Stein, Heinrich Friedrich Karl vom und zum

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Staatsminsiter Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein; Zeichnung von Friedrich Wilhelm Oliver 1820

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (Lebensrune.png 25. Oktober 1757 in Nassau; Todesrune.png 29. Juni 1831 in Cappenberg, Westfalen) war ein preußischer deutscher Beamter, Staatsmann und Reformer des Verwaltungswesens. Der Reichsfreiherr war mitverantwortlich für die Stein-Hardenbergschen Reformen, die Preußen innerhalb weniger Jahrzehnte wieder zur führenden Großmacht in der Welt machten. Als wichtiger Mitbegründer der Monumenta Germaniae Historica spielte Stein eine nachhaltige Rolle für die Entwicklung der Mediävistik (Mittelalterkunde) in Deutschland.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:

„Bereits sieben Jahre nach dem Zusammenbruch von Jena und Auerstädt, also in einer staunenswert kurzen Frist, wurde Napoleon von einem erneuerten Preußen geschlagen. Zwischen dem Fall und dem Aufstieg liegen Jahre der zähesten Arbeit für die innere Erneuerung. Gegen die Widerstände der Reaktion am Hof, unter dem Argwohn Napoleons ging sie vor sich; und dennoch hat sie wie eine Revolution gewirkt. Freiherr vom Stein war der kühne Reformer des Staates, ein Mann von aufbrausender Kraft, unerschüttert in seinem Wollen, schroff gegen müde Lässigkeit, jäh gegen jeden feigen Gedanken, schonungslos selbst vor dem König. Seine umstürzende Tat entsprang der Erkenntnis, daß man vom Volk nicht Pflichten verlangen könne, wenn man ihm nicht das Recht zum Stolz und zur eigenen Leistung dagegen biete. Wer dem Staate sein Blut opfern soll, muß an dem Staat mit Leib und Seele hängen. Dieser Gedanke schleuderte den ersten Pfeil auf die alte reaktionäre Gesinnung. Als Stein ihn verwirklicht, geschieht in Preußen eine legale Revolution. Stein befreit die Bauern aus der Leibeigenschaft, gibt ihnen eigenen Grund, fügt sie so der Gemeinschaft organisch ein. Er gewährt auch den Städten Selbstverwaltung und weckt im Bürger genau wie im Bauern den Stolz, daß der Staat seiner Arbeit bedürfe.“

Leben

Familie und Ausbildung

Stein war der Sohn von Karl Philipp Reichsfreiherr vom und zum Stein und dessen Frau Henriette Karoline Langwerth von Simmern, verwitwete Löw von und zu Steinfurth. Stein war das zweitjüngste Kind von neun Geschwistern, von denen aber nur sechs das Erwachsenenalter erreichten. Der Bruder Johann Friedrich wurde preußischer Oberst, Friedrich Ludwig kaiserlicher Oberstleutnant. Eine Schwester, Marianne vom Stein, war Äbtissin im Stift Wallenstein in Homberg (Efze). Heinrich Friedrich Karl wuchs im Stein’schen Schloß in der Ortsmitte von Nassau auf.

Die Herrschaft Stein war seit dem 17. Jahrhundert reichsunmittelbar. Steins Familie besaß entlang des Rheins und der Lahn mehrere kleine Güter. Insgesamt machte der Besitz etwa 2400 nassauische Morgen aus. Als Reichsritter war sie durch Reichsgesetze geschützt und konnte sich bei Streitigkeiten direkt an Reichsgerichte wenden. Sie hatte die hohe Gerichtsbarkeit und eine herrschaftliche Stellung in einigen Dörfern wie Frücht und Schweighausen inne. Das Einkommen aus diesen Besitzungen reichte jedoch nicht für ein standesgemäßes Leben aus. Daher traten auch die Oberhäupter des Hauses seit Jahrhunderten in die Dienste größerer Fürsten und Landesherren. Karl Philipp war trotz seiner evangelischen Konfession kurmainzischer Kammerherr und Geheimer Rat.

