Udet, Ernst
Ernst Udet ( 26. April 1896 in Frankfurt am Main; 17. November 1941 bei Berlin) war ein deutscher Jagdflieger der Fliegertruppe im Kaiserlichen Heer während des Ersten Weltkrieges. Nach Manfred von Richthofen erzielte er mit 62 die zweithöchste Zahl von Luftsiegen unter den deutschen Jagdfliegern. In der Wehrmacht war er Generalluftzeugmeister bei der Luftwaffe im Rang eines Generalobersten.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ernst Udet wurde am 26. April 1896 in Frankfurt am Main geboren. Er besuchte in München das Theresiengymnasium, später das „College Buvignier“ in Verden an der Maas und unternahm schon 1909 in Niederaschau Gleitflugversuche.
Erster Weltkrieg
Den Krieg machte er als Offizier von 1914 bis 1918 an der Westfront mit, von 1915 an als Jagdflieger. Im März 1916 errang Udet als Vizefeldwebel seinen ersten Luftsieg. Ihm wurde dafür das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen. Es gelang ihm, 62 feindliche Flugzeuge abzuschießen, nächst Manfred von Richthofen die höchste Abschußziffer des Ersten Weltkrieges. Udet erhielt als Ritterschlag den Orden Pour le Mérite.[1]
Udets Kampf gegen Georges Guynemer
Udet schilderte als Beispiel für die im Ersten Weltkrieg ausgeübte Ritterlichkeit seinen Kampf gegen das französische Fliegeras Georges Guynemer. Guynemer kämpfte im Juni des Jahres 1917 verbissen mit dem Deutschen, schoß ihn jedoch trotz seiner Überlegenheit nicht ab, als er bemerkte, daß Udet eine Ladehemmung hatte. Also flog Guynemer auf Udets Maschine zu, warf ihm einen ritterlichen Gruß zu und verschwand dann wieder über alliiertem Gebiet.
Die Jagdflieger waren die modernen Ritter der Lüfte und solche Vorfälle gab es zahlreich, gerade Manfred von Richthofen galt bei Freund und Feind als unangefochtenes Vorbild des Edelmannes im Luftkampf. Nach dem ungeschriebenen Ehrenkodex der Kampf- bzw. Jagdflieger galt auch das Bekämpfen eines wehrlos gewordenen Feindes als unehrenhaft.
Weimarer Republik
Im Jahre 1922 gründete Ernst Udet eine eigene Flugzeugfabrik in München, den „Udet-Flugzeugbau“, und verwertete hier seine Erfahrungen bei der Konstruktion neuer Flugzeuge, jedoch mußten die Udet-Werke 1926 aus wirtschaftlichen Gründen nach Augsburg verlegt werden. Ernst Udet schied bereits im Sommer 1925 aus der Geschäftsleitung aus. Danach machte sich Ernst Udet besonders durch Schau- und Kunstflüge in der alten und der neuen Welt einen Namen. Ernst Udet wirkte auch im Film mit, u. a. in „Stürme am Piz Palu“.
Ernst Udet unternahm 1930/31 eine Ostafrika-Expedition, u. a. mit dem Ziel, Filme über die afrikanische Tierwelt aufzunehmen. Neben dem Führer Friedrich Wilhelm „Vater“ Siedentopf (1881–1931; einstiger Schutztruppenkämpfer unter Lettow-Vorbeck, später „einer der reichsten Männer“ von Deutsch-Ostafrika),[2] dem Flugzeugführer Suchocky, dem Kameramann Hans Schneeberger und einer Schauspielerin sollte auch Leni Riefenstahl teilnehmen, die jedoch absagen mußte.
Familie
Udet hatte mit Ehmi Bessel eine gemeinsame Tochter. Ehmi Bessel heiratete später den Schauspieler Werner Hinz und die Tochter und Charakterdarstellerin Dinah Hinz wurde von Werner Hinz adoptiert.
