Afghanistan
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Amtssprache | Paschtunisch und Dari (Persisch) | ||||
Hauptstadt | Kabul | ||||
Staatsform | Islamische Republik | ||||
Regierungssystem | Präsidialsystem | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Aschraf Ghani (bis 15. August 2021) | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident Abdullah Abdullah | ||||
Fläche | 652.864 km² | ||||
Einwohnerzahl | 32.564.342 (Schätzung Juli 2015) | ||||
Bevölkerungsdichte | 50 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Afghani (AFN) | ||||
Gründung | 1747 (Entstehung des Durrani-Reichs, des Vorgängerstaats des modernen Afghanistan) | ||||
Unabhängigkeit | 19. August 1919 (vom Vereinigten Königreich; faktisch nie kolonisiert) | ||||
Nationalhymne | Milli Tharana | ||||
Zeitzone | UTC+4:30 | ||||
Kfz-Kennzeichen | AFG | ||||
ISO 3166 | AF, AFG, 004 | ||||
Weltnetz-TLD | .af | ||||
Telefonvorwahl | +93 | ||||
Afghanistan ist ein gescheiterter Vielvölkerstaat an der Schnittstelle Zentral- und Südasiens, der an den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, die Volksrepublik China und Pakistan grenzt. Drei Viertel des Landes bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen. Die vorherrschende Religion ist der Mohammedanismus, zuvor war das Land über Jahrhunderte buddhistisch geprägt.
Inhaltsverzeichnis
Namensgebung
Der Name Afghanistan bedeutet wörtlich Land der Afghanen. Das Wort Afghane ist hierbei nicht im modernen Sinne als Staatsbürger Afghanistans zu verstehen, sondern bezieht sich speziell auf das indogermanische Volk der Paschtunen, die im persischen und turksprachigen Raum „Afghanen“ genannt wurden.
Geschichte
Bevölkerung
Zusammensetzung
Afghanistan ist ein Vielvölkerstaat. Mit 42 % stellen die Paschtunen unter den Afghanen die größte Bevölkerungsgruppe, gefolgt von den Tadschiken (27 %), den Hasaren (Hazara) und Usbeken (jeweils 9 %), den Aimaken (4 %), den Turkmenen mit 3 % und den Baloch mit 2 %. Die restlichen 4 % teilen sich auf verschiedene andere ethnische Splittergruppen auf.
Sprachen
Amtssprachen Afghanistans sind Paschto und Persisch. Ersteres ist die Muttersprache der Paschtunen, als Zweitsprache jedoch nicht weit verbreitet. Muttersprache der Tadschiken, Hasaren und Aimaken ist Persisch, welches in Afghanistan oft Dari genannt wird. Usbekisch und Turkmenisch haben keinen offiziellen Status, können aber in den Gebieten, wo sie vorherrschend gebraucht werden, z. B. als Unterrichtssprache verwendet werden. Als Sprache mit dem größten Prestige und frühere Hof- und Kultursprache dient Persisch, sie ist die lingua franca zur stammesübergreifenden Kommunikation. Auch Paschtunen, die früher als die eigentlichen Afghanen bekannt waren, bedienen sich dafür (oftmals etwas widerwillig) des Persischen als Zweitsprache.
Ferner gelten unter Linguisten der Pamirraum, Nordostafghanistan und Nordpakistan als eine der sprachreichsten Gegenden der Welt überhaupt. Oftmals finden sich in benachbarten Bergtälern grundverschiedene Sprachen aus einer der vielen Durchzugsbewegungen traditionell konserviert.
Konfessionen
80 % der Afghanen sind Sunniten, 19 % Schiiten und 1 % gehört anderen Glaubensrichtungen an. Dem Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerkes Open Doors zufolge gehört Afghanistan zu den zehn Ländern, in denen Christen den größten Verfolgungen ausgesetzt sind (Stand 2012).[1] Der Abfall vom Islam wird mit dem Tode bestraft und kommt dementsprechend selten vor. Konvertiten machen ihren Glaubenswechsel deshalb so gut wie nie öffentlich.
Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur
Die Bevölkerung Afghanistans wächst jährlich um 2,471 %. Die Netto-Einwanderungsrate beträgt 4,24 Einwanderer pro Jahr auf 1.000 Einwohner, die Geburtenrate liegt bei 5,5 Kindern pro Frau und ist damit die dreizehnthöchste der Welt. 43,6 % der Afghanen sind 14 Jahre und jünger, 54 % zwischen 15 und 64 Jahren alt, 2,4 % 65 und älter. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei den Männern bei 44,45 Jahren, bei den Frauen bei 44,87 Jahren. Das Medianalter beträgt 18 Jahre.
