Schoenhals, Albrecht

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Albrecht Schoenhals (1888–1978)
Albrecht Schoenhals (1888–1978)
Albrecht Schoenhals’ Grab
Baden Baden, Hauptfriedhof
Albrecht Schoenhals’ Grabplatte

Albrecht Moritz James Karl Schoenhals (Lebensrune.png 7. März 1888 in Mannheim; Todesrune.png 4. Dezember 1978 in Baden-Baden) war ein deutscher Schauspieler und Mediziner.

Leben

Jugend

Albrecht Schoenhals wurde als Sohn eines Stabsarztes und einer Engländerin geboren. Er wuchs in seiner Geburtsstadt und in Freiburg im Breisgau auf, machte 1907 Abitur an einem humanistischen Gymnasium in Freiburg. Nach seinem Studium begann Schoenhals sein Doktorexamen, dem er als Dissertation „Die Dupuytrensche Fingerkontraktur“ zugrunde legte.[1] Nach der glänzend bestandenen Prüfung bezog er seine erste Stellung als Assistenzarzt in der Berliner Charité. Nach Ablauf seines praktischen Pflichtjahres trat er in den Militärdienst ein und ging als junger Arzt zum Feldartillerie-Regiment Nr. 33 nach Metz. In der Flandernschlacht holte Schoenhals sich das Eiserne Kreuz I. Klasse. Gegen Kriegsende 1918 wurde er an der Westfront schwer am linken Arm verwundet. Er ging in die Heimat, wo er im Lazarett behandelt wurde. Der Arm blieb lange lahm, und Schoenhals sorgte sich nun, den Wunsch, Chirurg zu werden, aufgeben zu müssen.

Weimarer Republik

Nach Kriegsende sah Dr. Schoenhals keine Fortbildungsmöglichkeiten mehr für sich. Bei dem großen Zusammenbruch aller Werte brach das künstlerische Element ihm an die Oberfläsche, packte ihn die Schaffenslust von ganz gewaltigem Ausmaß. So kam es, daß Albrecht Schoenhals sich dem Beruf des Schauspielers zuwandte und sich in diesen Beruf so leidenschaftlich verbiß und so aus Berufung heraus zu schaffen und zu arbeiten begann, daß sein Lehrer Eduard von Winterstein ihm sagte: „Sie müssen zum Theater.“ Als Schoenhals diese Worte hörte, waren alle eigenen Hemmungen in ihm besiegt. Er wußte, daß er seinem Gefühl folgen durfte. Er verdankte Winterstein, wie er mit tiefer Bewegtheit versicherte, seine Grundeinstellung zum künstlerischen Schaffen. Während der künstlerischen Ausbildungszeit war er noch Arzt bei dem neugegründeten Freikorps Detachement „Graf Stillfried“ in Döberitz und Potsdam und trat dann als Abteilungsarzt zur Gruppe Süd der Schutzpolizei über. Ein Jahr später, im Sommer 1920, fiel dann die Entscheidung im künstlerischen Leben von Albrecht Schoenhals.

Zu dieser Zeit wohnte er bei den Eltern des bekannten Schauspielers Franz Schafheitlin, der damals in Halberstadt Anfänger war. Schafheitlin lernte ihn in seinem Urlaub kennen und machte den dortigen Intendanten Sioli auf ihn aufmerksam. Nach seinem Debüt als Orest auf einer behelfsmäßigen Freilichtbühne in Freiburg, wo er übrigens wahrhaftig für zwei Sekunden steckenblieb, aber von seiner Iphigenie, der zu früh verstorbenen Anne Görling, „gerettet" wurde, begann seine richtige Bühnenlaufbahn in Halberstadt, wo er in den „Nibelungen" den König Gunther spielte.

