Heinrich IV. (HRR)

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Zeichnung aus der Chronik des Ekkehard von Aura (1113/14) in Cambridge

Heinrich IV. (Lebensrune.png 11. November 1050 vermutlich in Goslar; Todesrune.png 7. August 1106 in Lüttich) war als Sohn Kaiser Heinrichs III. und Kaiserin Agnes’ seit 1053 Mitkönig, ab 1056 König und von 1084 bis zu seiner durch seinen Sohn Heinrich V. erzwungenen Abdankung am 31. Dezember 1105 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Leben

Staatsstreich von Kaiserswerth (Kaiserswerther Raub) 1062, den Raub Heinrichs VI. durch eine Gruppe Reichsfürsten unter der Führung des Erzbischofs Anno II. von Köln. Durch die erfüllte Forderung nach der Herausgabe der Reichsinsignien erlangte die Gruppe die Kontrolle über die Regierungsgewalt.

Kindheit und Jugend

Die vier salischen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches: Konrad II. (HRR) , Heinrich III. (HRR), Heinrich IV. und Heinrich V. (HRR), Steinrelief um 1480, Dom zu Speyer

Heinrich war beim Tod seines Vaters ein Kind von fünf Jahren, so daß nicht nur seine Erziehung, sondern auch die Verwaltung des Reichs seiner Mutter Agnes zufiel. Obgleich diese durchaus begabt war und bei den Regierungsgeschäften zuerst von Papst Victor II., später vom Bischof Heinrich von Augsburg tätig unterstützt wurde, war die Kaiserin doch der schwierigen Stellung, in der sie sich den anspruchsvollen Reichsfürsten und der aufstrebenden Papstmacht gegenüber befand, keineswegs gewachsen. Um die gereizten Gemüter der von Heinrich III. noch zurückgedrängten Fürsten in Deutschland zu beruhigen und für das Königshaus feste Stützen zu gewinnen, gab sie Gottfried dem Bärtigen das ihm von ihrem Gemahl entrissene Lothringen zurück. Graf Rudolf von Rheinfelden erhielt mit der Hand ihrer Tochter Mathilde das Herzogtum Schwaben, während sie den Grafen Berthold von Zähringen, der noch Zusagen ihres Gemahls hinsichtlich eines Anspruchs auf dieses Herzogtum erhalten hatte, mit dem Herzogtum Kärnten entschädigte und dem sächsischen Grafen Otto von Northeim das erledigte Herzogtum Bayern verlieh.

Aber sie erreichte damit nicht ihren Zweck. Otto von Northeim und andere Fürsten, die sich zurückgestellt glaubten, taten sich mit dem ehrgeizigen Erzbischof Anno von Köln zusammen, um sich der Person des jungen Königs und dadurch der Reichsverwaltung zu bemächtigen. Man lockte den jungen Heinrich auf ein Rheinschiff und entführte ihn 1062 nach Köln. Anno nahm nunmehr mit dem Besitz des Königs auch die Zügel des Reichs in seine Hand und erregte schon bald durch Eigennutz, Herrschsucht und Verschwendung der Reichsgüter allgemeinen Unwillen, so daß er sich genötigt sah, dem Erzbischof Adalbert von Bremen die Regierung und wenig später auch die Erziehung Heinrichs zu überlassen.

Während Anno als Erzieher durch zu große Strenge auf den Charakter des jungen Heinrich eingewirkt hatte, war Adalbert sehr nachsichtig. Er gewann bald das Vertrauen Heinrichs, wobei Adalbert ihm seine politischen Grundsätze über die unumschränkte Machtfülle des Throns und seine Abneigung gegen die sächsischen Fürsten einpflanzte. Nach der Rückkehr von einem Feldzug gegen die Ungarn ließ er 1065 den jungen König in seinem 15. Lebensjahr nach ripuarischem Recht in Worms in einer feierlichen Fürstenversammlung für mündig erklären und regierte nun für denselben. Die übrigen Fürsten jedoch, die ein starkes Königsregiment, wie es Heinrich III. ausgeübt hatte, nicht wieder aufkommen lassen wollten, beriefen eigenmächtig eine Versammlung nach Tribur und setzten durch, daß Adalbert den Hof verlassen mußte (1066).

