Seehausen (Altmark)
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Magdeburg-Anhalt |
Landkreis: | Stendal |
Provinz: | Sachsen |
Einwohner (31. Dezember 2018[1]): | 3.522 |
Bevölkerungsdichte: | 41 Ew. p. km² |
Fläche: | 85,52 km² |
Höhe: | 19 m ü. NN |
Postleitzahl: | 39615 |
Telefon-Vorwahl: | 039386 |
Kfz-Kennzeichen: | SDL |
Koordinaten: | 52° 52′ N, 11° 45′ O |
Seehausen befindet sich seit 1945 entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet. | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt |
Bürgermeister: | Detlef Neumann (Unabhängige Wählergemeinschaft) |
Die Hansestadt Seehausen (Altmark) ist eine deutsche Landstadt, welche im nördlichen Teil der Altmark gelegen ist. Seehausen ist die nördlichste Stadt in Sachsen-Anhalt und ebenfalls eine gleichnamige Verbandsgemeinde.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Hansestadt Seehausen liegt an den Ufern des Flusses Aland nördlich von Osterburg und südlich von Wittenberge an der Straße der Romanik. Der Hansestadt werden vier weitere Ortsteile zugeordnet: Behrend, Gehrhof, Nienfelde und die Siedlung-Waldesfrieden. Seit der Gebietsreform vom 1. Januar 2010 werden auch die Dörfer Beuster, Geestgottberg, Losenrade und Schönberg zur Hansestadt hinzugezählt.
Seehausen liegt auf zwei unterschiedlichen Landschaftsgebieten. Der nördliche, östliche und südliche Teil der Stadt liegt in der ebenen Wische unweit von Werben, weshalb Seehausen auch als „Wischestadt“ oder „Tor zur Wische“ bezeichnet wird. Der westliche Rand liegt auf einem kleineren Höhenzug, der „Altmärkischen Höhe“, etwa zehn Kilometer von der Stadt Arendsee entfernt.
Weil Lindenalleen das historisch bedeutsame Stadtbild prägen, wird Seehausen auch als „Stadt der Linden“ bezeichnet. Das etwa drei Kilometer entfernte Forsthaus Barsberge liegt auf einer Endmoräne, die gleichzeitig mit über 60 Metern eine der höchsten Erhebungen des Landkreises Stendal darstellt.
Geschichte
Befunde und Ausgrabungen lassen vermuten, daß das Gebiet um Seehausen bereits seit der Jungsteinzeit und der Bronzezeit besiedelt ist. Es existieren außerdem Spuren für eine langobardische Anwesenheit, die im 2. Jahrhundert dort siedelten. Um 924 wurde eine Burg in der heutigen Altstadt errichtet.
Mittelalter
Im Jahre 1009 erwarb der Merseburger Bischof Wigbert das damals noch als „Sidageshusen“ betitelte Gebiet. Der Name der Stadt leitete sich jedoch nicht durch einen See in Stadtnähe ab. Wahrscheinlicher ist es, daß der Name auf den Grafen von Sidag zurückgeht, dem das Gebiet als Lehen gegeben war. Die Ernennung zur Stadt erfolgte 1151 unter Albrecht dem Bären, der niederdeutsche Siedler zur weiteren Eindeichung des Gebiets ansiedelte. Aus „Sidageshusen“ wurde während des Jahres 1151 „Sehusen“.
Seehausen war in den Jahren von 1358 bis 1488 Mitglied der Hanse. Die Hansestadt befand sich während der Mitgliedschaft in ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit. Als mittelalterliche Stadt verfügte Seehausen über eine Stadtbefestigung. Reste der Stadtmauer und eines von fünf Stadttoren, das Beustertor, sind noch heute erhalten. Auch gab es mehrere Kirchen im Stadtgebiet, von denen einige zu Hospitälern gehörten.
Neuzeit
Im Dreißigjährigen Krieg war auch die Altmark und damit auch Seehausen von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen. So wurden für den Bau der sogenannten Schwedenschanze (Befestigungsanlage bei Werben) Baumaterialien requiriert, die eigentlich für einen weiteren Vorort gedacht waren. Der Krieg führte die Entwicklung der Stadt zurück in den Status eines verhältnismäßig bescheidenen Ackerbürgerstädtchens. Durch eine Feuersbrunst im Jahre 1722 wurde die ehemalige Hansestadt stark verwüstet. Kurze Zeit später gewann die Seehausen als Garnisonsstadt wiederum an Bedeutung. Das heutige Stadtbild wird durch Fachwerkbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert geprägt.
