Sassen, Willem

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Willem Sassen, 1960

Wilhelmus Antonius Maria Sassen van Elsloo (bzw. Willem „Wim“ Sassen; Lebensrune.png 16. April 1918 in Geertruidenberg; Todesrune.png 2001/2002 in Chile) war ein niederländischer Nationalsozialist und SS-Kriegsberichterstatter der SS-Standarte „Kurt Eggers“. In der Nachkriegszeit flüchtete Sassen nach Südamerika, war für verschiedene Zeitschriften tätig (u. a. als Redakteur für die NS-Exilzeitschrift Der Weg), unterhielt Geheimdienst-Kontakte und wurde bekannt für seine in den späten 50er Jahren entstandenen Interviews mit Adolf Eichmann (→ Sassen-Runde). Er trat zudem als Waffenhändler und Berater von südamerikanischen Staatschefs hervor.

Leben

Jugend

Willem Sassen wurde als drittes Kind in einer römisch-katholischen Familie geboren. Für ihn war vorgesehen, daß er Priester werden sollte. Mit elf Jahren wurde er auf das Dominicus College in Neerbosch (Nijmegen) geschickt. Es stellte sich jedoch bald heraus, daß das Priesteramt nicht seine Sache war. Daraufhin besuchte er das Canisius College in Nijmegen (Jesuitenkolleg). Wegen Konflikten mit dem Vorstand und aufgrund finanzieller Schwierigkeiten seiner Eltern infolge der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren, verließ er freiwillig das Canisius College und zog nach Breda, wo er seinen Schulabschluß am Lyceum erlangte. Im Alter von 18 Jahren reiste er zu den Olympischen Spielen 1936 nach Berlin, was seine Faszination für Adolf Hitler und das Deutsche Reich weckte. In einem Interview mit dem belgischen Journalisten und Autor Stan Lauryssens sagte Sassen:

„Ich war siebzehn, als ich das erste Mal nach Italien reiste und Benito Mussolini interviewte. Als ich achtzehn war, ging ich nach Berlin. Propagandaminister Joseph Goebbels wusste von meinem Besuch bei Mussolini und fragte mich, ob ich ihn interviewen wolle. Natürlich wollte ich das tun. Am Ende des Interviews stellte mich Goebbels dem Führer vor. Der mächtigste Mann in Europa und vielleicht der ganzen Welt. Ich war achtzehn... Als ich von Berlin nach Holland zurückkehrte, war ich ein überzeugter Nazi.“

Studium

Nach seiner Rückkehr aus Berlin begann Sassen sein Studium der Rechtswissenschaften an der Katholischen Universität von Nijmegen. Während des Studiums kam es zu engen Kontakten zum Nationalsozialismus und zur flämischen Organisation DeVlag. Auf Studentenversammlungen waren rechtsgerichtete Organisationen präsent und wollten neue Mitglieder rekrutieren. Auf diesen Versammlungen lernte Sassen auch den niederländischen Studenten Anthony Mertens, ebenfalls ein Jurastudent aus Nijmegen, kennen. In den folgenden Jahren wechselte Sassen mehrmals die Universitäten: Nijmegen, Tilburg, Gent und Löwen. Während seiner Studienzeit arbeitete er als Gelegenheitstätigkeit für flämische und niederländische Zeitungen wie die Neerlandia-Gruppe und die flämisch-nationalistische Zeitung De Schelde, in denen ein pro-deutscher Kurs vertreten wurde. Er wußte bereits, daß seine berufliche Zukunft im Bereich Journalismus liegen würde. Im Alter von neunzehn Jahren beendete Sassen sein Studium der Politik- und Sozialwissenschaften an der Katholischen Universität Löwen. 1938 erhielt Sassen seine erste Einberufung zur Erfüllung seiner Wehrdienstpflicht. Als Rekrut wurde er ausgebildet als Artillerist im 7. Feldartillerieregiment in der Nähe von Utrecht. Um den 20. April 1939 wurde er von einem belgischen Polizeibeamten aufgefordert, das Land zu verlassen, da er in Gent vor Studenten eine pro-deutsche Rede gehalten hatte.

