Girg, Walter

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Walter Girg am Tag der Ritterkreuzverleihungszeremonie durch Otto Skorzeny in Friedenthal (assistiert von Hauptsturmführer Heinrich Hoyer, der Kommandeur des Jagdverbandes „Nordwest“; da Skorzenys Antrag auf Verleihung des Ritterkreuzes unter „Geheimer Kommandosache“ lief, dürfte die Verleihung (ähnlich dem Kampfschwimmer Friedrich Hummel) vom OKH nicht der Presse bekannt gegeben werden, wie dies sonst üblich war.

Walter Girg (Lebensrune.png 13. August 1919 in Harburg an der Elbe; Todesrune.png 25. Juli 2010) war ein deutscher Offizier der Waffen-SS, zuletzt SS-Hauptsturmführer (der Reserve) und Eichenlaubträger des Zweiten Weltkrieges.

Leben

SS-Untersturmführer Walter Girg, März 1944
Walter Girg (im Bildvordergrund) mit Viktor. Girg schrieb über den jungen Volksdeutschen: „Er war Student aus Budapest und beherrschte vier Sprachen, darunter zwei slawische. Wir waren ein Herz und eine Seele.“
„Walter Girg wird in Harburg an der Elbe, unweit der Hansestadt Hamburg, am 13. August 1919 als Sohn des Ingenieurs Franz Girg und seiner Frau Rosa, geborene Blunder, geboren. Seine Eltern und deren Vorfahren sind Österreicher. Der Europa verheerende Ersten Weltkrieg war noch kein Jahr zu Ende und im Nachkriegsdeutschland herrschen Not, Unruhen und vor allem Hunger unter der Bevölkerung. In seinem Elternhaus wächst Walter mit seiner zwei Jahre älteren Schwester Anna und dem im folgenden Jahr geborenen Bruder Franz auf. In Walters sechstem Lebensjahr zieht die Familie Girg nach Preßburg, wohin sein Vater versetzt worden ist. Preßburg, nur etwa 60 Kilometer von Wien gelegen, ist eine schöne alte Stadt, die von der Donau durchflossen wird. Von 1536 bis 1783 und bis 1848 war Preßburg die Krönungsstadt von Ungarns Königen; der ungarische Landtag tagte bis 1848 dort. Die Stadt war mehrheitlich deutsch geprägt und besiedelt, viele slowakische Familien assimilierten sich in der überwiegend deutschen Umgebung an das Deutschtum, welches damals ein hohes gesellschaftliches Prestige genoß. Im mittelalterlichen Oberungarn (Slowakei) bestand ein Drittel der Bevölkerung aus Deutschen. Viele sind später im Magyaren-, noch mehr im Slowakentum aufgegangen, wobei auch Namen abgeändert wurden. Die Deutschen befanden sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert in der sprachlichen Assimilation zum Magyarischen, da bereits die Zweisprachigkeit eingesetzt hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg fand sich Preßburg 1919 in der neu gegründeten Vielvölkerstaatskonstruktion Tschechoslowakei wieder.
Walter Girg lebt wohlbehütet und dank des geregelten Einkommens seines Vaters in einem gesicherten Heim in Preßburg. 1927 kommt sein Bruder Rudi zur Welt. Die Familie Girg hat nun vier Kinder. Walter besucht die vierklassige Volksschule bis zum Jahr 1931. Dem Deutschen Kulturverband schließt er sich 1927 an. In ihm versuchen die Deutschen angesichts des allgegenwärtigen tschechischen Drucks ihre deutsche Identität, Kultur und Sprache zu bewahren. Über seine Schulzeit schreibt Girg: ‚Um nicht eine tschechische Schule besuchen zu müssen, lernte ich vier weitere Jahre auf der Hauptschule in einem Pensionat im Wienerwald. Durch meine politische Betätigung als Hitler-Junge war mir der weitere Schulbesuch unmöglich gemacht worden und ich erlernte daher das Schlosserhandwerk in Gloggnitz - N.D. unter gleichzeitigem Besuch der Technischen Fortbildungsschule.‘“[1]

Er trat 1. Juni 1936 als 16Jähriger Schüler im Wienerwald der Hitlerjugend bei, obwohl diese in der Ostmark illegal war. Nachdem sein Vater eine neue Arbeitsstelle in Wimpassing in Niederösterreich antrat, zog die Familie dorthin. Aus politischen Gründen wurde Girg, der unbedingt Maschinenbauingenieur werde wollte, ein weiterer Schulbesuch verwehrt, so daß er eine Berufsausbildung als Maschinenschlosser in der Maschinenfabrik in der Stadt Gloggnitz begann. girg schrieb:

