Germanische Götter
Die Germanischen Götter bzw. die Götterwelt der Germanen begründen sich in der Germanischen Mythologie auf drei Geschlechter, die alle aus dem Urchaos und einem Urrind hervorgingen: Das Geschlecht der Riesen und Ungeheuer, zu denen praktisch alle bösen Wesen gehörten, die auch für Naturkatastrophen verantwortlich gemacht wurden, kam als erstes auf die Welt. Dieses Geschlecht hat die Macht, die Welt zu vernichten. Damit dies nicht passiert, wurden Wanen und Asen geschaffen. Sie halten alles im Gleichgewicht, bis sich das Schicksal der Götter in einem finalem Kampf erfüllt, infolgedessen es zu einem Krieg zwischen Riesen und dem Asen/Wanen-Bund kommt, dem sich die gefallenen Menschenkrieger anschließen und in dem die ganze Welt vernichtet wird, um wiedergeboren zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Götterwelt
Das zweitälteste Geschlecht, die Wanen, wurden als äußerst geschickt, erdgebunden und weise verehrt und lebten ewig, sofern sie nicht erschlagen wurden. Das jüngste Geschlecht, die Asen, galten als äußerst mutig und stark, aber nicht sehr klug, was man auch in der Edda nachlesen kann. Ihr ewiges Leben verdanken sie einem Trunk, der sie gewissermaßen abhängig von den Wanen machte.
Trotz allem war es der Ase Wodan (nordgerm. Odin; nach Richard Wagner Wotan), der Midgard, die Mittelerde, und somit die Welt der Menschen schuf.
Hauptgott der Wanen war Ziu (nordger. Tyr), Hauptgott der Asen war Wodan (Odin). Asen und Wanen fochten einen großen Krieg aus, bei dem die Asen als Sieger hervorgingen, wobei die Wanen weiterhin eine geachtete Stellung innehatten. Beide Geschlechter lebten versöhnt und nebeneinander, bis die Christianisierung der Germanen einsetzte. Daraus ergeben sich auch verschiedene Schöpfungsmythen: So ist sowohl Ziu (Tyr) als auch Wodan (Odin) Schöpfer der ersten Menschen.
Wodan war ursprünglich der Hauptgott der Westgermanen, wobei er sich nordwärts über ganz Europa verbreitete. Für die Nordgermanen spielte ursprünglich Nerthus eine große Rolle, doch schon früh verschmolz ihr Kriegsgott Wodan mit dem Kriegsgott Odin und wurde so zum Hauptgott. Auch die Ostgermanen übernahmen Odin schließlich als Hauptgott. Daher wird im nordgermanischen Götterglauben Odin und bei den Südgermanen immer Wodan als oberster Gott angesehen, wobei es sich um denselben Gott handelt.
Wodan war ein Gott über alle anderen Götter. Odin war zuvorderst Kriegs- und Todesgott, und erst in zweiter Linie ein Weiser. Der Name „Odin“ leitet sich vom altnordischen Wort „óðr“ her, das „wild, rasend“ bedeutet. Daher war er der Gott der Ekstase und des rasenden Kampfes. Er war nicht ein nordischer, sondern ein gemeingermanischer Gott. Er war auch Hauptgott der Angeln, der Sachsen, die ihn Wodan nannten, was Inschriften bekräftigen.
Die Sage um Wodan/Odin reicht auch weit zurück, denn bereits die Römer wußten, daß die Germanen einen Gott verehrten, der ihrem Merkur ähnelte. Wodan (Odin) hatte nur ein Auge, das andere hatte er dem Jöten Mime verpfändet, der über den Brunnen der Weisheit am Lebensbaum Yggdrasil gebot, wofür er aus dem Brunnen trinken durfte – er opferte also ein körperliches Auge für ein geistiges, mit dem er Dinge sehen konnte, die anderen verborgen waren. Auch die Magie der Runen hatte er von Mime gelernt. Nach der Völuspá hatte Wodan (Odin) einst den ersten Krieg verursacht:
- „In die Feinde schleuderte Odin den Speer. Das war der erste Kampf der Völker.“
Als Ekstatiker und Magier war Wodan in der Lage, seine Gestalt zu wechseln. Woher dieser schamanistische Zug in Wodan kommt, ist nicht bekannt, möglicherweise aus dem Osten, wo der Schamanismus verbreitet war.
