Schurz, Karl

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Generalmajor a. D. Karl Schurz

Karl Schurz, seit seinem VSA-Aufenthalt meist auch Carl Schurz, (Lebensrune.png 2. März 1829 in Liblar, Preußische Rheinprovinz; Todesrune.png 14. Mai 1906 in Neu York) war ein Burschenschafter, Politiker und Revolutionär in den Staaten des Deutschen Bundes und während der badischen Revolution von 1848/1849.

Nach der Auswanderung in die VSA war er als einer der bekanntesten „Forty-Eighter“, VS-amerikanischer General und Divisionskommandeur der Unionstruppen (meist deutsche Freiwillige) im Bürgerkrieg (unter der Führung eines anderen Deutschen, Franz Sigel), Historiker und Staatsmann. Später war er Unternehmer, Publizist und Zeitungsmagnat, u. a. als Inhaber der Detroit Post. 1868 reiste er nach Deutschland und traf auch den von ihm als Sozialreformer verehrten Otto von Bismarck.

Der Mitgründer der American Anti-Imperialist League war der erste gebürtige Deutsche und bedeutende Deutschamerikaner, der Mitglied des amerikanischen Senates und unter dem Präsidenten Rutherford B. Hayes (1877–81) gar Innenminister. In dieser Position setzte er sich unter anderen für die Indianerpolitik und für den für VS-Amerikaner völlig unbekannten Waldschutz ein.

Leben und Wirken

Kindheit und Jugend

Carl Christian Schurz wurde 1829 als Sohn des Lehrers Christian Schurz und seiner Ehefrau Marianne, geborene Jüssen, in der Vorburg von Schloß Gracht in Liblar (heute zu Erftstadt gehörend) in der Nähe von Köln, das damals preußisches Staatsgebiet war, geboren. Er hatte noch drei jüngere Geschwister, Heribert, Anna und Antoinette. Bereits ab dem Schuljahr 1833/34 ging er zur Schule in Liblar. Ab Ostern 1837 besuchte er die Seminarübungsschule in Brühl und von 1839–1846 das Marzellengymnasium[1] in Köln. Aus finanziellen Gründen mußte er die Schule verlassen. Er zog nach Bonn. Dort bestand er als Externer am 28. Juli 1847 die Reifeprüfung.

Ab 1847 studierte er Philologie und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Hier befreundete er sich mit Professor Gottfried Kinkel, den er später aus der Haft in der Festung Spandau befreien sollte. Während seines Studiums schloß er sich 1847 der Bonner Burschenschaft Frankonia und 1849 der Bonner Burschenschaft Normannia an.[2] Im August 1848 wurde er der Sprecher der Frankonia und am 1. Dezember 1848 Präsident des neu gegründeten Studentenvereins in Bonn.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:

Indes sich in der Heimat das deutsche Volk nach langer, vieljähriger Mühe in einem einigen Reiche sammelt, war das Deutschtum des Auslandes in der Regel ohne Führer geblieben. Seit vielen Jahrzehnten ging deutsches Blut im fremden Volkstum verloren, und alle Bindung an Muttererde und übererbte Kultur löste sich schnell. Namentlich in Amerika wurden die Hunderttausende Deutscher vom fremden Volkstum schnell aufgesogen. Sie hatten die Heimat verlassen, weil die Ferne mit Hoffnungen lockte, weil zu Haus der Erwerb zu gering war, oder gar weil die Politik deutscher Kleinstaatlichkeiten alles freiere Denken vertrieb. Auch Karl Schurz war aus politischen Gründen nach Amerika ausgewandert. Keiner zeigt klarer, welchen Verlust an Schöpferkräften Deutschland mit dieser Auswanderung erfuhr: Schnell war der fähige Mann in Amerika zu hoher politischer Geltung gestiegen, war Gesandter, General, Senator, Minister geworden - ein deutscher Mensch von achtunggebietender Macht im Dienst eines fremden Staates. Auch das Deutschtum Amerikas hat seine führende Hand gespürt: er war es, der die Deutschen zu Bünden zusammenschloß, damit sie ihrem Volkstum möglichst lange erhalten bleiben.[3]

Auswanderung

1852 wanderte Schurz mit seiner kurz zuvor geheirateten Ehefrau Margarethe in die VSA aus. Dort wurde er zu einem der bis heute bekanntesten „Forty-Eighters“. Der in seiner neuen Heimat zunächst unter anderem als Publizist und Rechtsanwalt tätige Schurz machte schließlich eine politische, militärische und diplomatische Karriere. 1856 schloß er sich der zwei Jahre davor gegründeten Republikanischen Partei an. Von VS-Präsident Lincoln wurde er 1861 für etwa ein Jahr als Botschafter nach Spanien entsandt. Wieder zurück in den VSA war er im weiteren Verlauf des Sezessionskrieges ab 1862 in der Armee der Nordstaaten zunächst als Brigadegeneral, zuletzt im Rang eines Generalmajors in diesem Bürgerkrieg eingesetzt. Nach dem Krieg bzw. dem Sieg des Nordens über die konföderierten Südstaaten und deren erzwungenen Wiederanschluß an die Union wandte er sich als Staatsmann ganz der Politik zu. Er war der erste gebürtige Deutsche, der Mitglied des Senates der Vereinigten Staaten wurde.