Drittes Reich
Nach Mitgliedschaft im Deutschen Luftsportverband und Schaffung einer neuen Luftwaffe trat Ernst Udet 1936 als Oberst in den aktiven Dienst, wurde am 10. Februar Inspekteur der Jagd- und Sturzkampfflieger und übernahm am 10. Juni 1936 auf Bitten Hitlers die Leitung des Technischen Amtes. Im Juli führte er den ersten Sturzkampfflug vor, später die Rekordmaschine „Me 109“ auf einem Flugtreffen in Zürich. Im Nachwort seines Buches „Mein Fliegerleben“ schrieb er:
- „Wir haben unsere Fahne wieder aufgerollt. Der Führer gab sie uns zurück.“
Zweiter Weltkrieg
Seit April 1939 Generalmajor, stieg er schließlich bis zum Generaloberst (1940) auf und bekleidete zuletzt die Stellung eines Generalluftzeugmeisters (seit Februar 1938).[3] Nach dem deutschen Sieg über Frankreich im Westfeldzug erhielt Udet das Ritterkreuz. Wie bereits beim Polenfeldzug war der Einsatz von Jägern, leichten Bombern und vor allem der Sturzkampfbomber (Stukas) Ju 87, deren Entwicklung und Produktion Udet maßgeblich gefördert hatte, auch bei der Westoffensive äußerst erfolgreich. Udet wurde jedoch indirekt für die deutsche Niederlage beim Unternehmen „Adlerangriff“ verantwortlich gemacht, da er die Produktion der dafür notwendigen strategischen Langstreckenbomber zurückgestellt hatte. Für die Unzulänglichkeiten der Luftwaffe im Rußlandfeldzug wurde erneut Udet unmittelbar verantwortlich gemacht. Er litt zwar unter den Vorwürfen, aber vor allem hinsichtlich des hohen Blutzolles seiner gefallenen Flieger.
Fliegertod
Am 17. November 1941 verunglückte er tödlich während eines Testflugs „bei der Erprobung einer neuen Waffe“.[4] Seine letzte Ruhestätte fand er neben Manfred von Richthofen auf dem Invalidenfriedhof in Berlin.[3] Nach dem Krieg wurde kolportiert, daß Ernst Udet sich in einem Anflug von Depression das Leben genommen haben soll. Beweise dafür gibt es nicht.
Zeitungsmeldungen (Galerie)
Filmographie
Darsteller
- Detektiv-Sportfilm (1921/22)
- Die Kunst des Fliegens (1926)
- Der Alpensegler. Udets Segelflug von der Zugspitze (1927)
- Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929)
- Stürme über dem Montblanc (1930)
- Fremde Vögel über Afrika
- SOS Eisberg (1932/33)
- Wunder des Fliegens (1934/35)
- Deutscher Luftsport (1936)
- Ernst Udet. Ein Fliegerleben – ein Heldenleben (1941)
2. Kamera
- SOS Eisberg (1932/33)
- S.O.S. Iceberg (1932/33)
Auszeichnungen (Auszug)
Erster Weltkrieg
Beförderungen
- Gefreiter der Reserve (21. September 1915)
- Unteroffizier der Reserve (28. November 1915)
- Vizefeldwebel der Reserve (13. März 1916)
- Offiziers-Stellvertreter (5. November 1916)
- Leutnant der Reserve (22. Januar 1917)
- Oberleutnant der Reserve (14. September 1918)
- Oberstleutnant (1. Juni 1934)
- Oberst (1. Juni 1935)
- Generalmajor (1. April 1937)
- Generalleutnant (1. November 1938)
- General der Flieger (1. April 1940)
- Generaloberst (19. Juli 1940)
- Fliegerzeugnis des „Aero-Clubs München“ am 9. Januar 1909 als Aviatiker und Mitbegründer
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 24. September 1915
- I. Klasse am 20. März 1916
- Preußisches Militär-Flugzeugführer-Abzeichen
- Ehrenbecher für den Sieger im Luftkampf
- Wilhelmskreuz (Württemberg) mit Schwertern 4. November 1916
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 13. November 1917
- Hanseatenkreuz der Hansestädte Lübeck und Hamburg
- Lübeck am 24. August 1918
- Hamburg 17. September 1918
- Verwundetenabzeichen (1918) in Silber
- Pour le Mérite am 9. April 1918 als Leutnant der Reserve und Führer der Jagdstaffel 4 (Jasta 4) im Jagdgeschwader „Richthofen“
- Flieger-Erinnerungsabzeichen (1914)
- Fliegerabzeichen „Aero-Club von Deutschland“ (1907 als Kaiserlicher Deutscher Aero-Club gegründet)
Drittes Reich
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten
- Bulgarischer Militär-Verdienstorden, Großoffizierskreuz mit Schwertern
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 4. Juli 1940 als General der Flieger und Generalluftzeugmeister im Oberkommando der Luftwaffe
- Großer Imperialer Orden der Roten Pfeile, Großkreuz am 12. Mai 1941
Bildergalerie
Ernst Udet vor seiner Fokker D.VII
Ernst Udet und Thea Rasche, eine Königin der Lüfte
Festabend zu Ehren von Fritz Wendel im Haus der Flieger in Berlin nach seinem Weltrekord mit der Bf 109 R (vormals Me 209 V-1); v. l. n. r.: Konstrukteur Willy Messerschmitt, NSDAP-Mitglied Flugkapitän Wendel, Generaloberst Erhard Milch und Generalleutnant Ernst Udet.
Trauerfeier für Ernst Udet in Berlin am 21. November 1941; links außen: Adolf Galland, rechts außen: Günther Lützow
Beisetzung von Generalluftzeugmeister Generaloberst Ernst Udet (Staatsakt) im Reichsluftfahrtministerium, November 1941; vorne rechts: Reichsmarschall Hermann Göring, vorne links am Sarg: Inspekteur der Jagdflieger Generalmajor Adolf Galland, hinter Galland Walter Oesau, hinter Oesau Dietrich Peltz
Der Führer vor dem Sarge Ernst Udets, links Adolf Galland – Werner Mölders war wider Erwarten nicht zugegen, er war nach einem Motorenausfall tragischer Weise auf dem Flug zum Staatsbegräbnis abgestürzt.
Verehrung im Feindesland: Nachbau von Udets Fokker von Dr. James J. Parks im „Vintage Aero Flying Museum“ in Ft. Lupton, Colorado (VSA)
Filmbeiträge
Ernst Udet – Ein Fliegerleben, ein Heldenleben (1941, Kulturfilm):
Schriften
- Kreuz wider Kokarde. Jagdflüge des Leutnant Udet, Berlin 1918 (Netzbuch)
- Hals und Beinbruch. Lustige Karikaturen, Traditions-Verlag Rolf & Co., Berlin 1928 mit Versen von C. K. Roellinghoff (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
- Fremde Vögel über Afrika, 1932
- PDF Mein Fliegerleben, Ullstein Verlag, Berlin 1935 Im Deutschen Verlag (1942)
- Horridoh!, Pohl, München 1953
Literatur
- Ernst Friedrich Eichler: Jagdflüge des Leutnants Ernst Udet, Verlag Gustav Braunbeck, Berlin 1918
- Paul Beneke: Canaris und der Tod Udets, in: „Der Weg“, Jg. 1956, Heft 3[5]
Verweise
Wetnetz
Filmbeitrag
Fußnoten
- Geboren 1896
- Gestorben 1941
- Deutscher Offizier
- Deutscher Luftfahrzeugführer
- Deutscher Schauspieler
- Deutsches Flieger-As
- Deutscher Unternehmer
- Deutscher Luftfahrtpionier
- Jagdflieger im Ersten Weltkrieg
- Jagdpilot im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Generaloberst (Luftwaffe der Wehrmacht)
- NSDAP-Mitglied
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Hanseatenkreuzes (Hamburg)
- Träger des Hanseatenkreuzes (Lübeck)
- Träger des bulgarischen Militär-Verdienstordens
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes