Akın, Fatih

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Fatih Akın (Lebensrune.png 25. August 1973 in Hamburg-Altona) ist ein in der BRD lebender türkischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Filmproduzent. Für den Film „Gegen die Wand“ mit Birol Ünel und Sibel Kekilli in den Hauptrollen wurde er 2004 mit dem Goldenen Bären, dem Deutschen Filmpreis und dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet und dadurch international bekannt.

Werdegang

Herkunft

Fatih Akın wurde als Sohn türkischer Eltern am 25. August 1973 in Hamburg-Altona geboren und wuchs dort auf. Sein Vater, Enver Akın, war nach seiner Immigration 30 Jahre lang als Arbeiter (in einer Teppichreinigungsfirma) tätig (später auch als Darsteller in Filmen Fatih Akıns zu sehen), seine Mutter zunächst als Putzfrau und Packerin, dann in ihrem eigentlichen Beruf als Grundschullehrerin. Akın hat einen älteren Bruder Cem, der hauptberuflich im türkischen Konsulat arbeitet und gelegentlich in Akıns Filmen mitwirkt. Die Eltern erzogen als gläubige Mohammedaner ihre Söhne religiös und hielten sie an, die türkische Sprache zu sprechen, achteten aber auch auf gute schulische Leistungen und Integration in der deutschen Schule.[1] Akın bewunderte als Jugendlicher türkische Kriminelle und war Mitglied in entsprechenden Straßenbanden. Wie sein Vater war er nach eigenen Aussagen ein Straßenschläger.[2] Akın schätzt die Quote seiner Jugendfreunde mit späterer krimineller Karriere, die in der BRD als Kulturbereicherung gefeiert werden, auf 80 Prozent.[3] Beide Elternteile Fatih Akıns stammen aus der türkischen Provinz Zonguldak.

Ausbildung

Schon in seiner Jugend entschied sich Fatih Akın, zum Film zu gehen. Nach dem Abitur begann er 1994 mit dem Studium der Visuellen Kommunikation an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste, wo er 2000 das Diplom erwarb.

Wirken

Seit 1993 stand Fatih Akın in kleinen Rollen für zahlreiche Fernsehproduktionen vor der Kamera, doch war er es nach einer Weile müde, den „Vorzeigetürken vom Dienst“ zu spielen. Mit seinen eigenen Filmen wollte er andere Akzente setzen und die in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsenen Kinder ausländischer Eltern aus der Ghetto-Ecke (selbst geschaffenen Parallelgesellschaft) herausholen. Bei der „Wüste-Filmproduktion“ der Hamburger Produzenten Ralph Schwingel und Stefan Schubert konnte er sich als Autor und Regisseur profilieren und in den folgenden Jahren all seine Filme bis zu „Gegen die Wand“ produzieren. Bereits Akıns erster Kurzfilm „Sensin – Du bist es!“ (1995) wurde mit Preisen bedacht, und die darauffolgende Gangsterkomödie „Getürkt“ (1996) – ebenfalls ein Kurzfilm – lief erfolgreich auf verschiedenen Filmfestivals und wurde u. a. mit dem Friedrich-Wilhelm-Murnau-Kurzfilmpreis ausgezeichnet. 2009 maßte Akın sich an, das durch Volksabstimmung zustande gekommene Schweizer Minarettverbot massiv zu kritisieren und verweigerte die Einreise in die Schweiz, um seinen Film „Soul Kitchen“ dort zu bewerben.

