Klinger, Paul
Paul Klinger, eigentlich Paul Karl Heinrich Klinksik ( 14. Juni 1907 in Essen; 14. November 1971 in München), war ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Paul Karl Heinrich Klinksik wurde am 14. Juni 1907 in Essen geboren. Er war ein Klassenkamerad Helmut Käutners.[1] Auf Wunsch seines Vaters versuchte Paul Klinger, Architekt zu werden, doch sollte es nur bei dem Wunsch bleiben. Mit der Zeit wurden die Besuche in der Technischen Hochschule immer seltener. Statt dessen wanderte der Student Paul Klinger immer häufiger in die Vorlesungen über Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Nebenher nahm er noch Schauspielunterricht und da für diese Extraausgaben der väterliche Wechsel nicht reichte, arbeitete er in den Ferien als Werkstudent auf Baustellen oder spielte abends Klavier in einem kleinen Kino, noch weit entfernt, daran zu denken, daß er auch einmal in Großaufnahmen auf der lebenden Leinwand erscheinen würde.
Als Paul Klinger dann eines Tages vor die plötzliche Notwendigkeit gestellt wurde, für sich selbst sorgen zu müssen, gab es für ihn keine Wahl mehr. Den Architektenberuf hatte er innerlich schon längst aufgegeben und so unterschrieb er ohne Zögern einen Vertrag bei der Münchener Landesbühne, obwohl er sich darüber klar war, daß die nächsten Jahre nicht allzu rosig sein würden. Auf kleine und kleinste Rollen lautet der Vertrag der Paul Klinger endgültig zum Schauspieler stempelte, aber dafür war die Begeisterung um so größer und sie wurde auch nicht geringer durch den Umstand, daß sich die Münchener Landesbühne bei Licht besehen als ein Wandertheater entpuppte, das mit München nur den Namen gemeinsam hatte, im übrigen aber seine Zelte in den winzigsten Dörfern der Umgebung aufschlug.
Nur einen anderen Haken hatte dieses erste Engagement. Das Fach des jugendlichen Liebhabers, für das Paul Klinger seinem Alter und seinem Aussehen nach einzig und allein in Frage gekommen wäre, war nämlich längst besetzt. Nur der Posten des Heldenvaters war noch zu vergeben. So stand Paul Klinger Abend für Abend als Heldenvater auf der Bühne, ausgestattet mit wallendem Rauschebart und einer aus Kissen konstruierten ehrfurchterregenden Körperfülle.[2]
Paul Klinger ging 1929 an die Bühne nach Koblenz, später Oldenburg, Breslau und Düsseldorf und nannte sich fortan Paul Klinger.
Drittes Reich
1933 holte Heinz Hilpert Klinger ans Deutsche Theater Berlin, und hier bekam er endlich die Rollen, die für ihn bestimmt waren. Im selben Jahr erhielt er einen Vertrag bei der UFA, Terra-Filmkunst und Tobis und debütierte als charmanter Liebhaber in dem Film „Du sollst nicht begehren“.
In den 1930er und -40er Jahren spielte er Rollen als jungenhafter Liebhaber und guter Kumpel neben Olga Tschechowa, Irene von Meyendorff, Karin Hardt, Magda Schneider und Angelika Hauff. Er war auch an dem Kriegsfilm „Spähtrupp Hallgarten“ und als Sprecher an dem Dokumentarfilm „Ewiger Wald“ beteiligt.
Während des Krieges spielte Klinger unter anderem Hauptrollen in zwei Dramen von Veit Harlan: in „Die goldene Stadt“ und der Storm-Adaption „Immensee“.
Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit wurde Klinger ein Publikumsliebling in väterlichen Rollen, so unter anderem in Arthur Maria Rabenalts „Morgen ist alles besser“, Gustav Machatýs „Suchkind 312“ und den drei Immenhof-Filmen Mitte der 1950er Jahre. In den Kästner-Adaptionen „Pünktchen und Anton“ und „Das fliegende Klassenzimmer“ spielt Klinger den Strumpffabrikanten Pogge bzw. den zurückgezogen lebenden Nichtraucher. In den 1960er Jahren trat Klinger vorwiegend im Fernsehen auf, häufig in Kriminalfilmen, so in der Titelrolle der Vorabendserie „Kommissar Brahm“.
In den 1950er und 1960er Jahren zählte Paul Klinger schließlich zu den meistbeschäftigten Synchronsprechern in Deutschland, unter anderem für Bing Crosby, Jean Gabin, Cary Grant, William Holden und Stewart Granger.
Seine letzte Kinorolle spielte Klinger neben Stewart Granger und Horst Frank als Gangster in dem in Hongkong gedrehten Abenteuerfilm „Das Geheimnis der drei Dschunken“.
Paul Klinger starb am 14. November 1971 an einem Herzinfarkt in München. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof Söcking bei Starnberg.
Nachwirkung
1974 wurde ihm zu Ehren das Paul Klinger Künstlersozialwerk e. V. gegründet, da er sich bereits zu Lebzeiten für sozial benachteiligte Künstler eingesetzt hatte.
