Prützmann, Hans-Adolf
Hans-Adolf Paul Prützmann (auch: Hans Adolf; 31. August 1901 in Tolkemit, Kreis Elbing; 21. Mai 1945 bei Diest, Provinz Flämisch-Brabant, Belgien) war ein deutscher Abgeordneter der NSDAP im Reichstag (bis 1945), Preußischer Staatsrat, Höherer SS- und Polizeiführer (HSSPF), SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und Polizei. Im April 1945 wurde geplant, Prützmann zum SS-Ehrenführer im Rang eines SS-Oberst-Gruppenführers zu befördern, diese Ehrung kam jedoch kriegsbedingt nicht mehr zum Tragen.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Nach der Ausbildung und dem Abitur am Gymnasium studierte Hans Prützmann Landwirtschaft in Göttingen. Er war zwischen 1918 und 1922/24 Mitglied verschiedener Freikorps. Er war u. a. beim Freiwilligen Jägerkorps Oberschlesien (auch bekannt als Oberschlesisches Freiwilliges Jägerkorps) am Grenz- bzw. Volkskampf in Oberschlesien beteiligt (→ Aufstände in Oberschlesien).
Danach arbeitete er mehrere Jahre als landwirtschaftlicher Beamter in Pommern, Brandenburg und Ostpreußen, ehe er 1929 in die SA eintrat. 1930 verließ Prützmann die SA und wechselte im selben Jahr zur SS (SS-Nr. 3.002), wo er seine persönlichen Ziele besser vertreten sah. Gleichzeitig erfolgte seine Aufnahme in die NSDAP (Mitgliedsnr. 142.290).
Er war ab Juli 1932 Mitglied des Reichstages, wurde im November 1933 zum SS-Brigadeführer ernannt und erhielt im Februar 1934 den Rang eines SS-Gruppenführers.
Zweiter Weltkrieg
Von März 1937 bis Mai 1941 war Prützmann HSSPF Nordwest mit Dienstsitz in Hamburg und leitete anschließend als HSSPF den SS-Oberabschnitt Nordost mit der Zentrale in Königsberg. Bereits im April 1941 war er zum Generalleutnant der Polizei ernannt worden.
Von Juni 1941 bis Oktober 1941 war Prützmann Höherer SS- und Polizeiführer von Rußland-Nord mit Dienstsitz in Riga. Dieselbe Funktion hatte er bis Sommer 1944 in der Ukraine bzw. Rußland-Süd inne. In seiner Funktion als SS-Gruppenführer nahm er an der Gruppenführer-Tagung am 4. Oktober 1943 in Posen teil, bei der Heinrich Himmler die erste Posener Rede hielt.[1]
Anfang 1944 führte er die Kampfgruppe „Prützmann“, dem Panzer-Armeeoberkommando 4 unterstellt. Stellvertretender-Kommandeur und militärischer Führer der Kampfgruppe war SS-Gruppenführer Karl Jakob Heinrich Brenner. Die Kampfgruppe durchlebte schwere Gefechte, aber auch den blutigen Partisanenkampf.
Ab Juni 1944 war er Höchster SS- und Polizeiführer Ukraine mit Dienstsitz in Kiew, u. a. zuständig für die Bandenbekämpfung. Eine seiner letzten Beförderungen erfolgte im September 1944, als Prützmann von seinen Vorgesetzten zum Generalinspekteur für Spezialabwehr beim Reichsführer SS zwecks Aufbau der Werwolfverbände ernannt wurde. Zudem war er ab Dezember 1944 als „Bevollmächtigter General in Kroatien“ tätig.
