SS-Sonderverband z. b. V. „Friedenthal“

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In dem Jagdschloß der Hohenzollern in Friedenthal (Deckname: „Fuchstal“) war der Führungsstab der Jagdverbände von Otto Skorzeny untergebracht. Das Gebäude hatte einen Tarnanstrich erhalten, um es vor alliierten Luftangriffen zu schützen.

Der SS-Sonderverband z. b. V. „Friedenthal“ war eine Spezialeinheit der Waffen-SS unter der Führung von Otto Skorzeny. Der Sonderverband wurde in der SD- und SS-Dienststelle Schloß Friedenthal in Sachsenhausen nördlich von Oranienburg[1] am 17. Juni 1943 gegründet, er war der Nachfolgeverband der Kommando- und Sabotageeinheit Sonderlehrgang z. b. V. „Oranienburg“ (18. April - 16. Juni 1943), das Pendant des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) zu der Division „Brandenburg“ der Abwehr.

Skorzenys Sonderkommando in Friedenthal (in ihren Tropenuniformen) in Vorbereitung auf das Unternehmen „Eiche“: „Der Einsatz sollte mit größter Geheimhaltung vorbereitet und durchgeführt werden. Nach Rücksprache mit General Student gab Skorzeny vom Führerhauptquartier aus seine Weisungen für die Bildung einer Einsatzgruppe nach Berlin durch. Bis zum nächsten Morgen mußten fast 40 Mann mit Tropenuniformen, Zivilanzügen (Volltarnung), Waffen, Sprengstoff, Funkgeräten, Fallschirmen und neuen Soldbüchern versehen werden, um in Italien die Anwesenheit von Angehörigen der Waffen-SS zu verbergen. Es war vor allem das Verdienst des Polizei-Attachés an der deutschen Botschaft in Rom, des SS-Sturmbannführers Herbert Kappler, daß die häufig wechselnden Aufenthaltsorte Mussolinis ermittelt werden konnten.“

Geschichte

Abstammung

Ein nicht untypischer Werdegang eines Elitesoldaten: Vom Baulehr-Bataillon der „Brandenburger“ bis zu den Jagdverbänden der Waffen-SS

Das Schloß Friedenthal mit dessen vielen Nebengebäuden sollte die Antwort des RSHA auf die Agentenschule der Abwehr „Quenzgut“ sein. Die meisten der 100 Soldaten des ursprünglichen Sonderlehrganges waren Deutsche, aber später gab es auch zahlreiche Niederländer, Flamen und Volksdeutsche sowie wenige Ungarn und ebenfalls mindestens zwei Freiwillige aus Irland (SS-Unterscharführer James Brady, Deckname: de Lacy und SS-Sturmmann Frank Stringer, Deckname: Le Page) im Sonderlehrgang z. b. V. „Oranienburg“.

„Im April 1943 wurde Skorzeny eine neue Verwendung angeboten. Für den ‚Sonderlehrgang Oranienburg‘ der Waffen-SS wurde ein neuer Chef gesucht, der gleichzeitig in Friedenthal bei Oranienburg eine Schule für den Agenteneinsatz hinter den feindlichen Linien aufbauen sollte. Skorzeny übernahm beide Aufgaben und wurde als SS-Obersturmführer der Reserve beim Amt VI, SD-Ausland (Auslandsnachrichtendienst) des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) kommandiert. Zusammen mit seinem Adjutanten, SS-Obersturmführer Karl Radl, zog er geeignete Soldaten für die neue Einheit heran und studierte gründlich alle Berichte über Ausbildung und Einsatz von Kommandotruppen. Zu den Aufgaben der Kommandotruppe gehörten Infanterie- und Pionierausbildung, der Umgang mit Granatwerfern, leichten Geschützen und Panzern, Fahrerausbildung an Motorrad, Auto, Motorboot und Lokomotive, sowie Sport und Reitunterricht.“

Das sollte sich später ändern, denn als Teil der SS-Jagdverbände (Jagdverband „Mitte“) wurden dem Sonderverband erhebliche „fremdvölkische“ Truppen aus Freiwilligen zugeführt. Dies sollte sich insbesondere bei verdeckten Operationen und Bandenbekämpfung hinter den feindlichen Linien als äußerst wertvoll herausstellen.

