Brückner, Wilhelm (1884)
Wilhelm Friedrich Brückner ( 11. Dezember 1884 in Baden-Baden; 18. August 1954 in Herbsdorf, heute Nußdorf) war ein deutscher Corpsstudent und Offizier des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst des Heeres im Zweiten Weltkrieg sowie Politiker und Mitglied des Reichstages. Brückner wurde vor allem als SA-Obergruppenführer und als langjähriger Chefadjutant von Adolf Hitler (Chefadjutant des Führers) bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Brückner wurde 1884 in Baden-Baden geboren und besuchte dort auch das Realgymnasium. Sein Vater, Friedrich Wilhelm Brückner, Mitglied des Städtischen Kurorchesters war Schlesier, seine Mutter Friederike Henriette, geb. von Niebecker, stammte aus einer thüringischen Adelsfamilie.
1904 diente er, nach dem Abitur, beim Sächsischen Infanterie-Regiment 105 in Straßburg (→ Sächsische Armee) sein Jahr ab. Er studierte in Straßburg, Freiburg, Heidelberg und München zuerst Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft, dann, nach dem Krieg, Ingenieur-Wissenschaft sowie gleichzeitige Beschäftigung als Aufnahmetechniker in einem Filmstudio.
Erster Weltkrieg
1914 zog er mit einem Regiment der Bayerischen Armee ins Feld, wurde Leutnant und 1917 Oberleutnant. Sein Kriegslebenslauf war der eines echten Offiziers und Soldaten: Teilnahme an zahlreichen Schlachten, Auszeichnungen, Verwundungen.
Weimarer Republik
Nach dem Kriege meldete sich Wilhelm Brückner beim Freikorps „von Epp“ und beteiligte sich mit dem Schützen-Regiment 42 als Angehöriger der Reichswehr an der Bekämpfung der Münchner Räterepublik beteiligt an der Einnahme Münchens.
Im Oktober 1919 schied er aus dem Heeresdienst aus, schloß sein Studium an und wurde technischer Regisseur in der FilmIndustrie (Arri-Film). Nachdem Brückner Adolf Hitler 1919 als Soldat kennen gelernt hatte, trat Brückner Ende 1922 in die NSDAP ein. Er wurde SA-Mann und am 1. Februar 1923 wurde er zum Führer des SA-Regiments „München“ ernannt.
Am 9. November 1923 marschierte er an der Spitze des Regiments München der SA. Er leitete noch den Abtransport der SA aus München, der sich später jedoch als zwecklos erwies. Vor dem Hitler-Prozeß saß er viereinhalb Monate in Untersuchungshaft. Ende 1924 wurde er erneut wegen „Geheimbündelei“ vor Gericht gestellt, weil er Teile der SA in den Frontbann übergeführt hatte. Abermals wurde er zwei Monate in den Kerker geworfen.
Er wurde dann Generalsekretär im Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) in München und widmete sich in erster Linie dieser Tätigkeit. Während der nächsten Jahre lebte er von seinem Einkommen als kaufmännischer Vertreter, bis er 1929 beim Deutschen Auslandsinstitut eine feste Anstellung fand.
Adjutant Hitlers
Am 1. August 1930 wurde er von Adolf Hitler zu seinem zweiten Adjutanten ernannt. Als Rudolf Heß zum Stellvertreter des Führers ernannt wurde, wurde Wilhelm Brückner erster Adjutant beim Führer. Infolgedessen gelangte Brückner in die ständige Nähe Hitlers und wurde zu einem seiner engsten Mitarbeiter, was sich auch in einem Auftritt in dem Kulturfilm Hitler über Deutschland (1932) niederschlug.
Drittes Reich
Autounfall
Am 15. August 1933, vierzehn Tage vor dem Parteitag, verunglückte Brückner auf einer Autofahrt nach Reit im Winkel. Sein Fahrzeug hatte sich hinter dem von Hitler befunden. Sein Bein war gebrochen, auch sein Arm, aber vor allem zog er sich einen schweren Schädelbruch zu und sein linkes Auge war verletzt. Es stand sehr schlecht um ihn, aber sein Glück war es, daß Dr. Karl Brandt hinter ihm fuhr. Er behandelte ihn vor Ort, dann ging es mit Hochgeschwindigkeit in ein Krankenhaus nach Traunstein. Hier operierte Dr. Brandt den Schädelbruch, mußte aber das schwer verletzte Auge entfernen. Sechs Wochen verbrachte Brandt am Bett des leidenden Kameraden, bis er sich überzeugen konnte, daß er genesen würde. Es war durch diese Tat, daß Hitler sich entschied, Brandt zu seinem „ständigen Begleitarzt“ zu ernennen.
November 1933 bis 1939
Im November 1933 konnte SA-Gruppenführer Brückner seinen Dienst wieder antreten. Er war in der 10. und 11. Wahlperiode (1936–1938) Mitglied des Reichstages. Am 15. Januar 1936 wurde er Ehrenbürger von Detmold, die ihm am 9. November 1945 wieder aberkannt wurde. Brückner, der wegen seiner Unkompliziertheit und Leutseligkeit bei Bittstellern und Alltagsbesuchern der Reichskanzlei sehr beliebt war, verlor mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges immer mehr an Bedeutung. Er mußte dabei mehr und mehr den Adjutanten der Wehrmacht und der SS weichen.
