Mauss, Karl

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Dr. med. dent. Karl Mauss

Emil Karl Hans Mauss, auch: Mauß, (Lebensrune.png 17. Mai 1898 in Plön; Todesrune.png 9. Februar 1959 in Hamburg) war ein deutscher Offizier des Kaiserlichen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Panzertruppe und Träger des Ritterkreuzes mit Schwertern und Brillanten im Zweiten Weltkrieg.

Burschenschafter Karl Mauss.jpg

Leben

Abstammung

Karl Mauss.jpg

Mauss wurde als Sohn von Karl Mauss und dessen Frau Wilhelmine „Minna“, geb. Lohoff, geboren. Er hatte einen Bruder (Wilhelm) und eine Schwester (Anneliese).

Erster Weltkrieg

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 verließ Karl Mauss das Realgymnasium, um dem Heer beizutreten. Die Intervention eines Lübecker Senators ermöglichte ihm den Eintritt ins Militär, da Mauss das Mindestalter von 17 Jahren noch nicht erreicht hatte. Er wurde ins Lauenburgische Jäger-Bataillon einberufen. Bereits 1915 erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse. 1916, im Alter von 17 Jahren, wurde der Vizefeldwebel Mauss wegen wiederholter Tapferkeit am 20. Mai 1915 zum Leutnant befördert, der jüngste des Deutschen Heeres. Nach der Verlegung seiner Division an die Ostfront bekam Mauss das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen. Auch an der italienischen Front bewährte sich Mauss. Danach ging es im letzten Kriegsjahr wieder an die Ostfront.

Er war zuletzt Freiwilliger der Fliegertruppe und stand gerade mitten in der Ausbildung zum Jagdflieger. Neben einer Splitterverwundung im Jahre 1916 hatte der angehende Flugzeugführer auch das Glück, 1918 einen durch Sabotage verursachten schweren Flugzeugabsturzes aus 2.000 Metern Höhe während eines Übungsfluges mit zahlreichen Knochenbrüchen wie durch ein Wunder überstanden zu haben.

Freikorps

Nach Kriegsende kämpfte er in der Marinebrigade „Ehrhardt“ und dann beim Freikorps „Oberland“ als Teil der Schwarzen Reichswehr gegen die Spartakisten und gegen den Terror der Aufständischen in Polen. Mit ihm zeichnete sich Mauss im Sturm auf den Annaberg aus. Dafür wurde er zum Oberleutnant befördert. 1922 schied er aus dem aktiven Militärdienst aus und erhielt am 1. April 1922 den Charakter als Oberleutnant.

Weimarer Republik

Nach Aktivitäten als Verlags- und Handelsvertreter trat er 1925 das Studium der Zahnmedizin an. Er war aktiv bei der schlagenden Studentenverbindung Hamburger Burschenschaft Germania (er nahm im Wintersemester 1925/26 das Band der Burschenschaft auf). Am 1. März 1929 wurde Mauss im Alter von 30 Jahren zum Dr. med. dent. promoviert. Das Thema seiner Dissertation lautete „Zahnanomalien bei Idioten und Imbezillen“. Die Dissertation erarbeitete er an der Universitätsklinik Hamburg-Friedrichsberg, die vormals eine Irren-, Heil- und Pflegeanstalt gewesen war. 1929 eröffnete er in Lübeck eine Zahnarztpraxis.

Drittes Reich

Am 1. September 1934 wurde er im Dienstgrad Hauptmann beim Hamburgerregiment 69 der Reichswehr (ab 1935 Wehrmacht) reaktiviert; am 1. April 1938 wurde er zum Major befördert. Bis September 1939 war er Chef der 14. (Panzerabwehr-)Kompanie im Infanterie-Regiment 69/20. Infanterie-Division (mot.). und ab dem 11. September 1939 Kommandeur des II. Bataillons/Schützen-Regiments 69.

Zweiter Weltkrieg

Generalleutnant Karl Mauss (in Tarn), Raum Danzig 1945 beim Kampf um Ostpreußen
Dr. Mauss als Zahnarzt in der Nachkriegszeit

Bei Kriegsbeginn nahm Mauss am Polenfeldzug teil und wurde im September 1939 als Bataillonskommandeur mit seinem Regiment der 10. Panzer-Division unterstellt, die im Mai 1940 am Westfeldzug gegen Frankreich beteiligt war. Am 1. April 1941 wurde er zum Oberstleutnant ernannt.

Beim Unternehmen „Barbarossa“ war Mauss bei der Heeresgruppe Mitte aktiv und führte seine Truppe bis auf wenige Kilometer an Moskau heran.

