Voigt, Hans
Hans Rudolf Ludwig Otto Voigt ( 21. Februar 1896 in Hannover; 26. April 1969 in Langen, Hessen) war ein deutscher Offizier der Deutsches Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalmajor des Heeres und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Militärische Laufbahn
Hans Voigt trat bei der Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg am 2. August 1914 als Kriegsfreiwilliger in das Königlich Preußische Heer ein. Er kam dabei zum 2. Hannoverschen Dragoner-Regiment Nr. 16. Am 16. März 1915 wurde er dann beim Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiment Nr. 163 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 11. September 1913 datiert. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch andere Orden verliehen.
Weimarer Republik
Nach dem Krieg wurde er als Leutnant in die Vorläufige Reichswehr übernommen. Sein Rangdienstalter wurde auf den 1. April 1914 festgelegt. Beim 200.000-Mann-Übergangsheer der Weimarer Republik im Frühjahr 1920 wurde er beim Reichswehr-Infanterie-Regiment 40 als Kompanieoffizier eingesetzt. Bei der Bildung des 100.000-Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann in das 1. Preußische Infanterie-Regiment übernommen. Bei diesem wurde er auch weiter als Kompanieoffizier verwendet. Am 1. Oktober 1921 wurde er als Batterieoffizier in das 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment versetzt, kehrte aber später wieder zum Regiment zurück.
Am 1. November 1923 wurde er in der 12. (MG.) Kompanie des 1. Preußischen Infanterie-Regimentes in Gumbinnen zum Oberleutnant befördert. Als solcher wurde er dann weiter als Kompanieoffizier verwendet. 1924/25 wurde Voigt für mehrere Jahre zum Adjutant des III. Bataillons in Gumbinnen ernannt. 1927/28 wurde er in die 13. (Minenwerfer-) Kompanie nach Königsberg versetzt. Dort wurde er am 1. September 1928 zum Hauptmann befördert. 1929/30 wurde er für mehrere Jahre zum Chef der 4. (MG.) Kompanie vom 1. Preußischen Infanterie-Regiment in Königsberg ernannt.
Drittes Reich
Seine genaue Verwendung während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht im Dritten Reich ist bisher unbekannt. Als Major wurde Hans Voigt im Herbst 1935 zum Kommandeur der neuen II. Abteilung vom Panzer-Regiment 2 in Eisenach ernannt. Dieses Kommando behielt er während der nächsten Jahre. Zum 1. Januar 1938 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Im Frühjahr 1939 gab er sein Kommando an Oberstleutnant Curt von Jesser ab. Voigt selbst wurde dafür als Nachfolger von Oberst i. G. (im Generalstab) Johannes Baeßler zum Kommandeur des Panzer-Regiments 4 ernannt.
Zweiter Weltkrieg
Das Panzer-Regiment 4 führte Voigt bei Beginn des Zweiten Weltkrieges im Spätsommer 1939 im Verband der 2. Panzer-Division in den Polenfeldzug. Ab Anfang 1940 befand er sich mit seinem Regiment an der Westfront. Im Frühjahr 1940 führte er sein Regiment in den Westfeldzug. Im Juni 1940 mußte er sein Kommando kurzzeitig an Oberstleutnant Ewald Kraeber abgeben, übernahm es aber im August 1940 wieder. Zum 1. November 1940 wurde er zum Oberst befördert. Er trug jetzt bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Februar 1940 festgelegt. Ende April 1941 gab er sein Kommando über das Panzer-Regiment 4 ab. Er selbst wurde jetzt in das Oberkommando des Heeres (OKH) versetzt. Dort wurde er als Abteilungschef der Waffenabteilung Panzertruppe (Inspektion 6: Inspektion der Panzertruppe und Heeresmotorisierung) beim Allgemeinen Heeresamt (AHA) eingesetzt.
Am 31. März 1943 gab er seine Abteilung ab und wurde daraufhin in die Führerreserve versetzt. Dabei wurde er am 1. September 1943 zum Generalmajor befördert. Am 27. Februar 1944 wurde er dann zum Kommandeur der 10. Panzer-Brigade ernannt. Noch am selben Tag mußte er sein Kommando wieder abgeben und wurde schwerverletzt ins Lazarett eingeliefert.
