Röhm-Putsch

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Die Röhm-Revolte, heute bekannt unter dem Begriff Röhm-Putsch, war eine von Ernst Röhm und anderen im Jahre 1934 geplante Umwälzung im Deutschen Reich, die jedoch von Reichskanzler Adolf Hitler niedergeschlagen wurde und somit nicht zustande kam. Der Begriff wird in der Regel bezogen auf die teilweise militanten Vorkommnisse in den Monaten Juni und Juli des Jahres 1934, bei denen u.a. Ernst Röhm zu Tode kam. Geschichtsverfälschend wird die nationalsozialistische Reaktion auf die Umsturzpläne heute auch Nacht der langen Messer genannt, obwohl dies ein Begriff für die geplante Revolte war.

Vorgeschichte

Der Völkische Beobachter
vom 1. Juli 1934
Erlaß des Führers an Viktor Lutze

Die Unzufriedenheit Ernst Röhms und des linken Flügels der SA über die nationale Revolution des 30. Januar 1933 mag ein wichtiger Auslöser gewesen sein für die im sogenannten Röhm-Putsch eskalierten Ereignisse; denn für die linksgerichteten SA-Anhänger fehlte noch der zweite Teil, die nationalbolschewistische Revolution. Zudem war es zu erheblichen Spannungen zwischen der Reichswehr- und der SA-Führung gekommen, da Röhm offen Pläne vorantrieb, aus Reichswehr und SA ein Milizheer unter seiner Leitung zu machen. Dabei war Röhm zu keinen Kompromissen bereit, die Hitler mehrfach zu erreichen versuchte. Die Gefahr eines Bürgerkrieges in Deutschland war groß und die mögliche Intervention Frankreichs und Polens höchst wahrscheinlich.

In seiner vor den Reichsstatthaltern in der Reichskanzlei gehaltenen Rede vom 06. Juli 1933 verkündete Hitler unmißverständlich offiziell das Ende der nationalsozialistischen Revolution. Anlaß hierfür war die Sorge vor der Militanz gewisser SA-Kreise, die mit Macht auf eine zweite, nationalbolschewistische, Revolution drängten.

Die von Hitler verkündete Beendigung der Revolution wurde zu einem offiziellen Akt gemacht, als Wilhelm Frick in seiner Eigenschaft als Reichsinnenminister am 11. Juli 1933 in einem Rundschreiben erklärte:

„Der Herr Reichskanzler hat eindeutig festgestellt, daß die deutsche Revolution abgeschlossen ist.“

Nach dem politischen Sieg der NSDAP hegten viele SA-Führer den Wunsch, die Keimzelle einer neuen nationalsozialistischen Wehrmacht zu bilden. Das aber scheiterte auch an der Tatsache, daß Hitler dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg bei seiner Ernennung das Versprechen, ja das Ehrenwort gegeben hatte, sich jedes Eingriffes in die Reichswehr zu enthalten. Hitler hatte schon während seiner Haft in Landsberg als eine der unwandelbaren Regeln für den Neuaufbau der Partei niedergelegt, daß die neue NSDAP niemals in einen Konflikt mit der Reichswehr geraten dürfe.

Dagegen bezog Ernst Röhm nicht nur verbal Stellung, indem er bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Führer des Reiches brüskierte, sondern arbeitete auch aktiv auf einen Umsturz hin, der unter dem Stichwort Nacht der langen Messer geplant wurde.

„Anfang März hinterbrachte ein beunruhigter SA-Führer, Viktor Lutze, Rudolf Heß Augenzeugenberichte über konkrete Pläne Ernst Röhms, gegen die deutsche Regierung zu putschen.“[1]

