Bülow, Bernhard von

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Reichskanzler Bernhard von Bülow

Bernhard Heinrich Martin Karl von Bülow, seit 1899 Graf von Bülow, seit 1905 Fürst von Bülow (Lebensrune.png 3. Mai 1849 in Klein Flottbek bei Altona [heute Stadtteil von Hamburg]; Todesrune.png 28. Oktober 1929 in Rom), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, Jurist, Politiker und seit 1897 Staatssekretär (Minister) des Äußeren, von 1900 bis 1909 Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs.

Leben

Treffen zwischen Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Nikolaus II. in der Danziger Bucht vor Heisternest auf der Insel Hela, 11. bis 13. September 1901; Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow (sitzend, 2. von rechts) mit deutschen und russischen Offizieren an Bord der SMY „Hohenzollern“.
Sonderbotschafter in Rom Dr. h. c. mult. Bernhard Fürst von Bülow; seine Bemühungen um einen Verbleib Italiens im Dreibund waren vergeblich.

Bernhard von Bülow besuchte Gymnasien in Frankfurt am Main und Strelitz und wechselte als Fünfzehnjähriger zum Pädagogium in Halle, wo er 1867 die Reifeprüfung bestand. An der Universität Lausanne, an der Universität Berlin und an der Universität Leipzig studierte er Jura (vier Semester; in Lausanne hatte er nur Philosophie und Geschichte belegt), nahm als Freiwilliger im Husaren-Regiment „König Wilhelm I.“ Nr. 7 am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil, wurde 1871 zum Sekondeleutnant befördert und zog am 6. Juli 1871 mit dem Regiment in Paris ein.

Trotz des Angebotes einer Militärkarriere ließ er sich Mitte November 1871 von seinem Bonner Regiment beurlauben (auf Drängen seines besten Freundes und Kameraden Franz von Assisi Ludwig Prinz von Arenberg), kehrte er zur Justiz zurück und legte 1872 an der Universität Greifswald das Referendarsexamen ab. Er blieb aber Reserveoffizier, zuerst im Landwehr-Bataillon Metz, dann im Reserve-Landwehr-Bataillon 35, im Reserve-Landwehr-Bataillon 97, im 2. Bataillon/Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 3 und schließlich im Reserve-Landwehr-Regiment (2. Berlin) Nr. 35, und wurde derart in den Ranglisten geführt.

