Deßloch, Otto
Otto Deßloch ( 11. Juni 1889 in Bamberg; 13. Mai 1977 in München) war ein deutscher Offizier der Bayerischen Armee, Kommandeur einer Fliegerschule der Luftstreitkräfte im Kaiserreich des Deutschen Heeres, Freikorpskämpfer, Major der Reichswehr und zuletzt Generaloberst der Luftwaffe der Wehrmacht sowie Eichenlaubträger im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Otto Deßloch trat nach dem Abitur am 20. Juli 1910 als Fahnenjunker in das 5. Chevaulegers-Regiment „Erzherzog Friedrich von Österreich“ der Bayerischen Armee in Saargemünd ein. Seine Beförderung zum Leutnant erfolgte am 23. Oktober 1912.
Erster Weltkrieg
Bereits in den ersten Wochen des Ersten Weltkrieges wurde der begabte Reiter bei einem Erkundungsritt schwer verwundet. Nach seiner Genesung Ende 1914 meldete er sich freiwillig zur Fliegertruppe, wurde zum Flugzeugbeobachter ausgebildet und nahm als solcher während des Jahres 1915 an zahlreichen Feindflügen teil. Im darauffolgenden Winter erfolgte seine Umschulung zum Flugzeugführer bei der Flieger-Ersatz-Abteilung Schleißheim.
Im Februar 1915 erfolgte seine Versetzung zur Feld-Flieger-Abteilung 8, ab 1916 war er bei der Jagdstaffel 16 im Westen eingesetzt. Weil Deßloch Anfang 1916 bei einem Absturz mehrere Vorderzähne verlor, wirkt sein Gesichtsausdruck auf späteren Fotos üblicherweise etwas verkniffen. Im Oktober desselben Jahres mußte er wegen Nebels in der neutralen Schweiz notlanden und wurde für mehrere Monate interniert. Nach seiner Repatriierung 1917 befehligte er zunächst als Staffelführer die Jagdstaffel 17 an der Westfront, ehe er im letzten Kriegsjahr Kommandeur einer Fliegerschule wurde.
Zwischen den Weltkriegen
1919 unterstützte Deßloch zunächst mit der freiwilligen Fliegerabteilung „Deßloch“ des Freikorps „Haas“ das Freikorps des späteren NS-Reichsstatthalters in Bayern Franz von Epp bei seinem Heldenkampf gegen die kommunistische Münchner Räterepublik. Der militärische Flugbetrieb blieb solange aufrecht, bis die Entente endgültig seine Einstellung erzwang.
In der Folge wurde er zunächst zum Nachrichtenoffizier umgeschult und 1921 in die Reichswehr als Rittmeister und Eskadronchef im 17. (Bayerisches) Reiter-Regiment sowie zeitweilig als Standortältester in Ansbach verwendet. 1925 wurde Deßloch mit der Mannschaft seines Regiments Sieger beim großen Heeres-Patrouillenritt in Berlin. Im Rahmen der verdeckten Wiederaufrüstung der Reichswehr nahm Deßloch von 1926 bis 1927 an der geheimen fliegerischen Ausbildung im russischen Lipezk teil. Ebenfalls in 1927 wurde er zum Stab der 7. (Bayerische) Division abkommandiert und 1932 zum Major beim Stab im 18. Reiter-Regiment befördert.
Als 1933 im Dritten Reich mit dem Wiederaufbau einer deutschen Luftwaffe begonnen wurde, trat auch Deßloch zu dieser neuen Waffengattung über und wurde ab 1. Dezember 1934 Kommandeur der Flugzeugführerschule Cottbus. Von 1935 bis 1938 war er nacheinander Kommodore zweier Kampfgeschwader, ab 1. März 1936 als Oberst und Kommodore des Kampfgeschwaders 155. Am 1. Dezember 1939 wurde er zum Generalmajor und zum Kommandeur der 6. Flieger-Division ernannt.
Zweiter Weltkrieg
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs erhielt Deßloch am 3. Oktober 1939 trotz seines vergleichsweise niedrigen Dienstgrades die Ernennung zum Kommandierenden General bzw. „Kommandeur der Luftwaffe“ (Koluft)[1] des II. Flak-Korps. Mit dieser Einheit unterstützte er während des |Westfeldzuges 1940 die Heeresgruppe B in Belgien, den Niederlanden und Nordfrankreich und konnte insbesondere im Erdkampfeinsatz gegen feindliche Panzer (mit 200 Abschüsse) große Erfolge erzielen. Dafür wurde er Ende Juni mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und am 19. Juli zum Generalleutnant befördert.
