Naugard

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Naugard

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Pommern
Landkreis: Naugard
Provinz: Pommern
Einwohner (1939): 8.202
Koordinaten: 53° 40′ N, 15° 7′ O
Flucht.jpg
Naugard befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.

Naugard ist eine deutsche Stadt in Pommern.

Lage

Naugard liegt in Hinterpommern und ist von großen Wiesenniederungen und Waldgebieten umgeben, etwa 70 km von Stettin entfernt.

Geschichte

Der Ort wurde 1248 anlässlich einer Schenkung des Pommernherzogs Barnim I. an das Bistum Kammin erstmals als Nogart erwähnt. Der Name ist pommeranischen (slowinzischen) Ursprungs. Das Grafengeschlecht Eberstein erwarb 1274 die Burg und die Ortschaft Naugard als Lehen der Bischöfe von Kammin. Die Ebersteiner blieben Burgherren bis zu ihrem Aussterben 1663. Am 30. April 1309 verliehen die regierenden Grafen von Eberstein, dies waren Otto, Hermann und Albert, der Ortschaft Naugard das Stadtrecht nach Lübischem Recht. Von der fortschreitenden Entwicklung der Stadt zeugt die die 1334 fertig gestellte Marienkirche. Im Jahre 1348 suchte die Pest Naugard heim.

Mit der Einführung der Reformation in Pommern wurden auch die Bürger Naugards 1534 evangelisch und die Lehnshoheit ging an die Herzöge von Pommern-Wolgast über. Während des Dreißigjährigen Krieges wütete erneut die Pest in der Stadt, es blieben nur etwa 300 Einwohner, darunter lediglich sieben Ehepaare am Leben. 1665 belehnte der Kurfürst von Brandenburg seinen Statthalter in Pommern Ernst Bogislaw von Croy mit der Grafschaft Naugard. Während des brandenburgisch-schwedischen Krieges (1674–1679) plünderten 1675 schwedische Truppen die Stadt und die Burg. Ein Großbrand zerstörte Naugard im Jahre 1699. 1715 wurde Naugard mit nur 600 Einwohnern preußische Garnisonsstadt.

Im 19. Jahrhundert hielt die Industrialisierung Einzug, es entstanden eine Tuchmacherei, eine Lohngerberei und eine Lederfabrik. Während des Vierten Koalitionskrieges gegen Napoleon verzögerte 1807 Ferdinand von Schill durch die Verteidigung der Stadt den Vormarsch der Franzosen gegen Kolberg (siehe Belagerung Kolbergs 1807). Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde Naugard zur Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. In die Burg Everstein kam 1820 nach einem Umbau eine Männer-Strafanstalt.

Nach Fertigstellung der Eisenbahnlinie Altdamm–Kolberg erhielt 1883 Naugard einen Bahnanschluß. Zu dieser Zeit lebten in Naugard etwa 4.800 Personen. 1892 ernannte Naugard Otto von Bismarck, der in jungen Jahren Gutsherr im pommerschen Kniephof und zeitweilig Kreisdeputierter in Naugard gewesen war, zum Ehrenbürger. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden eine Molkerei, eine Brennerei und eine Stärkefabrik, und eine rege Bautätigkeit setzte ein. Naugard bekam ein Kreiskrankenhaus, Postamt und Landratsamt wurden ebenso errichtet wie ein Gaswerk und ein Umspannwerk. Südlich des Bahnhofes entstand die Wohnsiedlung „Gute Hoffnung“. 1911 bauten sich die Bürger ein neues Rathaus.

Zu den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs zählte das eigene Notgeld, das die Stadt 1920 herausgab. In den zwanziger Jahren bemühte man sich um den Fremdenverkehr, das Hotel „Fürst Bismarck“ wurde gebaut, die Badeanstalt am nahe gelegenen Dammschen See erneuert, der Reinke-Park angelegt und im Stadtzentrum die modernen Geschäftsstraßen ausgebaut. 1939 hatte Naugard 8.202 Einwohner. Der Zweite Weltkrieg berührte Naugard zunächst kaum. Als sich jedoch im März 1945 die Front auf die Stadt zubewegte, setzte eine Fluchtbewegung der Einwohner ein. Am 4. März 1945 begannen die Kämpfe um die Stadt, die einen Tag später mit der Eroberung und der Zerstörung der Innenstadt durch die Rote Armee endeten.

Unter polnischer Annexion

Nachdem Polen die Verwaltung Hinterpommerns übernommen hatte, begann die Vertreibung und Zuwanderung von Polen und Ukrainern aus Gebieten östlich der Curzon-Linie. Die Stadt erhielt den polnischen Namen Nowogard. Die noch in der Stadt verbliebenen deutschen Einwohner hatten sich am 24. Juni 1945 auf dem Marktplatz einzufinden und wurden von den polnischen Behörden ausgewiesen.

In der alten Burg befindet sich heute ein Gefängnis. Für die Landesstraße 6 (Stettin-Danzig) wird eine Umgebungsstraße gebaut, mit der Fertigstellung wurde für 2006 gerechnet.

Sehenswürdigkeiten

  • Die gotische Marienkirche stammt aus dem Jahre 1334 und wurde mehrfach umgebaut. So erhielt der Frontturm erst 1918 das Querdach mit Dachreiter. Im Innern sind der Renaissance-Hochaltar vom Ende des 16. und die frühbarocke Kanzel aus dem 18. Jahrhunderts beachtenswert. Nach dem Brand, der am 3. Dezember 2005 das Turmdach zum Einsturz brachte und die Orgel zerstörte, wurde die Kirche aufwendig restauriert.
  • Aus dem Mittelalter stammt auch die Stadtbefestigung, deren Feldstein-Fragmente sich erhalten haben
  • Am Marktplatzes steht das Rathaus – erbaut 1911 in neobarocken, Jugendstilformen.

Bekannte, in Naugard geborene Personen