Kriege in Afghanistan
Altertum und Mittelalter
Das seit dem 6. Jahrhundert vor Christus zum persischen Achaimenidenreich gehörende Afghanistan wurde um 330 v. Chr. von Alexander dem Großen erobert und nach dessen Tod ins Seleukidenreich eingegliedert. Das von den Saken begründete Kuschanreich erlag im 5. Jahrhundert n. Chr. dem Ansturm der Hephthaliten, die 567 vom Sassanidenkönig Chosrau I. geschlagen wurden. Im 7. Jahrhundert begann die Eroberung durch die Araber; Kabul und der Osten wurden erst im 10. Jahrhundert islamisiert. Von 977 bis 1187 war Afghanistan Kern des Reiches der turkstämmigen Ghasnawiden, denen die kurzlebige Dynastie der (wahrscheinlich einheimischen) Ghuriden folgte. Im 13. Jahrhundert fielen die Mongolen in Afghanistan ein (im 14. Jahrhundert Eroberung durch Timur).
16. bis zum 20. Jahrhundert
Im 16. und 17. Jahrhundert war es zwischen Persien und dem indischen Mogulreich geteilt, bis Mitte des 18. Jahrhunderts Ahmed Schah Durrani (1747–1773) ein mächtiges Emirat gründete. Im 19. Jahrhundert lag Afghanistan im Spannungsfeld Großbritannien-Rußland. Nach den ersten beiden afghanisch-britischen Kriegen (1838–1842 und 1878–1880), in denen Großbritannien seine Vorherrschaft durchzusetzen versuchte, wurde Afghanistan zum Pufferstaat zwischen Rußland und Britisch-Indien.
1893 zogen die Briten mit der sogenannten „Durand-Linie“ eine Grenze mitten durch das Siedlungsgebiet der Paschtunen, nachdem ihr Versuch gescheitert war, das Paschtunenland ihrer Kolonie Britisch-Indien zuzuschlagen.[2]
Nach dem 3. afghanisch-britischen Krieg (1919) erreichte Aman Ullah (1919–1929, seit 1926 König) im Vertrag von Rawalpindi (1919) die staatliche Unabhängigkeit Afghanistans. Seine forcierte Modernisierungs- und Reformpolitik nach westlich-europäischem Vorbild, die zu seinem Sturz führte, wurde durch Nadir Schah (1929–1933, 1931 Einführung der konstitutionellen Monarchie) und nach dessen Ermordung von Sahir Schah (1933–1973, Neutralitätspolitik) behutsamer fortgesetzt.
Krieg mit der Sowjetunion
Die letzte Schlacht des Kalten Krieges fand in Afghanistan statt. Nachdem sich 1978 Kommunisten mit Hilfe der kommunistisch geprägten Afghanischen Armee an die Macht geputscht und die Demokratische Republik Afghanistan ausgerufen hatten, ließ Weihnachten 1979 der Kremlchef Leonid Breschnew seine Truppen in Afghanistan einmarschieren, um die kommunistische Regierung in Kabul einerseits auf moskautreue Linie zu bringen und sie andererseits bei ihrer „Revolution“ zu unterstützen. Der amerikanische Geheimdienst CIA und Pakistan unterstützten infolgedessen fatalerweise die aufständischen Mudschaheddin mit geheimen Geld- und Waffenlieferungen, aus denen sich später die Taliban entwickeln sollten.
Zwischen dem 24. und 27. Dezember 1979 wurden über 6.000 Mann sowjetische Luftlandetruppen nach Kabul und Bagram eingeflogen. Am 25. Dezember traten starke Panzerverbände aus der Tadschikischen Sowjetrepublik den Marsch auf Afghanistan an (40. Armee unter Marschall Sergei Sokolow und die 5. und 108. Motorisierte Schützendivision). Binnen weniger Tage hatte die Sowjetunion die wichtigsten Städte und Verkehrsknotenpunkte ihres südliches Nachbarlandes besetzt und einen neuen Regierungschef eingesetzt.
Mit dem „eng befristeten“ Einsatz wollte der sowjetische Präsident Leonid Breschnew die Herrschaft der dortigen, in sich stark zerstrittenen, kommunistischen Partei sichern. Die politischen Flügelkämpfe hatten das Land an den Rand eines Bürgerkrieges gebracht. In Moskau wuchs die Angst vor einer islamischen Revolution nach iranischem Vorbild. Ein weiterer Gottesstaat hätte vermutlich auch die südlichen moslemischen Sowjetrepubliken destabilisiert.
