König Georg die Zeit des aktiven militärischen Diensts bald zu Ende gehen würde. Vielleicht hat diese Perspektive die Beziehung von F. zu Luise zusätzlich belastet. Dass seine Ehe mit Luise nicht glücklich verlief und sie sowohl unter dem streng gläubigen Vater ihres Gatten als auch unter Intrigen gegen sie litt, wurde offensichtlich, als Luise im Dezember 1902 zusammen mit dem 23-jährigen belgischen Sprachlehrer André Giron Dresden heimlich verließ. Dies bescherte dem Haus Wettin den Skandal der Zeit, in dem die sächsische Bevölkerung allerdings überwiegend auf der Seite der Kronprinzessin stand. Der Versuch, ihrer in der Schweiz polizeilich habhaft zu werden, in dem kolportiert wurde, sie habe in einem Anfall von geistiger Verwirrung die sächsischen Kronjuwelen an sich genommen, schlug fehl und verstärkte noch die Sympathien der sächsischen Öffentlichkeit für die Kronprinzessin. Die Ehe wurde 1903 durch ein von König Georg eingesetztes Gericht wegen Ehebruchs der Kronprinzessin aufgehoben, nachdem sich Luise bereits zuvor in Genf schriftlich mit der Aufhebung der Ehe einverstanden erklärt hatte. Sie erhielt zwar den Titel Gräfin Montignoso aber keine finanziellen Zuwendungen und durfte ihre Kinder nicht mehr sehen. F. zog es vor, den Rest seines Lebens allein zu verbringen. – Als König Georg am 15.10.1904 verstarb, folgte ihm sein Sohn als Friedrich August III. auf den sächsischen Königsthron. Es war nicht zuletzt dem neuen König zu verdanken, dass das in Deutschland konservativste Wahlrecht, durch welches in Sachsen seit 1896 lediglich 20 Prozent der Wahlberechtigten über zwei Drittel der Parlamentssitze entschieden, am 5.5.1909 durch die Einführung des Pluralwahlrechts abgelöst wurde. Auf dessen Basis fand am 21.10.1909 die Landtagswahl statt, welche die letzte in einem Königreich Sachsen werden sollte. 1909 erhielt F. den Rang eines Generaloberst, und am 11.9.1912 ernannte ihn Kaiser Wilhelm II. zum Generalfeldmarschall des Deutschen Reichs. Dies war allerdings lediglich ein Ehrentitel, der keinerlei Funktion nach sich zog. Am 13.10.1913 weihte F. anlässlich der 100. Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und Zar Nikolaus II. das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig ein. – Am Ersten Weltkrieg nahm der König nicht aktiv teil. Er besuchte allerdings mehrfach die sächsischen Truppen, zumal auch zwei seiner Söhne, Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian, bei Kriegsausbruch als Oberleutnant bzw. Leutnant ins Feld gezogen waren. Erwartungen des Königs auf einen Gebietszuwachs Sachsens in Kurland bzw. Litauen nach einem Siegfrieden zerschlugen sich durch den für das Deutsche