Ludwig IV. (HRR)

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Thronsiegel Kaiser Ludwig IV., 1340.

Ludwig IV., genannt der Bayer, (Lebensrune.png Ende 1281/Anfang 1282 in München; Todesrune.png 11. Oktober 1347 in Puch bei Fürstenfeldbruck) war seit 1294 Herzog von Oberbayern und Pfalzgraf bei Rhein, ab 1314 umstrittener, seit 1322 allgemein anerkannter deutscher König und seit 1328 deutsch-römischer Kaiser. Er war der Sohn Herzog Ludwigs II. des Strengen von Oberbayern und entstammte dem Haus der Wittelsbacher.

Leben und Wirken

Ludwig IV. (Grabplatte in der Münchener Frauenkirche)

Ludwig der Bayer wurde zu Wien mit seinen Verwandten, den Söhnen des Herzogs Albrecht von Österreich, erzogen und kam, als sein Vater 1294 starb, nach langem Streit 1313 mit seinem älteren Bruder, Rudolf, dahin überein, daß beide das väterliche Erbe gemeinsam besitzen, der ältere aber die Kurstimme führen sollte.

Im Streit über die Vormundschaft der unmündigen Herzöge von Niederbayern besiegte Ludwig Friedrich den Schönen von Österreich am 6. November 1313 bei Gammelsdorf.

Münze aus Aachen mit der Umschrift +LVDOVICV•S• REX und +TVRONVS•CIVIS aus dem Jahr 1314

Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. wurde er auf Betreiben des Erzbischofs von Mainz, Peter Aspelt, am 20. Oktober 1314 in Frankfurt am Main von vier Kurstimmen zum König erwählt und in Aachen gekrönt. Nachdem er 1317 seinen Bruder Rudolf gezwungen hatte, ihm das gesamte väterliche Erbe abzutreten, besiegte er auch seinen Nebenbuhler um die Königskrone mit Hilfe der Städte am 28. September 1322 bei Mühldorf und nahm ihn gefangen.

Während dessen setzte Friedrichs Bruder Leopold den Kampf fort, unterstützt vom König Karl VI. von Frankreich, der selbst nach der Krone strebte, und dem von ihm abhängigen Papst Johann XXII., welcher Ludwig verbot, ohne päpstliche Bestätigung den königlichen Titel zu führen. Als sich Ludwig, durch die Stimmung des deutschen Volkes ermutigt, nicht fügte, wurde er 1324 vom Papst gebannt und abgesetzt. Selbst die Entlassung Friedrichs aus der Haft 1325 beendete diesen Streit nicht, erst der Tod Leopolds 1326 gab Deutschland den Frieden wieder.

Nachdem Ludwig Friedrich von Nürnberg als Mitregenten (Mitkönig) eingesetzt und die Verwaltung des Reichs übertragen hatte, zog er nach Italien, wurde 1327 in Mailand mit der lombardischen (Eiserne Krone) und am 17. Januar 1328 in Rom mit der Kaiserkrone gekrönt, welche ihm ein Laie, Sciarra Colonna, aufsetzte. Diese Krönung ist die einzige mittelalterliche Kaiserkrönung ohne jegliche päpstliche Beteiligung: Ein Stadtvertreter und drei Bischöfe bildeten das Gremium, das die Krönungszeremonien vornahm, das Volk nahm die Bewerbung per Akklamation an und erhob Ludwig für ein Jahr zum Stadtherrn von Rom. Anschließend zog Ludwig zur Bekräftigung der papstfreien Kaiseridee zum römischen Kapitol – und nicht in den Lateran, wie dies bisher üblich gewesen war.

Hier erklärte er auch Johann XXII., mit welchem durch Ludwigs Zug nach Italien von neuem der Streit, in dem die einflußreichen Minoriten lebhaft für Ludwig Partei nahmen, aufs heftigste entbrannt war, für abgesetzt und erhob Nikolaus V. auf den päpstlichen Stuhl.

Allerdings entspricht dieser erfolgreiche und wagemutige Beginn nicht Ludwigs weiterem Handeln. In Italien verlor er durch verschiedene Mißgriffe seine Anhänger, und verlassen und verachtet mußte er 1329 einen fluchtähnlichen Rückzug nach Deutschland antreten. Dem Papst machte er die demütigsten Angebote, um eine Aussöhnung herbeizuführen, die nur deshalb nicht zustande kam, weil der starrsinnige Johann XXII. mit hartnäckigig auf Ludwigs Thronentsagung bestand. Ja, die Rücksicht auf die Kurie hielt Ludwig sogar davon ab, bei Beginn des französisch-englischen Krieges eine entschiedene, für das Reich vorteilhafte Stellung einzunehmen.

Kaiser Ludwig der Bayer bestätigt den „Ersten Geschworenen Brief“, also die Zunftverfassung des Jahres 1336.