Für einige Jahre gewann nun wieder die Reichsregierung den oligarchischen Charakter, den Adalbert hatte beseitigen wollen; die Verwaltung der laufenden Geschäfte führten abwechselnd einzelne Bischöfe, und der König sah sich abermals an den herrschenden Einfluß Annos gekettet. Gegen seinen Willen mußte er die ihm bereits 10 Jahre vorher von seinem Vater anverlobte Bertha, Tochter der Markgräfin Adelheid von Turin, heiraten (13. Juli 1066). Nach einem energischen, aber vergeblichen Versuch, sich dieser neuen Fessel zu entledigen, ergab er sich in sein Schicksal, und Bertha ist ihm bis zu ihrem Tod (1087) eine treue, liebevolle Gattin gewesen.

Kampf gegen die sächsischen Fürsten (Sachsenkriege )

Unterdessen war Herzog Otto von Bayern eines Mordanschlags gegen Heinrich beschuldigt und auf einem Fürstentag zu Mainz verurteilt worden, seine Unschuld im Zweikampf darzutun. Da er aber bei dem Kampf nicht erschien, wurde er seines Herzogtums für verlustig erklärt und dasselbe seinem treulosen und habsüchtigen Schwiegersohn Welf gegeben. Seine Güter und Besitzungen wurden verwüstet, bis er sich schließlich im Juni 1071 mit seinem Verbündeten, dem Herzog Magnus von Sachsen, dem König unterwarf.

Auch dem Herzog Berthold von Zähringen wurde aufgrund des Verdachts aufrührerischer Gesinnung das Herzogtum Kärnten wieder genommen. Der gefangengehaltene Herzog Otto wurde nun zwar von Heinrich nach einiger Zeit freigelassen, Magnus aber auf den Rat Adalberts, der wieder Einfluß am Hof gewonnen hatte, auf der Harzburg festgehalten. Zugleich ließ Heinrich, um seine Herrschaft in Sachsen zu sichern, zu den vorhandenen noch neue Burgen anlegen, durch deren Besatzungen sich aber das umliegende Land bedroht fühlte. Da Heinrich auch das während seiner Minderjährigkeit von den Fürsten in Besitz genommene Königsgut mit rücksichtsloser Strenge zurückforderte und an Franken und Schwaben verlieh, entwickelte sich gegen ihn in der Bevölkerung eine von Otto von Northeim und den Bischöfen eifrig geschürte Mißstimmung. 1073, als er sich in Goslar befand, um auch die sächsischen Aufgebote zu einem Feldzug gegen die Polen zu sammeln, kam es zum offenen Aufstand. Heinrich floh von Goslar auf die Harzburg und von hier auf Umwegen in das Kloster Hersfeld. Im Begriff, die Aufrührer zu züchtigen, mußte er es erleben, daß sich 1074 im Vertrag von Gerstungen seine Fürsten mit denselben hinter seinem Rücken verständigten. Bald gab aber die Verwüstung der in der Harzburg erbauten Kirche mit den Gräbern seines Sohnes und seines Bruders durch die erbitterten Bauern Heinrich Anlaß, die Sachsen beim Papst zu verklagen und ein Reichsheer gegen sie zusammenzubringen. Er besiegte sie am 13. Juni 1075 bei Homburg an der Unstrut; ein zweiter Feldzug im Oktober brachte die Aufständischen zur Unterwerfung und nötigte die Fürsten, sich ihm gefangen zu geben. Die Burgen wurden wieder aufgebaut.

Der „Gang nach Canossa“ im Jahre 1077

Heinrich forderte nun vom Papst die Entsetzung der rebellischen Bischöfe. Als dagegen Gregor VII. deren Freilassung verlangte und Heinrich selbst vorforderte, um sich wegen des ihm schuld gegebenen Verkaufs von Kirchenämtern (Simonie) und der Investitur zu verantworten, ließ Heinrich am 24. Juni 1076 in Worms durch eine Synode der deutschen Bischöfe die Entsetzung des Papstes aussprechen. Gregor antwortete mit dem Kirchenbann, der, damals zum ersten Mal gegen einen deutschen König verkündet, von den unzufriedenen Fürsten zum Vorwand einer neuen Auflehnung benutzt wurde, durch die Rudolf von Schwaben selbst König zu werden hoffte. Man setzte sich zu Heinrichs förmlicher Absetzung mit dem Papst in Verbindung. Darum versuchte Heinrich, den Papst zu einer Rücknahme des Bannfluches zu bringen. Er zog mitten im Winter über die Alpen nach Italien und traf den Papst in Canossa („Gang nach Canossa“) bei der Markgräfin Mathilde. Drei Tage hindurch, vom 25. bis 27. Januar 1077, harrte Heinrich bei großer Kälte barfuß in härenem Büßergewand vor dem Burgtor aus, um von dem herrschsüchtigen Priester die Lossprechung vom Bann zu erzwingen.

