Stolp

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Stolp

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Pommern
Landkreis: Stolp
Provinz: Pommern
Einwohner (1939): 48.060
Bevölkerungsdichte: 1.117 Ew. p. km²
Fläche: 43 km²
Koordinaten: 54° 28′ N, 17° 2′ O
Flucht.jpg
Stolp befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Postkarte-stolp in Pommern.jpg

Stolp ist eine deutsche Stadt in der Provinz Pommern.

Lage

Stolp liegt am Ufer der Stolpe, 18 Kilometer von der Ostseeküste entfernt in Hinterpommern, und erstreckt sich über eine Fläche von 43,15 Quadratkilometern. Durch die Stadt führt die Bahnstrecke von Stettin nach Danzig. Die Nachbarstädte Köslin und Lauenburg sind 70 bzw. 50 Kilometer entfernt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1816 5.200
1939 48.060
1955 44.200

Geschichte

Ein Dorf Stolp wurde bereits 1013 urkundlich erwähnt. Zur Burg gehörte die Kastellanei Stolp, der auch Land Stolp genannte Burgsbezirk. Durch die Furt bei Stolp führte der Handelsweg von Danzig nach Stargard. Ab dem 12. Jahrhundert war die Siedlung Teil des Herzogtums Pommern, das unter polnischem, deutschem und ab 1186 unter dänischem Einfluß stand. Pommern wurde durch das Adelsgeschlecht der Greifen beherrscht.

1227, nach dem Aussterben einer Seitenlinie der Greifen durch den Tod von Herzog Ratibor II., kam das Stolper Land mit der Burg Stolp in den Besitz der Herzöge von Pommerellen aus dem Herrscherhaus der Samboriden und blieb dies bis zu dessen Aussterben 1294. 1240 wird Stolp als Ausstellungsort einer Urkunde Swantopolks II. erwähnt, in der er seinem Kaplan Hermann das Dorf Ritzow im Stolper Land (lat. in dyocesi Zlupensi) für zwei Pferde eintauscht. Herzog Swantopolk II. von Pommerellen verlieh der Ortschaft 1265 das Stadtrecht nach Lübischem Recht. 1276 gründeten deutsche Kaufleute und Handwerker aus Westfalen und Holstein am Westufer des Flusses eine neue Siedlung. Zwei Jahre später folgte die Gründung eines Dominikanerklosters. Nachdem Herzog Mestwin II. 1294 starb, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen, kam es zum Pommerellischen Erbfolgestreit, in den sich auch böhmische Herrscher einschalteten und zunächst auch durchsetzen konnten. Wenzel III. überließ die Lande Schlawe und Stolp den brandenburgischen Askaniern, da diese früher die Erbrechte Wizlaws II. aufgekauft hatten. Mit der Verwaltung der Lande Schlawe und Stolp betraute Markgraf Waldemar das Geschlecht der Swenzonen, hohe pommerellische Verwaltungsbeamte, die sich mit Ladislaus Lokietek überworfen hatten und nun Vasallen der brandenburgischen Askanier waren.

1309 wurde Pommerellen im Vertrag von Soldin geteilt. Der westliche Teil mit den Ländern Stolp und Schlawe ging an die Brandenburger, der mittlere und östliche an den Deutschen Orden. Am 9. September 1310 wurde Stolp das der Stadt 1265 gewährte Lübische Recht durch Markgraf Waldemar erweitert und 1313 erneut bestätigt.

Um 1316 erwarb der pommersche Herzog Wartislaw IV. die Stadt von den Brandenburgern und band sie enger an das Greifengeschlecht an. Nachdem Stolp zu Wohlstand gekommen war, erwarben die Bürger 1337 den Hafen Stolpmünde und das Dorf Arnshagen. Zwischen 1329 bis 1388 wurde die Stadt von den pommerschen Herzögen Bogislaw V., Barnim IV. und Wartislaw V., die wegen zahlreicher Kriege in Geldnot geraten waren, dreimal an den Deutschen Orden verpfändet. Weil die Herzöge die Stadt nicht auslösen konnten, die Einwohner aber nicht unter der Herrschaft des Ordens leben wollten, brachten die Bürger selbst die Ablösesumme von 6.766 Silbermark nach lübisch Gewicht auf. Das war für damalige Verhältnisse eine ungeheure Summe. 1365 wurde Stolp Mitglied der Hanse. Stolp erhielt 1368 das Münzrecht zum Prägen von Finkenaugen.