Im Abschlußbericht des OKW über den Frankreichfeldzug wurde er besonders gewürdigt. Am 19. Juli 1940 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant. Ab Juni 1941 kämpfte sein Korps an der Ostfront, wo er am 1. Januar 1942 zum General der Flieger befördert wurde. Am 4. August 1943 wurde er namentlich im Wehrmachtbericht erwähnt und erhielt das Eichenlaub zum Ritterkreuz:
- In der Schlacht am Mius haben Infanterie- und Panzerverbände des Heeres und der Waffen-SS unter Führung des Generalfeldmarschalls von Manstein und des Generals der Infanterie Hollidt mit vorbildlicher Unterstützung der von General der Flieger Deßloch geführten Luftwaffenverbände wiederholt Durchbruchsversuche starker feindlicher Kräfte vereitelt und im schwungvollen Gegenangriff den nördlich Kuibyschewo eingebrochenen Feind geschlagen.
Nach nur einem Monat im Westen kehrte Deßloch im September 1944 wieder in sein altes Kommando über die Luftflotte 4 an der Ostfront zurück, das er bis wenige Tage vor Kriegsende beibehielt. Ende April 1945 wechselte er als Nachfolger Ritter von Greims als Oberbefehlshaber an die Spitze der Luftflotte 6, der fast alle noch einsatzfähigen Luftwaffenverbände im Reichsgebiet zur Reichsluftverteidigung unterstanden.
Nachkriegszeit
Nachdem er sich vom 8. Mai 1945 bis 1948 in alliierter Kriegsgefangenschaft befunden hatte, widmete sich Generaloberst a. D. Deßloch in seinen restlichen Lebensjahren vorwiegend dem Reitsport.
Beförderungen
- Fähnrich (3. März 1911)
- Leutnant (28. Oktober 1912)
- Oberleutnant (16. März 1916)
- Hauptmann (1. Juli 1921)
- Major (1. Juni 1932)
- Oberstleutnant (1. Oktober 1934)
- Oberst (1. April 1936)
- Generalmajor (1. Januar 1939)
- Generalleutnant (19. Juli 1940)
- General der Flakartillerie (1. Januar 1942)
- Generaloberst (1. März 1944)
Auszeichnungen (Auszug)
- Kgl. Bayer. Prinz-Regent-Luitpold Jubiläums-Medaille
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse [2]
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern und Krone [2] am 19. April 1915
- Ehrenbecher für den Sieger im Luftkampf
- Beobachterabzeichen Bayern am 1. Februar 1915
- Abzeichen für Flugzeugführer (Bayern) am 8. August 1916
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz [2] am 15. Mai 1918
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II am 13. Mai 1940
- Spange zum EK I am 24. Mai 1940
- Ehrenpokal der Luftwaffe (strittig; ggf. ehrenhalber)
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten
- Königlich Rumänisches Flugzeugführerabzeichen
- Rumänisches Flieger-Tapferkeits-Orden,[3] Halsorden Kommandeurkreuz (siehe Bild)
- Viermalige Namentliche Nennung im Wehrmachtbericht
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub [4]
- Ritterkreuz am 24. Juni 1940 (74. Verleihung) als Generalmajor und kommandierender General des II. Flak-Korps
- Eichenlaub am 10. Mai 1944 (470. Verleihung) als Generaloberst und Oberbefehlshaber der Luftflotte 4
Verweise
- Deßloch, Otto, Lexikon der Wehrmacht
- Generaloberst Deßloch, Otto, Das-Ritterkreuz.de
- Deßloch, Otto, ww2awards.com (englischsprachig)
Fußnoten
- Geboren 1889
- Gestorben 1977
- Deutscher Generaloberst
- Oberleutnant (Bayern)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Militärperson der Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)
- Freikorps-Mitglied
- Major (Reichswehr)
- Generaloberst (Luftwaffe der Wehrmacht)
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Kriegsgefangener