Doch anstatt Ruhe in die Region zu bringen, wuchs der Widerstand der afghanischen Bevölkerung gegen das „gottlose“ Kabul sprunghaft an. Die Rebellen waren zunehmend religiös motiviert, und die afghanische Regierung verlor den letzten Rückhalt in der Bevölkerung. Die kommunistische Regierung hatte ab den späten Achtziger Jahren nur mehr in großen Städten wie Kabul und Kandahar die Staatsgewalt inne. Dem Aufruf zum heiligen Krieg folgten auch Tausende arabische Freiwillige. Unter ihnen war der saudische Milliardärssohn Osama bin Laden.
Angesichts der Invasion löste sich die afghanische Armee praktisch selbst auf. Mindestens die Hälfte der Soldaten – etwa 40.000 Mann – desertierten oder schlossen sich samt Waffen den Guerilla-Gruppen der Mudschaheddin an. Fast zehn Jahre lang lieferten sich Sowjetarmee und Mudschaheddin einen blutigen Kampf.
Der neue sowjetische Präsident Michail Gorbatschow sprach 1986 vom Afghanistankrieg als „offener Wunde“. Obwohl sich bis dahin ein Gleichgewicht des Schreckens zwischen der kommunistischen Regierung und den islamistischen Widerstandskämpfern gebildet hatte, was im Westen viele zur Annahme hinreißen ließ, die von den Russen unterstützte Kabuler Zentralregierung sitze auf dem längeren Ast, änderte sich die Situation dramatisch mit dem Abzug der russischen Soldaten 1989. Bereits 1986 lieferten die USA erstmals Stinger-Raketen an den afghanischen Widerstand. Ohne die massive Unterstützung durch Rußland befand sich die Kabuler Regierung, die inzwischen jede weltanschauliche Nähe zum Kommunismus leugnete und eine Regierung der nationalen Einheit ausrief, auf dem unaufhaltsamen Rückzug. 1992 schließlich wurde sie von den Mudschaheddin gestürzt, der Bürgerkrieg endete jedoch erst mit der Machtergreifung der Taliban in Kabul 1996, die mit einem radikalislamischen Herrschaftsstil für Frieden sorgten, wenn auch unter Verletzung zahlreicher grundlegender Menschenrechte.
Waffenlieferungen der CIA
Washington erkannte bald seine Gelegenheit, den großen Widersacher mit einem Stellvertreterkrieg am Hindukusch zu schwächen. In aller Stille beauftragte US-Präsident Jimmy Carter die CIA mit der Organisation von Hilfsmaßnahmen für die afghanische Bevölkerung. Der Geheimdienst arbeitete von Pakistan aus. Die CIA-Agenten lieferten zunächst nur leichte Waffen und Geld an die afghanischen Widerstandskämpfer.
In den 1980er Jahren weitete Ronald Reagan die Einsätze deutlich aus. Seither trainierten CIA-Agenten die afghanischen „Gotteskrieger“ in Pakistan an modernsten Stinger-Boden-Luft-Raketen.
Viele der Taliban, die mit Hilfe amerikanischer Geheimdienste (CIA) in Pakistan für den Kampf gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan ausgebildet wurden, waren arme Bauernsöhne ohne weitere Bildung.
Untergang der Sowjetunion
Am 15. Februar 1989 überschritt Oberbefehlshaber General Boris Gromow als einer der letzten sowjetischen Soldaten die Grenze zur Sowjetunion. Die CIA feierte den vermeintlichen Sieg als Triumph ihrer Strategie.
Die Niederlage der Sowjetarmee trug zum raschen Untergang der Sowjetunion bei. Der Kommunismus setzte seinen in Afghanistan begonnen Rückzug bald in Ost- und Mitteleuropa fort. 1989 zogen die letzten sowjetischen Panzer ab. Die Bilanz von neun Jahren Krieg: mehr als eine Million Tote, viele Millionen Flüchtlinge und – wie sich zeigen sollte – eine schwere Hypothek für die Zukunft.
Terrornetzwerk Al-Qaida
Nach deren Abzug im Februar 1989 eroberten zunächst die Truppen der Stammesführer aus dem Norden die Hauptstadt. Ein blutiger Bürgerkrieg folgte. Die Taliban wurden im September 1996 als Ordnungsmacht begrüßt.
Schließlich kehrte Osama Bin Laden nach Afghanistan zurück, um diesmal gegen die Amerikaner zu kämpfen.
Der aus Saudi-Arabien stammende Osama bin Laden war als Kämpfer gegen die sowjetische Besatzung gekommen. Später genoß er Gastfreundschaft des Taliban-Führers Mullah Omar und entwickelte von Afghanistan aus sein nunmehr gegen die „Ungläubigen“ im sogenannten „Westen“ gerichtetes Terrornetzwerk, bis nach dem Schlag gegen Neu York die USA im Oktober 2001 Afghanistan überfielen. Die USA mit ihren Vasallen konnten mit ihrer enormen Kriegsmaschinerie zwar das Taliban-Regierung stürzen – aber anstatt ihnen „die Stiefel zu lecken“, wie es das US-amerikanische Regime z. B. von der Regierung der BRD-Deutschen gewohnt waren, setzten ihnen die Paschtunen genauso wie zuvor den britischen und sowjetischen Imperialisten einen erbitterten Widerstand entgegen, der auch von den US-Besatzern nicht gebrochen werden konnte.
In Afghanistan, wo Stammeszugehörigkeit immer noch die stärkste Bindung ist, kann nur an Einfluß gewinnen, wer es versteht, Allianzen zu schmieden.
US-Aggressionskrieg
Der von der USA geführte NATO-Aggressionskrieg von 2001 gegen Afghanistan wurde scheinbar gedeckt durch den Artikel 51 der UN-Charta, weil ein Mitgliedsland der NATO, die USA (nach den Anschlägen am 11. September 2001), angeblich von Afghanistan aus „angegriffen“ worden seien und man nun verpflichtet sei, ihnen militärisch beizustehen. Die Präsidenten der USA und ihr Kabinett haben Erfahrung mit Kriegen, die auf ihre Lügen begründet werden und bringen stets die Regierungen unbeteiligter, verbündeter Länder, derzeit NATO, dazu eine Koalition zu bilden.
USA-Finanzierung
Die monatlichen Ausgaben des USA-Krieges von fast anderthalb Milliarden Euro (2 billion US-$ – 2009), sollen jährlich um etwa 60 Prozent steigen. Zu den 2008 angekündigten 17.000 US-Soldaten sollen weitere 4.000 Mann nach Afghanistan entsandt werden. Damit steigt die Zahl der US-Besatzer auf 59.000. Großbritannien leistet mit fast 9.000 Soldaten den größten europäischen Beitrag zur „Internationalen Schutztruppe“ (ISAF), gefolgt von der BRD (Bundeswehr) und Frankreich. Zusätzlich will der USA-amerikanische Präsident Barack Obama 21.000 US-Soldaten ab Herbst 2009 als Ausbilder und Militärberater nach Afghanistan schicken.[3]
Die USA möchten 2009 zur Festigung ihres Machtbereiches, für die kommenden fünf Jahren 1,5 Milliarden Dollar jährlich für Pakistan zur Verfügung stellen lassen.
Besonders hatte für böses Blut gesorgt, daß der Befehlshaber aller in Afghanistan eingesetzten Truppen, US-General David Petraeus, in einem Treffen mit Präsident Karsai freiweg behauptete, Dorfbewohner hätten ihre Kinder verbrannt, um die Zahl ziviler Opfer zu übertreiben und sie den USA anzulasten.
Als Kriegsziel legte Obama die „Zerschlagung von Al Kaida“ fest. Dazu sei die Stärkung der Regierungen in Afghanistan und Pakistan erforderlich.[4] Bis 2011 solle Afghanistans Armee auf 134.000 und die Polizei auf 82.000 Mann wachsen, damit sie für Sicherheit im Sinne der USA sorgen könnten.[5]
Militärische Verluste
Bis zum 30. Dezember 2009 verloren 312 US-Militärangehörige ihr Leben, 2008 waren es 151. Auch andere Staaten, die sich an der Internationalen Besatzungstruppe für Afghanistan (ISAF) beteiligen, erlitten 2009 schwere Verluste: Großbritannien traf es mit 109 Toten am härtesten, Kanada beklagte 32 getötete Soldaten. Die anderen Truppensteller verloren insgesamt 59 Soldaten.[6]
Rückzug
Der schrittweise Rückzug der US-amerikanischen Militärs nebst seiner Vasallen, obwohl weiterhin Teile des Landes unter quasi feindlicher Kontrolle standen, offenbarte das Scheitern dieser Okkupation und ließ das von diesen installierte afghanische Regime im Stich. Mit einer Zeremonie in Kabul am 29. Dezember 2014 beendeten die NATO-Besatzungstruppen ihren Kampfeinsatz, der vom BRD-Regime lange Zeit nicht als solcher bezeichnet wurde. An die Kampfmission ISAF schloß sich ab Januar 2015 nahtlos der „Ausbildungseinsatz“ mit dem Namen „Entschlossene Unterstützung“ („Resolute Support“) an. Die Taliban kündigten hierauf an, ausländische Truppen im Land weiterhin und so lange zu bekämpfen, bis der letzte ausländische Militärbesatzer das Land verläßt. Die NATO war in den 13 Jahren Besatzung mit bis zu 140.000 Soldaten in Afghanistan, darunter mehr als 5.000 Bundeswehrsoldaten, wovon 55 dort ihr Leben verloren. Insgesamt wurden rund 3500 Isaf-Söldner in den Kämpfen und bei Anschlägen getötet.