Im Jahre 1849 wurde Seehausen an das Eisenbahnnetz der Bahnstrecke Magdeburg–Wittenberge angeschlossen und erhielt auch einen eigenen Bahnhof, der damals noch etwas außerhalb der Stadt lag. Im Jahre 1865 wurde das neu erbaute Gymnasium eröffnet. Das Gymnasium wurde nach dem bekanntesten Seehäuser Einwohner, dem Altertumsforscher und Begründer der klassischen Archäologie Johann Joachim Winckelmann, benannt.
Nationalsozialismus
In der Zeit des Nationalsozialismus entstand am 12. Juni 1938 das Freibad am Schillerhain, welches bis heute als Waldbad weiter genutzt wird. In der Reichskristallnacht wurde der Jüdische Friedhof am Schillerhain zerstört. An deren Stelle stehen heute zwei sogenannte Mahnmäler: In der DDR wurde ein „Ehrenmal für die Opfer des Faschismus“ und 1988 ein Gedenkstein zur Erinnerung an den Jüdischen Friedhof errichtet.
Im April 1945 wurde die Wischestadt aufgrund seiner strategischen Lage Angriffsziel VS-amerikanischer Invasoren. Ziel war es Seehausen einzunehmen, um danach die Elbbrücke bei Wittenberge anzugreifen und weiterhin die Fähre bei Werben außer Gefecht zu setzen. Am 12. April wurde Seehausen von den Amerikanern eingenommen und bis zum 31. Mai von den VS-Invasoren verwaltet. Nach einer kurzen englischen Besatzung fiel die Stadt in die Hände der sowjetischen Armee.
Bei dem Gefecht um die Wittenberger Elbbrücke wurden der Seehäuser Albert Steinert und der Wahrenberger Bürgermeister Ewald Fredrich durch die SS aufgrund des sogenannten Flaggenbefehls erschossen. Durch den betriebenen Schuldkult in der BRD erhielten die beiden Verräter entsprechende Referenzen; Albert Steinert erhielt eine Gedenktafel im Seehäuser Krankenhaus, und in Wahrenberg wurde eine Straße nach Ewald Fredrich umbenannt sowie eine Gedenktafel am Gemeindebüro angebracht.
Seehausen seit 1945
Seehausen gehörte bis 1952 zum Landkreis Osterburg, wurde aber im Zuge der Verwaltungsreform in der DDR zu einer Kreisstadt im neu gegründeten Bezirk Magdeburg. Der Kreis Seehausen wurde 1965 bereits aufgelöst und dem Kreis Osterburg wieder angeschlossen. Die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) wurde im Jahr 1954 gegründet. Seehausen wurde bis zur Teilwiedervereinigung 1990 als „grenznaher Raum“ eingestuft.
Seit dem 1. Oktober 1976 unterhält der – damals noch in der DDR – Deutsche Wetterdienst eine Wetterwarte in Seehausen. Heute liegt Seehausen im BRD-Bundesland Sachsen-Anhalt im Landkreis Stendal. Seit dem 2001 ist Seehausen Mitglied der Hanse der Neuzeit.[2]
Das Wappen wurde am 28. April 1995 durch das Regierungspräsidium Magdeburg offiziell, da der märkische Adler bereits seit dem 13. Jahrhundert das Seehäuser Stadtwappen war, genehmigt. Die Blasonierung lautet: „In Silber ein golden bewehrter roter Adler mit ausgeschlagener Zunge, die Fänge begleitet von je einem grünen Seeblatt.“
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Beuster (am 8. Juni 2009), Geestgottberg (am 9. Juni 2009), Losenrade (am 22. Juni 2009) und der Hansestadt Seehausen (Altmark) (am 29. Juni 2009), daß ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen „Hansestadt Seehausen (Altmark)“ vereinigt werden. Dieser Vertrag trat zum 1. Januar 2010 in Kraft. Am 1. September 2010 wurde auch noch Schönberg eingemeindet. Seit dem 1. Januar 2010 existiert die Verbandsgemeinde Seehausen.
