Herrmann, Hajo
Hans-Joachim „Hajo“ Herrmann ( 1. August 1913 in Kiel; 5. November 2010 in Düsseldorf) war ein deutscher Polizist, Offizier der Reichswehr und der Wehrmacht, Kampf- und Jagdflieger der Luftwaffe (zuletzt Oberst) und zeitweise Inspekteur der Luftverteidigung „Reich“ im Zweiten Weltkrieg, danach war der Spätheimkehrer Rechtsanwalt und Buchautor, der u. a. Patrioten und Revisionisten verteidigte.
Im Verlauf des Krieges brachte es das Flieger-As Schwerterträger Hajo Herrmann auf 370 Feindflüge, versenkte 65.000 BRT feindlichen Schiffraumes,[1] wurde selbst viermal abgeschossen und errang schließlich neun Luftsiege[2] gegen feindliche Terrorflieger im Rahmen der Reichsluftverteidigung.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werdegang
Hajo Herrmann diente von 1933 bis 1935 bei der deutschen Reichswehr zuerst als Infanterist und wechselte anschließend zur Luftwaffe, wo er als Leutnant in der Fliegergruppe Nordhausen diente, dann im Sommer 1936 zur 9. Staffel/Kampfgeschwader 253 versetzt wurde. Von 1936 bis 1937 war er als Kampfflieger der K/88 bei der Legion Condor (u. a. mit Ju 52, wobei Seeflieger Sigmund Hans Storp ihm für kurze Zeit als Beobachter zugeteilt war) und als Inspekteur der Flak-Waffe im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt.
Zweiter Weltkrieg
Weitere Einsätze hatte er im Zweiten Weltkrieg nach dem Polenfeldzug und im Luftkrieg gegen Großbritannien, bei der er sich unter anderem bei den Angriffen auf die India-Docks in der großen Themseschleife im Ostteil Londons beteiligte. Nach einer Reihe von weiteren Einsätzen wurde ihm im Oktober 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Im Oktober 1940 erfolgte ein Wechsel der gesamten 7. Staffel/KG 4 zum Kampfgeschwader 30. Herrmann blieb ihr Staffelkapitän. 1941 übernahm er kurzzeitig die 1. Flughafen-Betriebs-Kompanie des Kampfgeschwaders 54 als Kompaniechef, bevor er im April 1941 zu seiner alten Staffel zurückkehrte, mit der er von Sizilien aus in der Nacht vom 6. auf den 7. April 1941 die erfolgreiche Bombardierung des griechischen Hafens von Piräus vollzog. An seiner Seite der äußert begabte Leutnant Heinrich Schmetz als Beobachter und Navigator. Vom 23. Mai bis 1. September 1941 übte er die Funktion eines Ersten Generalstabsoffiziers (Ia) des IX. Fliegerkorps aus. Am 1. September 1941 übernahm er als Gruppenkommandeur die Führung der III. Gruppe des Kampfgeschwaders 30.
1941 wurde er mit seiner Einheit ins Mittelmeer verlegt und flog mehrere Luftangriffe auf den strategisch wichtigen britischen Flottenstützpunkt Malta. Bei der Bombardierung von alliierten Nachschubkonvois zum sowjetischen Hafen Murmansk, die von norwegischen Flugplätzen an der Eismeerfront aus erfolgte, erlangte er Erfahrung hinsichtlich der Schiffsbekämpfung, eine Besonderheit der Marineflieger. Im Juli 1942 wechselte er in den Luftwaffenführungsstab.
Im Mai 1943 wurde nach seinen Vorschlägen das Jagdgeschwader 300 „Wilde Sau” (Wilde-Sau-Nachtjagdverfahren) aufgestellt. Er stieg zum Geschwaderkommodore und Divisionskommandeur auf und hatte zuletzt den Rang eines Oberst inne. Durch die damit erzielten Erfolge wurde die Abwehr alliierter Nachtbomberangriffe effizienter. Dafür erhielt er am 2. August 1943 das Eichenlaub zum Ritterkreuz.
Herrmann konnte als ein Vertrauter von Hermann Göring gelten, welcher ihn aufgrund seiner organisatorischen Fähigkeiten – oft unter Umgehung der Luftwaffenhierarchie – mit Sonderaufgaben hinsichtlich der Reichsverteidigung gegen den Bombenterror der Alliierten betraute.