Durch die häufige dienstliche Abwesenheit des Vaters lag die frühe Erziehung Steins überwiegend in den Händen der Mutter. Diese war gebildet und stand im Kontakt mit dem Gelehrten Johann Caspar Lavater. Im Zentrum stand für sie die sittlich-religiöse Erziehung. Karl vom Stein war der Lieblingssohn der Mutter. Um den Familienbesitz zusammenzuhalten, hatte Karl Philipp einen Fideikommiß gegründet. Einige Zeit später wurde gegen den Protest der älteren Brüder Karl vom Stein der alleinige Erbe.[1] Seit dem Tod der Mutter 1783 war er für die Verwaltung der Reichsritterschaft verantwortlich, da sich der Vater aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls zurückgezogen hatte. Wegen seiner preußischen Beamtenlaufbahn übertrug Stein die tatsächliche Leitung der Güterverwaltung seiner Schwester, der unverheirateten Stiftsdame Marianne.

Nach der französischen Eroberung verkaufte Stein seine linksrheinischen Güter und erwarb dafür 1802 die Herrschaft Birnbaum in der späteren preußischen Provinz Posen.[2]

Im Alter von 16 Jahren nahm Stein 1773 ein Studium der Jura, Geschichte und Kameralwissenschaften (Vorläufer der Wirtschaftswissenschaft) an der Universität Göttingen auf. Erheblichen geistigen Einfluß auf ihn übte August Ludwig Schlözer aus, der versuchte, zwischen modernem Verfassungsdenken und konservativen Vorstellungen von altdeutscher Libertät zu vermitteln. Daneben studierte Stein auch bei Johann Stephan Pütter, einem der besten Kenner der Verfassung und Struktur des Heiligen Römischen Reiches. Wie damals für Studenten adeligen Standes üblich, verließ er die Universität 1777 ohne Abschluß.

Da sein Studium vor allem auf den Reichsdienst ausgerichtet war, absolvierte Stein anschließend für einige Monate ein Praktikum beim Reichskammergericht in Wetzlar. Dort trat er auch der Freimaurerloge Joseph zum Reichsadler bei. Auf verschiedenen Kavaliersreisen 1778/80 lernte er Regensburg als Sitz des Reichstages, die Höfe und Regierungen verschiedener Territorien des Reiches wie Mainz, Mannheim, Darmstadt, München sowie in Wien die Residenz des Kaisers kennen. Außerdem reiste Stein in die Steiermark und nach Ungarn. Dabei interessierte er sich auch für das Bergwerkswesen.

Preußischer Reformer und „Franzosenhasser“

Zwischen 1802 und 1804 leitete der Reichspatriot vom und zum Stein von Münster als Oberpräsident (an der Seite des Militärbefehlshabers Generalleutnant Gebhard Leberecht von Blücher) aus die Eingliederung der geistlichen Herrschaften in den preußischen Staat. An Preußen fiel der östliche Teil des Hochstifts Münster als Erbfürstentum Münster, das Hochstift Paderborn als Erbfürstentum Paderborn sowie die Abteien Essen, Werden und das Stift Herford. Insbesondere in Münster stieß dies auf Kritik. Diese Erwerbungen gingen zwar nach dem Frieden von Tilsit wieder für einige Jahre verloren, wurden aber nach 1815 endgültig Bestandteil des preußischen Staats.

Stein gehörte 1805 zur Kriegspartei um Königin Luise, die dafür stand, Napoleon entgegenzutreten. Gemeinsam mit Louis Ferdinand Prinz von Preußen und General Ernst von Rüchel versuchten sie, König Friedrich Wilhelm III. davon zu überzeugen. Am 10. Mai 1805 übergab Stein eine entsprechende Denkschrift. Der König lehnte vorerst ab und sah in der Gruppe um Louis Ferdinand und Stein nicht zu Unrecht eine gegen seine Politik gerichtete Fronde. Schließlich gab er jedoch nach und befahl die Mobilmachung. Dies führte zum Krieg von 1806.

Der für Preußen katastrophal verlaufende Feldzug führte zur Flucht des Hofes und der maßgeblichen Politiker nach Königsberg. Dabei sorgte Stein für die Rettung der Staatskassen. Infolge der verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt und der durch sie offenkundig gewordenen Verkrustungen in Verwaltung und Militär war der preußische Staat zu Veränderungen gezwungen. Stein empfahl in Königsberg, den Krieg gegen Napoleon mit allen Kräften fortzusetzen. Außerdem kritisierte er scharf die während des Krieges deutlich gewordenen Schwächen der zivilen und militärischen Führung und machte auch vor dem monarchischen Regierungsstil nicht halt. Statt dessen forderte er grundlegende Reformen in der Struktur des Staates, um einen stabilen Unterbau für die Kriegsanstrengungen zu gewinnen. Dazu zählte insbesondere seine bereits vor Kriegsausbruch einsetzende Kritik am bisherigen absolutistischen Kabinettsystem; statt dessen plädierte er für ein Staatsministerium aus verantwortlichen Ministern, die mit dem Monarchen zusammenarbeiten.