Neue Deutsche Biographie

Für den Werdegang B.s wurde bestimmend, daß sein Vater seit der gemeinsamen Tätigkeit am Bundestag in Frankfurt mit Bismarck befreundet war und von diesem 1873 zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gemacht wurde. Die Mutter vermittelte ihren Söhnen einen großbürgerlichen Einschlag, wie sie denn eine glückliche Kindheit in der Umgebung von Frankfurt und Hamburg verbrachten. Ihr Bildungsweg führte sie über die Gymnasien von Frankfurt und Neustrelitz, wohin die Familie 1862 übergesiedelt war, zur Latina in Halle, die als besondere Pflegestätte preußischer Staatsgesinnung galt. B. bekannte sich später betont zur humanistischen Bildungsidee, von der pietistischen Tradition der Franckeschen Stiftung scheint er weniger beeindruckt worden zu sein. Er verließ die Schule als ein junger Kavalier mit glänzenden formalen Fähigkeiten, der seinen brennenden Ehrgeiz geschickt zu verbergen wußte. Er widmete sich dem Studium der Rechte an der Akademie in Lausanne sowie den Universitäten Berlin und Leipzig. Als Kriegsfreiwilliger bei den Bonner Husaren nahm er noch am deutsch-französischen Kriege teil. Den vorbereitenden Justiz- und Verwaltungsdienst leistete er in Metz ab und wandte sich 1874 der diplomatischen Laufbahn zu. Als Legations- und Botschaftssekretär kam er nach Rom, Petersburg und Wien. 1877 wurde er Geschäftsträger in Athen, ein Jahr später dem Sekretariat des Berliner Kongresses zugeteilt. Anschließend wirkte er unter dem Fürsten Hohenlohe als Botschaftssekretär in Paris, ab 1884 als Botschaftsrat in Petersburg, ab 1888 als Gesandter in Bukarest. 1894 wurde er Botschafter in Rom und schließlich auf Betreiben seiner Freunde, des Kaiserfreundes Grafen Philipp zu Eulenburg und des Geheimrats Fritz von Holstein, im Oktober 1897 als Nachfolger H. von Marschalls zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ernannt. Ausschlaggebend für diese Laufbahn wurde trotz der Protektion, die er genossen hatte, die Persönlichkeit B.s. Er war der geistreichste und gewandteste der Höflinge, die den Thron Wilhelms II. umgaben. Durch feinfühliges Eingehen auf das impulsive Temperament und die selbstherrlichen Neigungen des Kaisers gewann er dessen Sympathien und übte zeitweise einen günstigen Einfluß auf ihn aus. Auch verstand er mit den Parlamenten umzugehen und durch seine mit klassischen Zitaten geschmückten Reden die Öffentlichkeit zu beeindrucken. So wurde er bald der unentbehrliche Ratgeber der Majestät und löste im Oktober 1900 den alten Fürsten Hohenlohe in den Ämtern des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten ab. B. war der geborene Diplomat und erfüllte zunächst die Hoffnungen, die man auf ihn setzte. Er befreite die deutsche Außenpolitik vom Zickzackkurs, der seit dem Sturze Bismarcks gesteuert worden war, und entwarf ein vertretbares Programm deutscher Weltpolitik. Er forderte für die wachsende und selbstbewußte Nation „einen Platz an der Sonne“ und die Gleichberechtigung mit den übrigen imperialistischen Mächten, die sich mit neu belebtem Ausdehnungsdrang den noch herrenlosen Gebieten des Erdballes zuwandten. Deutschland wollte einen angemessenen Anteil an überseeischen Besitzungen und Stützpunkten haben; es wollte auch überall mitreden, wo die Großmächte ihr Spiel auf der Weltbühne spielten. Der Start dieser Weltpolitik wurde durch den schnellen Wechsel der Machtkonstellationen, insbesondere durch den britisch-russischen Gegensatz, begünstigt. So konnte B. 1897 Kiautschou, bald darauf die Karolinen und Samoa erwerben. Er unterstützte auch den von Tirpitz vorgetriebenen Bau der Flotte, der ihm eine notwendige Folge des stetig wachsenden deutschen Welthandels zu sein schien. Schließlich förderte er den Bau der Bagdadbahn und das Vordringen des Reiches im Nahen Osten, obgleich es die Spannungen mit England und Rußland verstärkte.[1]

„Platz an der Sonne“

Anläßlich einer Reichstagsdebatte am 6. Dezember 1897 hielt von Bülow eine Rede u. a. zur deutschen Kolonialpolitik, worin folgende Äußerung enthalten war:

„Mit einem Worte: wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.“

Ohne Bezug auf den Gesamtzusammenhang seiner Rede wird dieser Passus seither von der feindlichen Propaganda und den gleichgeschalteten Massenmedien negativ thematisiert, ähnlich wie es mit der sogenannten Hunnenrede praktiziert wird.

Reichskanzler

Am 17. Oktober 1900 wurde Graf von Bülow Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident. Kaiser Wilhelm II. setzte große Hoffnungen in ihn:

„Er soll mein Bismarck werden.“

Ein wichtiges Ziel von Bülows war der Bau von Eisenbahnen wie der Bagdadbahn und die Realisierung von Eisenbahn-Projekten in den afrikanischen Kolonien. Er unterstütze Alfred von Schlieffen, ein Fürsprecher Lothar von Trothas während des Hottentottenkrieges, und er förderte den Ausbau der deutschen Flotte nach dem „Tirpitz-Plan“ zur ernstzunehmenden Seemacht, was das Deutsche Reich in einen starken Konflikt mit Großbritannien brachte, das eine Ebenbürtigkeit der Nationen nicht akzeptieren wollte.

Während seiner Kanzlerschaft (ab 1905 als Fürst) war es ihm zwar gelungen, einen Krieg zu vermeiden, ein halbes Jahrzehnt nach seiner Amtsniederlegung (im Juli 1909 wegen der Daily-Telegraph-Affäre) begann jedoch der Erste Weltkrieg. Friedrich August von Holstein war einflußnehmend auf etliche seiner politischen Entscheidungen.

Erster Weltkrieg

Von Dezember 1914 bis Mai 1915 führte er die Geschäfte der deutschen Botschaft in Rom, bis zum Kriegseintritt Italiens an der Seite der Ententemächte. 1917 kam Bülow als möglicher Nachfolger von Theobald von Bethmann Hollweg erneut als Reichskanzler ins Gespräch, wurde aber vom Kaiser nicht in Betracht gezogen.

Grabstätte auf dem Nienstedtener Friedhof

Tod

Bernhard Heinrich Martin Karl von Bülow verstarb am 28. Oktober 1929 in Rom, am 26. Januar 1929 war dort zuvor seine Frau Maria Anna Zoe Rosalie Fürstin von Bülow verstorben. Beide wurden nebeneinander auf dem Nienstedtener Friedhof in Hamburg-Nienstedten beigesetzt.

Familie

Sein Vater war Bernhard Ernst von Bülow, 1876–1879 ebenfalls Staatssekretär des Äußeren, seine Mutter Luise Victorine, geb. Rücker, einer hanseatischen Bürgerstochter, und sein Neffe war Bernhard Wilhelm von Bülow, von 1930 bis 1936 Staatssekretär im Sinne des Vertreters des Außenministers. Bernhard, das älteste Kind, hatte sieben Geschwister:

  • Adolf (1850–1897), Flügeladjutant aller drei Kaiser des Deutschen Reiches, zuletzt Generalmajor und Kommandeur der 21. Kavallerie-Brigade
∞ 1. Juli 1884 Gräfin Karola Vitzthum von Eckstädt (1864–1886)
∞ 14. Mai 1891 Gräfin Maria Elisabeth Ursula von der Schulenburg (Lebensrune.png 2. April 1868; Todesrune.png 6. Juli 1946)
  • Alfred (Lebensrune.png 7. August 1851; Todesrune.png 26. Juni 1916) ∞ Marie von Dillen-Spiering (Lebensrune.png 20. Juli 1859; Todesrune.png 28. Juni 1934) (Tochter von Carl Ludwig Emanuel von Dillen)
  • Waldemar (1852–1854)
  • Christian (Lebensrune.png 17. Oktober 1855; Todesrune.png 23. September 1927) ∞ Izabel Rücker (Lebensrune.png 1. Juni 1868)
  • Bertha (Lebensrune.png 2. Mai 1858; Todesrune.png 25. Januar 1870)
  • Karl Ulrich (1862–1914), Generalmajor
  • Friedrich (Lebensrune.png 20. Juli 1865; Todesrune.png 11. Januar 1936) ∞ Julia Sommer (Lebensrune.png 29. September 1869)

Ehe

1886 heiratete von Bülow Maria Beccadelli di Bologna, Prinzessin di Camporeale, eine italienische Adlige, die in vorheriger Ehe mit Karl Graf von Dönhoff[2] (1833–1906) verheiratet gewesen war. Die Ehe blieb kinderlos.

Beförderungen (Auswahl)

Bülow, Bernhard von.jpg
Bernhard Fürst von Bülow (links) mit seinem Adjutanten im Berliner Tiergarten.jpg
Bülow, Bernhard von III.jpg

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Bernhard Fürst von Bülow als Generalmajor à la Suite des Husaren-Regiments „König Wilhelm I.“ (1. Rheinisches) Nr. 7, 1908
Rangliste 1914

Ehrungen

Werke

  • Deutsche Politik, herausgegeben und eingeleitet von Peter Winzen, Bouvier Verlag, Bonn 1992, ISBN 3-416-80662-X. (PDF-Datei)
  • Weg zur politischen Reife, Berlin 1917.
  • Denkwürdigkeiten (hrsg. v. Franz von Stockhammern), Ullstein, Berlin 1930/31:
    • Band 1: Vom Staatssekretariat zur Marokko-Krise; (Netzbuch)
    • Band 2: Von der Marokko-Krise bis zum Abschied; (Netzbuch)
    • Band 3: Weltkrieg und Zusammenbruch; (Netzbuch)
    • Band 4: Jugend- und Diplomatenjahre. (Netzbuch)
  • Deutschland und die Mächte, Dresden 1929.
  • Fürst von Bülows Reden (Wilhelm von Massow, Hrsg.), fünf Bände, Leipzig 1910. (PDF-Datei)
  • Imperial Germany (1916) (PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. Bülow, Bernhard Heinrich Martin Graf (seit 1899) Fürst (seit 1905) von, in: „Neue Deutsche Biographie“ 2 (1955), S. 729–732
  2. Friedrich Ludwig Karl Emil Adolf Graf von Dönhoff
  3. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg, 1907, S. 50

Amt Vorgänger Regierungszeit Nachfolger
Preußischer Ministerpräsident Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst 1900-1909 Theobald von Bethmann Hollweg
Deutscher
Reichskanzler
Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst 1900-1909 Theobald von Bethmann Hollweg