Es folgte ein Jahr herrlicher Arbeit und voll schöner Aufgaben. Dem kameradschaftlichen Kollegenkreis von damals gehörte auch Gustaf Gründgens an. Schoenhals bezeichnete es später als außerordentlich kühn, daß er es damals schon wagte, den Mortimer, den Tasso oder den Kalaf in „Turandot“ zu spielen. Aber dadurch lernte er. Dadurch stand er sofort zentral als jugendlicher Held in einem Ensemble und von Anfang an unter der Verantwortung für einen Theaterabend, durch die allein das Können reifen kann. Ein anderer würde an Schoenhals’ Stelle vielleicht versagt haben. Bei ihm füllte das Erlebnis von vier Kriegsjahren jene sonst unter Umständen entstandene „innere Lücke“.

Von Halberstadt kam er nach Freiburg, wo er von 1921 bis 1924 blieb und das unerhörte Glück hatte, das Fach „der schönen Rollen“ spielen zu können. Er spielte Bonvivants, wie den Lord Gering und Abel im „Teetisch“, jugendliche Helden, wie etwa den Ferdinand in „Kabale und Liebe“, den Louis Ferdinand von Preußen, den Melchthal oder den Lysander, er spielte Erste Helden, wie den Fiesko oder Posa, Charakterrollen wie Mephisto, den Waldschrat oder den Kassierer in „Von morgens bis mitternachts“. Dazwischen spielte er in Operetten den Falk in der „Fledermaus“ oder den Richard in „Schwarzwaldmädel“, ja sogar den bösen jungen König in der Weismannschen Oper „Schwanenweiß“.

Nach einem kurzen weiteren Jahr am „Neuen Theater“ in Frankfurt am Main, das manchen heilsamen Rückschlag brachte, und nach drei weiteren Jahren des eigenen Abtastens der schauspielerischen Möglichkeiten in Dortmund, wo er übrigens unter vielen anderen den Gneisenau, den Robert Guiskard, den Warwick in der „Heiligen Johanna“, den „Mann, der die Maulschellen bekommt“ und eine seiner großen Lieblingsrollen, den Brutus in Zusammenarbeit mit dem einstigen Generalintendanten Oskar Wallek spielte, machten ihn reif für Erich Ziegel, der ihn dann für sechs Jahre zwischen 1928 und 1934 an seine Hamburger „Kammerspiele“ holte. Diese Jahre wurden zu einer Zeit schönsten Zusammenklangs zwischen der künstlerischen Führung, den brüderlich verbundenen Kollegen und einem richtig eingesessenen Publikum. Schoenhals lernte in Hamburg Anneliese Born kennen, die 1930 seine Frau wurde und die ganzen Jahre hindurch auch künstlerisch mit ihm zusammenarbeitete. Als Schoenhals anfing zu filmen, und Anneliese in Berlin täglich in „Kämmerchen vermieten!“ spielte, sahen sich die Eheleute fast überhaupt nicht mehr. Deshalb legte Dr. Schoenhals erst einmal bis November dieses Jahres ein Veto ein, weil er seine Frau auch einmal bei sich zu Hause haben wollte.

Drittes Reich

Albrecht Schoenhals und die Ateliersekretärin bei den Aufnahmen zu dem Tobis-Film „Kopf hoch, Johannes!
Albrecht Schoenhals (ca. 1940)

In Hamburg ereigneten sich innerhalb von zehn Tagen zwei Dinge: Einmal wurde Schoenhals für seinen ersten Film, nämlich den „Fürsten Woronzeff“, verpflichtet, und zum zweiten fuhr der Sprechchor der Berliner Universität unter Leitung von Professor Leyhausen nach Athen, wo die Deutschen im Antiken Theater des Herodes Attikus am Fuße der Akropolis die „Perser“ des Aischylos spielten. Schoenhals spielte in diesem Stück, dem größten theaterlichen Erlebnis seiner ganzen Laufbahn, den Boten von Salamis.