Zweiter Weltkrieg

Willem Sassen als Kriegsberichterstatter
Willem Sassen und Alfons Sassen, 1944

Im August 1939 wurde Sassen, wie jeder wehrfähige Mann, zur Niederländischen Armee eingezogen. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war Sassen kurze Zeit Soldat. Doch durch den Einmarsch der Deutschen (→ Westfeldzug 1940) geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Am 19. Mai 1940 wurde Sassen als Kriegsgefangener nach Middelburg und später in sein ehemaliges Quartier in Bergen op Zoom gebracht. Kurze Zeit später wurde er freigelassen. Neben seiner journalistischen Tätigkeit beschloss Sassen, sein unvollendetes Jurastudium an der Universität Utrecht fortzusetzen, was er jedoch bald darauf aufgab. Am 27. September 1940 heiratete er seine erste Frau Paula Fisette und wurde Vater.

Mit dem Rußlandfeldzug 1941 meldete sich Sassen freiwillig zur Niederländischen Freiwilligen-SS. Weitere Ausbildung erfolgte in der Kadettenanstalt Lichterfelde unter den Eichen in Berlin. Dort lernte er den niederländischen Filmregisseur Vitus de Vries kennen. Gemeinsam begannen sie erfolgreich, Propagandanachrichten für die Radiosender Deutsche Europa Sender (DES) und Friesland zu schreiben. Zusammen mit Vitus de Vries drehte Sassen einen Propagandafilm über niederländische Legionäre und Freiwillige, die für den Dienst an der Ostfront vorbereitet wurden. Sassen wurde SS-Kriegsberichterstatter in einer Panzertruppe. Im Herbst 1941 wurden Wim Sassen und Vitus de Vries selbst an den südlichen Teil der Ostfront Richtung Rostow geschickt. Sassen erhielt den Befehl, sich beim 5. SS-Kriegsberichter-Zug, einer Abteilung innerhalb der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“, zu melden. Sassens Aufgabe war es, über den Fortschritt von Generalfeldmarschall Walter von Reichenaus Gruppe der 6. Armee in Richtung Belgorod und Charkow zu berichten. Ende Dezember 1941 hatten Sassen und De Vries die Südfront erreicht. Im Mai 1942, nach einer kurzen Pause in Berlin, wurden sie wieder nach Osten geschickt, um über den deutschen Vormarsch zu berichten. Im Juni 1942 wurde Sassen zum ersten Mal verwundet. In der Kaukasus-Offensive 1942 (→ Fall Blau) wurde Sassen am 26. Juli 1942 während einem Straßenkampf in der Nähe von Rostow erneut schwer verwundet. Seine tätowierte SS-Blutgruppe war wegen der Wunde nicht mehr zu erkennen. Über seine Verletzung wurde auch in niederländischen Zeitungen berichtet. So schrieb z. B. der SS-Kriegsberichterstatter Anton van Breugel über seine Verwundung. Es folgten Aufenthalte in Lazaretten zur Genesung in Krakau, München und Berlin. Sassen wurde gebeten, über seine Erfahrungen an der Ostfront für deutsche, flämische und niederländische Zeitungen zu berichten. Darüber hinaus wurde er zu NSB-Kundgebungen eingeladen. Sassen durfte sich in den Niederlanden erholen. Der Sektionschef der Propagandakompanie schrieb an Hanns Albin Rauter:

„Der SS-Rottenführer Willem Sassen wird mit Wirkung vom 18. November 1942 zum Sender Hilversum abkommandiert. Er hat die Erlaubnis der Abteilung in Breda zu wohnen und ist dem Lazarett in Breda zur ambulanten Behandlung zugewiesen worden. Sassen hat neben seiner Mitarbeit beim Sender in Hilversum den Auftrag, auch Wortberichte zu schreiben.“