Für einen neuen Auftrag zur Ausbildung der afghanischen Streitkräfte blieben weiterhin 12.000 Söldner im Land, unter ihnen wiederum 850 Soldaten der BRD-Armee. US-Präsident Donald Trump schloß ein Friedensabkommen mit den militant-islamistischen Taliban, welches am 29. Februar 2020 ratifiziert wurde. In diesem verpflichteten sich die Taliban dem friedlichen Abzug der ausländischen Militärs. Seine Regierung hatte genug vom längsten Militäreinsatz ihrer Geschichte, denn sie hat nach Vietnam erneut lernen müssen, daß es nicht möglich ist, einem Land, in welchem völlig andere kulturelle Verhältnisse, Religionsvorstellungen und Traditionen herrschen, demokratische Diktate des Westens gegen den Willen eines Großteils der Bevölkerung aufzuzwingen.
Trumps Nachfolger Joe Biden setzte den Rückzug der US-Truppen nach 20 Jahren Einsatz in Afghanistan um. Im Jahr 2021 zogen sich die US-Armee und ihre NATO-Partner nach etwa 20jährigem kostspieligem Einsatz und der Besatzung des Landes aus Afghanistan zurück. Altpräsident Donald Trump hat allerdings die unkoordinierte Flucht der US-Streitkräfte aus Afghanistan im August 2021 als die größte außenpolitische Demütigung in der Geschichte der Vereinigten Staaten bezeichnet:
- „Dies ist kein Rückzug. Das war eine totale Kapitulation […] Bidens verpfuschter Abzug aus Afghanistan ist die erstaunlichste Zurschaustellung grober Inkompetenz durch den Führer einer Nation, vielleicht aller Zeiten.“
Die Demokratie Deutschlands wird nicht mehr am Hindukusch verteidigt. Etwa 30.000 Afghanen die sich illegal im Gebiet der BRD befinden werden nicht abgeschoben, weil dort evtl. wieder Kämpfe mit Taliban einsetzen könnten, sondern bleiben auf Kosten der deutschen Steuerzahler im Land.
Insgesamt 145 Milliarden Dollar waren in den Wiederaufbau des Landes geflossen, 837 Milliarden Dollar sollen die 20 Jahre Militäreinsatz gekostet haben. Dabei ließen 2.443 US-Soldaten ihr Leben und 20.666 USA-Soldaten wurden verwundet. 1.144 verbündete Soldaten fielen im Kampf oder erlagen ihren Verwundungen, darunter 59 Soldaten der Bundeswehr.[7] Über die Zahl der Verletzten und getöteten afghanischen Zivilisten gibt es keine verläßlichen Angaben. Nach Zählung der USA sind es 48.000.
Machtübergabe und Exodus 2021
Der demokratische US-Präsident Joe Biden verteidigte am 16. August 2021 den Abzug seiner Soldaten. Der übermächtige US-amerikanische Nachrichtendienstapparat (insbesondere die CIA) lag auf vielen Ebenen falsch, da wo sie richtig lagen, wurden sie von der Biden-Regierung ignoriert. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) hatte die Entwicklung in Afghanistan, die in die chaotische Evakuierung des internationalen Flughafens mündete, zuletzt falsch eingeschätzt.[8] Vor allem soll Heiko Maas, Bundesminister des Auswärtigen, und das ihm unterstelle Auswärtige Amt haben eindeutige Warnungen von ihren eigenem Diplomatenkorps in Kabul falsch bewertet oder gar sträflich mißachtet. Maas entschuldigte sich. Sein Ministerium habe die Situation in Afghanistan falsch eingeschätzt, sagte er am 16. August 2021 in Berlin.
- Der schnelle Vormarsch der Taliban hat das Versagen der afghanischen Streitkräfte offenbart. Deren Zusammenbruch schien erwartbar. Zu viele strategische Fehler wurden gemacht. 22 Kampfflugzeuge und 24 Militärhubschrauber mit 585 Soldaten an Bord sollen am Wochenende aus Afghanistan ins benachbarte Usbekistan geflohen sein. Auch Tadschikistan meldete, afghanische Soldaten seien per Flugzeug über die Grenze gekommen. Dabei galt die Luftwaffe der afghanischen Streitkräfte als schlagkräftig im Kampf gegen die Taliban, ebenso wie die 10.000 Mann zählenden Spezialkräfte. Doch wie der Rest der afghanischen Streitkräfte überließen sie den Taliban das Land. Diese erbeuteten zudem umfangreiche Ausrüstung, die die USA und deren Verbündete bereitgestellt hatten. Die Amerikaner allein gaben mehr als 90 Milliarden US-Dollar für die afghanischen Sicherheitskräfte aus, so das Ergebnis eines Projektes zu Kriegskosten der Brown University in Providence. Im Nachhinein findet sich eine Reihe an Faktoren, die den Zusammenbruch erwartbar erscheinen ließen. […] Am Wochenende dann verließ Präsident Ashraf Ghani das Land, ohne einen geordneten Übergang auch nur eingeleitet zu haben. Sein Abflug könne kaum ohne Genehmigung der USA geschehen sein, sagte der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig im Interview mit tagesschau.de.[9]
Fünf Maschinen des neuen Transporter A-400 M hat die Luftwaffe der Bundeswehr entsandt, um zwischen Kabul und der Drehscheibe in Taschkent, Usbekistan, eine Luftbrücke aufzubauen. Die Flüge sind riskant, weil am Flughafen Kabul immer wieder Schüsse fallen. Niemand kann sicher sagen, was die Besatzungen, zwei Flugzeugführer und ein Ladungsmeister, erwartet.[10]
Fanal am Hindukusch
- „Zu den Bildern aus Kabul nur das Wichtigste – die Dinge liegen ja völlig klar. Erstens. Eine peinlichere Niederlage hat der Westen mit seiner Demokratie-Farce seit Saigon 1975 nicht mehr eingefahren. Die USA stehen jetzt mitsamt ihren Vasallen hochverdient als Volltrottel vor der Welt da. Führungsanspruch sieht anders aus. Auch die Bundesregierung hat der gnadenlosen Fülle ihrer Inkompetenz in Afghanistan eine weitere milliardenschwere Pleite hinzugefügt, und jeder normale Mensch fragt sich, was noch passieren muß, daß diese unfaßbare Riege an Versagern, Volksverrätern und Dummbratzen endlich aus ihren Ämtern gejagt wird. Zweitens. Die andernorts zu hörende Empörung über den Triumph der Taliban teile ich nicht. Jedem das Seine. Der Fall zeigt einmal mehr: die westliche Demokratiesimulation ist alles andere als alternativlos. In Afghanistan haben Glaube, Zähigkeit und Opferbereitschaft den verdienten Sieg über die westlichen Fremdvögte davongetragen. Es ist höchste Zeit, die US-Verbrecher endlich auch aus Europa zu verjagen – mit Glaube, Zähigkeit und Opferbereitschaft. Drittens. Überhaupt gehen uns die Ereignisse in Kabul nur insofern etwas an, als wir den zu erwartenden Migrantenstrom jetzt tunlichst von den europäischen und insbesondere den deutschen Grenzen fernzuhalten haben. Und zwar mit allen Mitteln, wenn wir uns Mord, Totschlag und die spätestens seit 2015 hinlänglich bekannten Folgen der ‚Willkommenskultur‘ ersparen wollen. Viertens. Und hier bietet sich der volkstreuen Opposition, soweit sie sich am Bundestags-Wahlzirkus beteiligt, eine geradezu traumhafte Steilvorlage: sie könnte die Zuwanderungsparteien, die sich bereits mit Maximalforderungen nach Aufnahme zehntausender Afghanen überbieten, jetzt zu Paaren treiben, indem sie das „Flüchtlings“-Thema in den verbleibenden sechs Wochen Wahlkampf gnadenlos zum Hauptthema macht. Es könnte DAS Thema der nächsten Wochen werden. Motto etwa: „Grenzen dicht – Verhindert ein zweites 2015!“ Ich fürchte allerdings, daß die AfD nicht will und die NPD nicht kann. Auch wir kriegen die Regierung, die wir verdienen.“ — Karl Richter, 16. August 2021
Bei ihrem Abzug überließen die USA-Militärs den Taliban ein Waffenarsenal im Wert von 85 Milliarden Dollar,[11] darunter 500.000 Gewehre und Handwaffen, 22.000 gepanzerte Humvees, 42.000 Geländewagen und 211 Luftfahrzeuge, darunter 45 Kampfhubschrauber vom Typ „Black Hawk“, Jagdflugzeuge und Erdkampfflugzeuge der einstigen „Afghan National Security Forces“.[12][13][14]
Die deutsche Bundeswehr hat den Taliban auch fast sämliches, dort befindliches Militärmatierial - ohne es vorher unbrauchbar zu machen - hinterlassen, was dazu führte, daß z. B. die Taliban mit Bundewehr-Geländewagen und deutschem Hoheitskennzeichen mit aufgepflanztem Maschinengewehr, Siegessalven in die Luft abgebend, durch die Orte fuhren.