„Seit meinem Wohnsitz in Niederdonau 1936 war ich in der illegalen H.J. tätig. Am 1.1.1938 trat ich in die Allgemeine SS ein, und wurde bei der Machtübernahme zum Sturmmann ernannt.“

Girg trat am 1. Januar 1938 der SS mit der Mitgliedsnummer 475.383 bei und war glücklich, den Beitritt Österreichs zu erleben. Am 1. Mai 1938 wurde er in Wien Soldat im neuen SS-Regiment „Der Führer“ in der jungen SS-Verfügungstruppe. Im 15. Sturm (Kompanie)/SS-Standarte 3 „Der Führer“ wurde er als Kradschütze ausgebildet. Neben der infanteristischen Ausbildung lernte er Motorradfahren auf dem Solo- sowie Beiwagenkrad. Daneben fand umfangreicher Sportunterricht statt, wobei Girg das Sportabzeichen erwarb. Im Herbst 1938 nahm er mit seinem Regiment am Reichsparteitag 1938 in Nürnberg teil. Er nahm im Oktober 1938 als Kradschütze am Sudetenland-Einsatz teil, ein großes, emotional tief ergreifendes Erlebnis für die deutschen Soldaten, und wurde danach zur 13. (Infanterie-Geschütz-)Kompanie versetzt, wo er eine Ausbildung zum Kraftfahrer, Richtschütze und RI (Richtkreis I) erhielt. Sein Kompaniechef war SS-Hauptsturmführer Alfred Jantsch.

Zweiter Weltkrieg

„Am 1. September 1939 bricht der Krieg aus. In diesem Monat verlegt Girg mit seinem Regiment an die Westfront, in den Raum Waldkirch im Schwarzwald. Kurz darauf wird auf dem Truppenübungsplatz Brdy-Wald bei Pilsen die SS-Verfügungs-Division aufgestellt. Neben dem Regiment ‚Der Führer‘ gehören die Regimenter ‚Deutschland‘ und ‚Germania‘ dazu, sowie das neue SS-Artillerie-Regiment, die SS-Aufklärungsabteilung, SS-Panzerabwehrabteilung, SS-Pionierbataillon, das SS-Fla-MG-Bataillon u.w.m.. Divisionskommandeur wird der erfahrene SS-Gruppenführer Paul Hausser.“[2]

Im Mai und Juni 1940 nahm Girg an den Kämpfen in den Niederlanden teil. Er kämpfte in der Ijssel- und der Grebbe-Stellung und danach in Frankreich. Mit der 13. Infanteriegeschütz-Kompanie gab er den Infanteriekompanien des Regimentes in zahlreichen Einsätzen bei Angriffen sowie in der Abwehr wertvolle Feuerunterstützung.

Girg nahm mit der SS-Division „Das Reich“ (mot.), wie die SS-Verfügungstruppe seit dem 28. Januar 1941 hieß, am Balkanfeldzug teil. Die Division erhielt den Auftrag, am 11. April 1941 aus dem Raum Denta in Richtung Belgrad anzugreifen, um die Donaubrücken zu halten. Am 18. April 1941 kapitulierte Jugoslawien. Walter Girg schrieb:

„Im Balkan-Feldzug war ich, nachdem ich im Februar 1941 die ULK mit sehr gut bestanden hatte und zum SS-Uscha. befördert wurde, als technischer Unterführer eingesetzt.“

Er kämpfte ab Juni 1941 in Rußland. Aufgrund seiner während des Charkow-Einsatzes gezeigten Leistungen sowie der zutage getretenen charakterlichen Eignung wurde Girg zum Besuch eines Offizierslehrganges (auf der Ebene des Panzerkommandanten und aus dessen Perspektive auf das Einzelfahrzeug im Zugverband) vorgeschlagen. Daraufhin verließ er am 20. April 1943 seine 2. Panzer-Kompanie im Raum Charkow (seinen Kompaniechef SS-Hauptsturmführer Karl-Heinz Lorenz sah er nie wieder, da dieser am 7. Juli 1943 bei der Schlacht um Kursk fiel) und trat die lange Bahnfahrt nach Lothringen an. Girg nahm an einem dreimonatigen Vorbereitungslehrgang beim SS-Panzer-Ersatzregiment in Bitsch teil. Eingebettet in die Bergwälder der Vogesen und überragt von der mächtigen Zitadelle von Bitsch lernte Girg nun vom 30. Mai bis 31. Juli 1943 Lothringen kennen.