Im August 1944 wurde er zum Kommandanten eines Festungsabschnittes der Pommernstellung ernannt. Mitte Januar 1945 gab er sein Kommando ab und wurde in die Führerreserve versetzt. Am 29. Januar 1945 wurde er zum Kampfkommandant des Festen Platzes(= Festung) Arnswalde ernannt.
- „Als die ersten Tiger noch an diesem Tage in Arnswalde eintrafen, kamen sie gerade rechtzeitig, um einen russischen Angriff auf Kopplinsthal im Westen der Stadt, gegen die Truppen des Kampfkommandanten von Arnswalde, Generalmajor Hans Voigt, abzuwehren. 4 Tiger stoßen insgesamt noch am 3. Februar 1945 nach Arnswalde vor. Die neuaufgestellte schwere SS-Panzer-Abteilung 503, Herzig, [...] wurde der Kampfgruppe des Generalmajor Hans Voigt unterstellt. Die erste Einsatzgruppe der schweren SS-Panzer-Abteilung 503 wurde etwa ab dem 4. Februar 1945 mit dem Abteilungskommandeur in Arnswalde eingeschlossen, zusammen mit einem Panzer-Begleit-Bataillon (SS-Begleit-Bataillon z. b. V.), etwa 1.000 Mann Alarmeinheiten (Urlauberzüge) sowie etwa 5.000 Zivilisten. Die mitgeführten Königstiger hätten sehr wohl den Einschließungsring durchbrechen können, aber dann hätte man die deutschen Einheiten und Zivilisten zurücklassen müssen. Am 5. Februar 1945 erfolgte die Verstärkung der Kampfgruppe ‚Voigt‘ in Arnswalde durch Zuführung des ‚Begleit-Bataillons des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe Weichsel‘, Obersturmbannführer Groß. Mehrere Feindangriffe auf Arnswalde wurden abgewiesen. Der Kampfgruppenkommandeur Generalmajor Hans Voigt erwog zu kapitulieren, nachdem die Tiger-Gruppe aber androhte, auszubrechen, gab er das Vorhaben auf.“
Als er nach Feststellung der Einschließung der Stadt durch die Rote Armee am 6. Februar 1945 den Kreisleiter, den Ortsgruppenleiter, den Bürgermeister usw. zu einer Besprechung einlud, wurde festgestellt, daß bereits am 5. Februar 1945 sämtliche Parteifunktionäre einschließlich der Polizei die Stadt verlassen hatten. Damit war er auch noch für die etwa 7.000 Einwohner verantwortlich. Am 12. Februar 1945 wurde Voigt zur Kapitulation aufgefordert. Als er dies ablehnte, begann die Rote Armee zunächst mit mehrstündigem starkem Artilleriefeuer, welches starke Verwüstungen anrichtete. Am 16. Februar 1945 gelang es Soldaten der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“, den Ring um die Stadt aufzusprengen. Zwei Tage später hatte man dann sogar einen regelrechten Korridor zur Verfügung, um die Stadt zu evakuieren. Die Räumung und somit Rettung der Bürger begann dann am 19. Februar 1945 und dauerte drei Tage.
Am 22. Februar 1945 wurde Generalmajor Voigt zum Kommandeur der Divisionsgruppe „Voigt“ ernannt.[1] Am 1. März 1945 wurde Voigt für einige Tage zum Kampfkommandant Stargard/Pommern ernannt. Am 8. März 1945 wurde er zum Kampfkommandant von Pölitz und des Brückenkopfes Langenberg ernannt. Mit seiner Kampfgruppe „Voigt“ hielt er einen Oderabschnitt von Pölitz bis Ziegenort und später bis Neuwarp. Am 13. April 1945 wurde er dann bis zum 4. Mai 1945 um Kommandeur des Verteidigungsbereiches Saßnitz und Inselkommandant Rügen ernannt.
Am 28. April 1945 wurde Hans Voigt das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Ein Nachweis darüber war aufgrund der Wirren der letzten Kriegstage nicht zu erbringen, er wurde aber von der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger des Eisernen Kreuzes e. V. (OdR) als solcher anerkannt.
