Mardayn, Christl

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Christl Mardayn (Aufnahme von 1939)
Christl Mardayn
Christl Mardayns Grab
Wien, Zentralfriedhof

Anna Christina „Christl“ Mardayn (Lebensrune.png 8. Dezember 1896 in Wien; Todesrune.png 24. Juli 1971 ebenda) war eine deutsche Schauspielerin sowie Opern- und Operettensängerin (Sopran) aus Österreich.

Leben

Christl Mardayn wurde am 8. Dezember 1896 in Wien geboren. Die Tochter eines Sparkassenbeamten besuchte nach der Matura in ihrer Geburtsstadt die Akademie für Musik und darstellende Kunst und studierte dort Klavier, Tanz und Gesang. Ihr Bühnendebüt gab sie 1920 als Soubrette in der Oper „Die toten Augen“) von Eugen d’Albert. Aufgrund ihrer guten Leistung erhielt sie anschließend ein festes Engagement an der Wiener Volksoper, wo sie sich anfangs ausschließlich mit Opernpartien als Mezzosopranistin bzw. Sopranistin hervortat. So gestaltete sie unter anderem den Pagen Cherubino in Mozarts „Figaros Hochzeit“, das Blondchen in Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“, die Lola in „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni und die Gerlinde in WagnersDie Walküre“.

Doch dann wechselte sie zur „leichten Muse“, trat in dem von Siegmund Natzler und dessen Bruder Leopold Natzler im Herbst 1906 gegründeten Kabarett „Die Hölle“ auf, angesiedelt im Souterrain des Theaters an der Wien, das sich großer Beliebtheit erfreute. Hier feierte sie Triumphe mit der Titelrolle in der Operette „Die schöne Galathee“ von Franz von Suppé, stand in rund 100 Vorstellungen auf der Bühne.

1921 erhielt Christl Mardayn ein Engagement als Soubrette am Wiener Raimundtheater, wechselte im darauffolgenden Jahr an das Carltheater, welches zu den beliebtesten Häusern der Wiener Theater- und Operettenszene zählte. Rasch avancierte die Künstlerin zum Publikumsliebling, sie brillierte hier bei Uraufführungen von Operetten wie „Die Bajadere“ von Emmerich Kálmán, „Der Libellentanz“ von Franz Lehár und „Die Frau im Hermelin“ von Jean Gilbert. Tourneen führten sie an das Berliner Künstlertheater, das Corso-Theater in Zürich und das Staatstheater in Hannover. Hier lernte sie auch ihren zukünftigen Ehemann, den Wiener Schauspieler Hans Thimig kennen und lieben; 1929 heiratete das Paar.

Doch nicht nur als Sängerin wie beispielsweise mit der Titelrolle in „Mirandolina“ von Bohuslav Martinů machte Christl Mardayn Karriere, Ende der 1920er Jahre etablierte sie sich zudem als beliebte Darstellerin in Komödien, war beispielsweise eine brillante „Madame sans Gêne“ in dem gleichnamigen Stück von Victorien Sardou.

Ab 1932 wirkte Christl Mardayn für zwei Jahre am Theater in der Josefstadt, ging dann 1934 an das Deutsche Volkstheater, wo sie sowohl in Boulevardkomödien als auch in Stücken von Molière oder George Bernard Shaw zu überzeugen wußte. Ihre vielseitige, virtuose Kunst präsentierte sie im Rahmen von Gastspielen, die sie nach Deutschland, in die Tschechoslowakei, nach Ungarn, Schweden und die Schweiz führten und sie somit auch international bekannt werden ließen. Zwischen 1939 und 1943 arbeitete sie als Ensemblemitglied erneut am Theater in der Josefstadt und trat parallel in Berlin am Deutschen Theater auf.

Obwohl Christl Mardayn bereits in dem Stummfilm „Der Rastelbinder“ (1926), gedreht nach der gleichnamigen Operette von Franz Lehár, mit einer kleinen Rolle erste Erfahrungen vor der Kamera gesammelt hatte, dauerte es doch noch eine geraume Zeit, bis der Bühnenstar im Tonfilm Aufgaben übernahm. In Fred Sauers Militärschwank „Der Stolz der 3. Kompanie“ (1932) stand sie dann nach vielen Jahren erstmals wieder vor der Kamera und spielte neben Protagonist Heinz Rühmann die Nebenrolle der Gastwirtstochter Emma Wacker. Als Nichte des Ehepaares Stockel (Hans Moser / Annie Rosar) bzw. bezaubernde Kammerzofe tauchte sie in Gustav Ucickys Komödie „Der junge Baron Neuhaus“ (1932) neben Viktor de Kowa und Käthe von Nagy auf, in Erich Engels’ Film „… nur ein Komödiant“ (1935) erhielt sie dann als junge Komtesse Beate von Dörnberg, die sich in einen fahrenden Schauspieler (Rudolf Forster) verliebt, ihre erste Hauptrolle.