Im Frühling wurde er zum SS-Untersturmführer befördert. Am 8. März 1944 besuchte der mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnete SS-Obersturmführer Michael Wittmann den Lehrgang. Als Kommandant eines Tiger-Kampfpanzers hat er bis Januar 1944 im Osten 117 Panzer abgeschossen und gilt als der erfolgreichste Panzerkommandant der Wehrmacht. Wittmann traf in Fallingbostel einige seiner Kompaniekameraden der 13. (Tigerkompanie) des SS-Panzer- Regiments 1 „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ wieder, von denen er begeistert und mit großer Freude begrüßt wurde. Dabei lernt Michel Wittmann auch Walter Girg kennen.

In Kärnten wurde Girg ab 1. Mai 1944 als Junkerschaftsführer in der Lehrgruppe B des 15. Kriegs-Junkerlehrganges eingesetzt, obwohl er unbedingt an die Kriegsfront wollte. In Klagenfurt schrieb Girg seine Meldung zu den Sondereinheiten Otto Skorzenys. Er wußte, daß jeder Soldat der deutschen Wehrmacht, der sich dorthin meldet, von seinem Truppenteil freigegeben werden muß. Es dauert nicht lange und der Erfolg traf ein. Girgs Meldung wurde angenommen, und der er SS-Untersturmführer der Reserve packte in Klagenfurt zusammen.

Im Mai 1944 wurde er schließlich Zugführer (I. Zug der 1. Kompanie, Kompanieführer war der als „Pingfu“ bekannte SS-Obersturmführer Werner Hunke) im vormaligen SS-Sonderverband z.b.V. „Friedenthal“ in der 1./SS-Jäger-Bataillon 502. In Friedenthal trifft Girg auf Freiwillige aus zahlreichen Nationen, die sich zu Sondereinsätzen gemeldet haben. Es tummeln sich Niederländer, Norweger, Dänen, Flamen, Schweizer, Schweden, Franzosen, Ungarn, Letten, Russen, Araber und zahlreiche weitere Nationalitäten dort.

„Girg durchläuft in der Schule in Friedenthal eine ganz spezielle Form der Sonderausbildung, die sich von seinem bisher Erlebten vollkommen unterscheidet. Neben Waffenausbildung, Schießen und Fallschirmspringen wird er auf die kommenden Sonderaufträge vorbereitet, wie Erkundungseinsätze durch die Front in das Hinterland des Gegners oder Fallschirmabsprung mit Funkern hinter den Linien. Girg kann bald alle Fahrzeuge führen, selbst eine Lokomotive lenken und ein Landungsboot steuern. Er lernt die taktische Grundlage und Planung von Sabotage, die Wahl und Erkundung der Objekte, wie Elektrizitätswerke, Nachrichten- und Kommandozentralen, Fernsprech- und Telegrafenlinien und Brücken. Dazu gehört die Eisenbahnsabotage, Industriesabotage, Unterwassersprengungen. Er wird an Sabotagemitteln ausgebildet, an verschiedenen Formen von Sprengstoffen, Sprengzündstoffen, Minen, Uhrwerkzündern, chemischen und mechanischen Zündern, Hohl- und Ringladungen und im Berechnen und Schätzen von Ladungen. Girg wird in die Bedeutung des sich zu einer ernsthaften Bedrohung entwickelnden Bandenkrieges eingewiesen, er lernt Zersetzungsarbeit und Diversion. Die Auswahl und Werbung von V-Leuten, deren Einsatzvorbereitung, Ausrüstung und Ausstattung, sowie zuletzt deren Auftragserteilung und Einschleusung werden ihm geläufig. Ihm wird die Bedeutung der Meldewege, von Briefkästen, Decknamen, Deckadressen klar. Seine Funkausbildung wird auf die Nutzung von Agentenfunkgeräten verlegt. Er lernt, wie er ein R-Netz aufbaut und steuert und welche Möglichkeiten der Nachrichtengewinnung es im feindlich besetzten Gebiet gibt. Schließlich erhält er Einblick in die Geheimwelt der Mikroverfahren, Mikrofotografie, der Anwendung von Geheimschreibmitteln, Chiffrierwesen und Fälschung von Ausweispapieren. Girg erlebt das Schießen mit ausländischen Waffen und Nachtschießen. Er übt mit schallgedämpften Pistolen, die mit einer Lichtstrahlvisiereinrichtung für Kommandoeinsätze in der Nacht ausgerüstet sind. Auch mit siebenschüssigen russischen Nagant-Revolvern mit Leuchtzieleinrichtung, die mit Schalldämpfern versehen sind - wodurch sie nachts einsetzbar sind - wird geschossen, desweiteren mit britischen STEN-Maschinenpistolen mit und ohne Schalldämpfer. Als Schießausbilder lernt Girg einen bekannten Sportler kennen: SS-Hauptsturmführer Herbert Bramfeld, Mitglied der deutschen Fünfkampfmannschaft bei den Olympischen Spielen 1936. Er war mit Skorzeny bei der Mussolini-Befreiung am Gran Sasso eingesetzt.“

