Schörner, Ferdinand
Johann Ferdinand Schörner ( 12. Juni 1892 in München;
2. Juli 1973 ebenda) war ein deutscher Offizier der Bayerischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps (Freikorps „von Epp“), der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalfeldmarschall, Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und letzter Oberbefehlshaber des Heeres im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Einjährig-Freiwilliger
Schörners militärische Laufbahn begann nach dem Abitur 1911 auf dem Münchener Luitpold-Gymnasium mit einer Dienstzeit als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterie-Leib-Regiment der Bayerischen Armee.
Studium
Anschließend zur Reserve entlassen, studierte er in München sowie in Lausanne und Grenoble Philosophie und neue Sprachen bzw. Romanistik. In den Semesterferien meldete er sich zu Reserveübungen oder reiste zu praktischen Sprachstudien ins Ausland und legte schließlich Dolmetscherprüfungen in Französisch und Italienisch ab. Zum Studienabschluß kam er aufgrund der Mobilmachung nicht mehr.
Erster Weltkrieg
Im August 1914 zog er als Vizefeldwebel der Reserve und Zugführer bei der 12. Kompanie der „Leiber“ in den Ersten Weltkrieg, wurde sogleich Offiziers-Stellvertreter und im November 1914 Leutnant d. R., wenn auch noch ohne Patent. Er bewährte sich als Offizier und dann Kompanieführer an wechselnden Fronten. Er wurde zusammen mit Erwin Rommel wegen Tapferkeit 1917 bei Caporetto mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet.
Zwischenkriegszeit
Nach dem Zusammenbruch 1918 kämpfte er ab April 1919 bei dem Freikorps „von Epp“ gegen die Münchener Räterepublik und gegen kommunistische Aufstände im Ruhrgebiet, später wurde er von der Vorläufigen Reichswehr übernommen und dem Reichswehr-Schützen-Regiment 41 zugeteilt. Auch beim 200.000-Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er noch zu diesem Regiment. Bei der Bildung des 100.000-Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann in das 19. (Bayerisches) Infanterie-Regiment übernommen. Bei diesem wurde er vorerst als Kompanieoffizier eingesetzt und am 1. Oktober 1923 zur 3. Eskadron vom 17. (Bayer.) Reiter-Regiment nach Ansbach versetzt. Von dort wurde er zur Führergehilfenausbildung in den Stab der 7. Division der Reichswehr nach München kommandiert. Am 1. Oktober 1924 wurde er wieder zum 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment in die 1. Kompanie in München versetzt. Am 1. Oktober 1925 wurde er dann in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin versetzt und absolvierte in der Heeres-Ausbildungsabteilung (T 4) das zweite Jahr seiner Führergehilfenausbildung. Dabei wurde er am 5. August 1926 zum Hauptmann befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Juli 1926 festgelegt. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1926 für einen Monat zum 21. (Bayer.) Infanterie-Regiment versetzt. Am 1. November 1926 wurde er dann als Nachfolger von Hauptmann Franz Neumayr zum Chef der 16. Kompanie vom 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment in Landshut (Bayern) ernannt.
1929/30 gab er sein Kommando an Hauptmann Walter Stettner Ritter von Grabenhofen ab und wurde als Nachfolger von Hauptmann Hermann Kreß zum Chef der 10. Kompanie vom 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment in Kempten (Allgäu) ernannt. Am 1. Oktober 1931 wurde er in die 8. (MG.) Kompanie vom 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment nach Augsburg versetzt. Gleichzeitig wurde er als Taktiklehrer an die Infanterieschule Dresden kommandiert. Später wurde er auch dorthin versetzt und zum 1. August 1934 auch zum Major befördert. Als solcher wurde er bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht am 1. Oktober 1934 zum Adjutant der Infanterieschule Dresden ernannt. Durch die Umbenennung der Einrichtung wurde er dann im Frühjahr 1935 zum Adjutant der Kriegsschule in Dresden ernannt.
Am 1. Oktober 1936 wurde er in das Reichskriegsministerium (RKM) nach Berlin versetzt und als Gruppenleiter in der 3. Abteilung des Generalstabs des Heeres eingesetzt. Dort wurde er zum 1. März 1937 auch zum Oberstleutnant befördert. Als solcher übernahm er am 12. Oktober 1937 als Kommandeur das Gebirgs-Jäger-Regiment 98.
Zweiter Weltkrieg
Regimentskommandeur Schörner nahm am Polenfeldzug und 1940 am Westfeldzug teil. Er wurde mit Wirkung vom 1. Juni 1940 Kommandeur der 6. Gebirgs-Division und wurde am 17. Dezember 1940 (mit Wirkung vom 1. August) zum Generalmajor befördert. 1941 nahm er am Balkanfeldzug teil. Am 20. April 1941 wurde er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.
Im Herbst 1941 wurden Schörner und die 6. Gebirgs-Division an die Eismeerfront verlegt, verantwortlich für die Verteidigung des Hohen Nordens nach der Vertreibung der britischen Besatzer beim Unternehmen „Weserübung“. Am 15. Januar 1942 übernahm Schörner als Nachfolger von Eduard Dietl die Führung des Gebirgskorps Norwegen (später XIX. Gebirgskorps) an der Eismeerfront und wurde Ende des Monats zum Generalleutnant befördert. Bereits im Juni 1942 erhielt er die Beförderung zum General der Gebirgstruppe, als der er auch Kommandierender General des Korps wurde.
Im Oktober 1943 übernahm Schörner dann für den verwundeten Sigfrid Henrici als Kommandierender General das XXXX. Panzerkorps der 1. Panzerarmee in der Ukraine. Mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz wurde er am 17. Februar 1944 ausgezeichnet.
Im März 1944 war er für etwa zwei Wochen Chef des Führungsstabes im Oberkommando des Heeres, übernahm Ende des Monats die Heeresgruppe Süd und wurde am 1. April 1944 zum Generalobersten befördert.
Am 20. Juli 1944 übernahm Schörner dann das Kommando über die Heeresgruppe Nord. Am 28. August 1944 wurde er mit den Schwertern zum Ritterkreuz mit Eichenlaub für schwere Verteidigungskämpfe im Kurland-Kessel ausgezeichnet, und am 1. Januar 1945 erhielt er die Brillanten für drei schwere, zweimonatige Abwehrkämpfe im Raum Kurland. Mit dem 20. Januar 1945 wurde Schörner Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A (am 25. Januar umbenannt in Heeresgruppe Mitte) (→ Weichsel-Oder-Operation: hielt ab Januar die schlesische Front) und am 5. April 1945 in dieser Stellung zum Generalfeldmarschall ernannt. Durch seine eiserne Härte hielt er die Ostfront so lange wie möglich zusammen und ermöglichte vielen Flüchtlingstrecks das Durchkommen. Adolf Hitler ernannte ihn in seinem politischen Testament vom 30. April 1945 zum Oberbefehlshaber des Heeres.
- „Hitler hielt sehr viel von dem jüngst mit den Schwertern zum Ritterkreuz mit Eichenlaub ausgezeichneten General, und damit stand er nicht alleine. Nach dem Ende des Krieges sagte mir ein Russe: ‚Wenn der Hitler ein Dutzend Schörners gehabt hätte, dann hättet ihr eine Chance gehabt!‘“[1]
Letzter Wehrmachtbericht
Wehrmachtbericht vom 9. Mai 1945:
9. Mai 1945 | Meldungen über die Lage bei den Heeresgruppen Löhr, Rendulic und Schörner liegen beim Oberkommando der Wehrmacht zur Stunde noch nicht vor.[2] |
Kriegsgefangenschaft
Schörner ergab sich mit den Resten der Heeresgruppe Mitte erst am 11. Mai 1945 in Böhmen und schlug sich vom Sudetenland zu den VSA-Truppen durch. Die VS-Amerikaner lieferten ihn dann völkerrechtswidrig an die Sowjetunion aus, wo er, wie es üblich war, in einem Schauprozeß wegen Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde.
Nachkriegszeit
Am 15. Januar 1955 kam er aus der sowjetischen Gefangenschaft als Spätheimkehrer zuerst nach Dresden und dann in die BRD zurück, wo er 1957 in München wegen angeblicher Erschießungsbefehle für deutsche Fahnenflüchtige zu sechs Jahren und vier Monaten Haft und der Aberkennung der Pensionsberechtigung verurteilt wurde. Am 4. August 1960 wurde Generalfeldmarschall a. D. Schörner aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus der Haft in der Justizvollzugsanstalt Landsberg entlassen. 1963 wurde ihm vom Bundespräsidenten Heinrich Lübke endlich ein Teil seiner Pension gewährt.
Tod
Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner verstarb 1973 und wurde feierlich in Mittenwald beigesetzt. Kameraden aus aller Welt reisten an, auch viele Bundeswehroffiziere nahmen teil, jedoch auf Befehl des Bundesverteidigungsministeriums ohne Uniform.
Familie
Schörner war der Sohn des Polizeioberinspektors Johann Schörner (1859–1931) und dessen Gemahlin Anna Katharina, geb. Bauer (1866–1930).
Ehe
Am 27. November 1927 heiratete Hauptmann Schörner seine Verlobte, die Berliner Industriellentochter Lieselotte Karboschensky ( 1909). Aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen, zwei Söhne und eine Tochter. Seine Frau Lieselotte verstarb 1949, als er Gefangener in Sibirien war.