Er erhielt einen Vertrag bei der UFA. In den nächsten drei Jahren wirkte Schoenhals gleich an 16 Filmen mit, und in diesen Lehrjahren als Schauspieler lernte er die Ausdrucksmöglichkeiten und den technischen Apparat zu beherrschen. Schoenhals sagte einmal, daß er hoffe, eines Tages im Film ebenfalls das zu können, was er auf der Bühne schon konnte, wenn er das Glück habe, im Film die so seltenen Rollen anvertraut zu bekommen, in denen man wirklich schauspielerisch und vor allem menschlich etwas gestalten könne. Er hoffte, auch auf der Sprechbühne tätig sein zu können, denn er hielt es für unerläßlich, zwischendurch wieder einmal auf der Bühne zu stehen, die über eine menschlich durchlebte Rolle und über einen dreistündigen Abend den weiten Bogen spannen sollte. Nur so könne der Schauspieler über die gewisse Kurzatmigkeit siegen, mit der der Film durch seine Mosaikarbeit den Schauspieler gefährdet. So nur könnte der Schauspieler sich überhaupt aus den Werken der großen und ewigen Dichter die Kraft holen, um die meist im Format kleinen Filmgestalten mit soviel menschlicher Substanz zu füllen, daß sie nicht blasse Schemen bleiben, sondern Fülle und Wärme erhalten und an die Herzen der Zuschauer zu rühren vermögen.[2]

Bis Ende der 1930er Jahre agierte der blendend aussehende Schoenhals in zahlreichen Filmen und avancierte an der Seite attraktiver weiblicher UFA-Stars wie Pola Negri, Brigitte Helm, Lil Dagover und Camilla Horn zum Publikumsliebling. „Vom Schicksal verweht“ (1942) war sein 30. und letzter Film vor Kriegsende. Schoenhals zog sich auf sein Landgut „Annenhof“ bei Baden-Baden zurück, spielte wieder am Theater und ging auf Gastspielreisen unter anderem nach Zürich, Basel und Stockholm, arbeitete auch als Arzt und war mit Rezitationsprogrammen unterwegs.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg inszenierte er am Theater, spielte und übersetzte Bühnenstücke aus dem Französischen. Im Nachkriegsfilm war er nur noch sporadisch zu sehen, dafür im Nachkriegsfernsehen regelmäßig. Bis Ende der 1960er Jahre spielte Schoenhals überwiegend prägnante Nebenrollen.

Mit dem Stück „Lady Frederick“ nahmen Schoenhals und seine Frau Anfang der 1960er Jahre in Berlin Abschied von der Bühne; das Paar zog sich auf sein Landgut zurück. Schoenhals widmete sich vermehrt privaten Interessen, vor allem seinem Hobby, der französischen Literatur. Er übersetzte beispielsweise Giraudoux’ „Undine“ und Jouvets „Éccute, mon ami“ und brachte „Erinnerungen an französische Verse“ heraus. Weiterhin veröffentlichte der Schauspieler „Das Rätsel Theater“ sowie 1970 gemeinsam mit seiner Frau die Erinnerungen „Immer zu zweit“; 1973 erschien das Buch „Begegnungen – Baudelaire/Verlaine/Rimbaud“.

Albrecht Schoenhals, der 1965 das Filmband in Gold für „langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film“ sowie 1967 das Große Bundesverdienstkreuz erhalten hatte, verstarb am 4. Dezember 1978 mit 90 Jahren friedlich in den Armen seiner Frau in Baden-Baden; seine letzte Ruhestätte fand er auf dem dortigen Friedhof. Aus der Ehe mit Anneliese Born stammt der 1933 geborene Sohn Kay.

Auszeichnungen

Filmographie

Schriften

  • Erinnerungen an französische Verse, Südverlag, Konstanz 1948; erneut Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1968
  • (mit Anneliese Born:) Immer zu zweit – Erinnerungen, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1970
  • Dich hätte ich geliebt. Sonette und Verse für „Sie“, Limes Verlag, 1981

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 8, 23. Februar 1936
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 34, 22. August 1937