Im April 1943 wurde er offiziell aus dem Lazarett entlassen. Er wurde außerdem zum SS-Unterscharführer befördert. Erneut sollte er über den deutschen Vormarsch in Rußland berichten. Im Sektor Charkow hatte er den Auftrag, Tonaufnahmen vor Ort zu erstellen. SS-Oberscharführer L. C. Kruithof, der Leiter der Zensurstelle der niederländischen Sektion, rügte Sassen für sein impulsives Verhalten, da er seine Aufnahmen direkt an die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft zur Ausstrahlung geschickt hatte, anstatt sie zunächst an die Zensurstelle nach Berlin zu schicken. Im Sommer 1943 folgte ein zweiwöchiger Kriegsberichterlehrgang im österreichischen Kärnten. Am Ende des Lehrgangs ordnete Kurt Eggers eine weitere Ausbildung an einer Führer-Schule bzw. Offiziersanwärterschule (→ SS-Junkerschule) für Sassen an, was er ablehnte. Gunter d’Alquen rief Sassen nach Berlin und Sassen erklärte, daß er als Niederländer nicht das Bedürfnis habe, sich politisch an eine andere Nation zu binden, was er tun würde, wenn er Offizier würde. Er drückte jedoch seine Loyalität gegenüber der SS aus und überzeugte den Standartenführer Gunter d’Alquen von seinem Engagement im Kampf gegen den Bolschewismus. Da er als einer der besten Journalisten der Propagandakompanie (PK) angesehen wurde, akzeptierte man seine Entscheidung. Sassen wurde nach Brüssel geschickt, um beim Sender Brüssel zu arbeiten. Durch seine Arbeit wurde er ein bekannter Rundfunksprecher und seine Sendungen waren eine populäre Abwechslung in der flämischen und niederländischen Besatzungszone. Seine Aufnahmen waren zu hören in Wien, beim Deutsche Europa Sender (DES), beim Kurzwellensender (KWS) Bremen, Calais, etc. Seine Vorgesetzten waren außerordentlich zufrieden mit seiner Arbeit:

„Mit 73 gefertigten und auch gesendeten Berichten steht Sassen an der Spitze aller Berichterstatter. Es hat zwar Zeiten gegeben, an denen die Sassen-Produktion noch eifriger und reichlicher war, aber auch dieses Ergebnis ist überaus zufriedenstellend. Es werden mit Sassen-Berichten die Sender Brüssel, Luxemburg und zu einem geringen Teil auch Stuttgart versorgt.“