Fritz Mörke über Generalmajor Voigt
Der Schriftsteller und Militärhistoriker Fritz Mörke über Generalmajor Voigt in seinem Buch Der Kampf um Arnswalde:
- Generalmajor Voigt war seit August 1944 Kommandant des Festungsabschnitts der Pommernstellung in Deutsch Krone. Am 12.1.1945 wurde jedoch die Heeresgruppe Weichsel zur Abwehr der sowjet-bolschewistischen Angriffe gegründet. Ihr neuer Oberbefehlshaber war Heinrich Himmler. Er traf am 21.1.1945 in Deutsch Krone ein und ersetzte als erstes alle kampferfahrenen Kommandanten über 50 Jahre, auch den Generalmajor Voigt. Die Nachfolger waren junge SS-Gruppen- und Obergruppenführer. Der bolschewistische Marschall Schukow rückte seit Anfang Januar mit der 1. Weißrussischen Front unaufhaltsam vor. Dazu gehörten unter anderem 10 Armeen, 1 Luftarmee, 2 Panzer-Korps und 2 Kavallerie-Korps. Am 14.1.1945 kamen die 1. und 2. Garde-Panzer-Armee, die 5. Stoß-Armee, die 8. Garde-Armee, die 61. Armee, die 1. Polnische Armee, das 2. Garde-Kavallerie-Korps und die 3. Stoß-Armee hinzu. Am 24.1.1945 wurden abends 60 Heimaturlauber aller Waffengattungen in Arnswalde in der Infanterie-Kaserne zusammen gerufen. Sie bildeten eine sogenannte Urlauberkompanie. Ihr Führer war Leutnant Horst Pälchen aus Kleeberg.
- In der Nacht zum 25.1.1945 mußte der Volkssturm nach Hochzeit ausrücken. Am 26.1.1945 bekamen die Kreise Arnswalde und Friedeberg den Befehl zur Evakuierung von Betrieben und Maschinen, aber keine Treckerlaubnis für die Zivilbevölkerung. Am 27.1.1945 wurde die Netze auf der Linie Kreuz-Filehne-Scharnikau von den Sowjet-Bolschewisten überschritten. Daraufhin wurde am selben Abend die Schaffung der Abwehrflanke Bahn–Pyritz–Arnswalde beschlossen. Die Pommernstellung war nicht mehr ausreichend besetzt, die geplante Sprengung der Dragebrücke bei Hochzeit war aus unerklärlichen Gründen nicht mehr erfolgt, und somit gelangten die bolschewistischen Truppen ungehindert, und viel schneller als erwartet, in den Süden des Kreises Arnswalde. Vom 27. bis 31. 1.1945 besetzten die Bolschewisten mit der 2. Sowj. Garde-Panzer-Armee, der 5. Sowj. Stoß-Armee und dem 2. Panzer-Korps der 1.Weißrussischen Front von Süden her den Kreis.
- Am 28.1.1945 waren Marienwalde, Klosterfelde und Hagelfelde besetzt, Panzerspitzen kamen bis Schwachenwalde, Granow, Plagow und Sellnow. Jägersburg und Regenthin bekamen an diesem Tag die Treckerlaubnis, sie kamen aber nur noch bis Hitzdorf. Dort wurden sie von den Panzern überrollt, mußten vorübergehend im Dorf bleiben und am 21.2.1945 zurück in ihre Heimatdörfer. Generalmajor Voigt wurde am 28.1.1945 nach Arnswalde entsandt, er wurde dort Kommandant der Kampfgruppe Arnswalde. Diese hatte es hauptsächlich mit der 212., der 311. und der 356. Schützendivision vom 80. Sowjetischen Schützen-Korps zu tun. Am 29.1.1945 wurde Göhren besetzt, dort wurden 17 deutsche Soldaten erschossen. Am 30.1.1945 traf ein Eisenbahnpanzerzug in Arnswalde ein. Sein Einsatz konnte aber keine große Entlastung mehr bringen. In diesen Tagen gab es immer wieder Angriffe auf Kleeberg, Sellnow, Plagow und Hitzdorf. In Granow wurden mehr als 44 Personen erschossen, in Karlshöhe der Gutsbesitzer und seine Frau erschlagen.