Unternehmen „Landfried“

Anfang September 1944 führte er mit 105 Mann in Volltarnung das Unternehmen „Landfried“ (Geheime Reichssache) in Rumänien durch. Hinter den feindlichen Linien operierte er an den Pässen der Karpaten. Girg schrieb später dazu:

„Entsprechend der Order sollte ich mit 47 Mann, gut ausgerüstet mit einigen hundert Gewehren, Handgranaten und einer Aufklärungsmaschine Typ Arado, in dem Raum von Temeschburg - Karlsburg - Hermannstadt - Kronstadt eine Siebenbürger Heimatwehr schnellstens aufziehen, um der vorrückenden 2. sowjetisch-ukrainischen Front Widerstand zu leisten oder im Kleinkrieg ihren Vormarsch zu stören. Das Unternehmen hieß ‚Landfried’, eine Ironie für dieses Wort. [...] Am gleichen Nachmittag wurde ich mit einem Offizier aus Siebenbürgen bekannt, der sich in Wien in einem Ersatzbataillon betätigte. ,Wir sind viele Siebenbürger hier und möchten alle am liebsten in unsere Heimat und dort kämpfen’, erklärte er mir. Natürlich hatten diese Leute keine Spezialausbildung. Trotzdem faßte ich insgeheim den Plan, nicht wie ursprünglich mit 47, sondern mit zirka 100 Mann in den Einsatz zu starten und zwar nicht mit dem Auftrag, eine Heimatfront zu bilden, denn dazu war es zu spät, sondern mich auf Störkämpfe und Aufklärung zu beschränken. Auf dem Amt VI E hatte ich alle Unterstützung. Die ganze Nacht hindurch studierte ich Meldungen aus der Schweiz, Portugal, London u.s.w. Mein Plan lag fest, ich wollte nach Sächsisch-Regen fliegen und von dort aus den Einsatz beginnen. Als Fernschreiben ging diese Aufzeichnung an das Führerhauptquartier und am 29. August, mittags, erhielt ich Starterlaubnis. [...] Zivil wurde für jeden besorgt. Ich war ein typischer Holzfäller der dortigen Gegend geworden, nicht einmal das Beil fehlte. Die praktische STEN-Maschinenpistole hing bei jedem schußbereit unter dem Rock oder Kittel. Im Sack oder Rucksack waren Munitionsreserven, Eierhandgranaten und etwas Marschverpflegung.“

In Kronstadt wurde er mit seinen Männern jedoch erkannt und sollte erschossen werden. Bei einem Feuerüberfall deutscher Artillerie gelang ihm die Flucht zu den eigenen Linien, wobei er jedoch selbst verwundet wurde. Erst vor der Stellung des Polizei-Schützen-Regiments 38 nahe Zuckmantel bei Neumarkt am Mieresch der verwundete Girg am 10. (ggf. 11.) September 1944 nach dramatischer Flucht der Todesgefahr entrinnen, wo er noch am selben Abend SS-Obergruppenführer Artur Phleps berichten konnte, bevor es weiter ins Lazarett ging. Phelps konnte im Gegenzug Girg berichten, daß seine Gruppe Ost vor zwei Tagen mit zwei Mann Verlust und mit einem Anhang von 200 versprengten Soldaten aus dem Raume Kronstadt zurückgekehrt war (Gruppe West mit Hahn und Viktor sowie weitern acht Fuchstalern kehrte erst Wochen später zurück. Sie hatte 15 Mann im Gefecht verloren.). Seine Feindbeobachtungen waren von wichtiger Bedeutung für die weitere Kriegsführung in Rumänien. Der Aufklärung war es zu verdanken, daß Stunden vor einer russischen Großoffensive in diesem Raum ein größerer deutscher Verband sich der Vernichtung entziehen konnte. Insgesamt kostete das Unternehmen 16 Gefallene, davon waren 11 Spezialausgebildete aus Friedenthal, 25 Vermißte, davon fünf aus Friedenthal. Für seine Leistung wurde er am 16. September 1944 zum SS-Obersturmführer befördert und am 4. Oktober 1944 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Die beiden SS-Unterscharführer Fritz Winkelhake und Christof Fritsch wurden von Girg unmittelbar nach Rückkehr vom Unternehmen „Landfried“ zum Deutschen Kreuz in Gold vorgeschlagen und von Phelps befürwortet.