Auch der Propagandaminister Goebbels beglückwünschte ihn zu seiner Arbeit als Propaganda-Journalist. Sassen blieb in Brüssel bis zur Invasion der Alliierten im Juni 1944. Sassen berichtete hier über die „uneinnehmbare Atlantikwall-Festung“. Der Höhepunkt seiner Kriegsberichter-Karriere war ein direkter Frontbericht aus der Normandie am 6. Juni 1944 (D-Day) über die Landung der Alliierten auf dem europäischen Kontinent, teilweise hinter der gegnerischen Front. In der Normandie wurde Sassen fast gefangen genommen, aber da er in Zivilkleidung arbeitete, gelang es ihm, in den Wirren der Schlacht zu entkommen. Er folgte der sich zurückziehenden deutschen Armee bis nach Brüssel. Dort sendete er über seine Erlebnisse an der Front in Nordwestfrankreich. Er berichtete über die Schlachten um Caen, Bayeux, Saint-Lô, Avranches, Falaise und Lisieux. Am 1. September 1944 kam der Befehl, den Sender Brüssel zu evakuieren und den Stab nach Herkenrath zu verlegen. Sassen übernahm das Kommando über einen Kampfsender bzw. eine mobile Sendeeinheit namens Radio Flanders Free. Zwei Wochen später zog Sassen nach Holland. Sein Kollege Jef Desseyn übernahm und hielt Radio Flanders Free bis März 1945. Im Oktober 1944 wurde Sassen Chefredakteur der Zeitung De Telegraaf (De Courant Nieuws van de Dag). Am 23. Oktober 1944 schrieb Sassen jedoch einen Artikel unter dem Titel „Licht“, der das Ende seiner Karriere bei De Telegraaf markierte. In dem Artikel rief er die hungrigen Amsterdamer dazu auf, in den Vierteln der reicheren und wohlhabenderen Leute Essen und Brennstoff zu stehlen. Die Untergrundpresse reagierte daraufhin sofort und er wurde beschuldigt, in der Hauptstadt Unruhen und Anarchie zu stiften. Sassen wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen und der Sicherheitsdienst (SD) behielt Sassen nach seiner Entlassung aus der Haft genau im Auge. Von der Feldgendarmerie wurde er am 28. Oktober 1944 bei einer Razzia in einem Weinkeller erneut verhaftet. Der geplünderte Schnaps und Wein war für eine Feier seiner Kameraden der 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ bestimmt, die er ein Jahr vorher in der Normandie kennengelernt hatte. Sassen hatte zudem durch seinen alten Freund Anthony Mertens Kontakt zum Untergrund. Zwei Tage später wurde Sassen wieder aus dem Gefängnis entlassen und sollte sofort die Niederlande verlassen. Doch Sassen meldete sich beim SS-Hauptsturmführer Sternberg, dem Chef der Kriegsberichter-Abteilung in Doetinchem. In Doetinchem arbeitete Sassen in der Abteilung für Aktivpropaganda des Reichskommissariats mit. Dies war eine Abteilung unter dem Kommando von SS-Sturmbannführer Hans Damrau, die sich ausschließlich mit psychologischer Kriegsführung (Skorpion West) über öffentliche Durchsagen (Rundfunk), Plakate, Transparente, Propagandabroschüren, Flugblätter und gefälschte Widerstandspublikationen beschäftigte. In Doetinchem lernte Sassen auch die verheiratete Stenografin Miep van der Voort kennen, die Ende 1944 begann, in der Redaktion des „illegalen“ Untergrundblatts Het Laatste Nieuws von Sassen zu arbeiten, das eigentlich – wie die Satirezeitung De Gil (Der Aufschrei) – ein Organ der deutschen Besatzungsmacht war. Am 20. November 1944 wurde die erste Ausgabe von Het Laatste Nieuws gedruckt. Am 16. März 1945 zog sich die Kompanie nach Deutschland zurück, während Sassen und sein Stab westwärts zum Kampfsender Hilversum zogen. Sassen operierte sowohl von Utrecht als auch von Hilversum weiter. Anfang 1945 wurde Sassen gebeten, sich an einer Werwolf-Organisation zu beteiligen, falls die Alliierten die deutsche Armee in den Niederlanden überrennen würden. Er wurde Leiter der Stay-Behind-Organisation NEUROP (Neu-Europa). Die Gruppe sollte militärische Informationen über alliierte Truppenbewegungen weitergeben und Sabotage betreiben.