Bauwerke
- Die Kirche Sankt Petri wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaut. Die Pfarrkirche hat eine dreischiffige Hallenkirche – die zunächst als romanische Basilika errichtet worden war und in der Mitte des 15. Jahrhunderts spätgotisch umgebaut wurde – mit Kreuzrippengewölbe und Rundpfeilern, einen niedrigen Chor und einen zweitürmigen Westbau, der mit einem reichen, spätromanischen Stufenportal verziert wurde. Die begehbaren Türme sind etwa 65 Meter hoch. Das Prunkstück der Kirche ist die denkmalgeschützte Orgel von Friedrich Hermann Lütkemüller aus dem Jahre 1867.
- Beim nicht begehbaren Fangelturm auf dem heutigen Sportplatz handelt es sich um einen ehemaligen Wachturm, der Teil der Stadtmauer gewesen war. Die Stadtmauer wurde zum Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. Die Stadtbefestigungsanlage ist heute nur noch teilweise erhalten.
- Das Beustertor ist das noch letzte erhaltene Stadttor Seehausens. Es handelt sich um einen spätgotischen Backsteinturm aus dem 15. Jahrhundert. Eine Wendeltreppe führt zum begehbaren Turm. Im Turm befindet sich ein kleines Museum, das vom ortsansässigen Heimatverein unterhalten wird, über das die Geschichte der Stadt.
- Die Salzkirche war eine frühere Kirche zum Heiligen Geist und fungierte später als eine Kapelle des ehemaligen Hospitals aus dem 15. Jahrhundert. In den späteren Jahrhunderten wurde sie als Speicher benutzt. Heute finden hier Kunstausstellungen statt.
- Der Schillerhain ist ein Park mit altem Baumbestand (Linden) und großem Erholungswert. Am Eingang ist ein großer Findling mit der Inschrift „von 1859“, dem Gründungsjahr des Stadtparkes, zu sehen. Auf dem Parkgelände befindet sich das 1938 errichtete Waldbad.
- Das Forsthaus Barsberge wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Fachwerkbauweise errichtet und dient seit 1899 als Ausflugslokal. Außerdem ist Barsberge ein Höhenzug, wo ebenfalls ein Park vorhanden ist.
- Der Grundstein für das heutige Rathaus wurde im Jahr 1882 gelegt. Der Backsteinbau ist ein neugotischer Baustil und wurde im darauffolgendem Jahr bezogen. Zur Einweihung des Rathauses wünschte der damalige Bürgermeister „Heil und Segen“. Heute ist das Rathaus auch Sitz der Verbandsgemeinde Seehausen und des Bürgermeisters.
- Seit dem 3. Oktober 2004 gibt es in Seehausen ein Turmuhrenmuseum. Der „Turmuhrenverein Seehausen/Altmark“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese mechanischen Kunstwerke zu erhalten, sie zu restaurieren und in einem lebendigen Museum zu präsentieren.
Galerie
Bekannte, in Seehausen geborene Personen
- Max Busse, (1895–?), Reichsgerichtsrat
- Albert Detto (1845–1910), Reichstagsabgeordneter
- Karen Heinrichs ( 1974), Hörfunk- und Fernsehmoderatorin
- Arnold Hiller (1847–1910), Sanitätsoffizier
- Johannes Luther (1861–1954), Germanist und Bibliothekar
- Egon Martyrer (1906–1975), Ingenieur und Hochschullehrer, NSDAP-Mitglied
- Minna Nanitz (1842–1903), Opernsängerin
- Elfe Schneider (1905–1970), Schauspielerin, Synchronsprecherin und Fotografin
Literatur
- Helmut Wenzel: Stadtbilder aus Seehausen (1993)
- Detlef Neumann: Hansestadt Seehausen – Impressionen 2014 (2014)
Siehe auch
- Verbandsgemeinde Seehausen
- Gefecht um die Wittenberger Elbbrücke
- Wische
- Linksextremismus in der Altmark
Verweise
Fußnoten
Beuster • Geestgottberg • Losenrade • Seehausen • Schönberg