Reich negativen Verlauf des Kriegs. Als die Streikwelle vom Januar 1918 auch das sächsische Industriegebiet erreichte, versuchte die sächsische Regierung vergeblich, mit einer parlamentarischen Reform der revolutionären Entwicklung noch Herr zu werden. Als am 8.11.1918 die Unruhen aus dem Reichsgebiet auf die sächsischen Städte Chemnitz, Leipzig und Dresden übergriffen, kam es jedoch zu keinem Blutvergießen, weil F. die Anwendung von Waffen untersagte. Im Zirkus Sarrasani wurde am 10.11.1918 der „Vereinigte revolutionäre Arbeiter- und Soldatenrat von Groß-Dresden“ gegründet, die Republik ausgerufen und auf dem Schloss eine rote Fahne gehisst. – Am 13.11.1918 verzichtete der König, der vor den Revolutionsereignissen in Dresden nach Schloss Guteborn bei Ruhland geflohen war, auf den sächsischen Thron und entband alle Offiziere, Beamten, Lehrer und Geistlichen von ihrem Treueid. Am nächsten Tag reiste F. zum Schloss Sibyllenort in Schlesien, in der Nähe von Breslau. Ein allerdings erst am 9.8.1924 mit dem sächsischen Staat geschlossener „Auseinandersetzungsvertrag“ sicherte ihm sowie dem wettinischen Familienverein neben Grundbesitz eine finanzielle Entschädigung. Sein weiteres Leben verbrachte F. im Kreis von Familienangehörigen zurückgezogen in Sibyllenort. Allerdings konnte er hier zahlreiche Besucher empfangen. Dazu zählten u.a. ehemalige Minister, Offiziere, Angehörige des sächsischen Adels sowie Breslauer Professoren. Anlässlich seines 60. Geburtstags machten ihm 1925 alle ehemaligen sächsischen Stände ihre Aufwartung und 1927, zu seinem 50. Militärjubiläum, kamen viele ehemalige hochrangige sächsische Offiziere nach Sibyllenort. 1928 besuchte ihn dort Reichspräsident Paul von Hindenburg. 1931 kamen fast 5.000 Angehörige des Landesverbands Sachsen des „Stahlhelms“ und verliehen F. die Ehrenmitgliedschaft. Reisen führten F. u.a. auf die Kanarischen Inseln, nach Südbrasilien und nach Ceylon. In Sibyllenort widmete er sich in erster Linie der Jagd. Die in den dortigen Schussbüchern verzeichneten 1.200 Rehböcke, 600 Hirsche sowie 23.000 Fasane sind Zeugnis dieser Leidenschaft. Häufig bejagte er auch seine sächsischen Reviere, und er besuchte sächsische Adelsfamilien auf ihren Schlössern. Nach seinem Tod wurden seine sterblichen Überreste am 22.2.1932 nach Dresden überführt. Am folgenden Tag erfolgte nach einer Trauerfeier seine Beisetzung in der Familiengruft der Katholischen Hofkirche. – Zeichneten den letzten sächsischen König auch weder Genie noch besondere Regierungserfolge aus, so erfreute er sich doch bereits zu Lebzeiten einer großen Popularität in der Bevölkerung, wovon unzählige Anekdoten Zeugnis ablegen.[1]