Nachkriegszeit und Flucht

Am 5. Mai 1945 wurde NEUROP aufgelöst und Sassen tauchte unter. Sassens Freundin Miep van der Voort wurde in Utrecht verhaftet und über Sassen befragt. Unter Druck verriet sie den Standort von Sassens Unterschlupf. Am 5. Juni 1945 um 16.00 Uhr wurde Sassen in Alkmaar von der British Field Security verhaftet und am 10. und 11. Juni 1945 zum ersten Mal verhört. Im August 1945 wurde Sassen erneut über die Stay-Behind-Organisationen und die Propagandaeinheiten verhört. Am 15. Dezember 1945 gelang ihm die Flucht aus dem Lager. Mit falschen Papieren auf den Namen „Albert Desmet“, Geld und Lebensmitteln verschwand Sassen in Antwerpen. Mertens war zu dieser Zeit der Chefredakteur der konservativen römisch-katholischen Zeitung De Linie, für die auch Sassen einige Artikel schreiben durfte. Sassen ging bald darauf nach Brüssel zu seiner Freundin Miep. Nach beiden wurde durch eine öffentliche Fahndung gesucht. Bei einer Razzia im Juli 1946 wurde er erneut verhaftet und seine Tarnung als Jude, dessen Familie ermordet worden sei, flog auf. Man fand zwei verschiedene Ausweise („Albert Joseph Desmet“ und „Richard Kamiel Bosman“). Sassen gab seine wahre Identität an und wurde am 20. Juli 1946 offiziell angeklagt aufgrund des illegalen Aufenthaltes in Brüssel, des Besitzes von gefälschten Ausweispapieren, seiner Mitgliedschaft bei der Waffen-SS und seiner Funktion als SS-Kriegsberichterstatter (u. a. bei Radio Brüssel). Am 23. Oktober 1946 wurde Sassen vom belgischen Strafgericht in Brüssel zu drei Monaten Haft und einer Geldstrafe von 100 belgischen Franken verurteilt wegen Urkundenfälschung, falscher Namensführung, betrügerischen Handels und illegaler Einwanderung. Sassen sollte außerdem an die Niederlande abgeschoben werden, woraufhin er die Überstellung am 5. Dezember 1946 selber zur endgültigen Flucht nutzte und u. a. bei Mertens in Amsterdam Unterschlupf fand. Laut Gaby Weber wurde Willem Sassen in Belgien wegen seiner Beteiligung im deutschen Heeresdienst bei den Kämpfen um Belgien zum Tode und in den Niederlanden zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Am 9. Januar 1947 wurde die Ehe mit Paula Fisette geschieden. Am 24. Mai 1947 fuhr Sassen mit einem Taxi zum niederländischen Flughafen Schiphol. Der Deckname „Albert Desmet“ wurde aufgegeben und der neue Name lautete „Jacobus Janssen“. Über die „Rattenlinie“ namens Eximorg gelang es Sassen, mithilfe von u. a. Anthony Mertens, per Flugzeug nach Dublin (Irland) zu entkommen. Seine Verlobte Miep besuchte ihn mehrmals in Dublin. Im Februar 1948 kamen sie und ihre Tochter Saskia ebenfalls per Flugzeug nach Irland. In Irland schrieb Sassen Artikel für die katholische Zeitschrift The Capuchin Annual.

In Dublin traf Sassen den ehemaligen U-Boot-Kommandanten Kapitän Schneider. Eine seiner Zwillingstöchter lebte bei Wim Sassen und Miep van der Voort. Der Kapitän besaß ein Küstenschiff namens Der Adler (De Adelaar), das unter der Flagge von Panama fuhr. Sassen fragte Schneider, ob er bereit sei, ihn und andere SS-Männer gegen gute Bezahlung nach Argentinien zu bringen. Schneider war bereit, dieses Risiko einzugehen. Von Irland aus nahm Sassen Kontakt zu René Lagrou auf, der als Mitglied der argentinischen Einwanderungsgesellschaft La Sociedad Argentina de Recepción de Europeos (SARE), die notwendigen Genehmigungen in Argentinien besorgen konnte. Am 23. September 1948 verließ das Küstenschiff Der Adler den Hafen. An Bord waren Kapitän Schneider, seine Frau, deren Zwillingstöchter Inge und Antje, Willem Sassen, eine schwangere Miep van der Voort, die gemeinsame Tochter Saskia und zwei weitere belgische Kriegsteilnehmer und ihre Familien. Sassen lernte schon an Bord seine fünfte Sprache und interessierte sich auch für Antje Schneider, die zweite Tochter des Kapitäns. Am 3. November 1948 kam das Schiff im Hafen von Buenos Aires an. Am 6. November 1948 durfte die Familie Sassen von Bord gehen.

Argentinien

Der Weg, 1951, Heft 2. Der „Offene Brief“ wurde damals auch von der Zeitschrift Nation Europa abgedruckt (1951, Heft 7) und auch der Spiegel wurde auf den Artikel aufmerksam.[1]
1954 veröffentlichte er im Dürer-Verlag seinen eigenen Roman mit dem Titel „Die Jünger und die Dirnen“. Das sechste Kapitel ist eine Verarbeitung der eigenen Flucht von Irland nach Argentinien mit hochschwangerer Frau und Kind.
Sein Werk wurde innerhalb der NS-Gemeinschaft positiv aufgenommen. Laut Saskia Sassen hat der Roman aber auch zu großen Verstimmungen zwischen ihren Eltern geführt.