„Skorzenys Erfolge, sein Ruhm, immer glänzend und glücklich zu improvisieren, eine große Sache instinktsicher vorzubereiten, sind mindestens zur Hälfte die Verdienste Radls, der geschickt und erfahren die Pläne ausfeilte, die richtigen Leute an den richtigen Platz bugsierte und aus dem Skorzeny-Hauptquartier im märkischen Schloß Friedenthal seine Drähte zog, auch dorthin, wohin feldgraue Landser niemals ihre Kommißstiefel setzten.“Der Spiegel 29/1949

Sonderlehrgang z. b. V. „Oranienburg“

SS-Oberführer Walter Schellenberg (Leiter des Auslandsnachrichtendienstes im Amt VI des Reichssicherheitshauptamtes) zu Besuch bei den „Friedenthalern“, hier mit SS-Sturmbannführer der Reserve Dipl.-Ing. Otto Skorzeny (Gruppenleiter Amt VI/SD-Ausland/Reichssicherheitshauptamt und Kommandeur des Sonderverbandes), Oktober 1943

Der Sonderlehrgang z. b. V. „Oranienburg“ wurde ursprünglich gegründet, da Hitler in bezug auf Irland (und zahlreiche gescheiterte Unternehmen wie „Walfisch“, „Seeadler“ bzw. „Taube II“ usw.) sein Vertrauen zur Canaris’ Abwehr verloren hatte. Nun sollte die SS für Irland zuständig sein.

Joachim von Ribbentrop gab Anfang 1943 SS-Oberführer Dr. Edmund Veesenmayer, Gesandter im Auswärtigen Amt und Sonderbeauftragter des Reichsaußenministers für Irland, den Auftrag, zusammen mit Walter Schellenberg vom Amt VI/RSHA einen Plan auszuarbeiten, wie der irischen Regierung im Falle einer feindlichen Invasion zu helfen sei. Veesenmayer und Schellenberg kamen wenig später überein, eine 120 Mann starke SS-Spezialgruppe als schnelle Eingreiftruppe für Irland aufzubauen. Dies war die Geburtsstunde des Sonderlehrganges, Voraussetzung für den SS-Sonderverband z. b. V. „Friedenthal“.

Abwehrspezialist und Irlandkenner Helmut Clissmann, ein Untergebener Dr. Veesenmayers, fiel die Aufgabe zu, die einzelnen Mitglieder der Truppe auf ihre Tauglichkeit hin zu prüfen und Unterricht in Sprache, Landeskunde und angelsächsischen Gebräuchen zu erteilen.[2]

Balkan

Im Spätsommer 1943 wurde der Sonderverband von seiner Aufgabe „Irland“ entbunden und konzentrierte sich nun auf den Kommandoeinsatz auf dem Balkan.

Erweiterung

Am 17. April 1944 wurde der Sonderverband z. b. V. Friedenthal umgegliedert und in SS-Jäger-Bataillon 502 umbenannt – unter anderem mit Kompanieführer Werner Hunke und dem hochdekorierten Zugführer Walter Girg. Ende Oktober 1944 stand wieder eine Umbenennung samt starker Aufstockung bevor, die ehemaligen „Friedenthaler“ gehörten somit ab dem 11. November zum SS-Jagdverband „Mitte“ mit drei fremdvölkischen Kompanien.

Zu dem neuen Jagdverband „Ost“ und „Südost“ gehörten viele ehemalige Brandenburger unter dem Kommando des Chefs des Stabes SS-Sturmbannführer Adrian Baron von Fölkersam, die maßgeblich u. a. am Unternehmen „Greif“ (als Teil der 150. SS-Panzer-Brigade) beteiligt waren. Verantwortlich für die Durchführung der Gliederung und Kommandeur der SS-Jagdverbände und der Division Schwedt an der Oder war SS-Obersturmbannführer der Reserve Otto Skorzeny.

Endkampf

Wie alle Jagdverbände kämpfte auch der Jagdverband „Mitte“ durchgehend und an verschiedenen Orten. Als der Krieg zu Ende ging, zogen sich die Reste des Verbandes in den Raum Alpenfestung zurück. Otto Skorzeny ergab sich mit seinen Soldaten am 20. Mai 1945 den Amerikanern und ging mit ihnen in die Kriegsgefangenschaft.

Entwicklung

SS-Rottenführer Hans Holzer, symbolisch für die Verwegenheit der Friedenthaler; Deutsches Kreuz in Gold am 15. September 1943
Hier soll es sich ggf. um einen SS-Scharfschützenzug der Scharfschützen-Kompanie der SS-Sondereinsatz-Abteilung z. b. V. „Friedenthal“ der SS-Jagdverbände unter Zugführer bzw. Kompanieführer Odo Willscher handeln. Die SS-Jagdverbände bestanden vorwiegend aus ehemaligen „Brandenburgern“.
  • Sonderlehrgang z. b. V. „Oranienburg“ (18. April 1943 – 16. Juni 1943)
    • Kommandeur: SS-Hauptsturmführer Pieter van Vessem
  • Sonderverband z. b. V. „Friedenthal“ (16. Juni 1943 – 17. April 1944)
  • SS-Jäger-Bataillon 502 (17. April 1944 – 10. November 1944)
    • Ende Juni 1944 ist die Einheit 23 Offiziere, 108 Unterführer und 519 Männer stark
  • SS-Jagdverband „Mitte“ (10. November 1944 – 8. Mai 1945)
    • Panzer-Brigade 150[3] (November 1944 - 25.-28. Dezember 1944)
    • Division Schwedt Kampfgruppe/Sperrverband „Skorzeny“ (31. Januar 1945 – 3. März 1945)