Zur Hochform lief Christl Mardayn 1935 mit einer Figur auf, die sie bereits auf der Bühne erfolgreich verkörpert hatte – als Josepha Voglhuber, Wirtin des Gasthofs „Zum weißen Rößl“. Carl Lamac hatte die Verfilmung des Benatzky-Singspiels „Im weißen Rößl“ mit populären Darstellern auf die Leinwand gebannt, Mardayns Schwager Hermann Thimig spielte den Oberkellner Leopold, Willi Schaeffers den Berliner Fabrikanten Giesecke, Fritz Odemar den Rechtsanwalt Dr. Siedler und Theo Lingen den Kommerzienrat Fürst als eine Art Kaiser-Ersatzfigur. Christl Mardayn war der heimliche Star dieser Verfilmung (→ „Im weißen Rößl“ (1935)).

Es folgten tragende Rollen in Produktionen wie in dem exotischen Abenteuer „Romanze“ (1936; Regie: Herbert Selpin) sowie ihre vielbeachtete Darstellung einer glamourösen Revuesängerin in dem von G. W. Pabst in Frankreich realisierten Fernost-Abenteuer „Le drame de Shanghai“ (1938) mit Raymond Rouleau und Louis Jouvet als Partner. Doch ihr Ausflug in die französische Filmszene blieb nur ein Intermezzo, mit dem Anschluß Österreichs am 13. März 1938 war Christl Mardayns beginnende Karriere in Frankreich nach einem Film bereits wieder beendet.

Statt dessen spielte sie mit Heinz Rühmann in der Komödie „Der Florentiner Hut“ (1939), von Wolfgang Liebeneiner in Szene gesetzt nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Eugène Marin Labiche, und zeigte sich als frivol-charmante Pamela, die ihren Gatten (Paul Henckels) mit einem Liebhaber betrügt. In Josef von Bákys melodramatischem Unterhaltungsfilm „Menschen vom Varieté“ (1939) mimte sie die Artistin Alice McLean, um dann in dem Historienfilm „Eine kleine Nachtmusik“ (1940; Regie: Leopold Hainisch) als liebenswürdige, menschlich rührende Constanze, Ehefrau des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (Hannes Stelzer), aufzutauchen. Bis Kriegsende trat Christl Mardayn nur noch in wenigen Filmen in Erscheinung.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, inzwischen seit ihrer Scheidung von Hans Thimig mit dem Kaufmann Paul Mühlbacher verheiratet, nahm Christl Mardayn ihre Bühnentätigkeit am Wiener Volkstheater wieder auf, wirkte aber auch an anderen Wiener Theatern wie dem Renaissance-Theater und der Volksoper. Gefeiert wurde sie unter anderem mit der Doppelrolle der Nina Gallas bzw. Trude Mielitz in der Komödie „Nina“ von Bruno Frank oder in Oscar Wildes „Lady Windermeres Fächer“, wo sie als Mrs. Erlynne begeisterte. Auch als Wirtin in „Im Weißen Rößl“ machte sie erneut Furore, glänzte 1947 in einer Inszenierung von Willi Forst als Aphrodite in Jacques Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt“ und 1949 in „Die schöne Helena“, ebenfalls von Jacques Offenbach.

Im Nachkriegsfilm tat sich die Künstlerin schwer, für ihren typisch wienerischen Charme und ihr damenhaftes Auftreten gab es kaum Einsatzmöglichkeiten. Dennoch spielte sie in den 1950er Jahren die eine oder andere interessante Rolle, etwa als Kaiserin in „Erzherzog Johanns große Liebe“ (1950) neben Marte Harell und O. W. Fischer, als Alexa, Stiefmutter der jungen Inge (Gertrud Kückelmann), in dem Liebesdrama „Rausch einer Nacht“ (1951; Regie: Eduard von Borsody) oder als Ehefrau von Eberhard Bruggs (Gustav Knuth) in Erich Engels „Das seltsame Leben des Herrn Bruggs“ (1951) – erzählt wird hier die Geschichte eines Mannes, der sich vom Lokomotivführer zum Industriemagnaten hochgearbeitet hat – , in Arthur Maria Rabenalts Drama „Der letzte Walzer“ mit dem späteren (Kurzzeit-)Ehepaar Eva Bartok und Curd Jürgens.

Als Ernst Marischka mit der blutjungen Romy Schneider die Neuverfilmung vom „Mädchenjahre einer Königin“ (1954) in die Kinos brachte, erlebte man Christl Mardayn als Herzogin von Kent.

Nach ihrem Rückzug von der Bühne arbeitete Christl Mardayn als Pädagogin am Wiener Konservatorium sowie an der Wiener Musikakademie. Die vielseitige Künstlerin Christl Mardayn starb am 24. Juli 1971 im Alter von 74 Jahren in Wien an Herzversagen; ihre letzte Ruhe fand sie in einem ihr ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 28).

Auszeichnungen

  • 1957: Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • 1962: Ernennung zum Professor

Filmographie