Hartmann, Paul
Paul Wilhelm Constantin Hartmann ( 8. Januar 1889 in Fürth; 30. Juni 1977 in München) war ein deutscher Schauspieler und Präsident der Reichstheaterkammer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Paul Hartmann wurde am 8. Januar 1889 als Sohn eines Exportunternehmers in Fürth geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Geburtsstadt, später ein Internat in Bamberg und interessierte sich schon früh für das Theater. Er spielte bereits als Pennäler bei Schüleraufführungen mit und nahm dann nach Beendigung der Schulzeit ab 1907 Schauspielunterricht in Nürnberg.
Der Werdegang Paul Hartmanns, der seine Jugend in Fürth verlebt hat, führte nicht geradlinig zum Theater. Es war vielmehr ein Umweg über einige Semester medizinischen Studiums. Nur langsam und behutsam tat er von Erlangen aus den Schritt aus dem Hörsaal in die Lehre des Schauspielberufs. Er erhielt eine Anstellung am Stadttheater in Zwickau, wo er drei Jahre lang auf der Bühne stand, 1910 wechselte er nach Stettin. Nach einer Zwischenstation in Zürich engagierte ihn Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin, wo Hartmann 1914 erstmalig als „Wallenstein“ auf der Bühne stand. Bereits 1915 hatte Hartmann mit kleineren Nebenrollen beim Stummfilm begonnen, etablierte sich dann später im Rollenfach des schwärmerischen oder entschlossenen jugendlichen Liebhabers; gerne besetzte man ihn als Partner von Henny Porten.
Gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurde Hartmann 1917 noch zum Kriegsdienst einberufen.
Weimarer Repubblik
Ab den 20er Jahren wurden seine Rollen im Film umfangreicher, so spielte er z. B. 1920 den Sir Henry Norris in „Anna Boleyn“. Auch seine Theaterkarriere nahm keinen Abbruch, er war unter anderem ab 1926 am Wiener Burgtheater, wo er bis 1934 vor allem im klassischen Repertoire auf der Bühne stand. Dazwischen trat er im Rahmen der Salzburger Festspiele auf und spielte häufig weiter in Berlin.
Eine Unterbrechung, die durch starke Inanspruchnahme bei der Bühne verursacht war, trat nur vorübergehend nach einer größeren Gastspielreise nach Amerika (1927/28) ein, wurde aber dann durch die Übernahme zumeist lohnender Rollen bald wieder wettgemacht. Als aber der Tonfilm sich durchsetzte und reife Bühnendarsteller für dieses Neuland zur Mitarbeit benötigt wurden, gehörte Hartmann zu den erfolgreichsten Trägern großer Rollen. 1932 war Hartmann auch erstmalig im dem Albers-Tonfilm „F.P.1 antwortet nicht“ auf der Leinwand zu sehen.
Drittes Reich
Paul Hartmann verkörperte im Film in der Folgezeit schwärmerischer Jünglinge sowie harte und unerbittliche Helden. So war er 1933 der in die Arbeit verbissene Ingenieur Mac Allan in „Der Tunnel“. Weihnachten 1935 wurde Hartmann vom Preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring zum Staatsschauspieler ernannt.[1]
Im Januar 1935 wurde Hartmann von Gustaf Gründgens an das Preußische Staatstheater in Berlin berufen, wo er bis Ende des Zweiten Weltkrieges wirkte und vor allem als „Faust“ glänzte. Hatte Hartmann zu Beginn seiner Schauspielerkarriere vorwiegend als Heldendarsteller und kraftvoller Typus wie beispielsweise als „Ferdinand“, „Tellheim“, „Prinz von Homburg“, „Egmont“ oder „Don Carlos“ brilliert, so beeindruckte er später auch als „Oswald“ in Ibsens „Gespenster“, als „Peer Gynt“ oder als „Rudolf von Habsburg“ – vor allem aber immer wieder als „Faust“.
In den 30er und 40er Jahren erlebte man ihn in Filmen wie „Schwarzer Jäger Johanna“ (1934), „Stärker als Paragraphen“) (1936) oder „Togger“ (1937); in „Bismarck“ (1940) spielte er die Titelrolle.
Der Präsident der Reichstheaterkammer, Ludwig Körner, wurde auf seinen Wunsch 1942 von seinem Amt entbunden, da er sich nach vierjähriger Tätigkeit als Präsident der Reichstheaterkammer wieder der praktischen Arbeit des Theaters widmen wollte. Der Präsident der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, ernannte dann Paul Hartmann zum Präsidenten der Reichstheaterkammer.[2]
Nachkriegszeit
Hartmann erhielt 1945 Auftrittsverbot, konnte jedoch bereits drei Jahre später wieder in Bonn Theater spielen und Theatertourneen unternehmen. Auch im deutschen Nachkriegsfilm verkörperte er seinem Alter entsprechend meist honorige, besonnene Herren, Väter oder klassische Gestalten. Außerdem rezitierte er auf Vortragsabenden aus Werken von Schiller Goethe und war im Rundfunk zu hören. Kaum eine namhafte Bühne, auf der er nicht spielte, kaum eine gute Rolle, der er nicht Gestalt verlieh, besonders den Figuren O’Neills, so vor allem in „Eines langen Tages Reise in die Nacht“. 1954 stand er ein Jahr lang am Düsseldorfer Schauspielhaus auf der Bühne, ab 1955 wirkte er am Theater am Kurfürstendamm in Berlin und spielte auch wieder häufiger am Wiener Burgtheater.