In Argentinien wohnten sie vorübergehend in einem Vorort von Buenos Aires. Schon kurz nach der Ankunft, so erinnerte sich Inge Schneider, arbeitete Sassen bereits für Zeitschriften in der Bundesrepublik. Der erste Auftrag sollen zwei Seiten Recherche für den Stern gewesen sein. In seiner eigenen Familie erzählte Sassen, er arbeite für Stern, Spiegel und Life. 1948 lernte Willem Sassen Eberhard Fritsch, Inhaber des Dürer-Verlages und Herausgeber der NS-Emigrantenzeitschrift Der Weg, kennen. Das Verlagshaus war ein Bezugspunkt für Exilanten und Neuankömmlinge in Buenos Aires. Hier schrieben Autoren, denen eigene Veröffentlichungen in Nachkriegsdeutschland nicht möglich waren. Die Autorin Bettina Stangneth bezeichnet den Weg als die „Zeitschrift der hartnäckigsten Nachkriegs-Nazis“. Mit Sassen verfügte Fritsch über einen neuen talentierten jungen Autor, dessen Schreibstil und Ausstrahlung ein breites Leserpublikum ansprach. In der Zeitschrift Der Weg publizierte er vor allem unter seinem Hauptpseudonym Willem Sluyse. Sassen wurde schnell Teil des Dürer-Kreises und durch Fritsch konnte Wim Sassen seinen alten Beruf als Journalist wieder aufnehmen. Unter der Regie von Fritsch wurde Sassen gebeten, als Ghostwriter für die deutschen Luftwaffen-Helden Adolf Galland und Hans-Ulrich Rudel ihre Memoiren zu schreiben. Die Bücher wurden Bestseller. Dieter Vollmer, der Stellvertreter von Fritsch, schrieb in seinen Erinnerungen später:

Schließlich gehörte zu unserer Mannschaft noch das Universalgenie Wim Sassen, der Niederländer. Er war gleichzeitig ein erfolgreicher Kaufmann – wenn ich mich recht erinnere, handelte er mit Wäsche – und ein wirkungsvoller Schauspieler unter dem Decknamen Steven Wiel. Unter anderem brillierte er in der Hauptrolle von Molieres „Geizigem”. Vor allem aber war er ein glänzender Journalist mit durchaus eigenem Stil und eigener „holländernder” Sprache. Für unser Februarheft 1951 lieferte er ein besonderes Glanzstück, seinen damals berühmt gewordenen „Offenen Brief an den europäischen Oberbefehlshaber, General Dwight D. Eisenhower”, geschrieben in der für ihn kennzeichnenden Mischung aus bissiger Ironie und tiefer Trauer um die Gefallenen (unter dem Pseudonym Willem Sluyse) und kongenial illustriert von einem flämischen Karikaturisten. Von diesem Beitrag wurden laufend Sonderdrucke bestellt. Er hat die Auflage wesentlich erhöht. Von Wim Sassen, alias Steven Wiel, alias Willem Sluyse wird im Zusammenhang mit den sogenannten Eichmannn-Memoiren und Professor Rassinier in Paris noch die Rede sein müssen.[2]