Nach Versetzung zur 4. Panzer-Division im März 1942 wurde er am 20. April (mit Wirkung vom 1. April) zum Oberst befördert und übernahm das Panzergrenadierregiment 33, das er bis Oktober behielt. Im Mai wurde er bei Abwehrkämpfen um Orel schwer verwundet, kehrte aber schon zwei Monate später zu seinem Regiment zurück.

Mauss vertrat den Divisionskommandeur der 4. Panzer-Division Generalmajor von Saucken, nachdem dieser schwer verwundet worden war. Während dieser Zeit gelang es Mauss, eine Einkesselung bei Kursk zu durchbrechen und aus dieser mit seiner Division zu entkommen. Hierfür erhielt er am 24. November 1943 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Zusätzlich erhielt er im August 1943 die Nahkampfspange in Bronze.

Für kurze Zeit übernahm er im Winter 1943 das Kommando über die 8. Panzer-Division, ehe er am 30. Januar 1944 als Nachfolger für den gefallenen Brillantenträger Adelbert Schulz zum Kommandeur der 7. Panzer-Division, die als „Gespensterdivision“ bekannt wurde, ernannt wurde. Mit ihr sprengte er im März 1944 einen Kessel in den Karpaten. Die Ernennung zum Generalmajor folgte am 1. April 1944. Wenig später wurde seine Division in den Karpaten eingeschlossen. Es gelang den eingeschlossenen Einheiten, sich westwärts zu bewegen und so wieder den Anschluß an die eigenen Linien zu finden. Wenn er an der Front auftauchte, schickte die Rote Armee eine Warnung über den Äther:

„Achtung, Mauss ist wieder da. Äußerste Vorsicht geboten.“[1]

Am 10. Oktober wurde Mauss zum Generalleutnant befördert, und nur kurze Zeit später am 23. Oktober 1944 wurden ihm aufgrund hervorragender Führungsleistungen die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub verliehen. Legendär ist seine Antwort auf Adolf Hitlers Frage, ob dieser ihm anläßlich der Beförderung zum Generalleutnant einen persönlichen Wunsch erfüllen könne. Mauss darauf: „Ich bitte um vierzig neue ‚Panther‘!“ – die er auch erhielt.

Im Frühjahr 1945 begann die russische Frühjahrsoffensive, in der neben der 7. Panzer-Division drei weitere Divisionen, die ihm unterstanden, bei Gotenhafen eingekesselt wurden. In einer der darauffolgenden Abwehrschlachten wurde Mauss am 23. März durch Splitter einer Artilleriegranate so schwer verletzt, daß ihm das linke Bein amputiert werden mußte. Aufgrund dieser Verletzungen befehligte er mehrere Tage lang seine Einheiten von einer Krankentrage aus. Zusammen mit anderen Flüchtlingen und Vertriebenen aus Ostpreußen und Pommern transportierte man ihn mit einem Schiff nach Kopenhagen. Noch von hier aus setzte Mauss den Abtransport seiner Division nach Mecklenburg durch. Das Kommando der 7. Panzer-Division wurde daraufhin am 26. März 1945 an Oberst Hans Christern übergeben.

Rückwirkend zum 1. April 1945 wurde Karl Mauss zum General der Panzertruppe befördert, und er erhielt am 15. April als 26. und vorletzter Soldat der Wehrmacht das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten. Am 5. Mai 1945 geriet Mauss in britische Kriegsgefangenschaft.[2]

Wehrmachtberichte

  • „Durch den heldenhaften Widerstand der Truppen dieses Korps wurde unter entscheidender Beteiligung der 7. Panzerdivision unter Generalmajor Mauß der angestrebte Durchbruch in den Raum nördlich Tilsit verhindert und die Voraussetzung für eine weitere erfolgreiche Verteidigung der ostpreußischen Grenze geschaffen.“ — 15. August 1944
  • „Bei den schweren Kämpfen um Elbing hat sich der mit den Schwertern zum Eichenlaub des Ritterkreuzes ausgezeichnete Kommandeur der 7. Panzerdivision, Generalleutnant Mauß, durch hohe persönliche Tapferkeit und Entschlußkraft besonders hervorgetan. Bei einem Vorstoß aus Elbing nach Westen feuerte er, an der Spitze seiner Division selbst mit dem Maschinengewehr kämpfend, seine Soldaten durch Vorbild zu hervorragenden Taten an.“ — 20. Februar 1945

Nachkriegszeit

Beisetzung von General der Panzertruppe a. D. Dr. Emil Karl Hans Mauss.jpg
Chargierte der Germania Hamburg anläßlich des 50. Todestages am Grabe ihres Bundesbruders Dr. Karl Mauss