Die Aufforderung, das Außenministerium anzunehmen, um den Frieden zu erreichen, lehnte Stein schroff ab. Dies und seine scharfe Kritik an der bisherigen Politik führten zu seiner Entlassung am 3. Januar 1807 durch Friedrich Wilhelm III.

Die Niederlage von 1806 stürzte den preußischen Staat in eine der schwersten Krisen seiner Geschichte. Im Frieden von Tilsit vom 7. Juli 1807 verlor Preußen alle Territorien westlich der Elbe sowie einen Großteil der in den polnischen Teilungen gewonnenen Gebiete. Damit büßte der Staat etwa die Hälfte seiner Einwohner ein. Dem Königreich wurden hohe Kontributionen auferlegt. Außerdem durfte Preußen nur noch eine Armee von 40.000 Mann unterhalten und mußte die französische Besatzung in wichtigen Festungen dulden. Insgesamt 150.000 Mann standen im Land und mußten von Preußen unterhalten werden.

Stein zog sich nach der Entlassung auf seine Besitzungen in Nassau zurück. Noch im Jahr 1807 verfaßte er die Nassauer Denkschrift[3] als Reformprogramm für den preußischen Staat, wobei dessen Verwaltung im Zentrum stand. Dazu gehörte die Forderung nach Selbstverwaltung für Provinzen, Kreise und Gemeinden. Dabei griff Stein weniger auf die damals moderne Staats- und Verfassungstheorie, sondern auf das Vorbild der älteren ständischen Verfassung zurück, wie er sie in Westfalen kennengelernt hatte. Für Stein spielten in dieser Frage nicht nur funktionelle Erwägungen, sondern in erster Linie politisch-pädagogische Ziele eine Rolle. In der Denkschrift formulierte er als Reformziel:

„Belebung des Gemeingeistes und des Bürgersinns, die Benutzung der schlafenden und falsch geleiteten Kräfte und zerstreut liegenden Kenntnisse, der Einklang zwischen dem Geist der Nation, ihren Ansichten und Bedürfnissen und denen der Staatsbehörden, die Wiederbelebung der Gefühle für Vaterland, Selbständigkeit und Nationalehre.“

Diese Schrift war, ebenso wie die von einem Kreis um Karl August von Hardenberg erarbeitete Rigaer Denkschrift aus demselben Jahr, eine Basis für die Preußischen Reformen.

Am 10. Juli 1807 wurde er trotz seines Zwistes mit dem König von Preußen im Auftrag der Reformpartei zum „königlich preußischen Geheimen Staatsminister“ ernannt. Viele Gesetze wurden im Kern von Mitarbeitern wie Theodor von Schön entworfen. Aber der Reichsfreiherr vom Stein war verantwortlich für ihre Durchsetzung gegenüber dem König und verschiedenen widerstrebenden gesellschaftlichen Kräften.