Am 16. Mai 1952 heiratete Sassen in der mexikanischen Stadt Tlaquiltenango Miep van der Voort. Neben seiner Arbeit für den Dürer-Verlag hatte Sassen alle möglichen Tätigkeiten. Stan Lauryssens beschrieb ihn als Übersetzer, Ghostwriter, Besitzer einer Import-Export-Firma, Vertreter der österreichischen Landmaschinenfabrik Büssing SA in Argentinien und Verkäufer von renovierten Kühlschränken und Waschmaschinen. Zusammen mit dem Siemens- und Mercedes-Vertreter Hans-Ulrich Rudel war er umgehend in das Fluchthilfe-Geschäft eingestiegen und arbeitete zudem als sein Chauffeur. Er hatte Kontakte zum deutschen Botschafter Werner Junker und war mit Josef Mengele befreundet. Die Journalistin Gaby Weber schreibt, daß Sassen laut internen BND-Vermerken „amerikanische Nachrichtendienst-Beziehungen nachgesagt“ werden.[3] Zusammen mit Otto Skorzeny soll Sassen auch als Berater für den argentinischen Präsidenten Juan Domingo Perón tätig gewesen sein. 1951 fungierte Sassen als offizieller Dolmetscher zwischen Prinz Bernhard zur Lippe-Biesterfeld und Juan Domingo Perón beim Besuch in Argentinien und war Pressesprecher für Eva Perón. Bis 1953 führte Sassen zudem eine Ein-Mann-Presseagentur mit dem Namen Prometheus. Er kümmerte sich selbst um die Photografie und schrieb eine Reihe von Artikeln unter verschiedenen Pseudonymen (Steven Wiel, Esteban Rueda, Juan del Rio und Guillermo Sassen), die er an den Lateinamerika-Korrespondent von Reuters weiterleitete. Die Agentur befand sich in der Avenida Córdoba 374 in Buenos Aires. Im selben Gebäude befanden sich die Büros der CAPRI-Firma des SS-Hauptsturmführers und Fluchthelfers Horst Carlos Fuldner, für die Sassen zuvor auch gearbeitet hatte. Sassen schrieb zudem für Die Freie Presse von Wilfred von Oven und organisierte Kameradschaftsabende. Am 16. September 1955 fand ein Putsch gegen Juan Perón statt (Revolución Libertadora). Infolge dieses Umsturzes gelang es Sassen, sowohl Perón als auch seinen Widersacher Gómez zu interviewen. Sassen verkaufte die Interviews an das amerikanische Magazin Time-Life und seine Artikel schafften es in die internationalen Schlagzeilen. Zu erwähnen ist hier der große Artikel über Perón und Pedro Aramburu nach dem Putsch in Argentinien, der im November 1955 erschien.[4] Von da an wurde Willem Sassen der Korrespondent aus Buenos Aires für Time-Life.

Sassen-Runde

Hauptartikel: Sassen-Runde

In der Sassen-Runde, die vor allem 1957 stattfand, besprachen Willem Sassen, Adolf Eichmann, Eberhard Fritsch, Ludolf-Hermann von Alvensleben etc. im Rahmen eines (letztendlich nicht vollendeten) revisionistischen Buchprojekts für den Dürer-Verlag auf Tonband das Thema „Endlösung der Judenfrage“ miteinander. Als „Sassen-Interviews“ werden die entstandenen handschriftlichen Notizen, Kommentare und die Abschriften von über 72 Tonbändern auf rund eintausend Seiten bezeichnet. Als Eichmann in Israel inhaftiert war, entfernte Sassen Interviews mit anderen Teilnehmern sowie den Inhalt der Tonbänder 6 bis 10, in denen allzu deutliche Israel-Kritik stand und ließ das Transkript mit einem Vortrag Eichmanns auf Band 67 enden, der sich wie ein Schlußwort las. Dies wurde Zeitschriften und Geheimdiensten angeboten. Sassen verkaufte es an die Zeitschriften Time-Life und Stern, die bald darauf Artikel veröffentlichten. 1979 übergab Sassen die erhaltenen Unterlagen, Tonbänder und Abschriften an Eichmanns Witwe Vera.

Weiteres

Sassen verfügte vom 25. August 1956 bis zum 4. Februar 1959 ebenfalls einen Wohnsitz in Konstanz und danach in München. Anfang 1958 zog Eberhard Fritsch von Buenos Aires nach Österreich und Der Weg stellte sein Erscheinen ein, womit für Sassen sein Hauptmedium verschwand. 1959 ging Sassen vorübergehend nach Westdeutschland, da seine Mutter Johanna Sassen van Bavel am 28. April 1959 in München verstarb.[5] Sassen schrieb weiterhin für Zeitschriften wie Reichsruf (Adolf von Thadden) oder Nation Europa. Unter dem Namen Willem S. von Elsloo stand Sassen 1959 auch als Südamerika-Korrespondent im Impressum der Zeitschrift Stern. Sassen lernte den Herausgeber Henri Nannen wahrscheinlich schon während des Krieges kennen, da beide SS-Kriegsberichterstatter waren.