Resumé nach 20 Jahren westlicher Besatzung
Von den Kosten und den Toten der sowjetischen Besatzung abgesehen hat die USA-Regierung eine Billion US-Dollar in den letzten 20 Jahren in den Krieg, die Aufrüstung und die wirtschaftliche Entwicklung Afghanistans gesteckt. Zählt man die Gelder aus aller Welt zusammen, ist es noch viel mehr. Bis zum, für Amerika und seine Unterstützer, blamablen Ende flossen die internationalen Gelder ungehindert nach Afghanistan; an einer Spenderkonferenz in Genf im November 2020 wurden weitere 12 Milliarden Dollar für die kommenden vier Jahre zugesagt, allein die BRD-Regierung plante für das laufende Jahr Zahlungen in der Höhe von 430 Millionen Euro.
Nach der raschen Kapitulation der, unter US-amerikanischer Regierung eingeführten, afghanischen Streitkräfte und der Flucht deren Regierung sind wir heute klüger: Der Plan einer militärischen und politischen Stabilisierung und Zuordnung Afghanistans im Sinne der USA-Regierung ist gescheitert. Was bleibt ist ein Scherbenhaufen der westlichen Sicherheits- und Entwicklungspolitik.
Die Toten, besonders unter der Zivilbevölkerung, gehen in die Hunderttausende, dieselben Taliban, die 1996 bis 2001 in Afghanistan ein brutales Regime errichtet hatten sind zurück an der Macht; daß sie künftig gesellschaftliche und staatliche Strukturen nach westlichen Wunschvorstellungen zulassen werden erwartet kaum jemand.
Aber das scheint unwichtig, denn die meisten westlichen Regierungen haben sogleich Zahlungen für Entwicklungshilfe angekündigt und wollen weiterhin einem Land in welchem völlig andere kulturelle Verhältnisse, Religion und Traditionen herrschen, mit Zwang demokratische Vorstellungen gegen den Willen eines Teils der Bevölkerung einpflanzen.
Die US-Regierung unter Donald Trump hatte genug vom längsten Militäreinsatz ihrer Geschichte, und die USA-Regierung von Joe Biden wird (nach Vietnam- und Afghanistandesaster) erneut viel lernen müssen.
Drogenproduktion
Größter Opiumproduzent der Welt
Afghanistan ist der größte Opiumproduzent der Welt. Jeder achte Bewohner Afghanistans ist am Anbau von Mohn, aus dem Opium hergestellt wird, beteiligt. Afghanistan produzierte 92 % des weltweit gehandelten Opiums und Heroins. Die Anbaufläche für Mohn in Afghanistan beträgt ca. 193.000 Hektar. Insgesamt habe das 2007 in Afghanistan produzierte Opium einen Wert von vier Milliarden US-Dollar gehabt – mehr als ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes von Afghanistan.[15][16]
15 Millionen Menschen sind von diesem Stoff abhängig. Das weitaus meiste Heroin und Opium, das in Afghanistan hergestellt wird, geht in die EU – 19 %. 15 % landen in Rußland, weitere 15 % im Iran. Afghanistan produziert ca. 6.900 Tonnen Opium, der Stoff, aus dem auch Heroin gemacht werden kann – viel mehr als der weltweite Bedarf, der stagniert bei etwa 5.000 Tonnen. Die Vorräte in Afghanistan wurden 2009 auf etwa 10.000 Tonnen geschätzt. 6,4 % der afghanischen Bevölkerung sind in den illegalen Drogenhandel verstrickt.[17] Weltweit kommen rund 80 % der afghanischen Drogen bei den Drogenhändlern und Verbrauchern an. Allein in den NATO-Ländern sterben jährlich 10.000 Menschen an ihrer Unfähigkeit, mit Heroin umgehen zu können. Am weltweiten Drogenhandel verdienen die Machthaber in Afghanistan zwischen 90 und 160 Millionen US-Dollar pro Jahr.[18]
Cannabis
Afghanistan stellt jährlich zwischen 1.500 und 3.500 Tonnen Haschisch her, es wird pro Hektar 145 Kilogramm Harz (Haschisch) von zur Verwendung für Betäubungsmittel geeigneten Hanf-Gattungen produziert.[19] UNODC-Generaldirektor Antonio Maria Costa erklärt: „Während andere Länder noch mehr Cannabis anbauen, entwickelte sich Afghanistan dank einer außergewöhnlichen Ernte zum größten Haschisch-Hersteller der Welt.“[20]
Drogennetzwerk der CIA
2001 wurde berichtet, daß die Taliban die Opium-Produktion eingestellt hätten.[21] Nachdem die US-Armee und ihre Vasallen das Land besetzt hatten, stieg die Produktion von Opium in Afghanistan sprunghaft an. Die CIA ist mit Billigung der Regierungen der USA einer der gewichtigen Protagonisten am internationalen Drogenhandel. Über das Kosovo und Albanien – zwei „Mafia-Staaten“, die unter dem Schutz der US-Armee und der CIA stehen –, wird das aus dem afghanischen Opium gewonnene Heroin in Europa vertrieben. Die 5.000 Tonnen Opium, die im von der NATO besetzten Afghanistan jährlich geerntet werden, bringen bei einem Preis von 16.000 Dollar pro Kilo Erlöse von 80 Milliarden Dollar jährlich. Dieses Schwarzgeld regiert seit Jahrzehnten die Welt.
