Motorrad

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Ein Motorrad ist ein einspuriges zweirädriges motorbetriebenes Kraftfahrzeug (amtliche Bezeichnung in der BRD: Kraftrad).

Geschichte

Das erste Motorrad der Welt
Daimler-Niederrad, Patent vom 29. August 1885

Im Jahre 1817 erfand Karl Drais das erste Zweirad. Die umgangssprachlich nach ihm zu Ehren Draisine genannte „Laufmaschine“ hatte ein lenkbares Vorderrad, aber noch keine Pedale, und der Fahrer mußte sich mit den Füßen vom Boden abstoßen. Obwohl schon existent, setzte sich der Pedalantrieb beim Fahrrad erst 1864 durch, da die Leute Schwierigkeiten damit hatten, die Füße vom sicheren Boden zu nehmen und zu balancieren. Nach Art und Zahl der Räder unterschied man Hochrad und Niederrad, Zweirad (Vicycle) und Dreirad (Tricycle). Zuerst genutzt wurde der Pedalantrieb entweder von Pierre Lallement oder dem Schmied Pierre Michaux.

Unterschieden wurde auch schnell zwischen Damen- und Herrenrad, da sich nur wenige Damen entschließen konnten, ein Hosenkostüm (Bloomers) anzulegen. Der übliche lange Rock bedingte einen abweichenden Rahmenbau. Mehrsitzige Niederräder verschwanden jedoch wieder aus dem Gebrauch, der Zweisitzer (Tandem) war einig Zeit sowohl als Herrenmaschine wie für gemischte Paare (meist saß die Dame vorn) ziemlich beliebt. Eine entscheidende Verbesserung war der Freilauf, der eine Kraftersparnis während der Fahrt, also ohne Fahrtunterbrechung, ermöglichte; der Freilauf wurde dann von den Wanderer-Fahrradwerken in Chemnitz mit der Freilaufbremsnabe ergänzt.

Hatte Drais bereits 1820 die Idee, seine Laufmaschine mit einer Dampfmaschine auszurüsten, scheiterte dies doch noch an den damaligen technischen Möglichkeiten, und erst 1868 ließ Louis-Guillaume Perreaux das erste Dampfmotorrad patentieren und ab 1871 in Serie bauen.

Einführung des Benzinmotors

Werbe-Plakat

Das erste Motorrad mit Benzinmotor wurde 1885 von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach gebaut. Der von ihnen so genannte Reitwagen bestand aus einem hölzernen Rahmen auf eisenbeschlagenen Rädern und wurde von einem 0,5 PS starken Motor angetrieben sowie von Stützrädern aufrecht gehalten. Die erste Fahrt damit fand am 10. November 1885 statt. Das einzige Exemplar des von Daimler und Maybach gebauten Reitwagens wurde 1903 durch ein Feuer zerstört. Nachbauten dieses Originals befinden sich im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart und im Deutschen Museum in München.

Das erste Serienmotorrad der Welt war die von Alois Wolfmüller sowie Heinrich und Wilhelm Hidebrand konstruierte Hildebrand & Wolfmüller aus dem Jahre 1894, von der bis 1897 einige hundert Stück gebaut wurden. Wegen technischer Mängel – bspw. funktionierte die Glührohrzündung nicht zuverlässig – und zu hoher Preise war sie allerdings kein Erfolg.

Die ersten dauer-brauchbaren Maschinen kamen gegen Ende der 1890er Jahre aus Frankreich, namentlich das Motordreirad von de Dion und Bouton, Puteaux-Paris und das am Vorderrad angetriebene Motorzweirad von Werner Freres, Paris. Ersteres ist zwischenzeitlich völlig aus dem Gebrauch gekommen.

Durch Erfindungen wie den Spritzdüsenvergaser von Wilhelm Maybach (1893) oder die Magnetzündung von Robert Bosch (1901) konnte in den folgenden Jahren die Zuverlässigkeit des Motorrades gesteigert werden, und um die Jahrhundertwende nahm dann die Motorisierung einen großen Aufschwung. Statt der Riemenübertragung fand dann mehr und mehr die Kraftübertragung durch Kette, Stirnräder oder Gelenkwellen, sog. Cardans, statt.

Verwendung

Hatte die eher konservativ eingestellte Heeresleitung bisher kaum Notiz von dieser Entwicklung genommen und als Hauptverkehrs- und Transportmittel weiterhin das Pferd angesehen, kamen namentlich unter dem Einfluß der Distanzfahrt Berlin – Wien 1893 beim Kaisermanöver des Jahres 1904 elf Neckarsulmer Motorräder (NSU) zum Einsatz. Es entwickelte 2 3/4 Pferdestärken und war imstande, auch Alpenpässe zu überwinden, während es in der Ebene 60 km/h zu entfalten vermochte. Für touristische und Verkehrszwecke genügte jedoch eine Maschine von 1 3/4 Pferdestärken vollauf, denn damit konnte man eine Geschwindigkeit von 40 km/h erreichen und Steigungen von 10 % ohne Pedalhilfe nehmen.