Auszeichnungen (Auszug)
Kaiserreich
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse[3]
- II. Klasse am 22. Dezember 1914
- I. Klasse am 27. Januar 1917
- Königlich Bayerischer Militärverdienst-Orden mit Schwertern am 11. Oktober 1915
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration[3] am 20. April 1916
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse Schwertern und mit Krone[3] am 24. Oktober 1917
- Pour le Mérite[3] am 5. Dezember 1917 als Leutnant d. R. and Führer der 12. Kompanie im Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiment
- vorgeschlagen von Oberst Ritter von Epp für die Eroberung einer italienischen Hauptstellung, der Höhe 1114
- Verwundetenabzeichen (1918) in Weiß[3]
- Erinnerungszeichen an die Goldene Hochzeit des Königspaares (Bayern) am 20. Februar 1918
Drittes Reich
Beförderungen
- 1.4.1912 Gefreiter
- 1.8.1912 Unteroffizier
- 22.5.1913 Vize-Feldwebel d. R.
- 28.8.1914 Offiziers-Stellvertreter
- 29.11.1914 Leutnant d. R. der Infanterie (ohne Patent)
- 26.12.1917 Leutnant (aktiv; 4.2.1918: Patent vom 18.6.1913)
- 15.7.1918 Oberleutnant (mit Patent vom 15.7.1918; 1.7.1922: RDA vom 22.3.1918)
- 1.8.1926 Hauptmann (mit Wirkung & RDA vom 1.7.1926)
- 14.8.1934 Major (mit Wirkung & RDA vom 1.8.1934)
- 16.3.1937 Oberstleutnant (mit Wirkung & RDA vom 1.3.1937)
- 27.8.1939 Charakter als Oberst (mit Wirkung vom 27.8.1939)
- 30.1.1940 Oberst (mit Wirkung & RDA vom 1.2.1940)
- 17.12.1941 Generalmajor (mit Wirkung vom 1.8.1940; 17.12.1941: RDA vom 1.10.1941)
- 28.2.1942 Generalleutnant (mit Wirkung vom 15.1.1942; 28.2.1942: RDA vom 1.3.1942)
- 15.5.1942 General der Gebirgstruppe (mit Wirkung & RDA vom 1.6.1942)
- 20.5.1944 Generaloberst (mit Wirkung vom 1.3.1944 & RDA vom 1.8.1943)
- 5.4.1945 Generalfeldmarschall
- Chilenischer Verdienstorden, Offizierskreuz, 1933[4]
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis II. Klasse am 2. Oktober 1936
- Komtur des Ordens der Krone von Italien am 2. August 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938 am 8. November 1938
Zweiter Weltkrieg
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- II. Klasse am 12. September 1939
- I. Klasse am 20. September 1939
- Bulgarischer St. Alexander-Orden II. Klasse mit Schwertern am 15. Juli 1941
- Finnisches Freiheitskreuz I. Klasse mit Eichenlaub am 1. Juli 1942
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 20. August 1942
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Januar 1943[5]
- Ärmelband „Kurland“
- Namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 18. Februar 1944; 30. November 1944; 1. Januar 1945; 5. April 1945 und 9. Mai 1945
Ritterkreuzstufen
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten[6]
- Ritterkreuz am 20. April 1941 als Generalmajor und Kommandeur der 6. Gebirgs-Division/XVIII. Armee-Korps/12. Armee
- Eichenlaub am 17. Februar 1944 (398. Verleihung) als General der Gebirgstruppe und kommandierender General des XXXX. Panzer-Korps/6. Armee/Heeresgruppe A
- Schwerter am 28. August 1944 (93. Verleihung) als Generaloberst und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord
- Brillanten am 1. Januar 1945 (23. Verleihung) als Generaloberst und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord
Literatur
- Rudolf Aschenauer: Der Fall Schörner – Eine Klarstellung, Selbstverlag, München 1962
- Franz W. Seidler: Deutsche Opfer: Kriegs- und Nachkriegsverbrechen alliierter Täter, Pour le Mérite Verlag, 2013, ISBN 978-3932381669, Kapitel Tschechische Nachkriegsverbrechen (S. 216–252)
Fußnoten
- Geboren 1892
- Gestorben 1973
- Oberleutnant (Bayern)
- Deutscher Generalfeldmarschall
- Generalfeldmarschall (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe (Heer der Wehrmacht)
- Oberleutnant (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Oberbefehlshaber des Heeres (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur eines Gebirgsjäger-Regiments (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur einer Gebirgs-Division (Heer der Wehrmacht)
- Kommandierender General des XXXX. Panzerkorps (Heer der Wehrmacht)
- Kommandierender General des XIX. Gebirgsarmeekorps (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Armee (Heer der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- NSDAP-Mitglied
- Freikorps-Mitglied
- Major (Reichswehr)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP
- Träger des Finnischen Ordens des Freiheitskreuzes
- Träger des St. Alexander-Ordens
- Träger des Österreichischen Militärverdienstkreuzes III. Klasse
- Träger des Ordens der Krone von Italien (Komtur)
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Kriegsgefangener