Überblick über die germanischen Götter
Urgermanisch | Deutsch (Alemannisch, Thüringisch, Langobardisch, Fränkisch, Sächsisch, Friesisch) | Nordgermanisch | Angelsächsich | Gotisch | Indogermanisch | Namensbedeutung |
Alcis | ||||||
Baduhenna | ||||||
Badumna | ||||||
Balðraz | Balder | Baldr | Baldæg | |||
Biel | – | – | – | – | – | |
Brego | Bragi | |||||
Þunraz | Donar, Thunaer | Þórr (Thor) | Þunor | *Þunaraz | Donnerer | |
Fosite (Forasizo) | Forseti | |||||
Frîjô | Frija, Fria, Frick, Fricke, Frea | Frigg | Frige | Frau, Herrin, Gattin | ||
Freia, Freya | Freyja | Herrin; Vanadis = Wanengöttin | ||||
Fullaz | Phol, Fro, Fro-Ing, Fricco | Freyr | Ing | Herr | ||
Gautaz | Hathagât, Gausus (lat.) | Gautr | Geat | Gapt | ||
Heimdall | Hama | Haimal | Bescheiner des Heims (= Welt), Himmel (?) | |||
Hellia, Hella | Hel | Halja | ||||
Hadur(?) | Höðr | – | – | – | ||
Hoenir | ||||||
Idun | Iðunn | Verjüngende, Erneuernde | ||||
Ermunaz, Erminaz | Irmin, Hirmin | der Große, Gewaltige | ||||
Jecha | – | – | – | – | schnell | |
Erþô | Erda, Hertha | Jörð | Erce, Folde | Erde | ||
Loll, Lell | – | – | – | – | – | |
Mano (lat.Mannus) | Mani | Mond, Mann | ||||
Nanna | ||||||
Nehalennia | ||||||
Nerthus(lat.) | ||||||
Óðr | ||||||
Ostara, Austriahenae | Eostre | |||||
Siwe, Sive, Sippja | Sif | |||||
Sinhtgunt | ||||||
Stuffo | – | – | – | – | – | |
Sawelô | Sunna | Sól | Sigel | *Sawelô | Sonne | |
Tanfana | – | – | – | – | – | |
Fullô | Fulla, Volla | – | – | – | – | Überfluß |
Wôðanaz | Wodan, Uuoden | Odin | Wóden | *Wôðanaz | Wut | |
Wurt Wurd | Úrðr | Wyrd | *Wurðiz | Schicksal | ||
Teiwaz | Ziu, Tiu, Tiuz | Tyr | Tiw | Tyz | *Deiwos | Gott |
Saxnot (Altsachsen) | Saxneat (Neusachsen) | Schwertgenosse | ||||
Skadi, Skade | Skaði | *öndurdís | Schigöttin | |||
Stammbaum der germanischen Götter (mit nordischen Götterbezeichnungen)
Ausschnitt aus den wesentlichen verwandtschaftlichen Beziehungen der Gottheiten der Asen und Wanen
Stammbaum der Asen und Wanen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Buri | Bölthorn | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Delling | Nott | Burr | Bestla | Fjörgynn | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dagr | Jörd | Vili | Ve | Odin | Frigg | Ivaldi | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sif | Thor | Nanna | Baldr | Hödr | Hermodr | Bragi | Idun | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Njördr | Ullr | Thrud | Forseti | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gerdr | Freyr | Freyja | Grid | Odin | Rindr | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fjölnir | Vidar | Vali | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Siehe auch
- Germanischer Jahreskreis
- Donareiche
- Externsteine
- Himmelsscheibe von Nebra
- Irminsul
- Julfest
- Elben und Naturgeister
- Polytheismus
- Sonnenwendfeier
- Walhall
- Yggdrasil
- Vgl. auch die Kategorie der Riesen
Literatur
- Johann Wilhelm Ernst Wägner: Nordisch-germanische Götter und Helden, Otto Spamer, Leipzig & Berlin 1882
- Erich Jung: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit, 1922 (PDF-Datei)
- Joseph Otto Plassmann: Die germanische Heldensage – Ein Zeugnis für die geistige Einheit des Germanentums, Posen 1944
- Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheiten und Heldengesänge der Germanen. Übertragen von Felix Genzmer. Eingeleitet von Kurt Schier. Eugen Diederichs Verlag, München 1981, ISBN 3-424-01380-3
- Gisela Graichen: Das Kultplatzbuch. Ein Führer zu den alten Opferplätzen, Heiligtümern und Kultstätten in Deutschland. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1988, ISBN 3-86047-176-7
- Klaus Bemmann: Die Religion der Germanen. Die Religion der Deutschen bevor sie Christen wurden. Überarbeitete und erweiterte Neuauflage 1998 mit zahlreichen Farbtafeln. Phaidon Verlag, Essen 1990, ISBN 3-88851-094-5
- David M. Wilson (Hg.): Die Geschichte der nordischen Völker. Die Welt der Germanen, Kelten, Wikinger, Slawen. Orbis Verlag, München 2003, ISBN 978-3-572-01462-X. [Lizenzausgabe der Beck'schen Verlagsbuchhandlung, München, deutsche Ausgabe erstmals 1980; Originalausgabe: London 1980; zahlreiche großformatige Abbildungen.]
- Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Vollständige Ausgabe. Marix Verlag: Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-143-8
- Wilhelm Jordan: Die Edda. Die heiligen Lieder der Ahnen. Illustrationen von Voenix. Arun-Verlag, Engerda 2001, ISBN 3-935581-04-1
Verweise
- Germanische Götter (Artgemeinschaft: Asatru.de)