- Am 31.1.1945 wurden in Kleeberg die Bahnbeamten erschossen. Augustwalde, Plagow und Hitzdorf galten als vollständig besetzt. Von hier wurden die Angriffe auf die Sicherheitslinie vor Arnswalde von den Bolschewisten vorbereitet und durchgeführt. Hitzdorf hatte bis zum 31.1.1945 immer noch keine Treckerlaubnis! Nach dem Einmarsch der Bolschewisten in Hitzdorf 14 Personen erschossen, der Ortsgruppenleiter L. und der Propagandaleiter K. wurden zu Tode gequält. Es gab mehrere tote Frauen nach Vergewaltigungen. Später wurden 13 Personen aus Hitzdorf verschleppt, davon sind 10 in Rußland verhungert. Im Februar wurde Hitzdorf offiziell zum Kampfgebiet erklärt, der Kampf um die Festungsstadt Arnswalde ging in die Endphase. Viele Jugendliche und alte Männer mußten für die Russen Kampfstellungen bauen und haben die fürchterlichen Angriffe auf Arnswalde (u. a.13.2.1945) zwischen den Fronten miterlebt. Am 21.2.1945 wurden die meisten Bewohner über Augustwalde–Reierort–Marienwalde–Hagelfelde–Bernsee–Jägersburg nach Regenthin evakuiert. In der folgenden Nacht endete der Kampf um Arnswalde nach erfolgreicher Evakuierung der Zivilbevölkerung und dem Abzug der restlichen Truppen. Seit dem 22.2.1945 war die Stadt geräumt, am 23.2.1945 meldeten deutsche Stellen: Der Widerstand in Arnswalde wurde aufgegeben.
Nachkriegszeit
Am 10. September 1966 hielt Generalmajor a. D. Hans Voigt in Lüneburg eine Ansprache bei der Übernahme der Tradition vom Panzer-Regiment 2 durch das Panzer-Bataillon 84 der Bundeswehr.
Familie
Hans war der Sohn des Kunstmalers Friedrich „Fritz“ Voigt und dessen Frau Hermine, geb. Reuber ( 13. Dezember 1909). Hauptmann Voigt heiratete am 18. Juni 1929 seine Verlobte Ursula Buettler-Stulgen. Aus der Ehe sind die Töchter Heide ( 1930), Marie-Luise ( 1932) und Anna-Monika ( 1936) entsprossen.
Auszeichnungen (Auszug)
Beförderungen
- 2. August 1914 Kriegsfreiwilliger
- 1. Dezember 1914 Fahnenjunker
- 1. Februar 1915 Fähnrich
- 16. März 1915 Leutnant (ohne Patent)
- 19.4.1918 Patent vom 11.9.1913 erhalten
- 1.7.1922 neues Rangdienstalter (RDA) vom 1.4.1914 erhalten
- 1. November 1923 Oberleutnant
- 1. September 1928 Hauptmann
- 1. März 1935 Major
- 1. Januar 1938 Oberstleutnant
- 1. November 1940 Oberst
- 17.12.1941 neues RDA vom 1.2.1940 erhalten
- 1. August 1943 Generalmajor[2]
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- EK II am 4.4.1915
- EK I am 5.3.1918
- Friedrich August-Kreuz, II. und I. Klasse
- II. Klasse im Januar 1918
- I. Klasse im April 1918
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz (siehe Portrait)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Dienstauszeichnung der Wehrmacht, IV. bis I. Klasse
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II am 20.9.1939
- Spange zum EK I am 30.9.1939
- Panzerkampfabzeichen des Heeres in Silber am 1. Juni 1940
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse mit Schwertern
- II. Klasse am 30.1.1943
- I. Klasse am 20.4.1943
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 28. April 1945 als Generalmajor und Kommandant der Festungsstadt Arnswalde (Pommern)
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1896
- Gestorben 1969
- Deutscher Generalmajor
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Angehöriger der Reichswehr
- Kommandeur des Panzer-Regiments 4 (Heer der Wehrmacht)
- Generalmajor (Heer der Wehrmacht)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Kriegsgefangener