Klein-Rogge, Rudolf
Friedrich Rudolf Klein-Rogge ( 24. November 1885 in Köln; 29. Mai 1955 in Graz) war ein bekannter deutscher Schauspieler der 1920er und 1930er Jahre.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Rudolf Klein-Rogge wurde am 24. November 1885 als Sohn eines Kriegsgerichtsrates in Köln geboren; einige Quellen geben auch 1888 als Geburtsjahr an.
Seine Schulausbildung wurde kurzfristig durch den Dienst in einem preußischen Kadettenkorps unterbrochen, danach machte er seine Reifeprüfung an einem Gymnasium. Nach einem anfänglichen Studium der Kunstgeschichte nahm Klein-Rogge Schauspielunterricht in Berlin und debütierte 1909 als „Cassius“ in Shakespeares „Julius Caesar“ am Stadttheater Halberstadt. Später wurde er dort Spielleiter.
Ihn hatte von vornherein auch der Wunsch beseelt, sich als Regisseur zu betätigen. Er sah auf dem Gebiet der Spielleitung für sich künstlerische Aufgaben, die er mit jugendlichem Temperament und geistiger Leidenschaftlichkeit zu erfüllen trachtete.[1]
Nach Halberstadt war Rudolf Klein-Rogge an mehreren großen Bühnen im Reich tätig, so in Kiel, in Aachen, in Nürnberg und schließlich in Berlin. Erst 1915 in Nürnberg, nach einer langen Reihe von Jahren, erfüllte sich zum ersten mal sein Wunsch, sich als Spielleiter zu betätigen. Er leitete dort lange Zeit hindurch das Schauspiel. In Berlin selbst war er wieder als Darsteller tätig und wirkte fast sechs Jahre hindurch am Lessingtheater.
Weimarer Republik
Er entschied sich 1918 zusammen mit seiner Frau, der Drehbuchautorin und Schriftstellerin Thea von Harbou (Heirat 1914), nach Berlin zu gehen, da er sich dort – trotz seiner damals guten Gage in Nürnberg – finanziell bessere Möglichkeiten erhoffte. In Berlin konnte Klein-Rogge zunächst nicht so recht Fuß fassen und seine Karriere stagnierte. Auch privat mußte der Schauspieler Rückschläge hinnehmen, die Ehe mit seiner Frau wurde 1921 nach sieben Jahren geschieden.
Zunächst erhielt Klein-Rogge ab 1919 Nebenrollen im Stummfilm – so wurde er 1920 als Krimineller in Robert Wienes Klassiker „Das Kabinett des Doktor Caligari“ eingesetzt – und spielte einigermaßen erfolgreich in diversen Serien mit. Doch erst durch die Bekanntschaft mit dem legendären Regisseur Fritz Lang (1890–1976), der 1922 seine Ex-Frau Thea von Harbou geheiratet hatte, wurde Klein-Rogge zum Leinwandstar. Lang schrieb gemeinsam mit von Habou die Drehbücher für viele seiner Filme.
In den kommenden Jahren besetzte ihn Fritz Lang in verschiedensten Stummfilmen mit meist zwielichtigen Rollen; auch in weiteren größeren Stummfilmen leistete er schauspielerisch Hervorragendes.
Als der Tonfilm kam und die große Wandlung des Darstellers mit sich brachte, der nun nicht mehr allein gestisch interessant sein, sondern auch über eine kultivierte Sprache verfügen mußte, konnte Rudolf Klein-Rogge sich vermöge seiner klaren und in einer geraden Linie verlaufenden künstlerischen Entwicklung halten. Er wirkte bisher in fünfzehn Tonfilmen in französischer und deutscher Sprache und war zwei Jahre als Schauspieler in Frankreich tätig. Er spielte unter anderem 1929 in „La faute de Monique“ von Maurice Gleize und in Henri Chomettes „Le Requin“. Er filmte auch ein Jahr in Skandinavien und spielte dort in einem Eskimofilm eine tragende Rolle, bis er schließlich nach Deutschland zurückkehrte und hier im Film schauspielerisch hervortrat.
Rudolf Klein-Rogge war seit 1932 in zweiter Ehe (nach anderen Quellen in dritter Ehe) mit der schwedischen Schauspielerin Mary Johnson, die in den berühmten Stiller-Filmen und überhaupt den großen schwedischen Stummfilmen, wie z. B. „Herrn Arnes Schatz“, Hauptrollen spielte, verheiratet.
Drittes Reich
In den 30er Jahren führte er in dem UFA-Film „Die Stadt Anatol“ Dialogregie und kam damit dem von ihm besonders geliebten Gebiet der Spieleleitung auch beim Film näher. Denn was für ihn die langen Jahre hindurch beim Theater der sehnlichste Wunsch und das erstrebte Ziel war, das war es auch beim Film: nämlich als Spielleiter seine langjährigen künstlerischen Erkenntnisse und Erfahrungen für den deutschen Film fruchtbar werden zu lassen. Als Schauspieler selbst war er überwiegend mit beachtlichen Nebenrollen auf der Leinwand zu sehen. Des weiteren gehörte Rudolf Klein–Rogge zum Vorsitz bei den halbjährlich stattfindenden Nachwuchsprüfungen der Reichsfilmkammer.
Nach Carl Froelichs Hochzeit auf dem Bärenhof (1942) zog er sich vom Filmgeschäft zurück.
Nachkriegszeit
Rudolf Klein-Rogge verstarb am 30. April 1955 nach einem Schlaganfall – von den Medien fast unbeachtet und von der Öffentlichkeit vergessen – im steirischen Wetzelsdorf, einem Stadtbezirk von Graz. Noch bis Anfang der 50er Jahre hatte er in Graz als Theaterregisseur gearbeitet und mehrere Stücke inszeniert. Seine letzten Lebensjahre hatte der ehemalige Star auf dem dortigen Schloß Wetzelsdorf verbracht.
Filmographie
- 1912: Der Film von der Königin Luise. 1. Abteilung: Die Märtyrerin auf dem Königsthron
- 1913: Der Film von der Königin Luise. 2. Abteilung: Aus Preußens schwerer Zeit
- 1919: Spiele eines Milliardärs
- 1919: Das Licht am Fenster
- 1919: Die Launen eines Milliardärs
- 1919: Morphium
- 1919: Flitter Dörtje
- 1919: Nonne und Tänzerin
- 1920: Die geschlossene Kette
- 1920: Das wandernde Bild, von Fritz Lang
- 1920: Die Schreckensnacht im Irrenhaus Ivoy, von Otz Tollen und Arzén von Cserépy
- 1920: Wildes Blut, von Robert Wiene
- 1920: Der schwarze Graf, von Otz Tollen
- 1920: Vier um die Frau
- 1921: Perlen bedeuten Tränen
- 1921: Die Nacht des Cornelius Brower
- 1921: Am Webstuhl der Zeit
- 1921: Der müde Tod
- 1921: Zirkus des Lebens
- 1922: Doktor Mabuse, der Spieler
- 1923: Der steinerne Reiter
- 1923: Die Prinzessin Suwarin
- 1923: Schatten – Eine nächtliche Halluzination
- 1924: Die Nibelungen
- 1925: Der Mann seiner Frau
- 1925: Pietro der Korsar
- 1926: Die lachende Grille
- 1926: Mädchenhandel – Eine internationale Gefahr
- 1926: Der rosa Diamant
- 1927: Metropolis
- 1927: Der Zigeunerbaron
- 1927: Die letzte Nacht
- 1927: Der Herr der Nacht
- 1927: Casanova
- 1927: Tingel Tangel – Trommelfeuer der Liebe
- 1927: Die raffinierteste Frau Berlins-Aus dem Tagebuch einer raffinierten Frau
- 1927: Das Mädchen aus Frisco
- 1928: Eine Nacht in Yoshiwara
- 1928: Wolga Wolga
- 1928: La Faute de Monique
- 1928: Die Sandgräfin
- 1928: Spione
- 1928: Mädchenschicksale
- 1928: Die schönste Frau von Paris
- 1929: Tu m’appartiens!
- 1929: Le Requin
- 1929: Le Maison Des Hommes Vivants
- 1929: Meineid
- 1930: Tarakanova
- 1932: Der weiße Gott / Eskimo
- 1933: Das Testament des Dr. Mabuse
- 1933: Der Judas von Tirol
- 1934: Zwischen Himmel und Erde
- 1934: Die Frauen vom Tannhof
- 1934: Der Fall Brenken
- 1934: Elisabeth und der Narr
- 1934: Hanneles Himmelfahrt
- 1934: Die Schmuggler vom Watzmann / Grenzposten IV
- 1934: Die Welt ohne Maske
- 1934: Grenzfeuer
- 1934: Gern hab ich die Frauen geküßt
- 1935: Das Einmaleins der Liebe
- 1935: Der alte und der junge König
- 1935: Der Kosak und die Nachtigall
- 1935: Der Ammenkönig
- 1936: Ein seltsamer Gast
- 1936: Die Stunde der Versuchung
- 1936: Moral
- 1936: Das Hofkonzert
- 1936: Der Kaiser von Kalifornien
- 1936: Die un-erhörte Frau
- 1936: Intermezzo
- 1937: Die gelbe Flagge
- 1937: Ab Mitternacht
- 1937: Truxa
- 1937: Die göttliche Jette
- 1937: Der Katzensteg
- 1937: Die Frau und der Tod
- 1937: Madame Bovary
- 1937: Streit um den Knaben Jo
- 1937: Der Herrscher
- 1938: Abenteuer in Marokko
- 1938: Zwei Frauen
- 1939: Parkstraße 13
- 1939: Menschen vom Varietè
- 1939: Kennwort Machin
- 1939: Rheinische Brautfahrt
- 1939: Schneider Wibbel
- 1939: Robert Koch, der Bekämpfer des Todes
- 1940: Die unvollkommene Liebe
- 1940: Kora Terry
- 1940: Das Herz der Königin
- 1942: Hochzeit auf Bärenhof
- 1949: Hexen
- Synchronsprecher
- 1935: Bengali
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Der Stich in die Ferse (Theater am Kurfürstendamm, Berlin)[2]