Germania (SS)
Die Bezeichnung Germania war bei der SS und Waffen-SS der Name eines Regiments sowie die Bezeichnung der germanischen Verbände der Allgemeinen SS. Die Germanische SS bündelte die SS in Norwegen, Dänemark, Niederlande und Flandern. Die Leitstelle der Germanischen SS befand sich in der norwegischen Hauptstadt Oslo, wo im selben Gebäude auch das Ahnenerbe untergebracht war.
Inhaltsverzeichnis
Standarte und Regiment
Standarte
- SS-Standarte „Germania“ der Verfügungstruppe
- SS-Standarte 3 „Germania“ (vor dem 14. Dezember 1934; bis dann trug die SS-Standarte „Deutschland“ die Nr. 2)
- 2. SS-Standarte „Germania“
Regiment
- SS-Division „Wiking“ (vom 1. bis 20. Dezember 1940 hieß sie vorübergehend SS-Division (mot.) „Germania“)
- SS-Regiment „Germania“/SS-Division (mot.) „Wiking“
- SS-Panzergrenadier-Regiment „Germania“/SS-Panzergrenadier-Division „Wiking“
- SS-Panzergrenadier-Regiment 9 „Germania“/5. SS-Panzer-Division „Wiking“
Germanische SS
Leitstelle der Germanischen SS
- „Die Leitstelle der Germanischen SS wurde 1941 durch Heinrich Himmler geschaffen und Gottlob Berger unterstellt. Dienststellenleiter war Karl Leib [Anm.: Schwiegersohn von Gottlob Berger] und hatte ihren Sitz in Oslo. Bis zum Jahr 1943 war sie unter der Anschrift Drammensveien 99 und danach unter Colbjørnsens gate 1 erreichbar. Sie gab die Zeitschriften ‚Germansk Budstikke‘ und ‚SS-Heftet‘ heraus. Dr. Hans Schwalm leitete im Rahmen der ‚Leitstelle der Germanischen SS‘ eine Sektion des nationalsozialistischen Ahnenerbes. Aufgabe der Leitstelle war die Betreuung, organisatorische Verwaltung und Aus- und Fortbildung jener NS-ähnlicher Organisationen, die von Heinrich Himmler in seiner Eigenschaft als Reichsführer-SS in die Allgemeine SS aufgenommen wurden. So wurden beispielsweise Mitglieder der Germanischen SS in Nederland als Mitglieder der Allgemeinen SS über die ‚Leitstelle‘ verwaltet und von dieser der Waffen-SS für eine Dienstverpflichtung überlassen. Die ‚Leitstelle der Germanischen SS‘ betrieb in den germanischen Ländern Niederlande, Belgien, Dänemark und Norwegen Rekrutierungsbüros der Waffen-SS.“[2]
1942 erfolgte der Ausbau der Germanischen Freiwilligen-Leitstelle zur Zentralstelle für die germanische Arbeit der Parteigliederungen (SSHA VI). Hierzu gehörte die Zusammenarbeit und die Abgrenzung der Zuständigkeiten in den Bereichen Germanische Leitstelle und SS-Sport zwischen dem SS-Hauptamt und dem Reichssicherheitshauptamt. Ebenso wurde die Zusammenarbeit mit der Reichspost zur Erleichterung der Auslands- und Inlandsarbeit der SS intensiviert. Willy Damson, Leiter des Hauptamtes II beim Reichsschatzmeisters der NSDAP, erhielt die Bevollmächtigung zur Vertretung des Reichsschatzmeisters in dessen Zuständigkeiten hinsichtlich der Germanischen Freiwilligen-Leitstelle. Im Sommer 1942 erhielten die Höheren SS- und Polizeiführer in den germanischen Ländern die Dienstaufsicht über die Arbeit der Dienststellen der Germanischen Freiwilligen-Leitstelle. Die Partei „Der Reichsbund“ in Finnland unter Professor für Augenheilkunde Mauno Vannas (1891–1964) mit 30 Professoren stand der „Germanischen Leitstelle“ nahe. Die Germanischen Leithefte hatten alleine in Norwegen eine Auflage von 15.000 Exemplaren. Den Aufbau einer Germanischen Leitstelle in Reval kam kriegsbedingt nicht mehr zustande.
Die Leitstelle betrieb eine SS-Schule gepaart mit einem Ausbildungslager sowohl in Sennheim (Elsaß) als auch in Avegoor (Niederlande). In Sennheim wurden die „Estland-Schweden“, aber auch die „Sennheimski“ geschult, die europäisch eingestellten Männer der Hlinka-Garde, ebenfalls aufgestellt wurde eine Ski-Kompanie für die Eismeerfront. In Avegoor fanden laufend Lehrgänge statt, die auch SD-Männer einschlossen. Die Schule Schoton (Flandern) wirkte wie Avegoor und Kongsvinger. Ebenso erfolgten „Germanische Führerschulungen“ in Hildesheim und Tölz. Es gab SS-Stätten in Hoeveltegaard (Dänemark) und Burg Kongsvinger (Norwegen; vierwöchige Lehrgänge à 60 Mann), aber auch das von Franz Riedweg gegründete „Panoramaheim“ in Stuttgart als Anlaufstelle für die Freiwilligen aus der Schweiz. Beispiel Hoeveltegaard: Am 15. Oktober 1942 wurde in dem Erholungs- und Kurheim, 1942 von der Leitstelle gekauft, auch eine dänische SS-Schule mit SS-Hauptsturmführer Dirck Bonnek als Chef und SS-Untersturmführer Søren Kam als Schulleiter aufgebaut. Ab Januar 1943 wurde es zum Sitz des Schalburg-Korps. Ab 1944 Lazarett und 1945 Flüchtlingslager.