Tod

Carl Schurz starb 1906 in New York und wurde dort auf dem Sleepy-Hollow-Friedhof beerdigt. Der prominente Schriftsteller Mark Twain verfaßte seinen Nachruf.

Familie

Schurz’ Ehefrau Margarethe Schurz gründete 1856 in Watertown (Wisconsin) den ersten privaten Kindergarten in den Vereinigten Staaten.

Rezeption und Ehrungen

Von Carl Schurz stammte der Ausspruch aus dem Jahre 1871: „Our country, right or wrong. When right, to be kept right; when wrong, to be put right.“ (oder „Our country—when right to be kept right; when wrong to be put right.“ auch: „My Country! When right keep it right; when wrong, set it right!“ (Unser Land – liegt es richtig, es richtig halten; liegt es falsch, es richtig stellen.) Von ihm wird auch die Parole überliefert: Ubi libertas, ibi patria (Wo die Freiheit ist, ist das Vaterland.)[4]

Ehrungen in Deutschland

Ehrungen in den USA

  • Carl Schurz Park, New York City, visavis Yorkville, 1910 nach ihm benannt.
  • Carl Schurz Park, Stone Bank (Town of Merton), Wisconsin, am Ufer des Moose Lake.
  • Denkmal für die drei Deutschamerikaner Carl Schurz, Emil Preetorius und Carl Daenzer mit der symbolträchtigen Bronzefigur „The Naked Truth“ („Die nackte Wahrheit“) in St. Louis im Mai 1914 von Wilhelm Wandschneider
  • Bronzestatue von Karl Bitter, New York City, aus dem Jahre 1913, am Morningside Drive, Ecke 116th Street
  • Schurz High School, Chicago, erbaut 1910.
  • Schurz Hall, Studentenheim der University of Missouri – Columbia.
  • Carl Schurz Elementary, New Braunfels, Texas
  • Briefmarken 4 Cent von 1983
  • Carl-Schurz-Kaserne (1945–1994) der US-Streitkräfte in Bremerhaven
  • Mt. Schurz, Berg im Yellowstone-Nationalpark (östlicher Bereich, nördlich des Eagle Peak und südlich des Atkins Peak). Benannt im Jahre 1885 nach Carl Schurz von der United States Geological Survey aufgrund seiner Leistungen als Innenminister der USA während der Hayes-Administration und für seinen Einsatz zum Schutze des Yellowstone-Nationalparks.
  • USS Schurz, das ehemals deutsche Kanonenboot SMS Geier, welches im April 1917, vor Hawaii ankernd, von der amerikanischen Marine besetzt, konfisziert und nach Karl Schurz umbenannt wurde.

Werke von Carl Schurz

  • Carl Schurz: Lebenserinnerungen. 3 Bände, Druck und Verlag von Georg Reimer, Berlin 1906–1912 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3)
  • Carl Schurz: Life of Henry Clay. 2 Bände, Houghton, Mifflin & Co., Cambridge, Massachusetts, 1887 und 1899
  • Carl Schurz: Abraham Lincoln. An Essay. Boston and New York: Hughton Mifflin Company 1891 (deutsch 1908 im Verlag Georg Reimer, Berlin)
  • Carl Schurz: Charles Sumner. An Essay. Urbana, Ill.: The University of Illinois Press 1951 (posthume Veröffentlichung)
  • Intimate Letters of Carl Schurz 1841 - 1869. Edited by Joseph Schafer. Madison, Wisconsin: Historical Society of Wisconsin 1920
  • Die Briefe von Carl Schurz an Gottfried Kinkel. Eingeleitet und herausgegeben von Eberhard Kessel. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1965
  • Speeches of Carl Schurz (12 politische Reden). Philadelphia: J.B. Lippincott 1865
  • Speeches, Correspondence and Political Papers of Carl Schurz. Selected and edited by Federic Bancroft. Six Volumes. New York and London: G.P. Putnam's Sons 1913

Literatur

  • Walter Manggold: Carl Schurz, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Fünfter Band, S. 312–325

Schurz im Film

Fußnoten

  1. damals wegen seiner Geschichte volkstümlich noch Jesuitengymnasium genannt, von dem Orden aber bereits nicht mehr unterhalten; Vorläufer des Dreikönigsgymnasiums. In seinen Lebenserinnerungen schildert Schurz sozialgeschichtlich aufschlußreich und anschaulich seine Beherbergung bei einer Kölner Handwerkerfamilie sowie die von ihm sehr geschätzte, auch heutigen Maßstäben gewachsene Pädagogik einiger seiner Lehrer.
  2. Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 5: R–S. Heidelberg 2002, S. 372–376.
  3. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, 1937 Lehmanns-Verlag München
  4. Uwe Schmitt, Sie kamen, sie gingen, sie blieben in Die Welt, 11. Mai 2006