Dies gelang ihm schließlich, da in der Christenheit auch vom Papst (in seiner Funktion als Priester) erwartet wurde, einem büßenden, tätig reuigen christlichen Sünder zu vergeben. Heinrich mußte sich hingegen verpflichten, Gregor als Schiedsrichter in seinem Streit mit den Fürsten anzunehmen, während der Papst dazu nach Deutschland zu kommen versprach.

Konflikt mit Rudolf von Schwaben und Kaiserkrönung

Durch diese äußerliche Aussöhnung mit dem Papst ließen sich die Fürsten nicht abhalten, den Herzog Rudolf von Schwaben zum König zu wählen. Dem so eröffneten Thronstreit stand Gregor zunächst abwartend gegenüber. Als aber nach einem längerem Schwanken des Kriegsglücks (Schlacht bei Melrichstadt 1078 und bei Flarchheim 1080) Heinrichs Sieg in Aussicht zu stehen schien, wurde er von Gregor VII. aufs neue mit dem Kirchenbann belegt. Heinrich dagegen brachte in Brixen eine Versammlung von Bischöfen zusammen, die Gregor VII. absetzte und an seiner Statt den Erzbischof Wibert von Ravenna als Clemens III. wählte. Zwar verlor Heinrich am 15. Oktober 1080 die Schlacht an der Elster unweit Merseburg, aber der Gegenkönig Rudolf wurde dabei schwer verwundet und starb wenige Tage später. Hierauf zog Heinrich, die Verwaltung Deutschlands seinem Schwiegersohn Friedrich von Hohenstaufen überlassend, 1081 mit einem Heer über die Alpen, durchzog siegreich Oberitalien und stand zu Pfingsten vor Rom. Allerdings konnte er erst nach drei Jahren, im März 1084, sich der Stadt bemächtigen, worauf er sich und seine Gemahlin von Clemens III. am Osterfest feierlich zum Kaiser und zur Kaiserin krönen ließ. Gregor VII. hatte sich in die Engelsburg geflüchtet und folgte später den zu seinem Schutz gekommenen Normannen nach Salerno, wo er als Flüchtling am 25. Mai 1085 starb.

Ansätze von Konsolidierung, erneuter Kirchenbann, Absetzung Heinrichs und sein Ende

Heinrich mußte sich jetzt wieder nach Deutschland wenden, wo man 9. August 1081 den Grafen Hermann von Luxemburg zum König gewählt hatte, so daß ein neuer Bürgerkrieg begann. Hermann siegte über Heinrich bei Würzburg (11. August 1085), zog sich indessen, der Abhängigkeit von den mit ihm verbündeten Fürsten müde, 1087 zurück und starb bald darauf. Von dem Markgrafen Ekbert von Meißen, der sich selbst als Gegenkönig aufgestellt hatte, befreite ihn 1090 ebenfalls dessen Tod. Inzwischen war Victor III. und nach dessen Tod Urban II. von der gregorianischen Partei als Papst gewählt worden. Um den kaiserlichen Papst Clemens III. zu schützen und zugleich sein Übergewicht in Italien aufrechtzuerhalten, zog Heinrich 1090 zum drittenmal über die Alpen. Als er bereits Mantua erobert hatte und mit wechselndem Glück die Gräfin Mathilde bekämpfte, traf ihn die Nachricht, daß diese seinen ältesten Sohn Konrad und seine (zweite) Gemahlin Praredis (Adelheid) zum Abfall bewogen habe, ferner daß die Lombarden mit Herzog Welf gegen ihn ein Bündnis geschlossen hätten. Jedoch ließ sich Heinrich dadurch nicht beirren. Nachdem er die mächtigsten deutschen Fürsten, unter ihnen auch den Herzog Welf, durch Zugeständnisse wieder auf seine Seite gezogen hatte, wurde seinem Wunsch gemäß Konrad auf dem Reichstag zu Mainz der Königswürde für verlustig erklärt und dafür sein zweiter Sohn, Heinrich, zu seinem Nachfolger bestimmt. Da um diese Zeit Papst Urban (1099) und Clemens (1100) sowie der abtrünnige Konrad (1101) in Italien starben, schien Ruhe und Friede in das Reich zurückkehren zu wollen. Aber Paschalis II. sprach bald nach seiner Erhebung auf den päpstlichen Stuhl über den Kaiser aufs neue den Bann aus, und zugleich versuchten einige Große den König Heinrich zu überreden, dem Vater die Krone zu entreißen. Der Jüngling zog auch gegen den Vater zu Felde, trieb ihn zur Flucht, wußte ihn dann durch friedliche Worte zu überlisten, nahm ihn gefangen und zwang ihn, der Regierung zu entsagen. Zwar entkam der Kaiser aus der Haft, flüchtete nach Lüttich, fand auch jetzt wieder neuen Anhang, starb aber schon am 7. August 1106 in Lüttich.