Freiwilligenverbände
Es handelte sich um eine Gliederung der Allgemeinen SS mit Freiwilligen aus Nordgermanien, den Niederlanden und Flandern. Auch die SS-Freiwilligen aus Finnland und Estland werden der Germanischen SS zugerechnet.
Militärische Ausbildung der germanischen Führer
- „1. Die militärische Ausbildung sämtlicher für die Übernahme in die Waffen-SS in Betracht kommenden germanischen Offiziere erfolgt im Rahmen eines Lehrganges für germanische Offiziere an der SS-Junkerschule Tölz.
- 2. Kein germanischer Offizier darf mit seinem in der früheren Wehrmacht innegehabten Dienstgrad in die Waffen-SS oder Legion übernommen werden oder in Angleichung an seinen früheren Dienstgrad befördert oder eingestuft werden, bevor er nicht an dem Offiziers-Lehrgang teilgenommen und dort den Nachweis für den in Frage kommenden Dienstgrad geführt hat.
- 3. Die Teilnahme ist abhängig von dem Ergebnis einer Prüfung durch einen Eignungsprüfer des SS-Hauptamtes über die rassische Eignung des Bewerbers.
- 4. Die Übernahme und Beförderung erfolgt durch eine besondere Prüfungskommission, die den Bewerber bei Abschluß des Lehrganges auf seine Leistung und weltanschauliche Haltung zu überprüfen und beurteilen hat.
- 5. Die Prüfungskommission setzt sich zusammen aus:
- dem Kommandeur der Schule,
- einem Führer des SS-Führungshauptamtes, Amtsgruppe B, Amt XI,
- einem Führer der Amtsgruppe D ‚Germanische Leitstelle’.
- 6. Die Auslese wird nach folgenden Gesichtspunkten durchgeführt:
- Eignung für die Übernahme als Führer der Waffen-SS,
- Eignung für die Übernahme als Führer in den Legionen der Waffen-SS
- Nichteignung
- Die zu 6a genannten germanischen Offiziere haben ihren Wunsch, in die Waffen-SS übernommen zu werden, durch Ausfüllung eines A.- und V.-Scheines zum Ausdruck zu bringen.
- 7. Auf Grund des Ergebnisses der Prüfung erfolgt die Übernahme in die Waffen-SS bzw. Legion der Waffen-SS mit dem Dienstgrad, der dem früheren Dienstgrad in der außerdeutschen Wehrmacht entspricht, sofern die Prüfungskommission nicht einen anderen Dienstgrad für angemessen hält.
- 8. Während des Lehrganges tragen die Teilnehmer in und außerhalb des Dienstes, auch soweit sie der Waffen-SS oder Legion nicht angehören, die von der Waffen-SS gestellte Uniform mit dem Dienstgradabzeichen eines SS-Unterscharführers. Diese Regelung bedeutet keine Beförderung zum SS-Unterscharführer, sondern lediglich eine Beleihung mit dem Dienstgrad für die Dauer des Lehrganges und hat auf die Besoldung, die nach besonderem Befehl erfolgt, keinen Einfluß.“[3]
Sonderfall Schweden
Die rund 500 Männer Schwedens, die sowohl bei Wehrmacht als auch SS dienten, gehörten zu den germanischen Freiwilligen, da aber ihre Zahl nicht groß genug war (ihre Regierung hatte, im Gegensatz zu anderen Ländern, ihnen den Dienst für Deutschland verboten, duldeten aber dies inoffiziell), bildeten sie keine eigene Legion. Bei der Waffen-SS dienten Schweden bei den Divisionen „Wiking“, „Nordland“, aber auch „Leibstandarte“, z.T. verteidigten sie Seite an Seite mit „Charlemagne“ und anderen den Führerbunker während der Schlacht um Berlin.[4] Schwedische Frauen setzten sich als hingebungsvolle Krankenschwestern und Wehrmachtshelferinnen ein.
Sonderfall Schweiz
Dr. Riedweg war es nicht gelungen, die Germanische SS Schweiz und dann 1944 den Schweizer Sportbund (SS) zu etablieren, da die Schweizer Regierung alles unternahm, um dies zu verhindern. Viele Deutschschweizer erhofften sich einen Anschluß an das Deutsche Reich ähnlich dem Beitritt Österreichs, aber die politischen Pläne waren nicht ausgereift und nach dem Fall Achse, als im Königreich Italien ein Bürgerkrieg ausbrach, waren Gedanken an eine Vereinigung obsolet geworden.