„Girgs in drei Trupps aufgeteilte Männer waren bis zu den wichtigsten Karpatenpässen bei Kronstadt, Hermannstadt und Karlsburg gelangt. Diese hielten sie kurz, um die Pässe zu sprengen. Durch Girgs Einsatz gelang es, das LXXII. Korps der Heeresgruppe F der drohenden Einschließung zu entziehen und der Führung wertvolle Erkenntnisse über die Angriffsabsichten der Roten Armee zu vermitteln. Girgs persönliche Kühnheit ist umwerfend, wenn man sich das Bild vor Augen führt, wie er am Sonntag, den 10. September 1944, kurz vor der Spitze der Roten Armee in rumänischer Uniform in die Stadt Schäßburg - der Perle Siebenbürgens - einmarschiert, sich von rumänischen Mädchen mit Blumen freudig empfangen läßt und von rumänischen Offizieren ehrerbietig gegrüßt wird. Dieses Bravourstück an Frechheit ist zum einen unglaublich mutig, aber auch hochriskant. Am gleichen Tag sind nahe Nadesch, nördlich von Schäßburg, drei Kilometer südwärts Höhe 495, folgende Männer von Girgs Trupp Mitte von Sowjetrussen erschossen worden: Unterscharführer Hans Tommke, die beiden flämischen 21-jährigen Sturmmänner René Lambert und Emil Van Raemdonk sowie Rottenführer Werner Mayer und Schütze Werner Endres. Der von Girg erwähnte Bauer kann nicht zweifelsfrei zugeordnet werden. Vom Erschießungsort flüchtet der durch einen Kolbenhieb und Schuß getroffene Girg 30 Kilometer weit querfeldein durch Wälder und Berge, bis er die eigene Hauptkampflinie erreicht. SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Artur Phleps notiert die Rückkehr Girgs in seinem Tagebuch: ‚Ustuf. Girg kommt verwundet von tollem Unternehmen aus Siebenbürgen zurück (Gruppe Skorzeny), wir erfahren, daß drei Panzerbrigaden von Schäßburg im Marsch auf Balavasar sind‘. General Phleps, angesichts der Krise in Rumänien zum Bevollmächtigten General und zugleich Höheren SS und Polizeiführer ‚Süd-Siebenbürgen‘ berufen, fällt am 21. September 1944 bei Arad in russische Hand. Die Sowjets reißen ihm seine Orden herunter und erschießen ihn. Posthum wird Phleps am 24. November 1944 mit dem Eichenlaub ausgezeichnet.“

Unternehmen „Panzerfaust“

Körperlich schwer angeschlagen mußte Girg am 16. September 1944 dem Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ bericht erstatten und wurde dann wochenlang im Lazarett Hohenlychen behandelt. Er konnte sich zeitweise nur im Rollstuhl fortbewegen. Kaum unvollständig genesen soll er mit Otto Skorzeny und Adrian Baron von Fölkersam als Kompanieführer am Unternehmen „Panzerfaust“ in Budapest teilgenommen haben, allerdings steht inzwischen militärhistorisch fest, daß Zugführer Girg bedingt durch die schwere Verwundung nicht in Budapest dabei war, sondern SS-Obersturmführer Werner Hunke, der später SS-Hauptsturmführer und Ia der SS-Jagdverbände werden sollte.

„Walter Girg muß mehrere Wochen lang im Lazarett von Hohenlychen behandelt werden. In dem ausgedehnten Waldgebiet der früheren Volksheilstätten des Deutschen Roten Kreuzes kann er sich anfangs nur im Rollstuhl bewegen. Eines Tages besuchen ihn dort die Männer von Oberscharführer Hahns Westgruppe. Nach der Rückkehr von ihrem Einsatz lagen sie in Wien, wo sie in der Kaserne Schönbrunn versorgt wurden und ausruhten. Die Teilnahme an dem ab 24. September 1944 vorbereiteten Unternehmen ‚Panzerfaust‘ in Budapest lehnte Oberscharführer Hahn, als Skorzeny in Wien erschien, ab. Daraufhin erhielten die Männer von Skorzeny Urlaub. Nach seiner Genesung fährt Girg noch einmal an die SS-Junkerschule in Klagenfurt. Aus dem 15. Kriegs-Junkerlehrgang melden sich die SS-Standartenoberjunker Egon Machetanz und Jochen Wichmann bei ihm und wollen mit zu den Kommandoeinheiten, beide sind bisher aktive Sanitätsoffiziersanwärter.“