Als Melderfahrzeug war die Tauglichkeit des Motorrades klar ersichtlich, und als ab etwa 1911 auch leistungsstärkere Maschinen mit ausgebautem Seitenwagen zur Verfügung standen, wurden diese zu fahrbaren Maschinengewehrstellungen umgebaut, welche sich jedoch im harten Einsatz des Ersten Weltkrieges nicht bewährten. In den Jahren 1914 bis 1918 wurden beim kaiserlichen Heer dennoch immerhin 5.400 Motorräder – meist V-Zweizylinder-Maschinen der Firmen NSU und Wanderer – als im Vergleich zu den damals noch arg schwerfälligen Automobilen verhältnismäßig schnelle Kurierfahrzeuge verwendet.

1920er Jahre

In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts setzte sich dann allmählich das Motorrad im weiten Behördeneinsatz durch, zuerst bei der Polizei und dann auch bei Post, Zoll und anderen Dienststellen. Damals wurde auch der Ausdruck „Krad“ als Kurzform der offiziellen Bezeichnung „Kraftrad“ eingefüihrt. Das Beiwagen-Gespann als schnelles und obendrein sehr viel wirtschaftlicheres Fahrzeug – dem Automobil gegenüber – wurde ab 1927 in der Neuorganisation der Reichswehr zu einer neuen Aufgabe herangezogen. Zusätzlich zur Verwendung in Verbindungs-, Nachschub- und Aufklärungseinheiten erkannte man auch Möglichkeiten des taktischen Einsatzes. Es wurden die Kradschützen-Kompanien aufgestellt, die mit drei bewaffneten Soldaten im Gespann und auch mit aufmontiertem Maschinengewehr gedacht waren.

1928 war DKW der größte Hersteller. In der Auswahl des Maschinenmaterials griff das Heer auf bewährte Typen aus den zivilen Produktionprogrammen der einheimischen Motorradindustrie zurück. Von den Nürnberger Victoria-Werken wählte man die KR VI mit ihren längs eingebauten 600er Boxermotoren aus und von BMW zunächst die 750er Typen R 62 und R 11. Übrigens waren jene in den Stückzahten insgesamt auf wenige Tausend Exemplare beschränkten Lieferungen die ersten Behördenaufträge für BMW, ein Geschäftszweig, der in kürze eine große Bedeutung gewinnen sollte, die ja bekanntlich bis heute anhält. Das erste große Beschaffungsprogramm lief dann im Jahre 1932 mit der Einzylinder-BMW R 4 an, die als Standardausbildungsmaschine eingeführt wurde.

1930er Jahre

Ab 1933/34 wurden die Kradschützen-Kompanien in die Aufklärungsabteilungen integriert und die Errichtung ganzer Kradschützen-Bataillone vorgesehen. Aus diesem Grund gingen nun auch große Bestellungen an die Industrie. Neben BMW bekam auch Zündapp in Nürnberg einen Großauftrag. An die Zweizylindermaschinen mit 500 oder 750 ccm wurden Beiwagen mit vereinheitlichtem Aufbau, dem sogenannten „Behördenboot“, angeschlossen, es wurden Packtaschenhalter montiert, Geländereifen aufgezogen und die Fahrzeuge in Feldgrau lackiert. Ansonsten waren die serienmäßigen Ausführung durchaus zum Millitäreinsatz geeignet. Im Gegensatz dazu wurden bei Personen- und Lastkraftwagen aufwendige Spezialkonstruktionen gefordert.

In Deutschland wurde im Jahre 1935 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt, und damit trat das Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht in Kraft. Der Infanterie und Artillerie stellte man mit der Panzertruppe eine neue und sehr vielversprechende Waffengattung zur Seite, die Kradschützen wurden dabei ebenfalls als eigene Waffengattung in Betracht gezogen, die mit ihrer Schnelligkeit und Beweglichkeit die eher schwerfälligen Panzer sehr gut ergänzen konnte. Die Voraussetzungen für eine Truppe mit nahezu universellen Einsatzmöglichkeiten lagen natürlich in erster Linie in der Güte der Ausbildung begründet. Die Soldaten der Kradschützen-Bataillone wurden demzufolge einer umfangreichen Waffen- und Gefechtsschulung unterzogen, darüber hinaus wurden Pionierlehrgänge und vor allem eine umfassende Motorradausbildung durchgefürt. Neben der kompletten Technik- und Wartungsunterweisung nahm die reine Fahrausbildung den höhsten Steilenwert ein. Hier wurden die Rekruten mit hartem Drill und lückenlosem Übungsprogramm (Fahrten auf Sand, hartem und weichem Boden, an Steilhängen, durch oder über Gräben und quer durch Wald und Flur) in die „Hohe Schule des Motorradfahrens“ eingeweiht. Ihr Können durften die Soldaten bei vielen Wettbewerbsfahrten innerhalb der Truppe sowie auch im zivilen Sportgeschehen unter Beweis stellen.