Familie

Fatih Akın lebt in Hamburg und ist seit 2002 mit der Deutschmexikanerin Monique Obermüller verheiratet. Das Paar hat einen Sohn (geb. im September 2005). Akın liebt Musik und legt in seiner Freizeit Platten auf.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1996: Publikumspreis beim Internationalen Hamburger Kurzfilmfestival
  • 1996: 2. Preis der Türkei-Filmtage in Nürnberg, für „Sensin – Du bist es!“
  • 1997: 1. Preis in Lünen
  • 1997: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Kurzfilmpreis, für „Getürkt“
  • 1998: Bayerischer Filmpreis, Bronzener Leopard des Internationalen Filmfestivals von Locarno und weitere Auszeichnungen für „Kurz und schmerzlos“
  • 1999: Bayerischer Filmpreis als bester Nachwuchsregisseur
  • 2001: Adolf-Grimme-Preis, für „Kurz und schmerzlos“
  • 2001: Jupiter – Bester nationaler Regisseur für „Im Juli“
  • 2002: DEFA-Stiftung zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses
  • 2003: Silberner Filmpreis, für „Solino“
  • 2004: Goldener Bär der Berlinale 2004, Deutscher Filmpreis und Europäischer Filmpreis 2004 für „Gegen die Wand“
  • 2005: Goya der spanischen Filmakademie, für „Gegen die Wand“
  • 2007: Prix du Jury oecuménique der Internationalen Filmfestspiele von Cannes für „Auf der anderen Seite“
  • 2007: Preis für das beste Drehbuch bei den Internationalen Filmfestspiele von Cannes für „Auf der anderen Seite“
  • 2007: Norddeutscher Filmpreis in der Kategorie Bester Spielfilm für „Auf der anderen Seite“
  • 2007: Europäischer Filmpreis 2007 als bester Drehbuchautor für „Auf der anderen Seite“
  • 2007: Offizieller deutscher Beitrag für eine Nominierung als Bester fremdsprachiger Film für die Oscarverleihung 2008 mit „Auf der anderen Seite“
  • 2007: Lux-Filmpreis des Europaparlaments für seinen Film „Auf der anderen Seite“
  • 2008: Bayerischer Filmpreis 2007 als Bester Regisseur für „Auf der anderen Seite“
  • 2008: Karlsmedaille für europäische Medien, Médaille Charlemagne pour les Médians Européens
  • 2008: Deutscher Filmpreis in den Kategorien Beste Regie und Bestes Drehbuch für „Auf der anderen Seite“
  • 25. April 2008: Deutscher Filmpreis Goldene Lola für „Auf der anderen Seite“
  • 12. September 2009: Spezialpreis der Jury der Filmfestspiele von Venedig für „Soul Kitchen“
  • 2009: Norddeutscher Filmpreis in der Kategorie Bestes Drehbuch für „Soul Kitchen“
  • 15. Februar 2010: Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterrand zeichnet Fatih Akın mit dem Orden „Chevalier des Arts et des Lettres“ aus.
  • 2010: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
  • 2010: Norddeutscher Filmpreis in der Kategorie Bester Kinofilm für „Soul Kitchen“
  • 2011: Ehrenpreis des 16. Filmfestival Türkei/ Deutschland
  • 2011: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
  • 2012: Peter-Weiss-Preis
  • 2014: Douglas-Sirk-Preis
  • 2016: Integrationspreis der Insel Norderney im Rahmen des Internationalen Filmfests Emden-Norderney
  • 2018: Golden Globe Award für Aus dem Nichts[4]

Filmographie

Darsteller
  • 1995: Sensin – Du bist es!
  • 1997: Trickser
  • 1997: Getürkt
  • 1997: Klau mich!
  • 1997: Überleben in der Großstadt
  • 1997: Back in Trouble
  • 1998: Kurz und schmerzlos
  • 2000: Der letzte Flug
  • 1999: Kismet
  • 2000: Im Juli
  • 2001: Ein göttlicher Job
  • 2001: Die Liebenden vom Hotel von Osman
  • 2001: Planet der Kannibalen
Regie
  • 1995: Sensin – Du bist es!
  • 1997: Getürkt
  • 1998: Kurz und schmerzlos
  • 2000: Im Juli
  • 2000: Wir haben vergessen zurückzukehren
  • 2002: Solino
  • 2004: Gegen die Wand
  • 2004: Visions of Europe
  • 2005: Crossing the Bridge. The Sound of Istanbul
  • 2007: Auf der anderen Seite
  • 2012: Müll im Garten Eden
  • 2009: Deutschland ’09 – 13 kurze Filme zur Lage der Nation
  • 2009: Soul Kitchen
  • 2014: The Cut
  • 2016: Tschick
  • 2017: Aus dem Nichts
Drehbuch
  • 1995: Sensin – Du bist es!
  • 1997: Getürkt
  • 1998: Kurz und schmerzlos
  • 2000: Im Juli
  • 2000: Wir haben vergessen zurückzukehren
  • 2004: Gegen die Wand
  • 2004: Kebab Connection
  • 2005: Crossing the Bridge. The Sound of Istanbul
  • 2007: Auf der anderen Seite
  • 2012: Müll im Garten Eden
  • 2009: Deutschland ’09 – 13 kurze Filme zur Lage der Nation
  • 2009: Soul Kitchen
  • 2014: The Cut
  • 2017: Aus dem Nichts
Produzent
  • 2005: Crossing the Bridge. The Sound of Istanbul
  • 2007: Auf der anderen Seite
  • 2012: Müll im Garten Eden
  • 2011: Blutzbrüdaz
  • 2014: The Cut
  • 2017: Aus dem Nichts
Koproduzent
  • 2005: Crossing the Bridge. The Sound of Istanbul
  • 2006: Takva – Gottesfurcht
  • 2008: Chiko
  • 2009: Min Dît – Die Kinder von Diyarbakir
  • 2013: Mamarosh
  • 2009: Soul Kitchen

Verweise

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 08/2008
  2. Hamburger Abendblatt 17. Dezember 2009
  3. sueddeutsche.de, 11. Mai 2009
  4. Aus dem Nichts handelt fiktiv von den Döner-Morden und dem NSU.