T-34-Sonderkompanie

„Zum Jagdverband ,Mitte’ kam ich nach Abschluß des 15. Kriegs-Junkerlehrganges am 1. Oktober 1944. Girg war, bevor er ein oder zwei Monate vor Lehrgangsschluß nach Friedenthal ging, mein Junkerschaftsführer. Sehr schnell bekam er, von Friedenthal ausgehend, seinen ersten Einsatz in Rumänien, der erfolgreich verlief und zur Auszeichnung mit dem Ritterkreuz führte. Girg machte danach einen Besuch in der Junkerschule Klagenfurt. Er nahm Jochen Wichmann (LAFI, zuletzt SS-Ärztliche Akademie Graz) und mich (,Wiking’, zuletzt SS-Ärztliche Akademie Graz) mit nach Friedenthal. Als ich nach Friedenthal kam, war der Jagdverband ,Mitte’ in Aufbau. Die aufzubauende Panzerkompanie sollte nach meiner Erinnerung die 3. Kompanie des Jagdverbandes ,Mitte’ werden. Girg - wie Schlegel von der Panzertruppe kommend - Kompaniechef, Schlegel und ich als Zugführer. Panzermänner und Unterführer mußten erst angeworben werden.“ — Girgs Zugführer, der damalige SS-Standartenoberjunker und spätere Professor Dr. Egon Machetanz

Im Herbst 1944 wurde Girg, da er ausgebildeter Panzeroffizier und in der Panzeroffiziersausbildung eingesetzt war, mit der Aufstellung einer aus sowjetischen T-34 (T 34/85 des Modells 1944) bestehenden Panzerkompanie (die Panzerkompanie wurde die 3. Kompanie) für den SS-Jagdverband „Mitte“beauftragt. Er operierte mit diesen im Dezember 1944 in sowjetischen Uniformen in Ungarn, 1945 in Volltarnung im russischen Hinterland und zuletzt in Westpreußen (Aufklärung und Sabotageanschläge) sowie in Pommern. Walter Girg berichtete nach dem Krieg präzise über den Einsatz in Ost- und Westpreußen, wo er auch die Vergewaltigungsorgien der Roten Armee miterlebte und beinahe daran zerbrach, daß er hilflos zuschauen mußte:

„Einsatzbeginn 31.1.1945 bei Generaloberst Weiß in Preußisch Stargard. Dann begann für mich und meine Leute der größte Leidensweg.“

Vorbei an der sich verteidigenden Festung Schneidemühl erreichten Girgs Männer nach 700 Kilometern Marschweg am 12. März 1945 den deutschen Verteidigungsring der Ostseefestung Kolberg, wo er und manche seiner Männer schon im Sommer 1944 als Statisten des Historienspielfilms „Kolberg“ waren. Der Kommandant der Festung Kolberg Oberst Fritz Fullriede aus Südwestafrika verurteilte Girg und seine Männer als vermeintliche Sowjetagenten („Seydlitz“-Agenten[3]) im März 1945 zum Tode. Um dem Tod durch Erschießen zu entrinnen, bat Girg Oberst Fullriede um eine Funkanfrage, um die Wellenlänge und das aktuelle Kennwort von Friedenthal zu ermitteln. Tatsächlich bekamen sie Verbindung mit dem Kommandeur der Jagdverbände, Otto Skorzeny. Nach Beantwortung einiger Fragen konnte Skorzeny Girg und seine Männer legitimieren. Nur noch Minuten waren es nach Girgs Erinnerung, bevor das Urteil vollzogen worden wäre. Er stand unmittelbar vor dem Erschießen durch eigene Leute.

In der Festung übernahm Girg einen Frontabschnitt bis zum Abtransport der Festungstruppe am 18. März 1945 über den Seeweg. Girg und seine Männer konnten, wie so viele, auf einem Boot den Hafen von Kolberg verlassen, sie winkten mit Tränen in den Augen den zurückbleibenden Soldaten am Hafenrand noch lange nach. Zuletzt 400 Mann Verteidigung sicherten die Rettung von 75.000 Menschen über See mit ihrem Leben. Über Swinemünde ging die gefährliche reise, wo sie die Auswirkungen des Massakers von Swinemünde erleben mußten. Am 20. März 1945 erreichen die Reste der Kompanie wieder Friedenthal, von den ursprünglichen 55 Männern (sowie zwei russischen Hilfswilligen) sind nur noch 35 zurückgekehrt. Otto Skorzeny, der Girg am 31. März 1945 zum Eichenlaub vorgeschlagen hat, schrieb nach dem Krieg:

„Was Walter Girg während seines letzten Einsatzes am meisten überraschte, war die Treue und der Opfermut der deutschen Bevölkerung in den von den Russen bereits besetzten Gebieten. ,Besonders Frauen waren es’, sagte er, ,die jedes Risiko auf sich nahmen, um uns zu helfen.’“

Danach war Walter Girg bis April Inspekteur der Ausbildung in den SS-Jagdverbänden, um dann nach Süddeutschland verlegt zu werden.