Am 11. Mai 1960 kam Adolf Eichmann nicht von seiner Arbeit heim. Gaby Weber widerspricht der offiziellen Version von der Mossad-Entführung. Laut ihr gab es keine „heldenhafte Entführung“ durch den Mossad, sondern eine Auslieferung durch argentinischen Beamten im Mai 1960. Die Geschichte und der Prozeß gegen Eichmann wirkten sich negativ auf Sassen aus. Innerhalb der deutschen Gemeinschaft machten Gerüchte die Runde über seine mögliche Verwicklung in das Verschwinden von Eichmann. Dies hatte ihn seine Glaubwürdigkeit gekostet. In der nationalen französischen Zeitschrift Notre Europe wurde Sassen beschuldigt, er sei ein Geheimagent des „Feindes“, dessen Ziel die Spaltung innerhalb der NS-Bewegung in Argentinien sei. Auch in flämisch-nationalistischen Kreisen herrschte ein tiefes Mißtrauen. Die Familie Sassen verließ Argentinien nach dem Eichmann-Prozeß. Sassen ging u. a. nach Paraguay und Uruguay. In Rom soll er zeitweise auch ein Reisebüro geführt haben.

In den 1960er Jahren vermittelte Rudel Willem Sassen Kontakte zur MEREX AG, einer Waffenexportfirma des früheren Waffen-SS-Mitglieds Gerhard Mertins und Otto Skorzeny. Die Firma arbeitete im Auftrag und unter der Regie des Bundesnachrichtendienstes. Als deren Vertreter wurde Sassen Waffenhändler in Südamerika. Sein Bruder Alfons Sassen war der Vertreter in Ecuador. Auch Klaus Barbie beteiligte sich. Angeblich soll Sassen im Frühjahr 1962 vom Mossad rekrutiert worden sein, um Josef Mengele zu jagen. Dafür soll er 5.000 Dollar pro Monat bekommen haben. Es ist unklar, ob diese Information stimmt.

In den 1970er Jahren arbeitete Willem Sassen unter anderem als PR-Berater für den chilenischen Staatschef Augusto Pinochet und für den Präsidenten Paraguays, Alfredo Stroessner. 1973 heiratete Sassen erneut in Buenos Aires. Seine neue Partnerin Elsje Delbaere stammte aus der flämischen Exilgemeinde und war die Tochter des flämischen Illustrators André Delbaere.

Sassen starb im Alter von 84 Jahren im Jahr 2001 oder 2002 in Chile. Das genaue Datum ist nicht bekannt.

Werke

  • Die Jünger und die Dirnen, Dürer-Verlag, Buenos Aires 1954 [Pseudonym: Willem Sluyse]

Literatur

  • Jame Botman: Nazis to the Core – The Sassen brothers and their anti-Bolshevik crusade in Latin America, Aspekt Publishers, Soesterberg 2015
  • Bettina Stangneth: Eichmann vor Jerusalem – Das unbehelligte Leben eines Massenmörders, Arche-Verlag, Zürich–Hamburg 2011

Fußnoten

  1. Pamphlete – Militärische Macht notwendig, Der Spiegel (18/1952), 29. April 1952
  2. Bilanz vom Empfangen und Geben, von eigenem Tun und Erleben – Erste Lebenshälfte bis 1953 einschließlich Bibliographie (vollständiger Text)
  3. Das braune Exil in Argentinien, amerika21.de, 27. Mai 2012
  4. „Coups in South America's Biggest Countries and Forces behind them“, in: Life vom 28. November 1955, S. 44–47.
  5. Johanna Margaretha Maria van Bavel, Geni.com