Röhm, der mittlerweile auf einer geheimen Kabinettsliste des Generals Kurt von Schleicher als Kandidat für das Amt eines Reichswehrministers erwähnt war, hatte seine Planungen für ein Umsturzvorhaben unterdessen weiter vorangebracht. Nach seinem wehrpolitischen Konzept sollte neben der Reichswehr eine 300.000 Mann starke Miliz entstehen. Dies entsprach jedoch nicht Hitlers Vorstellungen von einer neuen Wehrmacht aus der Mitte des Volkes. Offenbar hatte sich Röhm zu beiden Seiten hin verkalkuliert. Kurt von Schleicher betrachtete ihn nur als Marionette, um einen geplanten Militärputsch gegen die rechtmäßige Reichsregierung durchführen zu können. In der Artikelserie „Vom Reichstagsbrand zum Untergang des Reiches“, welche 1954/1955 in der Emigrantenzeitschrift „Der Weg“ erschien, führt Johann von Leers dazu aus:[2]

„Auch der nächste Umsturzversuch sollte, – wie alle späteren – scheitern. Im Zusammenwirken zwischen Schleicher, dessen Kontakt zur ‚Abwehr‘ auch unter Kapitän Patzig funktionierte, dem erwähnten ‚Hammersteinkreis‘ und den ,Jungkonservativen' um Dr. Edgar Jung, beabsichtigte dieser, Adolf Hitler noch vor dem befürchteten Ableben Hindenburgs ‚legal‘ aus dem Sattel zu heben. Als Höhepunkt des Unternehmens sollte am 1. Juli 1934 die Militärdiktatur ausgerufen werden. Schleicher hatte sich seit langem, mit wachsendem Erfolg, bemüht, durch Mittelsleute Röhm gegen Adolf Hitler auszuspielen. Adolf Hitler sollte zwischen den Forderungen des Stabchefs nach militärischer Macht und der sich dagegen zur Wehr setzenden Reichswehr zerrieben werden.“[3]

Die Folge von Röhms aufgeflogenen Umsturzplänen war die von Hitler befohlene und vom 30. Juni bis zum 2. Juli 1934 vollzogene Gefangennahme und Liquidierung der SA-Führung und deren Stabschef Ernst Röhm als präventive Maßnahme eines unmittelbar bevorstehenden Putsches. Adolf Hitler ging in seiner Rede vom 13. Juli 1934 nach der Aufdeckung und Liquidierung des Verschwörerkreises ausführlich auf seine Beweggründe und die zuvor erfolgten Entwicklungen ein.

„Seit vielen Monaten wurde von einzelnen Elementen versucht, zwischen SA und Partei sowohl wie zwischen SA und Staat Keile zu treiben und Gegensätze zu erzeugen. Der Verdacht, daß diese Versuche einer beschränkten, besonders eingestellten Clique zuzuschreiben sind, wurde mehr und mehr bestätigt. Stabschef Röhm, der vom Führer mit seltenem Vertrauen ausgestattet worden war, trat diesen Erscheinungen nicht nur nicht entgegen, sondern förderte sie unzweifelhaft. […] Stabschef Röhm trat ohne Wissen des Führers mit General Schleicher in Beziehungen. […] Da diese Verhandlungen endlich – natürlich ebenfalls ohne Wissen des Führers – zu einer auswärtigen Macht bzw. deren Vertretung sich hinerstreckten, war sowohl vom Standpunkt der Partei wie auch vom Standpunkt des Staates ein Einschreiten nicht mehr zu umgehen.“ — Germania – Zeitung für das Deutsche Volk, 1. Juli 1934[4]

Ablauf der Vorkommnisse

Der Ort des Geschehens:
Die Pension Hanselbauer in Bad Wiessee

Seitens der Schutzstaffel, die eine Gliederung der SA war, wurden womöglich unbegründete Gerüchte über einen Putsch durch die SA-Führung verbreitet. Des weiteren wies man auf die homosexuelle Neigung einiger Funktionäre hin.

Am 30. Juni 1934 wurde Röhm auf Befehl und unter aktiver Beteiligung Hitlers verhaftet. So erging es auch den anderen anwesenden SA-Führern. Nur Edmund Heines, der mit einem anderen Mann im Bett überrascht wurde, leistete Widerstand.

Ernst Röhm kam, zusammen mit weiteren inhaftierten SA-Führern, im Gefängnis in München-Stadelheim unter nicht vollkommen nachvollziehbaren Umständen ums Leben.