Seine Leistungen in der Reichsluftverteidigung würdigte man am 23. Januar 1944 mit dem Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern. Er gehörte damit zu den höchstdekorierten Soldaten des Zweiten Weltkrieges. Herrmann war Mitbegründer der sogenannten „Rammjäger” (Sonderkommando Elbe), die im April 1945 in den Endkampf geschickt wurden.
Nachkriegszeit
Im Mai 1945 geriet Herrmann in Budapest als Kommandeur der 9. Flieger-Division (J) bei der Luftflotte 10 in Kriegsgefangenschaft und kam in die Sowjetunion, aus der er erst am 12. Oktober 1955 als Spätheimkehrer in die Bundesrepublik Deutschland zurückkehrte. Anschließend nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften auf und ließ sich 1965 als Rechtsanwalt in Düsseldorf nieder.
Herrmann, der selbst bis an sein Lebensende patriotische Thesen vertrat, wurde bald zu einem der bekanntesten Verteidiger von Patrioten und Revisionisten. Unter seinen Klienten waren u. a. Otto Ernst Remer, David Irving sowie Fred A. Leuchter. Oberst a. D. Hajo Herrmann veröffentlichte Bücher zum Zweiten Weltkrieg und engagierte sich als Redner für DVU und NPD.
Tod
Oberst a. D. Hajo Hermann verstarb 2010 in Düsseldorf. Die von ihm angeordnete Seebestattung fand feierlich vor seinem Geburtsort statt.
Familie
Herrmann heiratete 1959 seine Verlobte, die Sängerin und Hochschullehrerin Ingeborg Reichelt. Aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen.
Gedächtnisstätte Borna
Hermann war Spiritus Rector der Gedächtnisstätte Borna, die 2014 dann in Guthmannshausen ihre Vollendung fand.
Beförderungen
- 1932 Polizeianwärter
- 1935 Leutnant der Polizei
- 1936 Leutnant
- 1. Juni 1938 Oberleutnant
- 19. Dezember 1940 Hauptmann
- 1. Januar 1942 Major
- ggf. am 1. März 1943 mit Rangdienstalter vom 1. Januar 1942
- 1. August 1943 Oberstleutnant
- 1. Dezember 1943 Oberst
Auszeichnungen (Auszug)
- Flugzeugführerabzeichen (Wehrmacht)
- Spanienkreuz in Bronze mit Schwertern am 6. Juni 1939
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- Ehrenpokal der Luftwaffe am 28. September 1940
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis III. Klasse
- Flugzeugführerabzeichen (Italien)
- Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten
- Frontflugspange in Gold
- Anhänger zur goldenen Frontflugspange (Sternenanhänger)
- Anhänger zur goldenen Frontflugspange mit Einsatzzahl „300“
- Deutsches Kreuz in Gold am 5. Juni 1942[3] als Hauptmann in der III./Kampfgeschwader 30
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern [3]
- Ritterkreuz am 13. Oktober 1940 als Oberleutnant und Staffelkapitän der 7./Kampfgeschwader 4 „General Wever“
- Eichenlaub am 2. August 1943 (269. Verleihung) als Major und Geschwaderkommodore des JG 300
- Schwerter am 23. Januar 1944 (43. Verleihung) als Oberst und Inspekteur der Nachtjagd im Reichsluftfahrtministerium sowie Kommandeur der 30. Jagd-Division
- Ulrich-von-Hutten-Medaille der Gesellschaft für Freie Publizistik 2004
Filmbeitrag
Literatur
- Bewegtes Leben – Kampf- und Jagdflieger 1935–1945 (1984, 1993) ISBN 3-6130-1008-9 (Klappentext und Bestellmöglichkeit)
- Als die Jagd zu Ende war – Mein Flug in die sowjetische Gefangenschaft (1999, 2003) ISBN 3-8289-0330-4
- „Supersoldiers“ – Die Wehrmacht im Urteil ausländischer Experten (2006) ISBN 3-924-30977-9 (als Herausgeber)
- Erinnerungen eines deutschen Luftwaffenoffiziers (2006, selbst gesprochenes Hörbuch auf 2 CDs)
Tonträger
- Oberst a. D. Hajo Herrmann: Erinnerungen eines deutschen Luftwaffenoffiziers (2 CDs) Bestellmöglichkeit
- Kleine Odyssee – Der Luftangriff auf den Hafen von Piräus (2007, Hörbuch auf 2 CDs – Herrmann spricht die Einleitung)
Verweise
- Gedenkseite für Oberst Hajo Herrmann (21. Mai 2013)