Letzter Einsatz „Alpenfestung

Im März 1945 wird in Friedenthal fieberhaft ausgebildet. Unaufhörlich werden für die großen, von den Gegnern eroberten deutschen und europäischen Gebiete, Frauen und Männer ausgebildet, die als Agenten an Fallschirmen abspringen oder als untergetauchte Widerstandsgruppen im Untergrund gegen die sowjetischen und amerikanischen Besatzer kämpfen sollen. Neuartige Waffen sind entwickelt worden, so stehen Patronen mit Doppelgeschossen sowie chemische Zeitzünder mit N-Zündsatz vor der Einführung. Ein neu entwickelter chemischer Rauch versetzt die Truppe in die Lage, sich für den Feind unauffällig einzunebeln und dadurch Frontabschnitte ungesehen zu überschreiten. Walter Girg verlegt im April 1945 gemeinsam mit Otto Skorzeny und Teilen des aus der Ostfront herausgelösten SS-Jagdverbandes „Mitte“ in die Berge Österreichs, in die so viel zitierte Alpenfestung. Niemand weiß, was sie dort wirklich erwartet. Voller Tatendrang entwickelt Girg eine neue Idee: „Ungeachtet der fatalen Lage, begann ich, einen neuen Einsatz zu planen. Ich wollte in den Bergen der Hohen Tatra landen. Zur Vorbereitung darauf zogen wir in die Alpen. Meine Männer und die Funktrupps verlegten nach Lofer am Steinernen Meer.“ Girg liegt mit seinen 50 Männern bei Lofer, die Scharfschützen unter dem früheren „Brandenburger“ Fallschirmjägeroffizier Untersturmführer Odo Willscher bei Bischofshofen, Fuckers Jagdverband „Mitte“ am Hochkönig und der hochausgezeichnete Sturmzugführer des SS-Fallschirmjäger-Bataillons 600 Obersturmführer Hubert Schürmann hat bei Altaussee mit seinen Fallschirmjägern Berghütten bezogen. Skorzenys kleine Führungsgruppe liegt in Annaberg. Nach Walter Girgs Erinnerung werden ab dem 15. April 1945 alle sich in den Bergen befindlichen Verbände Skorzenys unter der Bezeichnung Schutzkorps Alpenland geführt. Die Aufgabe besteht im Schutz der Alpenregion vor einem überraschenden sowjetischen Zugriff, wobei dem Gegner eine weitaus größere Stärke vorgespielt wird, als sie tatsächlich vorhanden ist. Die Funkverbindung sichert eine 70 Watt-Funkstelle, deren Deckname „Brieftaube“ lautet. Für drei Monate wird Verpflegung eingelagert, das Hauptnachschublager in Radstadt in den Tauern eingerichtet. Das Eindringen der Amerikaner in die Alpen macht den ursprünglichen Plan zunichte. Girg geht nicht in das Hochgebirge der Hohen Tatra. „Ich erhielt den neuen Auftrag, ein Gebiet in den Alpen zu besetzen, um den Ostgegner durch kleine Widerstandsgruppen mit Kleinkrieg nach Art der Tito-Banden zu bekämpfen. Dieses Gebiet war von den Westalliierten besetzt. Alle meine Männer gerieten in Gefangenschaft und wurden in alliierte Kriegsgefangenenlager abgeführt. Nachdem ich gefangen wurde, fanden die Amerikaner meine gesamte Ausrüstung und Vorräte.“ Otto Skorzeny beschreibt diese letzten Wochen: „Nach den Anweisungen des am Königssee liegenden Oberkommandos Süd hatte ich alle überlebenden und versprengten Soldaten meiner Einheiten in einem neuen Verband zusammengefaßt, der Alpenschutzkorps getauft wurde - von einem Armeekorps aber nicht mehr als den Namen besaß. Am 1. Mai 1945 erhielt ich den letzten Befehl vom Oberkommando Süd: ich sollte die Verteidigung der Südtiroler Pässe organisieren, damit sich die Truppen General Vietinghoffs – des Nachfolgers von Generalfeldmarschall Kesselring in Italien – zurückziehen könnten, und gleichzeitig sollte ich verhindern, daß die amerikanisch-britischen Truppen nach Österreich eindrängen. Aber es war zu spät. Unsere Italien-Armee hatte schon kapituliert, ohne daß sogar Generalfeldmarschall Kesselring benachrichtigt wurde. Die Offiziere des Alpenschutzkorps, die ich sofort an die italienische Grenze befohlen hatte, waren klug genug, bei Erkennen der Lage unverzüglich zu mir zurückzukehren. Als am 6. Mai Großadmiral Dönitz den Befehl erteilte, am 8. Mai 1945 um Mitternacht an allen Fronten die Waffen niederzulegen, zog ich mich mit meinen engsten Mitarbeitern in die Berge zurück, um abzuwarten. Meine Truppen befanden sich in kleine Einheiten aufgeteilt in den naheliegenden Tälern und warteten auf meine letzten Befehle.“[4]
SS-Hauptsturmführer a. D. Walter Girg