Der Reichsfreiherr als Geächteter

Anfangs setzte Stein auf eine Erfüllungs- und Koexistenzpolitik gegenüber Napoleon. Insbesondere die Verhandlungen über die Höhe der Kriegskontributionen und die immer wieder von französischer Seite vorgebrachten neuen Forderungen ließen bei ihm im Laufe seiner Amtszeit den Gedanken an Widerstand wachsen. Dazu trug auch der beginnende Aufstand gegen Napoleon in Spanien bei. Stein setzte auf einen allgemeinen Volksaufstand im nördlichen Deutschland und ein Bündnis mit Österreich. Wie für August Neidhardt von Gneisenau und Gerhard von Scharnhorst war auch für ihn das Hauptziel der Politik Preußens, sich auf einen künftigen Krieg vorzubereiten. Die oppositionelle Haltung Steins gegenüber den Besatzern kam in einem abgefangenen Brief zum Ausdruck, der in der französischen Regierungszeitung Le Moniteur abgedruckt wurde. Napoleon nutzte den Brief dazu, Preußen unter Druck zu setzen und zur Annahme der Kriegskontributionen zu zwingen.[4] Von Spanien aus gab Napoleon selbst einen Heeresbefehl, in dem er Stein zu einem Feind Frankreichs erklärte. Napoleon befahl, die Besitzungen Steins zu beschlagnahmen und Stein erschießen zu lassen. Friedrich Wilhelm III., der keinen Bruch mit Frankreich riskieren wollte, entließ Stein am 24. November 1808 mit Dank für die geleisteten Dienste und der Fortzahlung seines Ministergehalts für ein Jahr. Noch am Tag der offiziellen Entlassung übersandte Stein den Mitgliedern des Königshauses sowie des Staatsrates eine im wesentlichen durch von Schön verfaßte Schrift, die später unter dem Namen „politisches Testament“ bekannt wurde. Sie zog einerseits ein Resümee der bisherigen Reformpolitik und sprach andererseits die nach Steins Meinung nötigen weiteren Veränderungen an. Zu letzteren gehörten etwa die Gemeinheitsteilung und die Aufhebung der Fronarbeit, die Einführung einer Staatsrepräsentation, aber auch die Erziehung der Jugend zu Religion und Vaterlandsliebe sowie eine Stärkung des Adels.[5]

Stein, der inzwischen vom Befehl Napoleons erfahren hatte, flüchtete nach Böhmen und hielt sich in Brünn, Troppau und vor allem in Prag auf. Im Kaisertum Österreich lebte vom Stein mehr als drei Jahre. In dieser Zeit hoffte er vergeblich auf einen Aufstand vor allem in den napoleonischen Staaten Königreich Westphalen und Großherzogtum Berg. Mit großer Sympathie beobachtete er den Aufstand der Tiroler um Andreas Hofer. Im Exil entwarf er verschiedene Verfassungskonzepte für eine deutsche Verfassung; dabei spielte auch die Wiederherstellung der Reichsherrlichkeit, des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, eine wichtige Rolle. Scharfe Kritik übte er an der Willfährigkeit der Rheinbundfürsten gegenüber den Franzosen. Die Ächtung Steins – entgegen allen zwischenstaatlichen Gepflogenheiten – hatte ihr Ziel letztlich nicht erreicht, da dieser zu einem Symbol und einer führenden Persönlichkeit des anti-napoleonischen Widerstandes geworden war.[6]

Als im Mai 1812 seine Auslieferung bevorstand, nahm er die Einladung des Kaisers Alexander von Rußland an und wurde dessen Berater, jedoch ohne offizielles Dienstverhältnis. Vom Stein hatte den „Ausschuß für Deutschlands Angelegenheiten“ (Deutsches Komitee) ins Leben gerufen, zu dem auch der im Exil lebende Herzog von Oldenburg und Ernst Moritz Arndt (ein Bewunderer des Reichsfreiherren) gehörten. Er begann nunmehr offensiv für den antinapoleonischen Widerstand zu werben und unterstützte Justus von Gruner, der von Prag aus den Aufbau eines deutsches Spionage- und Agentennetzes betrieb. Vom Stein und Herzog Peter überzeugten den Kaiser, eine Russisch-Deutsche Legion aufzustellen, die bald während des Rußlandfeldzugs Napoleons zum Einsatz kam.

Vom Exilanten zum Freiheitskämpfer

Nach der Flucht der „Großen Armee“ aus den kalten Steppen des Ostens zog vom Stein mit dem Hauptquartier des Zaren in Richtung der preußischen Grenze. Auf ostpreußischem Gebiet ließ Stein im Auftrag des Zaren sofort Landwehreinheiten bilden, obwohl Preußen noch immer mit Frankreich verbündet war. Auch die Landstände ließ er einberufen. Nachdem der preußische General Ludwig Yorck von Wartenburg in der Konvention von Tauroggen zu den alliierten Gegnern Napoleons übergewechselt war, drängte Stein den noch immer zaudernden Friedrich Wilhelm III. zum Seitenwechsel. Im März 1813 schloß dieser dann, vermittelt durch Stein, im Vertrag von Kalisch ein Bündnis mit Rußland und der Befreiungskrieg wurde proklamiert. In dieser Zeit präzisierte Stein seine Verfassungsvorstellungen vom vorangegangenen Jahr. Danach sollten nicht nur der Rheinbund zerschlagen, sondern auch die Souveränitätsrechte der übrigen Staaten, wie die Entscheidung über Krieg und Frieden, zugunsten eines deutschen Kaisers und eines Reichstages begrenzt werden. Eine starke zentrale Exekutivgewalt sollte hinzutreten. Um das Übergewicht Österreichs im neuen großen Deutschen Reich nicht übermächtig werden zu lassen, forderte Stein auch eine Stärkung Preußens.[7]