Zweiter Weltkrieg

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurden viele weitere Modelle entworfen. Es wurden Meldekräder in Soloausführung in großer Zahl von BMW, DKW, NSU, Triumph, Victoria und Zündapp beschafft und natürlich die Stückzahlen bei den Gespannen wesentlich erhöht. Als im September 1939 mit dem Polenfeldzug der Krieg begann, konnten die Kradfahrer die ihnen gestellten Aufgaben hervorragend lösen, ebenso wie im kurze Zeit später beginnenden Frankreichfeldzug. Doch mit der Ausweitung der Kampfhandlungen über den Balkan nach Nordafrika und vor allem der Präventivschlag gegen Stalin begannen die Schwierigkeiten. Hatte man bisher noch ein relativ gutes Wegenetz und kultiviertes (im zweifachen Sinn) Gelände vorgefunden, so stellten die Vormarschwege in die Sowjetunion, vorzugsweise bei Witterungseinbrüchen, bald unüberwindbare Hindernisse für die Motoräder mit ihrer eingeschränkten Geländetauglichkeit dar. Die Verluste stiegen drastisch an, und es wurden mehr und mehr Fahrzeuge aus Privatbesitz zur Wehrmachtsverwendung eingezogen, womit man sich jedoch ein weiteres Problem aufhalste, nämlich die umfangreichere Ersatzteilhaltung. Es gab ja vorher schon keine Vereinheitlichung der Kräder in den verschiedenen Kategorien, so daß das Durcheinander nun nur noch größer wurde.

Als im Sommer 1941 die ersten Exemplare der speziell für die Militärverwendung konzipierten schweren Geländespanne mit angetriebenem Seitenwagen, BMW R 75 und Zündapp KS 750, an die Front gelangten, waren die meisten der ursprünglichen Kradschützeneinheiten bereits anderen Verbänden angegliedert worden. Ab 1942 wurde das gesamte Kradschützenkonzept ganz aufgegeben und die Motorradeinheiten den Aufkärungsbataillonen angegliedert. Die Kradmelder und Kuriere sowie alle anderen Motorradfahrer der Wehrmacht waren indessen von dem neuen Fahrzeug begeistert, denn damit war ein Vorwärtskommen auch unter den schwierigsten Bedingungen möglich. Etwa zur gleichen Zeit wurden mit dem VW-Kübelwagen und dem VW-Schwimmwagen jene Fahrzeuge eingeführt, die eigentlich als Ersatz für die untauglichen Kräder der ersten Anschaffungsperiode für die Kradschützen gedacht waren. Diese Fahrzeuge konnten natürlich kein Ersatz für das Motorrad sein, doch die Produktionskosten waren nur halb so hoch wie jene der unerhört aufwendigen Geländegespanne, so daß man ihnen den Vorzug gab. Es wurden insgesamt immerhin 35.000 dieser Gespanne gebaut, denn was die Manövrierfähigkeit und die Fahreigenschaft in schwerem Gelände betraf, waren sie erstaunlicherweise während des Krieges ohne Konkurrenz.

Wenn auch der von der Propaganda erdachte Ruf der „Schnellen Truppe“, den „Motorrad-Husaren“, rasch verblichen war, so haftete den Kradfahrern doch weiterhin etwas besonderes an. Sie waren viel beweglicher und schneller als ihre Kameraden, sie konnten in den meisten Fällen ihr defektes Fahrzeug selbst wieder flottmachen und waren mit ihren Maschinen oft wie verwachsen, weil sie wußten, welchen Grad an Zuverlässigkeit sie mit eigener Wartung und Pflege – soweit dazu die Möglichkeit bestand – erreichen konnten. Dem standen aber bei nüchterner Betrachtung die immer schlechter werdende Versorgungssituation mit Ersatzteilen und Betriebsstoffen sowie natürlich die zweifelhafte Kriegstauglichkeit so mancher Konstruktion entgegen.

Zeit seit 1947

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die BSA-Gruppe der größte Motorradhersteller. Sie produzierte in den 1950er Jahren etwa 75.000 Motorräder pro Jahr.

Abgelöst wurde die BSA-Gruppe 1955 von der NSU Motorenwerke AG. NSU blieb dann bis Ende der 1960er Jahre der Hersteller mit den höchsten Produktionszahlen der Welt.

Seit den 1970er Jahren ist Honda der weltweit größte Hersteller. Honda präsentierte 1969 das Modell „CB 750 Four“. Als richtungweisend erwies sich dabei der quer eingebaute Vierzylinder-Viertaktmotor, die CB 750 Four war auch das erste Motorrad mit Scheibenbremsen.

Heute dominieren japanische Firmen wie Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha den weltweiten Markt, jedoch auch Hersteller wie Harley-Davidson (VSA), BMW (BRD), KTM (BRÖ), Triumph (Vereinigtes Königreich), Aprilia (Italien), Moto-Guzzi (Italien), MV Agusta (Italien) und Ducati (Italien) produzieren erhebliche Serien.

Siehe auch

Verweise