Letztendlich schritten die Kurfürsten ein und erklärten auf dem Kurverein zu Rhense am 16. Juli 1338 die päpstliche Einmischung für unberechtigt; der Frankfurter Reichstag im August 1338 bestätigte dies in einem Gesetz („Licet iuris“) und hob den Bann und das Interdikt als rechtswidrig auf. Aber dennoch war Ludwigs Haltung gegen den Papst weiterhin schwankend. Das Hauptinteresse war für Ludwig die Vergrößerung seiner Wittelsbacher Hausmacht. Nachdem er 1323 Brandenburg an sein Haus gebracht hatte, nahm er 1341 Niederbayern in Besitz, erwarb seinem Haus 1342 Tirol und Kärnten, indem er seinen Sohn Ludwig mit Margarete von Dänemark vermählte, nachdem er deren Ehe aus kaiserlicher Machtvollkommenheit getrennt hatte, und erbte 1346 durch seine Gemahlin Margarete von Holland die Länder Holland, Seeland, Friesland und Hennegau.

Dieser Zuwachs an Macht erregte aber die Eifersucht der deutschen Fürsten, und der Einwirkung des Papstes, welcher Ludwig erneut mit dem Bann belegte, nachgebend, stellten die drei geistlichen Kurfürsten und zwei weltliche, der König Johann von Böhmen und der Herzog Rudolf von Sachsen, in Karl IV. einen Gegenkaiser auf. Doch blieben die meisten Reichsstände, namentlich die Städte, Ludwig treu, und dieser erhielt sich daher im Besitz der Kaiserwürde bis zu seinem Tod,.

Tod

Kaiser Ludwig verstarb am 11. Oktober 1347 durch einen Schlaganfall auf einer Bärenjagd in Puch bei Kloster Fürstenfeldbruck. Er wurde in der Frauenkirche in München beigesetzt, wo ihm 1622 sein Nachkomme Kurfürst Maximilian I. ein Denkmal errichtete. Die Stelle, an der er starb, bezeichnet eine marmorne Spitzsäule.

Denkmal am Kaiser-Ludwig-Platz in München

Familie und Nachkommen

Kaiser Ludwig IV. heiratete um 1308 in Schlesien Prinzessin Beatrix von Schlesien-Glogau (1290–1322), Tochter des Herzogs Heinrich III. von Schlesien-Glogau und dessen Gattin Prinzessin Mechthild von Braunschweig-Lüneburg. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor:

In zweiter Ehe heiratete Kaiser Ludwig IV. am 25. Februar 1324 in Köln die Prinzessin Margarethe von Holland (1311–1356), Tochter des Grafen Wilhelm III. von Holland und dessen Gattin Prinzessin Johanna von Valois. Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor:

  • Margarete (1325–?)
    1. ∞ 1351 Stefan von Kroatien, Dalmatien und Slavonien (1332–1353), Sohn König Karl II. Robert von Ungarn a.d.H. Anjou
    2. ∞ 1358 Graf Gerlach von Hohenlohe (Todesrune.png 1387)
  • Anna (1326–1361) ∞ 1339 Herzog Johann I. von Niederbayern (1329–1340)
  • Ludwig VI. der Römer (1328–1365)
    1. ∞ 1352 Prinzessin Kunigunde von Polen (1334–1357)
    2. ∞ 1360 Prinzessin Ingeburg von Mecklenburg (1340–1395)
  • Elisabeth (1329–1402)
    1. ∞ 1350 Fürst Cangrande II. von Verona a.d.H. della Scala (1332–1359, ermordet)
    2. ∞ 1362 Graf Ulrich von Württemberg (1342–1388, gefallen)
  • Wilhelm I. (1330–1388) ∞ 1352 Prinzessin Mechthild von Derby und Lincoln aus dem Haus Lancaster (1339–1362)
  • Albrecht I. (1336–1404)
    1. ∞ 1353 Prinzessin Margarete zu Brieg und Schlesien (1336–1386)
    2. ∞ 1394 Prinzessin Margarete von Kleve und der Mark (1375–1412)
  • Otto V. (1340–1379) ∞ 1366 Prinzessin Katharina, Tochter Kaiser Karl IV.
  • Beatrix (1344–1359) ∞ 1356 König Erik XII. von Schweden (1339–1359)
  • Agnes (1345–1352)
  • Ludwig (1347–1348)

Ehrungen (Auszug)

  • Der Dichter Ludwig Uhland setzte ihm mit seinem Drama „Ludwig der Bayer“ ein literarisches Denkmal.
  • Eines der Standbilder in der Berliner Siegesallee stellte Ludwig IV. dar, wurde aber von den alliierten Kulturvernichtern nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört. Nur der Torso ist noch erhalten geblieben.

Siehe auch

Literatur

  • Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch, Heinrich Schneider: Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser. Von Karl dem Großen bis Franz II. nach Siegeln, Münzen, Grabmälern, Denkmälern und Original-Bildnissen gezeichnet; nebst charakteristischen Lebensbeschreibungen derselben, Erste Abtheilung in 8 Heften von Karl dem Großen bis Maximilian I., 1844 (PDF-Datei)
  • Sigmund Ritter von Riezler: Ludwig der Bayer. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19. Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 457–476.



Vorgänger Amt Nachfolger
Heinrich VII. Deutsch-römischer König Karl IV.