Die Frankfurter Zeitung vom 2. Juli 1934 berichtete dazu auf der Titelseite unter der Überschrift „Ernst Röhm erschossen“:[5]

„Dem ehemaligen Stabschef Röhm ist Gelegenheit gegeben worden, die Konsequenzen aus seinem verräterischen Handeln zu ziehen. Er tat das nicht und wurde daraufhin erschossen.“

Nach der Niederschlagung wurde von Adolf Hitler für alle Angehörigen der liquidierten Verräter ein von Franz Breithaupt verwalteter Sonderfonds eingerichtet, aus dem diese versorgt wurden.

Klarstellungen vor dem Nürnberger Tribunal

Die Erschießungen wurden vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg als legal betrachtet, wie aus einem Telegramm hervorgeht, in dem Hindenburg Hitler zur Niederschlagung des geplanten Staatsstreichs gratulierte.[6] Auch Franz von Papen betrachtete die Erschießungen als eine berechtigte Ausnahmemaßnahme.[7]

Konsequenzen

Meldung in der Freiburger Zeitung vom 20. August 1934

Die SA wurde neu organisiert und auch durch Verringerung der Stäbe auf das notwendige Maß reduziert. Die SS wurde eine eigenständige Einheit. Das Reichskabinett dankte dem Führer in einer Sitzung am 3. Juli und beschloß das „Gesetz über die Maßnahmen der Staatsnotwehr“.

Auf einer wegen des Röhm-Putsches einberufenen Reichstagssitzung am 13. Juli 1934 gab Hitler nicht nur einen Überblick über das Geschehen, sondern teilte auch der Öffentlichkeit die Zahl der vom 30. Juni bis 2. Juli wegen „Teilnahme an dem Komplott“ Hingerichteten mit. Laut Hitlers Angaben waren 19 höhere SA-Führer, 31 mittlere SA-Führer bzw. -Angehörige, drei SS-Führer und fünf Parteiangehörige abgeurteilt, d. h. erschossen worden. 13 SA-Führer und Zivilpersonen seien wegen Widerstandes bei der Verhaftung erschossen worden. Im Zusammenhang mit dem aufgedeckten Komplott wurden nachstehende SA-Führer erschossen: Die Obergruppenführer A. Schneidhuber und Edmund Heines, die Gruppenführer Karl Ernst, W. Schmid, H. Hayn, Hans Peter von Heydebreck und der Standartenführer H.-E. Graf Spreti. Im Zusammenhang mit der Niederschlagung sollte der frühere Reichsminister General a. D. von Schleicher von Kriminalbeamten festgenommen werden; er widersetzte sich mit seiner Waffe. Durch den dabei erfolgten Schußwechsel wurden er und seine dazwischentretende Frau tödlich verletzt.

Am 17. August 1934 ordnete Hermann Göring aufgrund des Amnestiegesetztes vom 10. August 1934 die Entlassung von 1.079 Schutzhäftlingen an, die während der Revolte festgenommen worden waren.

Auslandsecho

  • „Wer diese Worte nicht gehört hat, nicht den Saal sah, in dem sich Abgeordnete, Publikum, […] die Journalisten wie ein Mann erhoben und ihm zujubelten, der hat nichts gesehen von Deutschland.“ — Phillip Barres, Matin, Paris

Trivia

Die 1981 gegründete Neofolk-Musikgruppe Death in June bezog sich mit ihrer Namenswahl auf die Todesfälle im Juni 1934.

Siehe auch

Verfilmung

  • BRD-Fernsehspiel 1970: Der Röhm-Putsch

Literatur

Verweise

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Weltnetz

Schriften

Tondateien

Fußnoten

  1. vgl.: David Irving: „Rudolf Heß - Ein gescheiterter Friedensbote“, 2003
  2. Heinz Roth druckte die Artikelserie in seinem Buch „Widerstand im Dritten Reich“ (1976) nach.
  3. Heinz Roth: „Widerstand im Dritten Reich“ (1976) (PDF-Datei)
  4. S. 1: Eine Erklärung der Reichspressestelle der NSDAP
  5. Frankfurter Zeitung, 2. Juli 1934, S. 1
  6. XX 291 [319]; XXI 350 [386]; 577-578 [636-637]; XXII 117 [134-135]
  7. XVI 364 [401]