Der dortige Bischof ließ ihn mit kaiserlicher Pracht begraben. Doch die Feinde des Kaisers setzten es durch, daß die Leiche wieder ausgegraben, nach Speyer geschafft und hier in einer nicht geweihten Seitenkapelle in einem steinernen Sarg so lange unbeerdigt blieb, bis die Lösung des Banns erfolgte, was erst nach fünf Jahren geschah.

Rezeption

Kein anderer Kaiser hat ein so wechselvolles Leben, eine so stürmische Regierung geführt wie Heinrich IV. Er besaß hohe Geistesgaben, war treu und erkenntlich gegen seine aufrichtigen Anhänger, politisch sowohl scharfsinnig als auch listig, tapfer im Kampf und ein Freund des damals zuerst aufblühenden Bürgerstandes, der dafür treu zu ihm hielt. Unter den schwierigsten Verhältnissen zur Regierung gelangt, hat er durchgängig für die Erhaltung einer starken Königsgewalt und damit für die gefährdete Einheit des deutschen Volkstums gegenüber den Sonderbestrebungen der deutschen Fürsten und Stämme gekämpft, und für die Würde und Selbständigkeit des Kaisertums den Päpsten gegenüber, die neben der kirchlichen auch alle weltliche Oberhoheit in ihrer Hand zu vereinigen sich berufen glaubten.

Quellentext

Quelle
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Heinrich IV. war ein hilfloses Kind, als ihm das Schicksal die Königsmacht übertrug. Während aber das Reich in die Verhängnisse führerlose Jahre hineinsank, rüstet sich die Kirche unter dem wahrhaft führergroßen Papst Gregor VII. für ihren Anspruch zur Herrschaft. Der Zusammenstoß entzündet den entscheidenden Schicksalskampf des deutschen Mittelalters. Heinrich IV. hatte sein Königsrecht erst in schweren Bürgerkriegen durchsetzen müssen. Nunmehr bäumt er sich gegen den römischen Führungsanspruch verzweifelt, rastlos und in tragischem Ringen auf. Bannfluch um Bannfluch fährt über die Alpen, Haß und Neid schlagen an ihm empor, der sich in einsamem Trotz allen Stürmen und Schlägen entgegenwirft und die bittersten persönlichen Opfer auf sich nimmt, um das Schicksal zu zwingen. Der Führerverrat von Tribur, der graue Tag von Canossa, zuletzt der gellende Treubruch des meuternden Sohnes – keine Enttäuschung hat den König verschont. Aber königlich ging er den einsamen Weg seines Kampfes bis zum ruchlosen Ende. Gebannt, geächtet, vom Haß verflucht und von der Freiheit gemieden, lebte er doch in den Wundersagen des Volkes noch lange weiter. Als einer der ewigen deutschen Führer aber schreitet er jedem deutschen Kämpfergeschlecht voran.

Quelle: Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden. 1937 Lehmanns-Verlag München


Siehe auch

Literatur

Fußnoten



Vorgänger Amt Nachfolger
Heinrich III. Deutsch-römischer König Heinrich V.