Die BRD würdigte Paul Klinger 2007 zu seinem 100. Geburtstag mit der Herausgabe einer Sonderbriefmarke (Auflage: 10 Millionen). Diese wurde am 14. Juni 2007 bei einem Festakt in Schloß Höhenried am Starnberger See feierlich vorgestellt. Bei dem Festakt waren neben der Familie Klinger auch Schauspielerkollegen Paul Klingers wie Sonja Ziemann, Ernst Stankowski, Kurt Weinzierl, Mady Rahl und Eva-Ingeborg Scholz anwesend.
In Essen, seiner Geburtsstadt, wurde eine Straße nach ihm benannt.
Filmographie
- Darsteller
- 1933: Du sollst nicht begehren / Blut und Scholle
- 1935: Liebesleute
- 1936: Männer vor der Ehe
- 1936: Fridericus
- 1937: Abenteuer in Warschau
- 1937: Das schöne Fräulein Schragg
- 1937: Zweimal zwei im Himmelbett
- 1937: Wie einst im Mai
- 1937: Gauner im Frack
- 1938: Großalarm
- 1938: Narren im Schnee
- 1938: Zwei Frauen
- 1938: Das Verlegenheitskind
- 1938: Verliebtes Abenteuer
- 1939: Ich bin gleich wieder da
- 1939: Morgen werde ich verhaftet
- 1939: Sommer, Sonne, Erika
- 1940: Kriminalkommissar Eyck
- 1940: Alarm
- 1940: Herzensfreud – Herzensleid
- 1941: Spähtrupp Hallgarten
- 1942: Die goldene Stadt
- 1942: Die Erbin vom Rosenhof
- 1943: Wenn die Sonne wieder scheint
- 1943: Immensee
- 1943: Zirkus Renz
- 1944: Das Leben ruft
- 1944: Seinerzeit zu meiner Zeit
- 1944: Der grüne Salon
- 1945: Vier Treppen rechts / Zimmer zu vermieten (Uraufführung 1950)
- 1945: Ich glaube an Dich / Mathilde Möhring (Uraufführung 1950)
- 1947: Ehe im Schatten
- 1948: Morgen ist alles besser
- 1949: Begegnung mit Werther
- 1949: Man spielt nicht mit der Liebe
- 1950: Sensation im Savoy
- 1950: Falschmünzer am Werk
- 1950: Die Nacht ohne Sünde
- 1951: Geheimnis einer Ehe/Talent zum Glück
- 1951: Mutter sein dagegen sehr
- 1951: Das späte Mädchen
- 1952: Am Brunnen vor dem Tore
- 1952: Mikosch rückt ein
- 1952: Mein Herz darfst du nicht fragen
- 1953: Hochzeit auf Reisen
- 1953: Pünktchen und Anton
- 1953: Wenn der weiße Flieder wieder blüht
- 1954: Staatsanwältin Corda
- 1954: Das fliegende Klassenzimmer
- 1954: Glückliche Reise
- 1954: Rosen-Resli
- 1954: Die sieben Kleider der Katrin
- 1955: Das Bad auf der Tenne
- 1955: Die Mädels vom Immenhof
- 1955: Mein Leopold / Ein Herz bleibt allein
- 1955: Unternehmen Schlafsack
- 1955: Sohn ohne Heimat
- 1955: Suchkind 312
- 1956: Das alte Försterhaus
- 1956: Hengst Maestoso Austria
- 1956: Hochzeit auf Immenhof
- 1956: Glücksritter
- 1957: Ferien auf Immenhof
- 1958: Liebe kann wie Gift sein
- 1958: Ist Mama nicht fabelhaft?
- 1958: Rommel ruft Kairo
- 1958: Sebastian Kneipp – Ein großes Leben
- 1961: Ich kann nicht länger schweigen
- 1963: Tim Frazer (Fernsehsechsteiler)
- 1963: Die weiße Spinne
- 1963: Der Parasit (Fernsehen)
- 1963: Unterm Birnbaum (nach Theodor Fontane) (Fernsehen)
- 1963: Jack und Jenny
- 1964: Das Wirtshaus von Dartmoor
- 1964: Der Fahrplan (Fernsehserie Das Kriminalmuseum)
- 1964: Freddy, Tiere, Sensationen
- 1964: Paul Klinger erzählt abenteuerliche Geschichten (Fernsehserie)
- 1965: Das Geheimnis der drei Dschunken
- 1966: Familie Hansen (Fernsehserie)
- 1966: Conan Doyle und der Fall Fdalji (Fernsehen)
- 1967: Kommissar Brahm (Fernsehserie)
- 1966: Paul Temple und der Fall Genf (Hörspiel)
- 1968: Paul Temple und der Fall Alex (Hörspiel)
- 1969: Tagebuch eines Frauenmörders (Fernsehen)
- 1970: Dreißig Silberlinge (Fernsehen)
- 1971: Kirsch und Kern (Fernsehen)
- Synchronsprecher (Auswahl)
- 1933: Hauptmann Sorrell und sein Sohn
- 1935: Es geschah in einer Nacht
- 1935: Unter falschem Verdacht
- 1937: Seekadetten
- 1940: Alkazar
- 1942: Bengasi – Das Schicksal einer Stadt
- 1942: Casablanca
- 1959: Das Tagebuch der Anne Frank
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Maß für Maß (Deutsches Theater, Berlin)[3]
- 1935: Iphigenie auf Tauris (Deutsches Theater, Berlin)[4]