Insgesamt dienten rund 2000 Schweizer und 70 Liechtensteiner als Freiwillige bei der Waffen-SS.[5][6]
Personen
Architekt der Germanischen SS als soldatisch-politische Elite eines neuen Europas unter deutscher Führung war Dr. Franz Riedweg. Chef des SS-Hauptamtes, dem die Leitstelle der Germanischen SS unterstand, war Gottlob Berger. Lehrgänge für germanische Offiziere fanden u. a. an der SS-Junkerschule Bad Tölz statt.
Nachkriegsrepressalien
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Angehörige der Germanischen SS (wie auch andere ausländische Freiwillige der Wehrmacht und der Waffen-SS) von ihren jeweiligen Heimatländern als „Landesverräter“ vor Gericht gestellt, obwohl ihre Mitgliedschaft, bis aufwendige Ausnahmen, völkerrechtlich konform war. Schauprozesse wurden in mehreren europäischen Ländern durchgeführt.
Germanische Verbände (Auswahl)
Allhemeine SS
Waffen-SS
- III. (germanisches) SS-Panzerkorps
- Freiwilligen-Legion Norwegen
- Freikorps „Danmark“
- 5. SS-Panzer-Division „Wiking“
- 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“
- 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“
- 20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1)
- 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1)
- 27. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division „Langemarck“ (flämische Nr. 1)
- 34. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division „Landstorm Nederland“ (niederländische Nr. 2)
Hohe Auszeichnungen germanischer Freiwilliger (Auswahl)
Norwegen
Dänemark
- Johannes Hellmers: RKdEK, DKiG
- Egon Christophersen: Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
- Sören Kam: RKdEK
- Per Sörensen: DKiG, EBSdH
- Georg Erichsen: EBSdH
- Johannes Just Nielsen: EBSdH
- Alfred Jonstrup: EBSdH
Schweden
- H.G. Pehrsson: Ehrenblatt des Heeres (EBSdH)
- S.E. Olsson: DKiG
Niederlande
- Derk Elsko Bruins: RKdEK
- Johan „Joop“/„Hans“ Wijnand Havik: RKdEK
- Gerardus Mooyman: RKdEK
- Caspar Sporck: RKdEK
Estland
- Alfons Rebane: RKdEK mit Eichenlaub
- Paul Maitla: RKdEK
- Harald Nugiseks: RKdEK
- Harald Riipalu: RKdEK
Finnland
- Carl Gustaf Emil Freiherr von Mannerheim: RKdEK
- Axel Erik Heinrichs: RKdEK
- Kalevi Könönen: EBSdH
- Ola Olin: DKiG
- Yrjö Pyyhtiä: EBSdH
Dienstgrade (Vergleich)
Äquivalenter SS Rang | Niederlande/Flandern | Norwegen | Dänemark |
---|---|---|---|
SS-Obergruppenführer | SS-Oppergroepsleider | – | – |
SS-Gruppenführer | SS-Groepsleider | Stabsleder | – |
SS-Brigadeführer | SS-Brigadeleider | SS-brigadefører | – |
SS-Oberführer | SS-Opperleider | SS-nestbrigadefører | – |
SS-Standartenführer | SS-Standaardleider ‡ | SS-standartfører | Oberst |
SS-Obersturmbannführer | SS-Opperstormbanleider | SS-neststandartfører | Oberstløjtnant |
SS-Sturmbannführer | SS-Stormbanleider | SS-stormbannfører | Major |
SS-Hauptsturmführer | SS-Hoofdstormleider | SS-høvedsmann | Kaptajn |
SS-Obersturmführer | SS-Opperstormleider | SS-stormfører | Overløjtnant |
SS-Untersturmführer | SS-Onderstormleider | SS-neststormfører | Løjtnant |
SS-Sturmscharführer | – | – | Fændrik |
SS-Hauptscharführer | SS-Hoofdschaarleider | SS-troppfører | Stabsvagtmester |
SS-Oberscharführer | SS-Opperschaarleider | SS-nesttroppfører | Obervagtmester |
SS-Scharführer | SS-Schaarleider | SS-lagfører | Vagtmester |
SS-Unterscharführer | SS-Onderschaarleider | SS-nestlagfører | Obertropsfører |
SS-Rottenführer | SS-Rottenleider | SS-rodefører | – |
SS-Sturmmann | SS-Stormman | SS-stormmann | Tropsfører |
SS-Mann | SS-Man | SS-mann | Schalburgmand |
SS-Anwärter | SS-Maat | – | – |
Siehe auch
- III. (germ.) SS-Panzerkorps
- Großgermanentum
- Ausländische Freiwillige der Waffen-SS
- Ausländische Freiwillige der Wehrmacht
Literatur
- Hugh Page Taylor: Die Germanische SS 1940–1945 – Aufstellung, Bekleidung, Abzeichen, Ausrüstung, Ausstattung, Podzun-Pallas (1994), ISBN 978-3790905182