Sommer 1939
David Irving schrieb über den Sommer vor Kriegsausbruch in seinem Werk Adolf Hitler 1933-1945:
- „Hitlers militärische Berater nahmen routinemäßig ihren Sommerurlaub. Jodl und Schmundt blieben fünf Wochen bis Ende Mai fort; danach ging Keitel bis Mitte August. Ende Juni 1938 traf ein neuer Marineadjutant ein, Fregattenkapitän Alwin-Broder Albrecht, ein eigensinniger Friese. Puttkamer wurde zu einer Zerstörereinheit abkommandiert. Der elegante Luftwaffenadjutant Nicolaus von Below war noch da, ebenfalls der neue Heeresadjutant, der ungestüme, temperamentvolle [und spätere Generalleutnant] Gerhard Engel. Himmler hatte Hitler den jungen, gutaussehenden SS-Obersturmführer Max Wünsche als Adjutanten zugeteilt. [...] Hitler hatte gern vertraute Gesichter um sich, dabei behielt er adlige Adjutanten wie von Below und von Puttkamer am längsten. Sein Chefadjutant, der damals 54jährige, hünenhafte Wilhelm Brückner, hatte wahrend des Krieges als Oberleutnant eine MG-Abteilung geführt und hatte 1923 am Marsch zur Feldherrnhalle teilgenommen. Ein weiterer langjähriger persönlicher Adjutant war der vierzig Jahre alte einstige Drogist Julius Schaub, ein Kriegsversehrter von unauffälligem Wesen. Hitler, dem bei Parteiversammlungen der mühsam auf Krücken humpelnde Schaub aufgefallen war, hatte ihm einen Posten verschafft und ihn im Laufe der Zeit sehr zu schätzen gelernt.“
Zweiter Weltkrieg
Am 18. Oktober 1940 wurde er wegen einer Auseinandersetzung mit Hitlers Hausintendanten Arthur Kannenberg überraschend entlassen, Drahtzieher war hierbei höchstwahrscheinlich Martin Bormann. Ihm folgte Julius Schaub nach. Brückner ging zur Wehrmacht, wo er bis zum Rang eines Obersten als Kreis-Kommandant in Macon und Dijon (Frankreich) aufstieg. Im November 1944 wurde er schwer verwundet.
Nachkriegszeit
Am 4. Mai 1945 geriet der Familienvater (ein Sohn) in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft und war bis 23.09.1948 im Internierungslager Garmisch-Partenkirchen. Von der Entnazifizierungs-Spruchkammer wurde er zuerst als „Hauptschuldiger“ eingestuft, dies wurde von der Berufungskammer revidiert mit Einstufung als „Belasteter“.
Beförderungen
Sächsische Armee
- 1.10.1904 Einjährig-Freiwilliger im Königlich Sächsischen 6. Infanterie-Regiment Nr. 105
- 20.5.1905 überzähliger Gefreiter
- 1.9.1905 überzähliger Unteroffizier und Offizier-Aspirant
Deutsches Heer
- 6.8.1914 Unteroffizier in der 16.Kompanie/IV. Bataillon/Bayerisches Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 1
- 15.11.1914 Vizefeldwebel der Landwehr I (mit Wirkung vom 1.11.1914)
- 15.11.1914 Offizierstellvertreter (mit Wirkung vom 1.11.1914)
- 13.7.1915 Feldwebel-Leutnant
- 2.6.1916 Leutnant der Landwehr I (mit Patent vom vom 31.10.1912)
- Leutnant im 15. Bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiment, Jägerbataillon Nr. 3 und 3. Bayerischen Infanterie-Regiment
- 15.3.1918 Oberleutnant der Landwehr I (mit Patent vom 15.3.1918), zuletzt als Kompanieführer
SA
- 18.12.1931 SA-Oberführer
- 1922 Erster Eintritt in die NSDAP, 1.9.1930 zweiter, Mitgl.-Nr. 298623
- 1.7.1932: nach dem Verbot erneut als SA-Oberführer eingetreten
- 1.3.1933 SA-Gruppenführer
- 9.11.1934 SA-Obergruppenführer
- Oberdienstleiter der NSDAP
- 1940 Entlassung als „Chefadjutant“
Wehrmacht
- 1.6.1941 Major der Reserve
- 1943 Oberstleutnant der Reserve
- 1.12.1944 Oberst
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
- Königlich Bayerischer Militärverdienstorden, IV. Klasse mit Schwertern und mit der Krone am 14. März 1915
- Verwundetenabzeichen (1918) in Bronze, Silber und Gold
- Kyffhäuser-Kriegsdenkmünze 1914-1918
- Deutsche Ehrendenkmünze des Weltkrieges des Ordensrats der Deutschen Ehrenlegion i. V. des Verbandes national gesinnter Soldaten e. V. mit Kampfabzeichen
- Steckkreuz Deutscher Frontkriegerbund
- Medaille „Ring der nationalen Kraftfahrt- und Luftfahrtbewegung“
- Blutorden (Nr. 7; mit Wirkung vom 9. November 1933)
- Ehrenwinkel für Alte Kämpfer im Februar 1934
- Ehrendolch der SA (mit Wirkung vom 3. Februar 1934)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Koburger Ehrenzeichen, 1936
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Januar 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Medaille zur Erinnerung an die Heimkehr des Memellandes
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze und Silber
- Verwundetenabzeichen (1939)
- Großer Imperialer Orden der Roten Pfeile, Großkreuz
Ehrungen
- Ehrenbürgerbrief der Stadt Detmold am 15. Januar 1936
Verweise
- Geboren 1884
- Gestorben 1954
- Deutscher Oberst
- Deutscher Politiker
- Militärperson (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- NSDAP-Mitglied
- SA-Mitglied
- Freikorps-Mitglied
- Oberst (Heer der Wehrmacht)
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse (1914)
- Träger des Blutordens