Kriegsgefangenschaft

Als Walter Girg die Nachricht von der Kapitulation der Wehrmacht erfuhr, entschied er, sich keineswegs gefangen nehmen zu lassen. Von Lofer aus tauchte er unter und verschwand in den Wäldern der ausgedehnten Berglandschaft um Kitzbühel. Er wurde jedoch von einem deutschen Soldaten der SS, der für den VS-amerikanischen Geheimdienst CIC (Counter Intelligence Corps, amerikanischer militärischer Nachrichtendienst für Spionageabwehr) arbeitete verraten und festgenommen.

„Alles, aber auch alles haben mir die Besatzer abgenommen. Auch meine Auszeichnungen.“

Am 15. September 1945 (in Salzburg) und am 22. Januar 1946 wurde Girg von der OSS aufgefordert, seine Einsätze zu dokumentieren. Der OSS urteilte:

„Seine Informationen wurden als glaubwürdig und wahrheitsgemäß beurteilt. Er kooperierte in allen Bereichen und kann nicht als Sicherheitsrisiko betrachtet werden. Er stimmt zu, als Informant in einem Internierungslager zu dienen und sollte nicht als politischer Gefangener behandelt werden.“

Bis 9. Juni 1947 wurde Girg im Lager Glasenbach bei Salzburg interniert, um danach den Polizeibehörden Österreichs übergeben zu werden. Im gleichen Jahr wurde er aus dem Gefängnis Wien III in die Freiheit entlassen und zumindest zeitweilig in Zell am See und 1948 in St. Johann in Tirol wohnte.

Nachkriegszeit

Wie die im Jahre 2006 freigegebenen Akten zeigen, war Girg als leidenschaftlicher Antikommunist in der Nachkriegszeit für die CIC (in Salzburg), dem geheimen Agentennetz ODEUM sowie zeitweise für deren Unterorganisation 13 (Frankfurt am Main), der Geheimorganisation TIB (Technical Intelligence Branch), der Geheimdienst-Organisation „Rusty“ mit Sitz in Oberursel im Taunus (Gegenspionage gegen stalinistische Organisationen und ihre Agenten), der CIA und der Organisation „Gehlen“ (Deckname: Walter Girk; gemeinsam mit Walter Geipel) tätig.

Seit 1986 fuhr er zu den Kameradschaftstreffen der Überlebenden der alten 13. Infanteriegeschütz-Kompanie seines Regiments, der er von 1938 bis 1942 angehörte. Er unternahm viele Studienreisen ins Ausland.

Tod

SS-Hauptsturmführer a. D. Walter Girg starb am 25. Juli 2010, er war der letzte lebende Eichenlaubträger der Waffen-SS.

Familie

Girgs Bruder Franz fiel 1942 in Rußland, er wurde das erste Opfer seiner Familie, das der Krieg fordert. Bruder Rudi und Schwester Anna, verheiratet Spielböck, überlebten den Krieg. Privat wohnte Girg Ende 1943/Anfang 1944 in Köln-Lindenthal, in der Landgrafenstraße 69. Am 20. März 1944 reichte er die Unterlagen für sein Heiratsgesuch mit Elisabeth Schrift ein.

Auszeichnungen (Auszug)

Beförderungen

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Hagen Berger: In Hitlers Auftrag hinter den feindlichen Linien. Walter Girg – Geheimeinsätze in der Uniform des Gegners. Ein Eichenlaubträger zwischen Skorzeny, CIA und BND, Verlag für Wehrwissenschaften (2014), ISBN 978-3-9816037-1-2
  2. Hagen Berger: In Hitlers Auftrag hinter den feindlichen Linien
  3. „Seydlitz“-Agenten war die Bezeichnung für verräterische deutsche Soldaten in sowjetischen Diensten.
  4. Hagen Berger: In Hitlers Auftrag hinter den feindlichen Linien. WALTER GIRG. Geheimeinsätze in der Uniform des Gegners – Ein Eichenlaubträger zwischen Skorzeny, CIA und BND, Verlag für Wehrwissenschaften, 2014, ISBN 978-3-9816037-1-2, Seiten 176–177