Der ehemalige General der russischen Streitkräfte in Afghanistan, Mahmut Gareev, sagte in einem Interview mit Russia Today:
- „Die Amerikaner stoppen nicht die Drogenproduktion in Afghanistan, vielmehr finanzieren sie sich damit. [...] Die Amerikaner geben zu, daß sie Drogen oftmals in ihren eigenen Flugzeugen außer Landes bringen. Der Drogenhandel bringt ihnen im Jahr 50 Milliarden Dollar ein. Sie tun nichts, um den Drogenhandel zu stoppen. Sie antworten nur militärisch, wenn sie angegriffen werden. Es gibt keinen militärischen Plan, die Mujahedin zu eliminieren. Vielmehr wollen sie die Taliban zu mehr Aktivitäten in den angrenzenden Ländern ermuntern. Die Amerikaner wollen die gesamte Region destabilisieren, um die militärische Oberhoheit in diesem Teil der Welt zu erringen.“[22][23]
Unterstützer bei „Aufbau und Entwicklung“
Die EU hat den Wiederaufbau Afghanistans seit 2001 bis 2009 mit 9 Milliarden Euro unterstützt.[24] Die BRD unterstützt die „Sicherheitskräfte“ (finanziert u. a. 134.000 Polizisten) und die Ausbildung privater Milizen in Afghanistan.[25] Die Deutsche Entwicklungshilfe finanziert Afghanistan mit 600 Million Euro im Jahr.[26] Allein das Bundesentwicklungsministerium hatte der afghanischen Regierung in 20 Jahren rund 3,5 Milliarden Euro deutsche Steuergelder als Entwicklungshilfe übersandt.
Situation 2014/15
Die afghanische Regierung ist weiterhin nicht dazu in der Lage, die Kontrolle über das ganze Land auszuüben. Die Macht der vergangenen Regierungen stützte sich entscheidend auf die Unterstützung der von den USA angeführten NATO-Besatzer. Nach dem Abzug der westlichen Truppen ist damit die weitere Entwicklung des Landes wieder völlig offen. Bereits Ende 2014 konnte die Regierung nur in afghanische Großstädten wie Mazar-i-Sharif, Herat, Kandahar und der Hauptstadt Kabul ihre Macht durchsetzen. Die Taliban erwarten, ihre Macht zukünftig massiv ausweiten zu können.[27] Im September 2015 eroberten die Taliban die Stadt Kundus – nachdem ein erster Versuch noch im Juni zuvor gescheitert war –, in der die Bundeswehr von 2003 bis 2013 ein Feldlager unterhielt.[28]
Siehe auch
Verweise
- Afghanistan-Einsatz kostete Deutschland mehr als 17 Milliarden Euro, Epoch Times, 5. Oktober 2021
- U. Zerell / B. Ahrens / P. Gerz: Documentation of a heroin manufacturing process in Afghanistan [Dokumentation der Heroinherstellung in Afghanistan; englischsprachig] (PDF-Datei)
- Matthias Gebauer: Afghanistan: Deutsche Geisel an Strapazen gestorben – anderer Entführter lebt, Der Spiegel, 21. Juli 2007
- Afghanistan – Lage der Christen im Land, Open Doors
- Peter Scholl-Latour: Da wird ein Zirkus aufgeführt, „Ungeheuerlichkeit, dass unter dem Schutz der NATO Afghanistan mit 90 % der größte Opium- und Heroinproduzent der Welt geworden ist.“, n-tv.de, 19. August 2009
- Wirtschaftsaufschwung in Afghanistan, MUPINFO, 2. August 2011
- Abgerufen am 16. August 2017. Bei WebCite® archivieren.Zahl der Afghanen in Deutschland steigt stark, Junge Freiheit, 16. August 2017
- Karikaturen
- Götz Wiedenroth: Afghanistan: Karsai geht im Wahljahr mit islamischer Familiengesetzgebung auf Stimmenfang, 9. April 2009