Einsätze (Auszug)

Beispiele

Unternehmen „Fischadler“

Unternehmen „Fischadler“ war ein Plan Walter Schellenbergs und Dr. Edmund Veesenmayers, um Mitglieder des Sonderlehrgangs z. b. V. Oranienburg unter dem Kommando des Niederländers SS-Hauptsturmführer Pieter van Vessem (einschließlich des umfassend kampferprobten Elitesoldaten SS-Unterscharführer Hans-Dieter Cieslewicz) und der Division „Brandenburg“ unter dem Kommando von Helmut Clissmann (einem IRA-Kenner) in Irland einzuschleusen. Ziel war es, 1943 Kommandotruppen im Falle einer Invasion der Alliierten nach Irland zu schicken, um einen Partisanenkampf der Iren gegen den gemeinsamen Feind zu unterstützen und um mit verdeckten Operationen Versorgungslinien lahmzulegen, aber auch im Gegenzug und auf Bitten der Iren (insbesondere in Abstimmung mit IRA-Chef Stephen Hayes), Landungsmöglichkeiten für deutsche Großverbände zu erkunden (Plan „Kathleen“ bzw. Unternehmen „Artus“).

Unternehmen „François“

Otto Skorzeny und der Sonderverband sprangen im Auftrag der Abwehr II mit Fallschirmen über Iran ab. Ziel des Unternehmens war es, die Bewaffnung des turksprachigen Kaschgai-Volkes zu vollziehen, um einen Partisanenkampf gegen die britischen Besatzer anzufachen, insbesondere Sabotageakte gegen die alliierten Versorgungslinien mit Material- und Waffenlieferungen für die Russen zu forcieren. Dieses Ansinnen hat eine Weile funktioniert, bis die Goldreserven der geheimen SS-Krieger aufgebraucht waren, danach haben die Kaschgai (Ghaschghai) die Deutschen, die als Verbindungsmänner vor Ort geblieben waren, den Briten übergeben – für mehr Gold.

Siehe auch

Literatur

  • H. Becker: Die SS-Jagdverbände. Werdegang – Gliederung – Einsätze, Neckarsulm (1985)
  • Terence O’Reilly: Hitler’s Irishmen, Mercier Press (2008), ISBN 978-1-85635-589-6
  • Antonio Munoz: Forgotten Legions: Obscure Combat Formations of the Waffen-SS, Axis Europa Inc (1991), ISBN 978-0739408179
  • Karl Fucker: An der Seite Skorzenys,[4] Aula Graz (2009), ISBN 978-3900968106

Verweise

Fußnoten

  1. Interessante Notiz: Im Schloß Oranienburg residierte die SS-Totenkopf-Standarte „Brandenburg“. Das Schloß war zur SS-Kaserne geworden.
  2. Enno Stephan: Geheimauftrag Irland – Deutsche Agenten im irischen Untergrundkampf 1939–1945, Stalling (1961), S. 272 f.
  3. Panzer-Brigade 150 bei Lexikon der Wehrmacht
  4. 1944 meldete sich der Autor SS-Hauptsturmführer Karl Fucker freiwillig zu den SS-Jagdverbänden, die der damalige Sturmbannführer Otto Skorzeny aufzustellen hatte. Dieser beauftragte Fucker, in Friedenthal bei Berlin den SS-Jagdverband „Mitte“ aufzustellen, und übertrug ihm später die Führung über die Sondereinsatzabteilung, in der vorübergehend Soldaten der Waffen-SS mit Kamikaze-Einstellung erfaßt wurden. Zu seinem letzten Einsatz kam der Autor mit seinem Jagdverband „Mitte“ Anfang 1945, als alle verfügbaren Einheiten Skorzenys nach Schwedt an der Oder verlegt wurden, um den Sowjets die Überquerung der Oder zu verunmöglichen. Dort verteidigten einen Monat lang das SS-Fallschirmjäger-Bataillon 500/600 und Fuckers Jagdverband „Mitte“ den Brückenkopf Schwedt.