Schlawe

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Schlawe

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Pommern
Landkreis: Schlawe
Provinz: Pommern
Einwohner (1939): 9.746
Koordinaten: 54° 21′ N, 16° 40′ O
Flucht.jpg
Schlawe befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.

Schlawe ist eine deutsche Stadt in Pommern.

Lage

Schlawe liegt auf halben Wege zwischen Köslin (35 km) und Stolp (27 km) an der Landesstraße 6, zugleich Europastraße 28, am Ufer der Wipper. Das Ostseebad Rügenwaldermünde ist 20 km entfernt.

Geschichte

Der Ort gab über Jahrhunderte dem „Schlawer Land“ seinen Namen, ein Gebiet, das wie kein anderes in Pommern von wechselnden Herzogtümern regiert wurde. Das erste überlieferte Herzogtum war Pommern-Schlawe-Stolp unter Herzog Ratibor I. aus dem Adelsgeschlecht der Greifen, der bis zu seinem Tode um 1155 auf der Burg Schlawe residierte. Seine Nachkommen herrschten dort bis 1227, danach erwarb Swantopolk II., Herzog von Pommerellen, das Land Schlawe, das fünfzig Jahre später, 1277, Fürst Wizlaw II. den askanischen Markgrafen der Mark Brandenburg verkaufte (eventuell nur seine Rechte, da er das Gebiet nach 1273 wahrscheinlich an Swantopolks Sohn Mestwin II. verlor). Mit dem Erwerb durch Herzog Wartislaw IV. im Jahre 1317 kam das Land Schlawe von der Herrschaft der Brandenburger (def. 1307–1317) erneut unter die Herrschaft des pommerschen Greifengeschlechts bis zu dessen Aussterben 1637 im Mannesstamm.

Nachdem Pommernherzog Wartislaw IV. Schlawe erworben hatte, errichtete er dort eine starke Burg zur Abwehr und zum Schutz gegen den Deutschen Orden. Im Jahre 1317 wurde Schlawe durch Peter von Neuenburg, einen Adligen aus dem Adelsgeschlecht der Swenzonen, die das Schlawer Land vom Herzog Wartislaw IV. zu Lehen nahmen, das Stadtrecht nach Lübischem Recht verliehen. Um 1360 stiftete die Herzogin Sophia, Gemahlin des Pommernherzogs Barnim IV., die Marienkirche in Schlawe, die im gotischen Stil erbaut wurde.

Während dieser Zeit wechselten sich die Herzogtümer bedingt durch dynastische Landesteilungen mehrmals ab, Pommern-Wolgast folgten 1372 Pommern-Schlawe-Stolp, 1403 Pommern-Rügenwalde, 1457 noch einmal Pommern-Wolgast und 1532 Pommern-Stettin.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutsamen Zentrum des Leinwandhandels. Im Dreißigjährigen Krieg, 1618–1648, geriet Schlawe zwischen die Fronten und wurde fast völlig zerstört. Zum Kriegsende sollen nur noch 40 Menschen dort gewohnt haben. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, 1648, wurde Schlawe mit großen Teilen Hinterpommerns dem Kurfürstentum Brandenburg zugeschlagen.

Ab 1700

Die Stadt erholte sich aber wieder, so daß sie 1720 in den Rang einer brandenburgischen Kreishauptstadt erhoben werden konnte. Einen weiteren Fortschritt brachte der Anschluß an die neue Chaussee von Stettin nach Danzig. 1815, infolge des Wiener Kongresses, lag Schlawe in der brandenburgisch-preußischen Provinz Pommern.

Als Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland die Industrialisierung begann, machte sich dies auch in Schlawe bemerkbar. In rascher Folge entstanden ab 1850 mehrere Sägewerke und Mühlen, zwei Eisengießereien und eine Landmaschinenfabrik. 1869 öffnete der Bahnhof an der neuen Eisenbahnstrecke Berlin, Stettin, Danzig, und 1878 nahm die Bahnlinie nach Rügenwalde ihren Betrieb auf. Die zwischen 1875 und 1910 von 5.141 auf 6.620 angewachsene Bevölkerung wurde mit den neuen Energieträgern versorgt, nachdem 1896 ein Gaswerk fertiggestellt war, wurde die Stadt ab 1911 elektrifiziert. 1918 wurde Schlawe Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. 1928 baute sich die kleine katholische Gemeinde die Pfarrkirche zum Hl. Antonius von Padua. Am Ende der Weimarer Republik war Schlawe zu einem kleinen Industriezentrum mit 18 Betrieben herangewachsen.

Im Jahr 1939 ergab eine Volkszählung eine Einwohnerzahl von 9.746. Anfang des Jahres 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, mußte sich die Bevölkerung vor der anrückenden Roten Armee auf die Flucht begeben. Im März 1945 wurde die Stadt von den Sowjets erobert, nachdem sie zuvor zur Hälfte zerstört worden war. Viele Deutsche, deren Häuser die Bombenangriffe überdauert hatten, kehrten nach der Flucht wieder zurück.

Unter polnischer Annexion

Die Stadt kam anschließend unter polnische Verwaltung, und es begann nun die Zuwanderung polnischer und ukrainischer Bürger aus Gebieten östlich der Curzon-Linie, die an ihren Heimatorten von der zuständigen Sowjetkommandantur im allgemeinen vor die Wahl gestellt worden waren, entweder ein andere Staatsangehörigkeit zu akzeptieren oder auswandern zu müssen. Die Deutschen wurden aus ihren Häusern gedrängt und größtenteils vertrieben. Am Ende von Flucht und Vertreibung hatte die Stadt etwa 4.800 Einwohner.

Unter der polnischen Verwaltung wurden die Lebensmittelindustrie, die holzverarbeitende Industrie und die Konfektionsindustrie reaktiviert. Im Zuge der Neuordnung der Gebietsverwaltung wurde Schlawe Kreishauptstadt, verlor diesen Status jedoch 1975 wieder. 1960 begann der polnische Staat damit, die immer noch zu großen Teilen in Trümmern liegende Stadt wieder aufzubauen. Sie entwickelte sich. Nach dem Ende des Kommunismus wurde es möglich, im Norden der Stadt moderne Wohnsiedlungen zu errichten. 1999 wurde Schlawe erneut Kreishauptstadt. Zu dieser Zeit hatte sie ca. 14.000 Einwohner.

Sehenswürdigkeiten

  • Stadtpfarrkirche zur Heiligen Jungfrau Maria (gotisch, 14. Jahrhundert)
  • Stadtamt, erbaut um 1900, mit interessanten Glasmalereien: Wappen der Orte des deutschen Kreises Schlawe und Adelswappen der Grundbesitzer des Kreises
  • Reste der Stadtmauer mit zwei gotischen Toren: Kösliner (1453) und Stolper Tor (1458)
  • Waldreservat „Schlawer Eichenwald“

Bekannte, in Schlawe geborene Personen