Werwolf
Als Chef der Organisation Werwolf versuchte Prützmann, den beabsichtigten Widerstandskampf gegen die feindlichen Invasoren und Besatzer mit gut ausgebildeten Jagdkämpfern im Stil der Brandenburger und der SS-Jagdverbände zu führen, und nicht, wie Reichspropagandaminister Joseph Goebbels über die Medien zu vermitteln versuchte, als letzten Verzweiflungskampf unausgebildeter Jugendlicher und Frauen. Prützmann befehligte in den letzten Kriegswochen auf Himmlers Anordnung in Süddeutschland hinter den feindlichen Linien der Alliierten ein letztes Aufgebot aus SS-Kriegern, Hitlerjungen und Parteifunktionären.
Foltertod
Kurz vor Ende des Krieges wurde Prützmann hinter den feindlichen Linien von den Alliierten gefangengenommen. In der Nähe von Diest in Belgien wurde er einem Verhörlager der Briten zugeführt, Vorläufer des Verhörzentrums Bad Nenndorf, das erst ab Juni 1945 den Betreib aufnahm. Im Lager bei Diest wurde Prützmann vermutlich zu Tode gefoltert oder schlicht ermordet. Lange galt Prützmann als vermißt oder verschollen, dann am 15. Mai gestorben, inzwischen lassen veröffentliche Geheimakten darauf schließen, daß SS-Obergruppenführer Hans-Adolf Prützmann am 21. Mai 1945 starb, sicher ist dies jedoch nicht. Gestreute Gerüchte über einen Freitod während der Folterverhöre der „Sieger“ entbehren jedweden Beweises.
Abweichende Angaben
Abweichend wird als Todesdatum auch der 16. Mai 1945, als Sterbeort auch Lüneburg, allerdings auf die Vermutung gestützt, daß er sich bis zuletzt in Begleitung Himmlers befand, wofür es keinerlei Beweise oder Aussagen gibt.
Ermittlungen der BRD-Justiz
Nach dem Krieg wurde vor dem Landgericht Ellwangen gegen den als verschollen geltenden Prützmann sowie gegen drei weitere Personen, darunter einen engen Freund Prützmanns, Großunternehmer SS-Obersturmbannführer a. D. Fritz Kiehn,[2] Anklage wegen Mordes gestellt. Es ging um die sogenannte Röhm-Affäre 1934 und die Verhaftung und den Tod von Hermann Mattheiß. Das hanebüchene Verfahren wurde 1950 mangels Beweisen eingestellt.
Beförderungen
- SS-Sturmführer: 10. November 1930
- SS-Sturmbannführer: 3. August 1931
- SS-Standartenführer: 1. Januar 1932
- SS-Oberführer: 26. Juni 1933
- SS-Brigadeführer: 9. November 1933
- SS-Gruppenführer: 28. Februar 1934
- SS-Obergruppenführer und General der Polizei: 9. November 1941
- General der Waffen-SS: 1. Juli 1944
Auszeichnungen (Auszug)
- SS-Ehrenwinkel
- Deutsches Reichssportabzeichen in Silber
- SA-Sportabzeichen in Bronze
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Silber und Bronze
- SS-Dienstauszeichnung
- Ehrendegen des Reichsführers-SS
- SS-Ehrenring
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Januar 1939
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 9. Oktober 1941 als SS-Gruppenführer
- 1. Klasse am 20. Januar 1943 als SS-Obergruppenführer und General der Polizei
- Kriegsverdienstkreuz (1939) II. und I. Klasse mit Schwertern
- II. mit Schwertern am 10. September 1940
- I. Klasse mit Schwertern am 1. März 1943
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 17. September 1942
- Ungarischer Verdienstorden, Komturkreuz mit Stern
- Bandenkampfabzeichen
- Deutsches Kreuz in Gold am 16. Juni 1944 als SS-Obergruppenführer und General der Polizei sowie Höchster SS- und Polizeiführer der Ukraine
Fußnoten
- Geboren 1901
- Gestorben 1945
- Deutscher Politiker
- Deutscher General
- SS- und Polizeiführer
- Reichstagsabgeordneter (Weimarer Republik)
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- SA-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Freikorps-Mitglied
- SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS