Provinz Posen
Die Provinz Posen (identisch mit dem Großherzogtum Posen) war eine 1815 bis 1920 bestehende Provinz im Osten des vormaligen Königreiches und späteren Staates Preußen.
Inhaltsverzeichnis
Erdkunde
Die Landschaft der Provinz Posen ist von den vornehmlich von Westen nach Nordwesten fließenden Odernebenflüssen Warthe, Netze und Obra geprägt. Der äußerste Nordosten der Provinz wird von der Weichsel und ihrem Nebenfluß Brahe durchflossen. Der größte der zahlreich vorhandenen Seen ist der Goplosee. Beim Bromberg tritt der Bromberger Kanal von der Netze aus kommend in die Brahe ein. Der Kanal verbindet die Flußsysteme von Oder und Weichsel.
Geschichte
Im Zuge der polnischen Teilungen erhielt das Königreich Preußen Gebiete, die mehrheitlich von Polen bewohnt waren. Östlich von Brandenburg entstand daher die neue Provinz Südpreußen. Das preußische Königshaus förderte auch die Ansiedlung von Deutschen in diese neuen Gebiete. 1807 verlor Preußen ganz Südpreußen im Diktatfrieden von Tilsit an das neu gegründete Herzogtum Warschau. 1815 wurde auf dem Wiener Kongreß diese Abtrennung rückgängig gemacht, zwar fielen Teile an Kongreßpolen zurück, das westliche Drittel Südpreußens um die Stadt Posen herum wurde jedoch Preußen zugeschlagen und wurde zur neugebildeten preußischen Provinz Posen. Posen war zwar – wie auch West- und Ostpreußen – nicht Bestandteil des Deutschen Bundes, wurde 1871 jedoch auch Bestandteil des neugegründeten Deutschen Kaiserreiches.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Provinz aufgrund der latenten Siegerwillkür an den wieder gegründeten Staat Polen abgetreten, da angeblich ein Großteil der Bevölkerung Posens polnischstämmig war. Die Polen warteten die Endbeschlüsse in Versailles nicht ab, sondern besetzte schon Tage zuvor die preußische Provinz:
- „Demonstrationen deutscher Truppen, die sich in der Demobilisation befanden, und zahlreicher Bürger gegen die Beflaggung der Stadt Posen mit polnischen und alliierten Fahnen wurden mit großer Brutalität niedergeknüppelt. Etwa 1.500 Deutsche, Zivilisten und ehemalige Soldaten, darunter auch fünfzig Offiziere, wurden im Lager Szczypiorno eingesperrt und schlimmsten Mißhandlungen ausgesetzt. Dieses Lager und ein weiteres mit Namen Stralkowo waren übrigens die ersten Konzentrationslager auf mitteleuropäischem Boden.“[1]
Die deutsche Urbevölkerung dort waren auch die folgenden Jahre ständigem Terror von polnischer Seite ausgesetzt, da Polen eine starke Polonisierungspolitik betrieb. 10. April 1923: Polens Ministerpräsident Wladyslaw Sikorski proklamierte in Posen eine Verdrängungs- und Enteignungspolitik gegen die etwa 1.200.000 Deutschen, die in den seit 1919 zu Polen gehörenden preußischen Provinzen Westpreußen und Posen lebten.
Zweiter Weltkrieg
Von 1939 bis 1945 war die Provinz Bestandteil des neu gebildeten Reichsgaus Wartheland. Die Anti-NS-Opposition um Stauffenberg hatte in den Reichsreformplänen geplant, die frühere preußische Provinz Posen wiederherzustellen, der Name „Wartheland“ wäre beibehalten worden. Nach 1945 wurde das Gebiet wieder dem polnischen Machtbereich einverleibt, die dort wohnenden Deutschen wurden vertrieben oder schlimmer noch, ermordet.
Verwaltung
Literatur
- Joachim Nolywaika: Vergeßt den Deutschen Osten nicht! – Das Unrecht der Sieger an Ostpreußen, Schlesien und Pommern. Arndt-Verlag, 2024, ISBN 978-3887413101
- PDF Paul Krische / Karl Riemann: Die Provinz Posen. Ihre Geschichte und Kultur unter besonderer Berücksichtigung ihrer Landwirtschaft, 1907 Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- PDF Leo Wegener: Der wirtschaftliche Kampf der Deutschen mit den Polen um die Provinz Posen, eine Studie, 1903 Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Heinz Csallner (Hg.): Zwischen Weichsel und Warthe (Klappentext)
- Erich Schmidt: Geschichte des Deutschtums im Lande Posen unter polnischer Herrschaft, 1904 (PDF-Datei)
- Moritz Weiss: Die Stellung des Deutschtums in Posen und Westpreussen (1919) (PDF-Datei)
- Christian Meyer: Geschichte der Provinz Posen (1891) (PDF-Datei)
Kartenmaterial
- Karte des Deutschen Reiches 1:100.000, Posselt-Landkarten
- Karten des Deutschen Reiches 1:100.000, landkartenshop.de
Siehe auch
Verweise
- Grenzmark Posen-Westpreußen, Der deutsche Osten
Quelle
- Junge Freiheit, Nr. 15/13, 5. April 2013
Fußnoten
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