Kurzchronologie

Tod

Am 21. Februar 1932 starb Friedrich August im Alter von 67 Jahren an den Folgen eines Gehirnschlags. Einen Tag später traf der Leichnam des Königs in Dresden ein. An einem Montagmorgen säumten Hunderttausende die Straßen. Zu dumpfen Trommelschlägen wurde der Sarg auf einem Feldgeschütz durch das Spalier der unzähligen Trauernden vom Hauptbahnhof zur Hofkirche gezogen. Der Notdienst zählte Hunderte Verletzte und zwei Tote.

Familie

Friedrich August wurde am 25. Mai 1865 gegen 22 Uhr als erster Sohn und viertes Kind des späteren Königs Georg von Sachsen und dessen Gemahlin Infantin Maria Anna von Portugal im Palais der Sekundogenitur auf der Langgasse geboren. Seine Geschwister waren die vor ihm verstorbenen Prinzessinnen Marie Johanna (1860–1861) und Elisabeth Albertine (1862–1863), seine ältere Schwester Mathilde sowie die nach ihm geborenen Maria Josepha, Johann Georg, Maximilian und Albert.

Ehe

Der sächsische Kronprinz verlobte sich am 23. Juni 1891 mit Luise Antoinette Maria Theresia Josepha Johanna Leopoldine Caroline Ferdinande Alice Ernestine, Kaiserliche Prinzessin und Erzherzogin von Österreich, Königliche Prinzessin von Ungarn und Böhmen, Prinzessin von Toskana (1870–1947), das Paar heiratete am 21. November 1891 in der Wiener Hofburg. Aus der am 11. Februar 1903 geschiedenen Ehe sind sieben Kinder entsprossen:

Ansichtskarte König Friedrich August von Sachsen im Kreise seiner Kinder.jpg
  • Friedrich August Georg Ferdinand Albert Karl Anton Paul Marcellus (Todesrune.png 15. Januar 1893 in Dresden; Todesrune.png 14. Mai 1943 bei Groß Glienicke), Kronprinz, Offizier, später Priester und Jesuit
  • Friedrich Christian Albert Leopold Anno Sylvester Macarius (Lebensrune.png 31. Dezember 1893 in Dresden; Todesrune.png 9. August 1968 in Samedan), Chef der albertinischen Linie des Hauses Wettin (1932–1968)
  • Ernst Heinrich Ferdinand Franz Joseph Otto Maria Melchiades (Lebensrune.png 9. Dezember 1896 in Dresden; Todesrune.png 14. Juni 1971 in Neckarhausen)
  • Maria Alix Carola, tot geboren am 22. August 1898 in Wachwitz
  • Margarete Carola Wilhelmine (Lebensrune.png 24. Januar 1900 in Dresden; Todesrune.png 16. Oktober 1962 in Freiburg im Breisgau) ⚭ 1920 Friedrich von Hohenzollern
  • Maria Alix Luitpolda (Lebensrune.png 27. September 1901 in Wachwitz; Todesrune.png 11. Dezember 1990 in Hechingen) ⚭ 1921 Franz Joseph von Hohenzollern
  • Anna Monika Pia (Lebensrune.png 4. Mai 1903 in Lindau; Todesrune.png 8. Februar 1976 in München) ⚭ 1924 Josef Franz von Österreich

Abstammung

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug mit sächsischen Abkürzungen)

Kronprinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen im Juni 1897 in London mit der Gedenkmedaille zum diamantenen Thronjubiläum von Königin Viktoria (Bilder: J. Lafayette Studio, 179 New Bond Street, London, W.); veröffentlicht in „The Times“ am 25. Juni 1897.
Rangliste der Sächsischen Armee, 1904
Großmeisterkreuz des Königlich Sächsischen Militär-St. Heinrichs-Ordens
5 Mark

Als Friedrich August am 15. Oktober 1904 neuer König war, wurde er auch Großmeister folgender sächsischer Orden: Hausorden der Rautenkrone, Militär-St. Heinrichs-Orden, Sächsischer Verdienstorden, Albrechts-Orden und Orden der Sidonie.

Ehrungen

  • Ehrenbürger von Dresden am 11. Mai 1897
  • Chef des Königlich Sächsischen 5. Infanterie-Regiments „Kronprinz“ Nr. 104 (bis zur Krönung als König)
  • Chef des Königlich Sächsischen 1. (Leib-)Grenadier-Regiments Nr. 100
  • Chef des Königlich Bayerischen 15. Infanterie-Regiments „König Friedrich August von Sachsen“
  • Chef des Königlich Preußischen 2. Garde-Ulanen-Regiments
  • Chef des Königlich Preußischen Ulanen-Regiments „Hennigs von Treffenfeld“ (Altmärkisches) Nr. 16
  • Chef des Königlich Württembergischen Infanterie-Regiments „Alt-Württemberg“ (3. Württembergisches) Nr. 121
  • Chef des Königlich Bulgarischen Infanterie-Regiment Nr. 37
  • Ehrendoktor der Universität Leipzig
  • Ehrendoktor der Technischen Universität Dresden (Dr.-Ing. e. h.)
  • Ehrenmitglied des Landesverbandes Sachsen des Stahlhelmbundes, 1931

Fußnoten

  1. Reiner Pommerin: Friedrich August III. , in: „Sächsische Biografie“, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V.
  2. Almanach de Gotha, 1923, S. 108