Stein hatte die Einrichtung einer alliierten Zentralverwaltungsbehörde (Centralkommision als „Verwaltungsrath der vereinigten Mächte für den Norden von Deutschland“) als Besatzungsbehörde und als Beschaffungsstelle für Geld, Waffen und Soldaten vorgeschlagen. Dahinter steckte aber vor allem die Absicht, eine Basis für die Wiederherstellung eines deutschen Reiches zu errichten. Diesem Konzept folgten die Regierungen Preußens und Rußlands bedauerlicherweise nicht. Die Aufgaben blieben rein administrativer Natur. Stein wurde Vorsitzender des „russisch-preußischen Verwaltungsrats für die deutschen Angelegenheiten“ und, nach der siegreichen Schlacht bei Leipzig, Chef der Zentralkommission. Dies brachte ihm den spöttischen Beinamen „Kaiser von Deutschland“ ein. In dieser Eigenschaft erwarb er sich durch tüchtige Verwaltung im Innern und Aufstellung zahlreicher Heerhaufen gegen den Feind große Verdienste und ließ die Zentralverwaltung dem Heere der Verbündeten bis nach Paris folgen.

Von dort im Juni 1814 nach Berlin zurückgekehrt, besuchte vom Stein im September als russischer Abgesandter den Wiener Kongreß und nahm insbesondere an den Verhandlungen über die deutsche Frage teil. Er plädierte für die Erneuerung des Kaisertums und schlug als Übergangslösung einen preußisch-österreichisch dominierten Föderationsstaat vor. Ohne Erfolg reiste Stein noch vor Verabschiedung der Bundesakte ab, schrieb dem russischen Kaiser ausführlich von seiner Enttäuschung über die Beibehaltung der deutschen Kleinstaaterei (er machte insbesondere Karl August Freiherr von Hardenberg dafür verantwortlich, daß deutsche Reichseinigung-Interessen beim Kongreß zu kurz kamen) und zog sich in Privatleben zurück.

Die letzten Jahre

Mit der nassauischen Regierung in mancherlei Mißhelligkeiten geraten, siedelte der Reichsfreiherr später auf sein Gut Kappenberg in Westfalen über, ward nach der Einführung der Provinzialstände in Preußen 1823 Deputierter für den westfälischen Landtag und vom König zu dessen Landtagsmarschall ernannt; auch die Verhandlungen der evangelischen Provinzialsynode Westfalens leitete er. 1827 wurde er Mitglied des Staatsrates.

Tod

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein starb als der letzte seines Geschlechtes, da ihn von seinen Kindern mit seiner Gemahlin, Gräfin Wilhelmine von Wallmoden-Gimborn, nur drei Töchter überlebten.

Grabinschrift

Karl Freiherr vom Stein.jpg

Die Grabstein-Inschrift in der Familiengruft in Frücht bei Bad Ems hat folgenden Wortlaut:

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein
geboren den 25sten Oktober 1757,
gestorben den 29sten Juni 1831, ruhet hier;
der Letzte seines über sieben Jahrhunderte
an der Lahn blühenden Rittergeschlechtes;
demütig vor Gott, hochherzig gegen Menschen,
der Lüge und des Unrechtes Feind,
hochbetagt in Pflicht und Treue,
unerschütterlich in Acht und Bann,
des gebeugten Vaterlandes ungebeugter Sohn,
in Kampf und Sieg Deutschlands Mitbefreier.
Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu seyn.