Nach der Kapitulation nahmen die Engländer ihn mit allen Ehren gefangen und brachten ihn nach Munsterlager. Hier änderte sich die Behandlung, und der schwerkriegsbeschädigte Panzergeneral mußte viele Demütigungen über sich ergehen lassen. Während seiner Gefangenschaft starb seine Gattin, mit der er drei Kinder hatte, welche sich nun alleine im Nachkriegsdeutschland durchkämpfen mußten. Seine Bitte, der Beerdigung beiwohnen zu dürfen, lehnte die unmenschliche Lagerleitung ab. Sein anschließendes schriftliches Gesuch zerriß man vor seinen Augen, Mauss wurde vom Lagerkommandanten gezwungen, die Schnipsel aufzusammeln. Diese Entwürdigung der britischen „Sieger“ hat er nie ganz überwunden, und er sollte sie den Briten später auch nie verzeihen. 1947 wurde er entlassen.

Von 1949 bis 1959 betrieb er, nun in Hamburg, seine Zahnarztpraxis, die er in der Familie weitergab.

Es wurde dem kriegsversehrten General a. D. 1955 verwehrt, am Aufbau der Bundeswehr mitzuwirken. Offiziell ob seines amputierten Beines, politische Gründe werden ebenfalls eine Rolle gespielt haben – eine Zurückweisung, die der in zwei Weltkriegen bewährte, untadelige Frontoffizier und Mitglied der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger nie verwunden hat. Immerhin wurde nur ein einziger der 27 Brillantenträger später in die Bundeswehr aufgenommen: der Flieger Erich Hartmann.

Familie

Aus zweiter Ehe ging später sein Sohn Dietrich Mauss hervor, der ebenfalls Zahnmediziner wurde und zum 90. Stiftungsfest der Hamburger Burschenschaft Germania 2009 in den Altherrenverband aufgenommen wurde.

Tod

General der Panzertruppe a. D. Dr. Emil Karl Hans Mauss starb am 9. Februar 1959 in Hamburg nach längerer, schwerer Erkrankung an einem Herzinfarkt.

„Am 9. Februar 1959 erlag General a. D. Dr. Karl Mauss nach langer schwerer Krankheit einem Herzinfarkt. Mit ihm ging einer der tapfersten, ritterlichsten und höchstdekorierten Truppenführer der Wehrmacht. Seiner ausgeprägten Bescheidenheit ist es wohl zuzuschreiben, daß er der Öffentlichkeit gleichwohl mehr oder minder unbekannt geblieben ist.“Jan Heitmann

Rezeption

Das Deutsche Soldatenjahrbuch brachte 1978 einen längeren biographischen Artikel über Mauss.[3] Fred Frank publizierte 1996 einen Landser Großband: Dr. Karl Mauss. Brillantenträger und letzter Kommandant der 7. Panzerdivision (Nr. 732).

Die Hamburger Burschenschaft Germania erinnerte mit einem biographischen Artikel in den Burschenschaftlichen Blättern und einer Ehrenwache am Grab anläßlich des 50. Todestages im Jahre 2009 an den „höchstdekorierte[n] Burschenschafter und Waffenstudent[en] des Zweiten Weltkrieges“[4] Olaf Haselhorst rezensierte 2011 für die Deutsche Militärzeitschrift Peter Stockerts im Pour le Mérite Verlag erschienene Buch Die „Brillantenträger der deutschen Wehrmacht“ mit Bezug auf Mauss:

„Dieses Buch setzt den Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS ein Denkmal, das umso notwendiger scheint, da wir in Zeiten leben, die militärische Leistungen nicht mehr anzuerkennen bereit sind.“

Auszeichnungen (Auszug)

Uniform von General der Panzertruppe Dr. Karl Mauss im „Armed Forces History Museum“ in Largo, Florida[5]

Siehe auch

Fußnoten

  1. 96-book.png PDF Preußische Allgemeine Zeitung (Hg.): „Der Kommandeur ist da, wo seine Männer sind“, 2009, S. 11
  2. Prominente ohne MaskeDrittes Reich, FZ-Verlag 1998, ISBN 3924309396
  3. Wolfgang Hausen: Generalleutnant Dr. med. dent. Karl Mauss. in: Deutsches Soldatenjahrbuch, Schild-Verlag, 1978, Bd. 26, S. 386–391
  4. Zum 50. Todestag von Brillantenträger Karl Mauss in Burschenschaftliche Blätter vom 29. Januar 2010, Online aufgerufen am 8. November 2013
  5. World War II German Village Exhibit
  6. 6,0 6,1 Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, S. 531, ISBN 978-3-938845-17-2