Seine letzte Filmrolle war 1962 die des Feldmarschalls Gerd von Rundstedt in „Der längste Tag“ (The Longest Day).
Paul Hartmann war in erster Ehe mit einer Ballettmeisterin verheiratet. Mit ihr hatte Hartmann einen Sohn Namens Peter (geb. 1916) und eine Tochter Namens Maria, genannt Puppi (geb. 1922).[3] Nach dem Tod seiner ersten Frau (1952) war Hartmann in zweiter Ehe seit 1955 mit der Malerin Elfriede Lieberum verheiratet, zog sich 1969 ins Privatleben zurück und lebte am Chiemsee. Er starb am 30. Juni 1977 im Alter von 88 Jahren in einem Münchener Krankenhaus an Herzversagen. Paul Hartmann hinterließ zwei Kinder.
Zitate
- „Von Berlin nach Wien, wo ich einige Jahre am Burgtheater tätig war, ging mein Bühnenweg, und dann zurück in das neue Reich, das Adolf Hitler den Deutschen erbaut hatte. Hier und dort sprachen die Menschen ein und dieselbe Sprache, hier wie dort war es dieselbe Kultur, die in den Werken unserer Klassiker lebt, und doch gab es eine Staatsgrenze zwischen den beiden Ländern, in denen nur ein Volk wohnte. Die Grenze ist nun fort, der Weg ist frei – dank Adolf Hitler! Können die Künstler, hier wie dort, ihren Dank, ihre Freude, ihre Begeisterung besser zum Ausdruck bringen als zum 10. April mit dem einmütigen ‚Ja‘?“[4]
Auszeichnungen
- 1934: Ernennung zum Staatsschauspieler
- 1964: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
Filmbeiträge
V.S.-Produktion: Schauspielerleben: Paul Hartmann (Staffel 8 / Folge 5, 2021)
Werke
Filmographie
- 1918: Es werde Licht! 2. Teil
- 1919: Der Galeerensträfling
- 1919: Der Kampf der Geschlechter
- 1919: Monika Vogelsang
- 1919: Die Liebschaften der Käthe Keller
- 1920: Die goldene Krone
- 1920: Hochstapler
- 1920: Die entfesselte Menschheit
- 1920: Anna Boleyn
- 1921: Der Roman der Christine von Herre
- 1921: Schloß Vogelöd
- 1922: Der falsche Dimitri
- 1922: Vanina oder Die Galgenhochzeit
- 1923: Alt Heidelberg
- 1923: Der verlorene Schuh
- 1923: Luise Millerin
- 1925: Zur Chronik von Grieshuus
- 1926: Tingel Tangel
- 1926: Der Rosenkavalier
- 1927: Täglich Brot
- 1927: Die Familie ohne Moral
- 1932: F.P.1 antwortet nicht
- 1933: Großfürstin Alexandra
- 1933: Salon Dora Green
- 1933: Unsichtbare Gegner
- 1933: Der Tunnel
- 1934: Das Erbe von Pretoria
- 1934: Schwarzer Jäger Johanna
- 1935: Die Klugen Frauen
- 1935: Alles um eine Frau
- 1935: Mazurka
- 1936: Gräfin Volescu
- 1936: Port Arthur
- 1936: Das Schloß in Flandern
- 1936: Stärker als Paragraphen
- 1937: Togger
- 1937: Die Warschauer Zitadelle
- 1938: Es leuchten die Sterne
- 1938: Pour le Mérite
- 1938: Revolutionshochzeit
- 1938: Dreiklang
- 1939: Irrtum des Herzens
- 1939: Im Kampf gegen den Weltfeind [Sprecher]
- 1939: Legion Condor
- 1939: Der Schritt vom Wege
- 1940: Bismarck
- 1940: Bal paré
- 1941: Über alles in der Welt
- 1941: Ich klage an
- 1943: Gefährtin meines Sommers
- 1944: Die Affäre Roedern
- 1945: Ein Toller Tag
- 1951: Die Dame in Schwarz
- 1951: Das Tor zum Frieden
- 1952: Cuba Cabana
- 1952: Der Große Zapfenstreich
- 1952: Mönche, Mädchen und Panduren
- 1953: Mit 17 beginnt das Leben
- 1953: Der Klosterjäger
- 1953: Regina Amstetten
- 1953: Man on a Tightrope
- 1954: Rittmeister Wronski
- 1954: Conchita und der Ingenieur
- 1955: Die Barrings
- 1955: Rosen im Herbst
- 1957: Der Fuchs von Paris
- 1957: Es wird alles wieder gut
- 1958: Rivalen der Manege
- 1959: Der Blaue Nachtfalter
- 1959: Buddenbrooks – 1. Teil
- 1959: Buddenbrooks – 2. Teil
- 1959: Rosen für den Staatsanwalt
- 1962: Waldrausch
- 1962: The Longest Day
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Egmont (Staatliches Schauspielhaus, Berlin)[5]
- 1935: König Lear (Staatliches Schauspielhaus, Berlin)[6]
Literatur
- Im Scheinwerfer Nr. 45 – Paul Hartmann (Mit zip gepackte PDF-Datei)