Zitate

  • „Die wahre Ehrliebe ist die Quelle aller heldenmütigen Handlungen und aller mutigen Unternehmungen, die auf der Welt geschehen.“
  • „Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland.“

Familie

Der Freiherr heiratete 1793 Wilhelmine Magdalene Friederike von Wallmoden-Gimborn (1772−1819). Sie war die Tochter des hannoverschen Feldmarschalls Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn und dessen erster Frau Charlotte Christiane Auguste Wilhelmine von Wangenheim (1740−1783). Das Paar hatte zwei Töchter (andere Quellen behaupten drei Töchter und den einen oder anderen Sohn):

  • Therese (Lebensrune.png 3. Mai 1803; Todesrune.png 1. Januar 1863) ∞ 27. August 1827 Ludwig Ferdinand Graf von Kielmannsegg (1798–1873)
  • Henriette (Lebensrune.png 2. August 1796; Todesrune.png 11. Oktober 1865) ∞ 4. Oktober 1825 Graf Friedrich Karl Hermann von Giech (1791–1846)
Statue des Ministers Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein vor dem Preußischen Landtag, Sitz des Berliner Abgeordnetenhauses, dem ehemaligen Haus der Flieger.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

  • Nach Freiherr vom Stein wurde die Zeche Minister Stein in Dortmund benannt.
  • Freiherr vom Stein wurde 1816 Ehrenbürger der Hansestadt Bremen.
  • Ebenfalls 1816 wurde er Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main.
  • Mehrere Briefmarken, unter anderem von 1957 und 2007, wurden ihm gewidmet.
  • Ein Denkmal des Bildhauers Gustav Eberlein steht in Berlin-Spandau.
  • Eine Gedenktafel befindet sich am Rathaus Berlin-Schöneberg.
  • Eine Statue befindet sich im Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. auf dem Kölner Heumarkt.
  • 1872 wurde im Beisein von Kaiser Wilhelm I. ein von Baurat Eduard Zais geplantes Denkmal in Nassau eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde es durch ein neues ersetzt.
  • Ein Denkmal, geschaffen von Hermann Schievelbein (1875), steht vor dem Berliner Abgeordnetenhaus.
  • Eine Statue steht am Rathaus von Wetter an der Ruhr.
  • Ein Freiherr-vom-Stein-Turm wurde in Hagen-Vorhalle auf dem Kaisberg nahe dem Ruhrtal errichtet.
  • Eine Büste in Marburg vor der Alten Universität erinnert an ihn.
  • Johannes Leeb fertigte 1825 eine Büste für die Gedenkstätte Walhalla.
  • Zahlreiche Straßen, Schulen und Kasernen, aber auch eine Jugendherberge (in Altlünen, nahe bei Cappenberg) wurden nach ihm benannt.
  • 1879 wurde die Korvette SMS „Stein“ der kaiserlichen Marine nach ihm benannt.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Friedrich Fleischer: Leben des Freiherrn vom und zum Stein: Ein Denkmal, 1841
  • Ludwig Häusser: Karl Freiherr vom Stein – Eine Skizze, 1859 (PDF-Datei)
  • Karl Freiherr vom Stein. Eine Biographie. Mit Portrait, Reihe: Charakterköpfe aus dem deutschen Befreiungskriege, Band 2, 1863 (PDF-Datei)
  • Max Lehmann: Freiherr vom Stein (1902) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3)
  • Fritz Heinz Karst: Reichsfreiherr vom Stein weckt die Nation, Paul List Verlag, 1935
  • Hermann Ullmann: Karl Freiherr vom und zum Stein, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Zweiter Band, S. 464–475
  • Albert Krebs: Rebell von Gottes Gnaden, Roman über Reichsfreiherr vom Stein, 1937
  • Hans Henning von Grote: Heimlicher Kaiser des Reiches: Karl Freiherr vom und zum Stein, in: Ernst Adolf Dreyer / Heinz W. Siska (Hg.): Kämpfer, Künder, Tatzeugen. Gestalter deutscher Größe. 3 Bde., Zinnen-Verlag, München–Wien–Leipzig 1942, Bd. I, S. 217–228

Fußnoten

  1. Familienvertrag vom Stein vom 2. Februar 1774 (PDF; 664 kB)
  2. Burke, Stein, Abschnitt 1
  3. 354. Denkschrift Steins „Über die zweckmäßige Bildung der obersten und der Provinzial-, Finanz- und Polizei-Behörden in der preußischen Monarchie“ (Nassauer Denkschrift) Nassau, im Juni 1807
  4. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat. München 1998, ISBN 3-406-44038-X, S. 21
  5. Entlassungsschreiben und „politisches Testament“ (PDF; 587 kB)
  6. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat. München 1998, ISBN 3-406-44038-X, S. 23
  7. Ribhegge, Preußen im Westen, S. 45f.