In verheerenden Feuersbrünsten von 1395 und 1477 brannte die Stadt bis auf das Rathaus, Reste der Stadtbefestigung mit einigen Tortürmen, die Kirchen und wenige Häuser nieder. 1478 wütete die Pest in der Stadt. 1497 richtete ein Hochwasser großen Schaden an. Stolp beteiligte sich 1481 an einem Landfriedensbündnis der hinterpommerschen und stiftischen Städte. Die Stadt wurde zwischen 1544 und 1589 immer wieder von Feuersbrünsten und Epidemien heimgesucht. Rund 2.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Ein jahrelanger Streit mit den Herzögen ließ die Stadt verarmen und zwang sie dazu, aus der Hanse auszutreten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Stolp 1630 von Schweden erobert. Wallensteins Truppen besetzten die Stadt 1637. Schwedische Truppen unter General Banner vertrieben sie und ruinierten Stolp vollständig. Nach Beendigung des Krieges 1648 fiel Stolp im Westfälischen Frieden wieder an Brandenburg. 1655 wurde die Stadt erneut von einer Feuersbrunst heimgesucht.

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongreß gehörte Stolp seit 1816 zum gleichnamigen Kreis im Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Provinz Pommern und wurde Sitz des Landratsamtes. Im Jahr 1848 verfügten die Stolper Reeder über 25 Handelsschiffe. 1857 erhielt Stolp ein Gymnasium. 1862 wurde in Stolp ein Gaswerk in Betrieb genommen. 1869 wurde die Eisenbahnstrecke Köslin–Stolp, ein Jahr später die Verlängerung dieser nach Zoppot und 1878 die Strecke Stolp–Stolpmünde eröffnet. 1894 wurde mit dem Bau der Kreisbahn nach Rathsdamnitz begonnen. Am 1. April 1898 schied Stolp aus dem Kreis aus und bildete mit rund 26.000 Einwohnern einen eigenen Stadtkreis. 1899 begann der Bau des neuen Rathauses, der mit der Einweihung am 4. Juli 1900 beendet wurde. 1910 wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Rathausvorplatz in Anwesenheit der Kaiserfamilie eingeweiht. 1910 bekam Stolp ein Straßenbahnnetz mit vier Linien in Meterspur, 1926 einen Flugplatz.

Bis zum Zweiten Weltkrieg war Stolp Garnisonsstandort vom Kavallerie-Regiment 5 und eine gewerbereiche Stadt mit einer bedeutenden Möbelindustrie, Bernsteinindustrie, Maschinenfabriken und Stickereien. Über die pommerschen Landesgrenzen hinaus bekannt wurde Stolp unter anderem auch durch den dort seit dem 21. August 1921 in der Käserei des süddeutschen Fabrikanten Heinrich Reimund hergestellten Camembert-Käse ‚Stolper Jungchen‘. Dieser Weichkäse wird heute in dem 25 km von Stolp entfernten Ort Sellin wieder produziert.

Am 8. März 1945 wurde Stolp von der Roten Armee besetzt und die Innenstadt in Brand gesetzt.

Unter polnischer Annexion

Im Juli 1945 wurde die Stadt der polnischen Verwaltung übergeben, in „Slupsk“ umbenannt, und es wurde im Zuge der Vernichtung der dort ansässigen deutschen Bevölkerung mit der Ansiedlung von Polen und Ukrainern begonnen, die vorwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie stammten, wo sie von den sowjetischen Behörden vor die Alternative gestellt worden waren, entweder eine neue Staatsangehörigkeit zu akzeptieren oder aussiedeln zu müssen. Soweit sie nicht bereits vor Kriegsende vor der näherrückenden Roten Armee geflohen war, wurde die noch verbliebene deutsche Zivilbevölkerung in den folgenden Monaten aufgrund der Bierut-Dekrete ebenfalls aus der Stadt vertrieben oder abgeschlachtet.

Bekannte, in Stolp geborene Personen

Bekannte, in Stolp geborene Nichtdeutsche

Literatur

  • Christian Wilhelm Haken: Drei Beiträge zur Erläuterung der Stadtgeschichte von Stolp, neu herausgegeben von F. G. Feige, Stolp 1866, 168 Seiten.
  • Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern - Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden, Berlin 1865, S. 413-433.
  • Karl-Heinz Pagel, Heimatkreis Stolp (Hrsg.): Stolp in Pommern - eine Ostdeutsche Stadt. Ein Buch über unsere pommersche Heimat. Lübeck 1977
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern: Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Bonn 1989
  • Walter Witt: Urgeschichte des Stadt- und Landkreises Stolp. Stolp i.P. 1931
  • Wioletta Knütel: Verlorene Heimat als literarische Provinz: Stolp und seine pommersche Umgebung in der deutschen Literatur nach 1945. Lang, Frankfurt a.M. 2002
  • Werner Reinhold: Chronik der Stadt Stolp, Stolp 1861, 268 Seiten.
  • Klaus Zander: Kinderland ist abgebrannt. Erlebnisse eines kleinen pommerschen Jungen in den Jahren 1940-1946, epubli 2012 (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)